1. Welcher Schuh ist gut für die Füße?
  2. Wie diagnostiziert der Orthopäde Fehlstellungen?
  3. Wie bekomme ich orthopädische Schuhe?
  4. Orthopädische Schuhe bei Hallux valgus
  5. Kinderfüße brauchen Freiheit
Laufschuhe mit orthopädischen Einlagen Orthopädische Schuhe oder Schuhe mit orthopädischen Einlagen sind ein wesentlicher Bestandteil der konservativen Behandlung. © gal_03, Adobe Stock

Orthopädische Schuhe und Schuhanpassungen sind ein wesentlicher Bestandteil unseres ganzheitlichen Therapiekonzeptes. Die statische Belastungsreduzierung steht dabei im Vordergrund.

So wie ein Haus nur gut gebaut werden kann, wenn die Untergrunduntersuchung ergeben hat, wie das Fundament zu verankern ist, so müssen Belastungen und Achsen in Bezug auf die Gesamtstatik untersucht werden.

Welcher Schuh ist gut für die Füße?

Gesunde Schuhe sollten...

  • ...leicht gedämpfte Sohlen haben, die die Eigenwahrnehmung des Fußes fördern.
  • ... einen nur leicht erhöhten Absatz haben.
  • ... erhöhte Ränder für mehr Stabilität haben.
  • ... Halt bieten.
  • ... eine flexible und bewegliche Schuhsohle haben.

Ein guter Schuh darf unser natürliches Gehen möglichst wenig beeinflussen. Die Absätze sollten nicht zu hoch sein. Im besten Fall ist der Absatz für eine bessere Dämpfung der Ferse auf hartem Untergrund nur leicht erhöht. Das heißt nicht, dass schicke Modeschuhe oder gar hohe Absätze verboten sind oder sofort zu irreversiblen Strukturschäden am Fuß führen. Es sollte nur ein Bewusstsein dafür vorhanden sein, dass der Fuß nach solchen Episoden einen Ausgleich benötigt. Dies kann durch Gehen in bequemen Schuhen, Barfußbelastung und ganzheitliches Training erfolgen. Als dauernd getragene Alltagsschuhe sollten hochhackige Modeschuhe allerdings sicher nicht in Betracht gezogen werden.

Dem Fuß als wichtigem Sinnesorgan wird ein Schuh gerecht, der Außenreize möglichst ungehindert durchleitet. Dieser Schuh darf kein vollständig abschirmendes Dämpfungssystem haben, sondern muss dem Fuß die Wahrnehmung des Untergrundes ermöglichen.

Daher sollte man Schuhe mit einem sehr starken Dämpfungssystem und dicken Sohlen, die die Wahrnehmung des Untergrundes nicht mehr ermöglichen, ganz vermeiden. Vor allem sogenannte Gesundheitsschuhe mit dicken, gewölbten Rollsohlen werden ihrer Absicht nicht gerecht: Sie tragen vielmehr zu einer Verkümmerung des Fußgewölbes bei und erhöhen die Verletzungsneigung des Trägers. Solche Schuheverhindern die wichtige Eigenschaft des Fußes als Sinnesorgan. Die propriozeptive Wahrnehmung des Untergrundes beim Gehen nimmt ab. Reflexe und Selbstschutzmechanismen des Körpers werden so unterlaufen.

Zudem sollte der Schuh ausreichend Halt bieten und den Füßen gleichzeitig Freiraum gewähren. Ein schmaler oder zugespitzter Zehenraum ist sehr ungünstig. Der Schuh darf den Fuß oder die Zehen auf keinen Fall zusammendrücken und einengen. Weil der Fuß in jedem Schuh muskulär entlastet wird, neigt er auch in jedem Schuh zur Ausweitung. Daher sollte an den Rändern des Schuhs eine leichte Führung vorhanden sein.

Eine leichte Dämpfung – zum Beispiel an der Ferse – kann auf den harten Untergründen, auf denen sich unser Alltag meistens abspielt, aber durchaus sinnvoll sein. Die Schuhsohle sollte ausreichend beweglich und flexibel sein, um dem sensiblen Fuß gerecht zu werden.

Wie diagnostiziert der Orthopäde Fehlstellungen?

Fußabdruck Bei der Ganganalyse untersucht der Arzt den Fuß in jeder Phase des Gangzyklus. 100 Messungen pro Sekunde liefern zuverlässige Ergebnisse über die Druckverteilung der Fußsohle und mögliche Fußfehlstellungen. © DIERS

Hilfreich ist zunächst die Podometrie (Fußdruckmessung), welche Aufschluss über Belastungsspitzen und Belastungsverteilung liefert. Zudem liefert die Wirbelsäulenvermessung Hinweise über Achsenabweichung und insbesondere Beckenschiefstellungen. Die orthopädische Ganganalyse vereint diese Untersuchungen. Da zahlreiche Schmerzen erst beim Gehen auftreten, bietet sie die ideale Lösung für eine Analyse von Haltungsfehlern, Fehlstellungen und Beinlängenunterschieden.

Wie bekomme ich orthopädische Schuhe?

Seit der Bismarckschen Gesetzgebung sind die orthopädischen Schuhanpassungen Kassenleistungen. Dies zeigt, dass ihre Wirksamkeit immer außer Frage stand. Alle Schuhanpassungen dienen letzten Endes der Druckreduktion und Druckverteilung.

Die Anbringung am Konfektionsschuh hat den Vorteil, dass die Veränderung optisch weitgehend nicht sichtbar ist. Für den Patienten bringt sie jedoch eine spürbare Entlastung.

Die Notwendigkeit ergibt sich daraus, dass wir uns meist auf harten Böden wie Asphalt, Kopfsteinpflaster oder Parkett bewegen. Dafür ist der Mensch nicht konstruiert, denn eigentlich sind wir Läufer, die sich auf dem weichen, schwingenden Waldboden bewegen sollten.

Nur die individuelle Abstimmung zwischen Arzt und Orthopädietechniker nach eingehender Analyse des jeweiligen Einzelfalles, kann dann die richtige Verordnung ergeben.

Orthopädische Schuhe bei Hallux valgus

Menschen mit Hallux valgus leiden unter Schmerzen beim Gehen. Unpassende Schuhe können diese Fußschmerzen noch verstärken. Vor allem der Druck auf das empfindliche Großzehengrundgelenk löst die Schmerzen aus. Während hohe Absätze oder enges Schuhwerk den Hallux valgus noch verstärken, bringt das richtige Schuhwerk Erleichterung. Heutzutage gibt es zahlreiche Orthopädietechniker, die auf Hallux valgus zugeschnittene Schuhe mit gleichzeitig moderner Optik herstellen.

Kinderfüße brauchen Freiheit

weiche sensible Kinderfüße Kinderfüße reifen, indem sie Boden und Gleichgewicht spüren. Auch für erwachsene Füße ist das gut. © Istockphoto.com

Im Lauflernalter des Kindes erfolgen viele Arten der Belastung und Bewegungsentwicklung hintereinander: Vom Vierfüßlergang über das Aufstehen, dem Zehenspitzengang, bis hin zum normalen Sohlengang erwerben Kinder motorische Muster in rascher Folge und entwickeln diese weiter.

Daher sollten Kinderfüße gerade in dieser Phase jeder Form der sensiblen Reizung ausgesetzt werden. Dieses Prinzip der Reizdurchleitung gilt ganz besonders für die Lauflernschuhe, die den kleinen Kindern angezogen werden.

Schirmen Kinderschuhe den kleinen Fuß zu sehr ab, verpassen die Kinder die für eine natürliche Fußreifung erforderlichen Bewegungsreize. Die kindlichen Fußgewölbe richten sich also nicht auf und Knick-Senkfüße sind die Folge. Vor Kinderschuhen, die führen und stützen wollen, kann also nur gewarnt werden. In dieser Phase sollten Kinder Rutschsocken mit Gumminoppen oder weiche Lederschühchen tragen. Diese behindern die sensible Wahrnehmung des Untergrundes möglichst wenig und fördern damit die Reifung des Kinderfußes.

Literaturangaben
  • Geigner, B. (2019). Konservative Therapie häufiger orthopädischer Fußkrankheiten. Orthopädie & Rheuma, 22(2), 43–47.
  • Greitemann, B., & Schievink, F. (2021). Orthopädische Schuhtechnik. Die Rehabilitation, 60(01), 45–66.
  • Grifka, J. (2005). Einlagen, Schuhzurichtungen, orthopädische Schuhe. Thieme Georg Verlag.
  • Orthofer, P. (2004). Orthopädietechnik. Huber Hans.
  • Schuh, R., & Windhager, R. (2016). Orthopädische Schuhversorgung. Der Orthopäde, 45(3), 269–278.