1. Arten der Übersäuerung (Azidose)
  2. Latente Übersäuerung begünstigt oder verstärkt Erkrankungen
  3. Wie entsteht eine lokale Übersäuerung?
  4. Warum ist ein Ausgleichen des Säure-Basen-Haushaltes wichtig?
  5. Beschwerden, die mit einer lokalen Übersäuerung zusammenhängen können
  6. Was hilft gegen eine lokale Übersäuerung?
  7. Ernährung bei Übersäuerung
Limette als Beispiel für basische Lebensmittel Trotz ihres sauren Geschmacks zählen Zitrusfrüchte zu den basischen Lebensmitteln. © jd-photodesign, Adobe Stock

Die Regulierung des Säure-Basen-Haushaltes findet zurzeit in der Allgemeinmedizin nur wenig Beachtung. Unser Organismus ist jedoch in allen Bereichen auf ein ausgewogenes Verhältnis von Säuren und Basen angewiesen.

Arten der Übersäuerung (Azidose)

Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten der Übersäuerung: einer globalen Übersäuerung im Blut und einer lokalen Übersäuerung im Bindegewebe und in der Muskulatur. Die globale Übersäuerung lässt sich in die akute Übersäuerung und die latente bzw. chronisch latente Übersäuerung einteilen.

Globale akute Übersäuerung

Eine akute Entgleisung des Säure-Basen-Haushaltes stellt einen Notfall dar und sollte unbedingt medizinisch behandelt werden. Er kann unter anderem durch eine schwere Nierenfunktionsstörung oder ein Herz-Kreislauf-Versagen entstehen.

Globale latente bzw. chronisch latente Übersäuerung

Eine latente Übersäuerung kann folgende Erkrankungen begünstigen oder verstärken:

Aufgrund der Lebensweise kann über einen längeren Zeitraum der Säure-Basen-Haushalt gestört werden. Es entsteht eine latente Übersäuerung. Der Körper versucht, die Säuren über die Puffersysteme auszuscheiden oder zu neutralisieren. Dies kann andere Strukturen im Körper (z. B. Knochen) beeinträchtigen. Experten vermuten einen Zusammenhang zwischen einer latenten Übersäuerung und chronisch degenerativen Erkrankungen.

Lokale Übersäuerung im Bindegewebe (extrazelluläre Matrix) und in der Muskulatur

Die lokale Übersäuerung ist besonders im Bereich der Schmerzentstehung am Bewegungsapparat von Interesse (z. B. Rückenschmerzen). Diese örtliche Übersäuerung ist eine häufige Ursache für die Reizung der Schmerzfühler, die in der extrazellulären Matrix liegen. Der Schmerz tritt als Warnsignal auf, um auf ein Ungleichgewicht des Säure-Basen-Haushaltes im Gewebe hinzuweisen.

Wie entsteht eine lokale Übersäuerung?

Eine lokale Übersäuerung entsteht im Gewebe u. a. bei:

  • Bewegungsarmut/Immobilisation
  • Gefäßverengungen,
  • verspannten Muskeln,
  • lymphatischen und venösen Abflussstörungen,
  • Schwellungen oder
  • Entzündungen.

Durch die genannten Faktoren kommt es auf örtlicher Ebene zu einem Stoffwechselproblem. Deshalb können die anfallenden Säuren und Stoffwechselendprodukte nicht mehr in ausreichender Menge abtransportiert werden. Es kommt zu einem Rückstau im Gewebe und zu einer lokalen Übersäuerung. Diese wiederum fördert entzündliche Prozesse im Gewebe und kann die örtlichen Schmerzfühler depolarisieren.

Warum ist ein Ausgleichen des Säure-Basen-Haushaltes wichtig?

Eine lokale chronisch latente Übersäuerung (Azidose) der extrazellulären Matrix (EZM) spielt bei verschiedenen Schmerzzuständen am Bewegungsapparat eine wichtige Rolle. Eine säurelastige Ernährung ist dabei nicht die alleinige Ursache. Unsere Zellen produzieren zusätzlich während der normalen Stoffwechselprozesse Säuren wie Kohlensäure, Harnsäure und bei Sauerstoffmangelzuständen auch Milchsäure. Zudem sind Faktoren wie Bewegungsarmut, Überlastung und Muskelverspannungen von Bedeutung.

Beschwerden, die mit einer lokalen Übersäuerung zusammenhängen können:

Was hilft gegen eine lokale Übersäuerung?

Der Abbau einer Gewebeübersäuerung ist eine notwendige und sinnvolle therapeutische Maßnahme, um muskuloskelettalen Beschwerden zu begegnen. Hydrotherapeutische Behandlungen helfen, da sie den ph-Wert regulieren. Dazu zählen beispielsweise Maßnahmen wie Basenwickel und Basenbäder. Zusätzlich wird gegebenenfalls die Einnahme basischer Mineralien bis hin zu basischen Infusionen verordnet.

Als besonders wirksam hat sich in diesem Zusammenhang die Anwendung der ZRT®-Matrix-Therapie erwiesen. Durch Schwingungen, die durch einen mechanischen Schwingungsapplikator in die Muskeln eingebracht werden, wird der Stoffwechsel angeregt, das Gewebe gereinigt und ein natürlicher Zustand wiederhergestellt. Die ZRT®-Matrix-Therapie stellt damit eine bewährte Behandlungsmethode in der Therapie chronischer Schmerzzustände am Bewegungsapparat dar.

Auch ein individuell angepasstes Bewegungsprogramm ist bei einer lokalen Übersäuerung von großer Bedeutung, um die körpereigene Regulation positiv zu beeinflussen.

Andere ergänzende Maßnahmen wie eine basische Ernährung o. Ä. vermittelt der Spezialist im Rahmen einer Gesundheitsberatung.

Selbstheilung kann nur wirksam werden in einem basischen Milieu und in einem von Stoffwechselendprodukten befreiten Organismus.

Ernährung bei einer globalen und lokalen chronisch latenten Übersäuerung

Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle zum Ausgleich des Säure-Basen-Haushaltes. Menschen, die zur Übersäuerung neigen, sollten säurebildende Nahrungsmittel reduzieren. Dazu gehören vor allem tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Süßigkeiten.

Stattdessen sollten basische Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Nüsse und Getreidesorten (z. B. Hirse, Buchweizen) im Fokus der Ernährung stehen.

Der Geschmack eines Lebensmittels sagt dabei nichts über die Zuordnung zu basisch oder säurebildend aus. So zählen beispielsweise Zitronen zu den basischen Lebensmitteln.

Literaturangaben
  • Ancău, M. (2016). Säure-Basen-Haushalt. Klinische Grundlagen fürs Physikum, 47–56. Springer, Berlin, Heidelberg.
  • Birklein, F., Weber, M., Ernst, M., Riedl, B., Neundörfer, B. & Handwerker, H. O. (2000). Experimental tissue acidosis leads to increased pain in complex regional pain syndrome (CRPS). Pain, 87(2), 227–234.
  • Issberner, U., Reeh, P. W. & Steen, K. H. (1996). Pain due to tissue acidosis: a mechanism for inflammatory and ischemic myalgia? Neuroscience letters, 208(3), 191–194.
  • Mense, S. (2001). [Pathophysiology of low back pain and the transition to the chronic state – experimental data and new concepts]. Schmerz (Berlin, Germany), 15(6), 413–417.
  • Perl, E. R. (1996). Cutaneous polymodal receptors: characteristics and plasticity. Progress in brain research, 113, 21–37.
  • Rukwied, R., Chizh, B. A., Lorenz, U., Obreja, O., Margarit, S., Schley, M. et al. (2007). Potentiation of nociceptive responses to low pH injections in humans by prostaglandin E2. The journal of pain, 8(5), 443–451.
  • Steen, K. H., Steen, A. E. & Reeh, P. W. (1995). A dominant role of acid pH in inflammatory excitation and sensitization of nociceptors in rat skin, in vitro. The Journal of neuroscience: the official journal of the Society for Neuroscience, 15(5 Pt 2), 3982–3989.
  • Steen, K. H., Wegner, H. & Meller, S. T. (2001). Analgesic profile of peroral and topical ketoprofen upon low pH-induced muscle pain. Pain, 93(1), 23–33.
  • Steen, K. H., Wegner, H. & Reeh, P. W. (1999). The pH response of rat cutaneous nociceptors correlates with extracellular [Na+] and is increased under amiloride. The European journal of neuroscience, 11(8), 2783–2792.
  • Woo, Y. C., Park, S. S., Subieta, A. R. & Brennan, T. J. (2004). Changes in tissue pH and temperature after incision indicate acidosis may contribute to postoperative pain. Anesthesiology, 101(2), 468–475.
  • Dickreiter, B. Die zellbiologische Regulationstherapie in der Physiotherapie. Zeitschrift für Ganzheitliche Tiermedizin, 23(02), 56–58.
  • Heine, H. Von der Säftelehre zur Grundregulation – das bedeutendste wissenschaftliche Kontinuum der Medizingeschichte.
  • Heine, H. Homotoxicology and Ground Regulation System (GRS). Aurelia-Verlag.
  • Klopp, R. Mikrozirkulation im Focus der Forschung.
  • König, D., Muser, K., Dickhuth, H.-H., Berg, A. & Deibert, P. (2009). Effect of a supplement rich in alkaline minerals on acid-base balance in humans. Nutrition journal, 8, 23+.
  • Larsen, R. (2020). Säure-Basen-Haushalt (SBH). Wissens-Check: Anästhesie für die Fachpflege, 29–33. Springer, Berlin, Heidelberg.
  • Vormann, J., & Werner, T. (2021). Säure-Basen-Haushalt und Gelenkerkrankungen. Erfahrungsheilkunde, 70(01), 6–11.