Mann mit Rückenschmerzen Mit den richtigen Maßnahmen und einer rückenfreundlichen Lebensweise kann man selbst einiges gegen Rückenschmerzen tun. © Filip_Krstic, istock

In den meisten Fällen handelt es sich bei Rückenschmerzen um sogenannte unspezifische Rückenschmerzen. Sie beruhen vor allem auf einer lang andauernden, ungünstigen Belastung des Rückens, die zu muskulären Verspannungen und Verkürzungen sowie verkümmerten Faszien oder Bändern führt. Dazu gehören einseitige und übermäßige Belastungen, z. B. durch Fließbandarbeit oder körperlich schwere Tätigkeiten. Bewegungsmangel, eine vorwiegend sitzende Lebensweise, Übergewicht und psychischer Stress begünstigen den ungesunden Druck auf den Rücken.

Mit verschiedenen Maßnahmen im akuten Fall und einer rückenfreundlichen Lebensweise kann man in vielen Fällen gut selbst etwas gegen Rückenschmerzen tun. Je nach Diagnose verschreibt der Rückenspezialist auch spezifische konservative Therapien, Medikamente oder Operationen.

Selbsthilfe bei Rückenschmerzen

Rotlicht hilft gegen Rückenschmerzen Zur effektiven Selbstbehandlung bei Rückenschmerzen gehört Wärme, z. B. mit Rotlicht. © Marina Lohrbach, Adobe

Es gibt eine ganze Menge, was Sie selbst gegen akute Rückenschmerzen tun können. Und wer immer wieder darunter leidet, kann mit Lebensstiländerungen und Übungen vorbeugen. Wichtig ist allerdings, dass vor jeder Selbsthilfe eine ernste Erkrankung ausgeschlossen bzw. Rat beim Arzt eingeholt wird.

Wärme und Bewegung

Bei Rückenschmerzen empfiehlt der Arzt folgende Maßnahmen zur Selbsthilfe:

  • Wärme. Wärme fördert die Durchblutung und lockert verspannte Muskeln. Sie wird den schmerzenden Bereichen durch eine Wärmflasche, Infrarotbestrahlung, ein aufgeheiztes Kirschkernkissen oder ABC-Pflaster zugeführt. Verschlimmert Wärme die Beschwerden, könnte ein entzündliches Geschehen dahinter stecken. Dann sollte man die Wärmeapplikation beenden und einen Arzt aufsuchen.
  • Bewegen. Sofern keine Alarmsignale vorliegen, sollte man sich nicht etwa schonen, sondern moderat bewegen. Spazieren gehen, normale Alltagsaktivitäten (aber nicht schwer heben!), etwas Radfahren oder Schwimmen sind günstig für den Rücken.
  • Entspannungsübungen. Sie helfen in Kombination mit leichter Bewegung bei Rückenschmerzen besonders gut. Zur Entspannung des Rückens finden sich spezielle Übungen unter Rückenübungen.
  • Stufenlagerung. Bei Kreuzschmerzen ist es für die Betroffenen auch oft angenehm, eine sog. Stufenlagerung einzunehmen. Dabei liegt man auf dem Rücken (z. B. auf dem Boden) und platziert die Unterschenkel auf einem Hocker oder einer Kiste. Oberschenkel und Knie sind jeweils in einem 90-Grad-Winkel gebeugt. Diese Haltung entlastet den Lendenwirbelsäulenbereich.

Schmerzmittel

Reichen die genannten Maßnahmen nicht aus, empfiehlt oder verschreibt der Arzt schmerzlindernde oder entspannende Wirkstoffe. Schmerzmittel lindern die Schmerzen, ändern aber wenig an der zugrundeliegenden Problematik. Trotzdem ist es oft sinnvoll, sie einzunehmen: Denn durch die Schmerzlinderung wird die nötige Beweglichkeit häufig überhaupt erst möglich. Prinzipiell sollte man Schmerzmittel nur in niedriger Dosierung und über einen kurzen Zeitraum einnehmen. Bessert sich der Zustand nicht innerhalb weniger Tage, ist der Gang zum Arzt nötig. Folgende Wirkstoffe werden gegen akute Rückenschmerzen eingesetzt:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen. Sie reduzieren die Schmerzen und hemmen entzündliche Prozesse. Für die verschiedenen Wirkstoffe sind Tageshöchstdosen zu beachten. Als Nebenwirkung drohen Magenschmerzen, Übelkeit und Magenschleimhautschäden bis hin zu Magen-Darm-Blutungen. In niedriger Dosierung können NSAR ohne Rezept in der Apotheke erworben werden. Höhere Dosierungen muss der Arzt verschreiben.
  • Muskelentspannende Medikamente. Diese Wirkstoffe sind ebenfalls verschreibungspflichtig und sollten nur akut bei starken Schmerzen eingesetzt werden. Sie machen müde und benommen und beeinträchtigen dadurch die Fahrtüchtigkeit.
  • Opioide. Wirkstoffe wie Morphin, Tramadol, Oxycodon und Hydromorphon verschreibt der Arzt bei schweren Rückenschmerzen. Sie stehen als Tabletten, Tropfen oder Pflaster zur Verfügung. Um Überdosierung zu vermeiden, müssen sie genau nach Vorschrift verwendet werden. Übelkeit, Schwindel, Benommenheit und Verstopfung sind typische Nebenwirkungen. Aufgrund der Gefahr einer Gewöhnung sollte man sie nicht länger als vier Wochen lang einsetzen.

Rückenfreundliche Lebensweise

Schon im normalen Alltag kann man eine ganze Menge tun, um chronische Rückenschmerzen zu lindern oder ihnen vorzubeugen. Unsere Tipps sind:

  • Treiben Sie Sport und bewegen Sie sich mehr. Nutzen Sie im Alltag jede Chance für körperliche Aktivität, d.h. laufen Sie z. B. lieber die Treppe als mit dem Aufzug zu fahren.
  • Bauen Sie Übergewicht ab, wenn Sie zu viel wiegen.
  • Sitzen und stehen Sie nicht zu lange. Stehen sie regelmäßig alle 30 Minuten vom Schreibtisch oder von der Couch auf und gehen Sie hin und her. Lockern Sie Schultern und Nacken mit kleinen Turnübungen.
  • Stehen Sie rückenfreundlich aus dem Liegen und Sitzen auf. Wie das geht, lernt man am besten in der Rückenschule. Ein Tipp dafür ist, Positionswechsel nur mit angespannter Bauch- und Beckenmuskulatur durchzuführen.
  • Heben Sie Dinge nur aus der Hocke heraus und halten Sie dabei das Becken fest und den Rücken gerade.
  • Nutzen Sie ergonomische Sitzmöbel, vor allem bei langer Schreibtischarbeit.
  • Tragen Sie gut passendes Schuhwerk. Lassen Sie Knick- oder Plattfüße vom Orthopäden begutachten und tragen Sie verordnete Einlagen.

Rückenübungen zum Vorbeugen gegen Schmerzen im Rücken

Gezielte Übungen können die Muskulatur im Rücken kräftigen und so Rückenschmerzen vorbeugen. Damit sie nützen, müssen sie jedoch korrekt und regelmäßig durchgeführt werden. Erlernen lassen sich solche Übungen z. B. in der Rückenschule oder beim Physiotherapeuten. Eine ausführliche Anleitung finden Sie hier:

Konservative Therapien von Rückenschmerzen beim Arzt

Bessern sich Rückenschmerzen mithilfe der genannten Maßnahmen nicht innerhalb weniger Tage oder kommen Warnsignale für ernste Erkrankungen hinzu, muss ein Arzt die Ursache abklären.

Hinweise auf ernste Erkrankungen sind

  • plötzliches Auftreten der Schmerzen nach Husten, Niesen, schwerem Heben
  • gleichzeitiges Fieber, Schüttelfrost, rasche Ermüdbarkeit, Immunsuppression
  • Lähmungen in Arm und Bein, ausstrahlende Schmerzen, Gefühlsstörungen, unwillkürlicher Harn- oder Stuhlverlust
  • Tumorleiden in der Vorgeschichte, höheres Lebensalter, Gewichtsverlust, schnelle Ermüdbarkeit.

Nach ausführlicher Diagnostik legen die Wirbelsäulenspezialisten der Gelenk-Klinik Gundelfingen für den Patienten einen speziell abgestimmten Therapieplan fest, der engmaschig überprüft wird. Oberste Ziele sind dabei die Schmerzfreiheit und Mobilisation des Patienten.

Konservative, also nicht-operative Behandlungsmethoden stehen für unsere Experten bei der Therapie von Rückenschmerzen an erster Stelle. Operative Methoden werden erst dann erwogen, wenn alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind und die Ergebnisse nicht zufriedenstellend waren.

Welche konservativen Behandlungen von Rückenschmerzen stehen in der Gelenk-Klinik zur Verfügung?

Streckübung der Wirbelsäule Rückenübungen sind zentraler Bestandteil der konservativen Therapie chronischer Rückenschmerzen. © Gelenk-Klinik
  • Physiotherapie und Bewegungstherapie: Rückenübungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination mobilisieren den Patienten und verhindern eine Chronifizierung der Schmerzen.
  • Traditionelle Schmerzbehandlung: Schmerzmedikamente in angepasster Dosierung als Tabletten, Pflaster oder Cremes kombiniert mit muskelentspannenden Präparaten lindern Rückenschmerzen, vermeiden Schonhaltungen und helfen bei der Mobilisation.
  • Orthopädietechnische Versorgung: Die individuelle Anpassung von Orthesen, Korsetts und Schuheinlagen durch Orthopädietechniker erleichtert die schnelle Rückkehr in einen aktiven Alltag. In manchen Fällen verschreibt der Arzt bei einem HWS-Syndrom auch kurzfristig eine Halskrause.
  • Zellbiologische Regulationstherapie: Gezielte Muskelstimulation durch biomechanische Schwingungen verbessert Stoffwechsel und Durchblutung und verringert Schmerzen.

Operative Therapie von Rückenschmerzen

Infiltration der Wirbelsäule Bei der Infiltration wird eine therapeutische Substanz in die schmerzende Körperregion injiziert. © Elnur, Adobe Stock

Jeder operative Wirbelsäuleneingriff wird im Einzelfall durch die Rückenspezialisten der Gelenk-Klinik mittels ausführlicher Diagnostik auf seine Notwendigkeit überprüft.

Warnsignale, die Hinweise auf die Notwendigkeit einer Operation geben:

  • Störungen der Blasenfunktion (Inkontinenz)
  • Störungen der Mastdarmfunktion
  • Querschnittssyndrom im unteren Rückenmark (sogenanntes Cauda-Syndrom)
  • Lähmungen (Paresen)
  • Gefühlsstörungen, Taubheitsgefühl
  • Therapieresistente Schmerzen, die sich stark verschlimmern.

Welche operativen Behandlungsmethoden von Rückenschmerzen bietet die Gelenk-Klinik?

Zur operativen Behandlung spezifischer Ursachen von Rückenschmerzen gibt es minimalinvasive bzw. endoskopische und offene Verfahren. Bei endoskopischen Eingriffen arbeitet der Operateur über einen nur Millimeter großen Zugang, ohne dass sich Narben am Weichteilgewebe der Wirbelsäule bilden oder Knochensubstanz verloren geht. Diese minimalinvasiven Operationen sind auch als sogenannte Schlüssellochchirurgie bekannt. Sie umfassen Eingriffe zur Schmerztherapie (z. B. Infiltrationen und Neuromodulation) und in Verbindung mit Bandscheibenvorfällen und benötigen nur kleinste Hautschnitte. Für die Patienten ist eine minimalinvasive Operation mit einer schnelleren Genesung und weniger Schmerzen verbunden, verglichen mit einem traditionellen, offen mikrochirurgischen Eingriff.

Nicht alle Wirbelsäulenerkrankungen lassen sich durch ein endoskopisches oder minimalinvasives Verfahren operieren. Gelegentlich wird auch intraoperativ das Umsteigen auf ein offenes Verfahren notwendig, beispielsweise, wenn eine komprimierte Nervenwurzel entlastet werden muss.

In enger Absprache und mit Rücksicht auf die persönlichen Ansprüche der Patienten entscheiden die Spezialisten der Gelenk-Klinik über Zeitpunkt und Art des operativen Eingriffs. Auch der Therapieplan für die physiotherapeutischen Anwendungen und die Rehabilitation nach der Operation wird individuell angepasst.

Beispiele für operative und minimalinvasive Behandlungen von Rückenschmerzen an der Gelenk-Klinik:

An der Gelenk-Klinik werden verschiedene operative und minimalinvasive Verfahren zur Therapie von Rückenschmerzen eingesetzt.

Spondylodese (Wirbelsäulenversteifung)

Ein fortschreitender Verschleiß der Wirbelsäule reduziert oft den Abstand zwischen den Wirbeln. Die Wirbelsäule verkürzt sich und wird instabil. Bei der Spondylolisthesis (Wirbelgleiten) sind die Wirbelkörper nach vorne, hinten oder seitlich verschoben. Die für eine gesunde Wirbelsäule typische Anordnung der Wirbelkörper ist gestört. Die Folge sind anhaltende Rückenschmerzen und neurologische Symptome, z. B. Lähmungen, Gefühlsstörungen und Gangstörungen. Dies macht eine Ruhigstellung, also die Versteifung des schmerzhaften Wirbelsäulenabschnitts, notwendig.

Nukleoplastie oder Implantat

Zur operativen Behandlung von Rückenschmerzen stehen mehrere minimalinvasive Verfahren zur Verfügung. Dazu zählen die Schrumpfung der Bandscheibe im Rahmen einer Nukleoplastie sowie die Betäubung des schmerzauslösenden Nervs mittels spezieller Medikamente oder Hitze. Im Falle eines verengten Wirbelkanals kann ein Implantat (X-Stop) Abhilfe schaffen. Welche Behandlungsmethode sich im Einzelfall eignet, muss der Arzt im persönlichen Gespräch mit dem Patienten und nach eingängiger Untersuchung bestimmen.

Neuromodulation mit elektrischen Impulsen

Schema Neuromodulation Bei der Neuromodulation schickt ein kleiner, unter der Haut eingepflanzter Impulsgenerator elektrische Impulse über Elektroden an das Rückenmark. Durch diese Impulse wird die Schmerzwahrnehmung gelindert. © Gelenk-Klinik

Wenn sich Rückenschmerzen oder Ischiasschmerzen durch eine Operation nicht lindern lassen, kann oft die Neuromodulation helfen. Bei diesem Verfahren wird das Rückenmark durch implantierte Elektroden elektrisch stimuliert. Da die Elektroden im Epiduralraum, also außerhalb der Rückenmarkshaut des Patienten liegen, wird die Methode auch epidurale Rückenmarkstimulation genannt. Der englische Begriff lautet spinal cord stimulation, die auch im Deutschen gebräuchliche Abkürzung SCS. Manche Ärzte sprechen auch analog zum Herzschrittmacher vom Rückenmarkschrittmacher oder auch Schmerzschrittmacher.

Infiltrationen an der Wirbelsäule

Infiltration eines Facettengelenks Darstellung einer Facetteninfiltration. Das schmerzstillende Medikament wird über die eingeführte Hohlnadel (grün) direkt an die arthrotischen Facettengelenke (rot) gespritzt (grau: Wirbelkörper, gelb: austretende Spinalnerven, rosa: Bandscheiben). © Gelenk-Klinik

Infiltrationen an der Wirbelsäule lassen sich auf zweierlei Arten nutzen: Zum einen lindern sie als therapeutische Infiltration quälende Rückenschmerzen. Als diagnostische Infiltration sind sie ein wertvolles Mittel, um gemeinsam mit der körperlichen Untersuchung und der Bildgebung die schmerzauslösende Quelle besser einzugrenzen.

Racz-Katheter

Mit dem Racz-Katheter wendet die Gelenk-Klinik seit 1998 sehr erfolgreich eine Methode an, die ursprünglich aus den USA kommt. Ohne offene Operation kann man damit die häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen wirksam und dauerhaft bekämpfen. Die Schmerzkatheterbehandlung nach Racz wurde entwickelt, um eine ganze Reihe verschiedener Rückenschmerzen kausal (ursächlich) zu behandeln. Die Therapie erfolgt dabei nicht operativ, sondern über einen flexiblen Katheter, der durch den Spinalkanal (Wirbelkanal) der Wirbelsäule geschoben wird.