1. Prinzip der Schmerzbehandlung nach Racz
  2. Ablauf der Schmerzkatheterbehandlung nach Racz
  3. Wirkungsweise des Racz-Schmerzkatheters
  4. Kosten und Erstattung der Schmerzbehandlung nach Racz
  5. Aktuelle Sicherheitsstandards bei Anwendung des Racz-Katheters
  6. Indikationen für einen Racz-Katheter
  7. Vorteile und Erfahrungen mit dem Verfahren
Behandlung von Rückenschmerzen mittels Racz-Katheter Der Racz-Katheter ist eine nicht-operative Methode zur Behandlung von Rückenschmerzen. © Henrie, Fotolia

Mit dem Racz-Katheter wenden wir in derGelenk-Klinik seit 1998 sehr erfolgreich eine Methode an, die ursprünglich aus den USA kommt und zur Gruppe der interventionellen Schmerztherapien zählt. Ohne offene Operation kann man damit die häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen wirksam und dauerhaft bekämpfen. Das Therapieverfahren wurde von dem bekannten Wissenschaftler und Schmerzspezialisten Prof. Gabor Racz entwickelt. Bei akuten und chronischen Wirbelsäulenproblemen ermöglicht ein speziell dafür konstruierter elastischer Katheter, den Schmerz direkt an der Nervenwurzel zu bekämpfen. Dadurch gelangen die Wirkstoffe ohne Umwege gezielt an die betroffene Nervenwurzel.

Prinzip der Schmerzkatheterbehandlung nach Racz

Die Schmerzkatheterbehandlung nach Racz wurde entwickelt, um eine ganze Reihe von Ursachen für Rückenschmerzen kausal zu behandeln. Die Therapie erfolgt dabei nicht operativ, sondern über einen flexiblen Katheter, der durch den Spinalkanal (Wirbelkanal) der Wirbelsäule geschoben wird.

Dieser flexible Katheter reicht bis an das Segment der Wirbelsäule, das den Schmerz auslöst. Wenn die Sonde am Schmerzort, etwa einer alten Operationsnarbe oder einem Bandscheibenvorfall angekommen ist, können verschiedene schmerzstillende, entzündungshemmende oder regenerierende Substanzen an die entzündeten oder komprimierten Nerven eingebracht werden.

Ablauf der Schmerzkatheterbehandlung nach Racz

Externer Inhalt von viewmedica.com

Zustimmen

In örtlicher Betäubung wird eine hochelastische Spezialkanüle durch einen kleinen Schnitt von ca. 2 mm in den Epiduralraum (Raum zwischen dem Wirbelkörper und der harten Hirnhaut, die das Rückenmark umgibt) der Wirbelsäule eingeführt. Für Beschwerden in der Lenden- und Brustwirbelsäule erfolgt der Zugang im Bereich des Steißbeins (Hiatus sacralis), bei Beschwerden an der Halswirbelsäule gelangt man über den Brustwirbelbereich zum betroffenen Gebiet. Der Eingriff findet unter ständiger Röntgenkontrolle statt und kann deshalb zielgenau gesteuert werden. Der Katheter besteht aus einem besonders verträglichen Kunststoffschlauch mit einer elastischen Stahlfeder an der Spitze. Insgesamt dauert der Eingriff ca. 30 Minuten.

Da die Applikation der Medikamente viermal wiederholt wird, bleiben die Patienten zwei bis drei Tage stationär in der Gelenk-Klinik. Die Folgeinjektionen erfolgen dann einfach durch den vorhandenen Katheter. Dabei ist in den Zeiten zwischen den Applikationen keine Bettruhe erforderlich. Der Patient darf sich frei bewegen.

Wirkungsweise des Racz-Schmerzkatheters

Bei dem Verfahren nach Racz wird konzentrierte Kochsalzlösung in Kombination mit schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln zielgenau an die betroffene Nervenwurzel injiziert. Die Abschwellung und Entwässerung des entzündeten Gewebes erfolgt nach dem osmotischen Prinzip. Durch die semipermeable (halbdurchlässige) Membran können Flüssigkeiten diffundieren, Feststoffe hingegen nicht. Auf diese Weise wird die Flüssigkeit aus dem Gewebe gepresst und es schwillt ab. Zusätzliche Einspritzungen von Enzymlösungen lösen rückenmarksnahe Vernarbungen und Verklebungen auf.

Kosten und Erstattung der Schmerzbehandlung nach Racz

Obwohl wir seit mehr als 10 Jahren sehr gute Resultate mit diesem Verfahren erzielen und zahlreiche zufriedene Patienten dadurch schmerzfrei sind, lehnen manche Kostenträger die Erstattung ab, weil es bislang noch keine offiziell anerkannte Studie gibt, welche die Wirksamkeit nach den speziellen Kriterien der evidenzbasierten Medizin (EbM) belegen. Damit entspricht dieses Verfahren nicht dem derzeitigen anerkannten medizinischen Standard in Deutschland.

Unsere langjährigen durchweg positiven Erfahrungen bestärken uns jedoch darin, dieses schonende und effektive Verfahren weiterhin anzuwenden. Dies entspricht im Übrigen den Ergebnissen einer aktuellen Studie der TU München über den Wirksamkeitsnachweis der minimalinvasiven perkutanen epiduralen Neurolyse nach Racz (L. Gerdesmeyer et al. Springer Verlag ISSN: 0932-433X).

Aktuelle Sicherheitsstandards bei Anwendung des Racz-Katheters

Um die höchstmögliche Sicherheit für die Patienten zu gewährleisten, halten wir uns an folgende Standards:

  • Erfahrungsaustausch mit anderen Wirbelsäulenspezialisten
  • Durchführung nur im sterilen Reinraum-OP
  • keine Anwendung ohne Röntgenüberwachung
  • kontinuierliche Kontrolle der Vitalparameter mt EKG, Blutdruck und Sauerstoffsättigung
  • spezielle Aus- und Fortbildung der Fachärzte in Kathetertechnik
  • stationäre Überwachung
  • ständige Anwesenheit eines Facharztes für Anästhesie

Indikationen für einen Racz-Katheter

Junger Mann mit Rückenschmerzen Die Schmerzbehandlung mittels Racz-Katheter eignet sich für verschiedene Arten von Rückenschmerzen. © metamorworks, Fotolia

Vorteile und Erfahrungen mit dem Verfahren

  • risikoarme Therapie
  • minimalinvasiv
  • keine Vollnarkose
  • hohe Erfolgsquote
  • keine Narbenbildung
  • keine offene Operation
  • keine langen Klinikaufenthalte
  • schnell arbeits- und alltagsfähig
  • in den USA erprobt und etabliert
  • jederzeit wiederholbar
  • ideal auch bei voroperierten Patienten
  • gezielte Ursachenbekämpfung

 

Literaturangaben
  • Surgical Management of Pain. (2001). Thieme Publishing Group.
  • Medical Management of Acute and Chronic Low Back Pain: Pain Research and Clinical Management Series, Volume 13. (2002) (1 ed). Elsevier.
  • The Lumbar Spine: Official Publication of the International Society for the Study of the Lumbar Spine. (2004a) (Third ed). Lippincott Williams & Wilkins.
  • Regional Nerve Blocks And Infiltration Therapy: Textbook and Color Atlas. (2004b) (3 ed). Wiley-Blackwell.
  • Advances and Technical Standards in Neurosurgery, Vol. 31. (2006) (1 ed). Springer.
  • Magnetic Resonance Imaging of the Brain and Spine (2 Volume Set). (2008a) (Fourth ed). Lippincott Williams & Wilkins.
  • Cousins and Bridenbaugh's Neural Blockade in Clinical Anesthesia and Pain Medicine. (2008b) (Fourth ed). Lippincott Williams & Wilkins.
  • Fundamentals of Anaesthesia (Cambridge Medicine). (2009) (3rd ed). Cambridge University Press.
  • Evidence-Based Chronic Pain Management (Evidence-Based Medicine). (2010) (1 ed). Wiley-Blackwell.
  • Advances in Minimally Invasive Surgery and Therapy for Spine and Nerves (Acta Neurochirurgica Supplementum). (2011) (1st Editio ed). Springer.
  • Baheti. (2009). Interventional Pain Management A Practical Approach (1 ed). Jaypee Brothers Medical Publishers (P) Ltd..
  • Dorwart, R. H. (1984). Computed tomography of the lumbar spine: techniques, normal anatomy, pitfalls, and clinical applications. Critical reviews in diagnostic imaging, 22(1), 1–42.
  • Garc'ia-Larrea, L., Peyron, R., Mertens, P., Laurent, B., Mauguière, F. & Sindou, M. (2000). Functional imaging and neurophysiological assessment of spinal and brain therapeutic modulation in humans. Archives of medical research, 31, 248–57.
  • Hans-Peter Bischoff, J. H. (2007). Praxis der konservativen Orthopädie. Thieme Georg Verlag.
  • Hefti, F. (1997). Kinderorthopädie in der Praxis (German Edition) (1 ed). Springer.
  • JD, S. D. (2001). Interventional Pain Management (2nd ed). Saunders.
  • Kirkpatrick, J. S. (1996). Oh, my aching back: evaluation and surgical treatment of lumbar spine disorders. Southern medical journal, 89(10), 935–939.
  • MD, H. S. (2008). Current Therapy in Pain: Expert Consult: Online and Print (1 Har/Psc ed). Saunders.
  • MD, J. M. & MD, J. P. (2006). Complications in Regional Anesthesia and Pain Medicine (1 ed). Saunders.
  • Na. Komplikationen in Orthopädie und Unfallchirurgie: vermeiden; erkennen; behandeln.
  • Niethard, F. U. (2010). Kinderorthopädie: 50 Tabellen. Thieme.
  • Niethard, F. U., Pfeil, J. & Biberthaler, P. (2009). Orthopädie und Unfallchirurgie. Stuttgart: Thieme.
  • Orthofer, P. (2003). Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Wirbelsäule und Thorax.. Thieme Georg Verlag.
  • Orthofer, P. (2004). Orthopädietechnik. Huber Hans.
  • Pappagallo, M. (2004). The Neurological Basis of Pain (1 ed). McGraw-Hill Professional.
  • Ramsey, R. (1999). Teaching Atlas of Spine Imaging (Teaching Atlas Series) (1 ed). Thieme.
  • Resnick, D. & Haid, R. (2002). Surgical Management of Low Back Pain (Neurosurgical Topics) (1 ed). AANS.
  • Roh, J. S., Teng, A. L., Yoo, J. U., Davis, J., Furey, C. & Bohlman, H. H. (2005). Degenerative disorders of the lumbar and cervical spine. The Orthopedic clinics of North America, 36(3), 255–262.
  • Warfield, C. & Bajwa, Z. (2004). Principles & Practice of Pain Medicine: Second Edition (Warfield, Principles and Practices of Pain Medicine) (2 ed). McGraw-Hill Professional.
  • Wülker, N. (2005). Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Stuttgart: Thieme.