1. Was ist das femoropatellare Schmerzsyndrom?
  2. Ursachen des femoropatellaren Schmerzsyndroms
  3. Diagnose des femoropatellaren Schmerzsyndroms
  4. Wer ist vom femoropatellaren Schmerzsyndrom betroffen?
  5. Konservative Behandlung des femoropatellaren Schmerzsyndroms
  6. Operationsmöglichkeiten des femoropatellaren Schmerzsyndroms

Was ist das femoropatellare Schmerzsyndrom?

Untersuchung der Kniescheibe Untersuchung der Kniescheibe durch den Kniespezialisten. Er beobachtet ihren Lauf beim Beugen und Strecken des Knies. © Gelenk-Klinik

Schmerzen im Gelenk zwischen Oberschenkel (Femur) und Kniescheibe (Patella) bezeichnet man als femoropatellares Schmerzsyndrom, kurz FPS. Betroffene leiden unter vorderen Knieschmerzen. Die Bezeichnung Syndrom deutet darauf hin, dass es sich bei der Erkrankung um einen Sammelbegriff für Beschwerden handelt, denen der Arzt häufig keine genauen Ursache zuordnen kann.

Schätzungen zufolge leidet etwa jeder Vierte im Laufe seines Lebens am femoropatellarem Schmerzsyndrom mit Knieschmerzen vorne. Auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein.

Synonyme zum femoropatellaren Schmerzsyndrom

Die Überlastung der Kniescheiben – etwa durch sportliche Aktivität, anstrengende körperliche Arbeit oder Übergewicht – trägt wesentlich zur Entstehung des femoropatellaren Krankheitsbildes bei. Zudem können Erkrankungen des Immunsystems oder Stoffwechselstörungen wie Rheuma, Arthritis oder Gicht eine Rolle bei der Entstehung des femoropatellaren Schmerzsyndroms spielen. Aufgrund der Vielzahl möglicher Ursachen ist es sinnvoll, bei vorderen Knieschmerzen einen orthopädischen Kniespezialisten aufzusuchen, der eine umfassende Differentialdiagnostik und eine gezielte – meist konservative – Behandlung durchführt.

Ursachen des femoropatellaren Schmerzsyndroms

Das femoropatellare Schmerzsyndrom ist laut zahlreicher Studien das häufigste Krankheitsbild in der sportmedizinischen Praxis.

Knie anatomische Abbildung Die Kniescheibe bildet zusammen mit dem Oberschenkelknochen (Femur) und dem Schienbein (Tibia) das Kniegelenk. Der scheibenförmige Knochen wird lediglich durch Bänder in seiner Position gehalten. © Viewmedica

Als häufige Ursachen gelten folgende Erkrankungen:

Auslöser des femoropatellaren Schmerzsyndroms ist meist eine Überbelastung des Gelenks zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe durch zu hohe Trainingsintensität, starke Beanspruchung – etwa bei langem Sitzen mit gebeugtem Knie oder Bergabgehen – oder durch eine Schwäche der Adduktoren im Bereich der Hüfte.

Diagnose des femoropatellaren Schmerzsyndroms

Der Kniespezialist untersucht bei vorderen Knieschmerzen die Kniescheibe auf äußere Auffälligkeiten und ihre Beweglichkeit. Viele Patienten verspüren meist einen Schmerz beim Vorkippen der Kniescheibe, beim Tasten (Palpation) der Kniescheibenunterfläche, beim Verschieblichkeitstest und, wenn die Kniescheibe nach außen gedrückt und gleichzeitig langsam das Bein bis 30° gebeugt wird.

Die Kernspindiagnostik (MRT) zeigt erst die späten Schäden 3. bis 4. Grades. Deshalb führt der Kniespezialist zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung und eine sogenannte Patella-Defilee-Aufnahme durch. Mithilfe dieser speziellen Röntgenaufnahme werden neben der Kontur auch eine Verlagerung und Fehlstellungen der Kniescheibe sichtbar. Die Defilee-Aufnahme wird erstellt in 30-, 60- und 90-Grad-Stellung mit speziellem Lagerungsgerät.

Patella Lateralisation Defilee-Aufnahme der Kniescheiben eines Patienten mit seitlicher Verschiebung der Kniescheiben (Patella-Lateralisation). Weil die Patella vollständig durch Bänder und Muskeln gehalten wird, ist sie gegenüber Funktionsstörungen des Halteapparates besonders sensibel. © Gelenk-Klinik

Wer ist vom femoropatellaren Schmerzsyndrom betroffen?

In der Praxis der Gelenk-Klinik sind es oft Sportler und junge Menschen ohne Knorpelverschleiß, die wegen Knieschmerzen nach längerem Sitzen und vor allem beim Treppensteigen in die Sprechstunde kommen.

Untersuchung der Kniescheiben durch den Kniespezialisten Der Abstand zwischen Ferse und Gesäß zeigt dem Arzt die Funktionsfähigkeit der Kniescheibe. Ein großer Abstand deutet auf eine schmerzbedingte Verkürzung der Streckmuskulatur des Oberschenkels hin. © Gelenk-Klinik

Die Kniescheibe ist besonders empfindlich gegenüber muskulären Dysbalancen

Unbehandelt kann sich aus einem femoropatellaren Schmerzsyndrom eine Kniescheibenarthrose (Retropatellararthrose) entwickeln. Der Teufelskreis beginnt mit dem femoropatellarem Schmerz im Knie. Der Oberschenkelmuskel wird in seiner Aktivität reflektorisch durch den Schmerz bedingt gehemmt. Der Muskelaufbau verzögert sich, die Beweglichkeit im Kniegelenk nimmt ab. Der Zug an der Kniescheibe wird ungleichmäßig. Es entsteht eine Instabilität, die wiederum den vorderen Knieschmerz verstärkt.

Konservative Behandlung des femoropatellaren Schmerzsyndroms

In vielen Fällen kann der Orthopäde das femoropatellare Schmerzsyndrom mithilfe von nicht operativen, konservativen Verfahren zufriedenstellend behandeln.

  • Physiotherapie mit Dehn- und Kräftigungsübungen für den Bandapparat der Kniescheibe und die Oberschenkelmuskulatur
  • Stützende Schienen (Orthesen) zur Stabilisierung der Kniescheibe
  • Orthopädische Schuhzurichtungen zum Ausgleich geringgradiger Fehlstellungen
  • Physikalische Therapieformen
  • Medikamentöse Schmerztherapie

Operationsmöglichkeiten des femoropatellaren Schmerzsyndroms

Wenn es nicht möglich ist, mit konservativen Maßnahmen die Kniescheibe wieder richtig zu zentrieren, besteht die Gefahr, dass die Muskeln ihre Funktion verlieren. Folgende operative Eingriffe können den Teufelskreislauf aus Fehlstellung, Seitabweichung, Knorpelschaden und Schmerz unterbrechen:

Die operative Therapie zielt vor allem auf die Wiederherstellung eines symmetrischen Anpressdruckes im Kniescheibengleitlager. Auf diese Weise stellt ein operativer Eingriff die gleichmäßige Druckbelastung des Knorpels wieder her.

Literaturangaben
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