1. Was ist Spondylarthrose?
  2. Was sind die typischen Symptome der Spondylarthrose?
  3. Welche Ursachen stecken hinter Spondylarthrose?
  4. Spondylarthrose und Sport
  5. Diagnose: Wie untersucht der Arzt die Spondylarthrose?
  6. Konservative Behandlung der Spondylarthrose
  7. Übungen bei beginnender Spondylarthrose
  8. Operative Behandlung der Spondylarthrose
Spondylarthrose im Röntgenbild Röntgenbild einer Wirbelsäule mit Spondylarthrose. © Gelenk-Klinik

Bei der Spondylarthrose reiben die Facettengelenke zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule schmerzhaft aufeinander. Verschleiß im Alter oder Überlastung führen zum Verlust der dämpfenden Knorpelschicht zwischen den Facettengelenken.

Betroffene leiden besonders nach dem Aufstehen oder in Bewegung unter chronischen Rückenschmerzen, also immer dann, wenn sie die Wirbelsäule belasten. Nachts wird die Wirbelsäule entlastet und die Rückenschmerzen gehen zurück. Schmerzstillende Medikamente aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika können die Schmerzen lindern. Weitere konservative Therapiemaßnahmen sind beispielsweise gezielte Rückengymnastik oder physikalische Therapien wie Wärmeanwendungen oder transkutane elektrische Nervenstimulation. Erst, wenn die konservativen Maßnahmen über einen längeren Zeitraum keinen Erfolg zeigen, ziehen die orthopädischen Rückenspezialisten eine operative Behandlung in Erwägung.

Was ist Spondylarthrose?

Ähnlich wie das Knie oder andere Gelenke können auch die Facettengelenke, die jeweils zwei Wirbelkörper an den Gelenkfortsätzen miteinander verbinden, verschleißen und Arthrose entwickeln. Ist der Gelenkknorpel abgenutzt und reiben die Knochen aufeinander, handelt es sich um eine schmerzhafte Spondylarthrose. Im schlimmsten Fall kann die Spondylarthrose zur Arbeitsunfähigkeit führen.

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Was ist ein Facettengelenk?

Der Aufbau und die Verbindung der einzelnen Elemente der Wirbelsäule erfolgt im menschlichen Körper über zwei Ansätze:

  • Im vorderen, bauchseitigen Anteil der Wirbelsäule kommt die Verbindung über die Wirbelkörper und die dazwischenliegenden Bandscheiben zustande.
  • Auf der Rückenseite dienen die Facettengelenke als Verbindungsstellen zwischen den Wirbeln.
Facettengelenke Die Facettengelenke verbinden die einzelnen Wirbel miteinander. Die Gelenkflächen sind mit einer Gleitschicht aus Knorpel überzogen. © Alila Medical Media, Adobe

Die Facettengelenke liegen paarweise seitlich an den Gelenkfortsätzen der Wirbel und verbinden diese nach oben und unten miteinander. Im Aufbau kann man sich die Gelenke wie Dachziegel vorstellen, die ineinandergreifen. Je nach Winkel und Einstellung der Gelenke ist der entsprechende Wirbelsäulenabschnitt in der Lage, Drehung oder Vor- und Rückneigung auszuführen. Die Anatomie und die Funktion der Facettengelenke ist dabei mit der anderer Gelenke im Körper vergleichbar.

Die Gelenkflächen der Facettengelenke sitzen auf knöchernen Fortsätzen und besitzen eine knorpelige Gleitschicht, über die Bewegung stattfindet. Umgeben ist das Gelenk von einer Gelenkkapsel, in die neben der notwendigen Blutversorgung auch Nerven zu Wahrnehmung von Schmerzen einsprießen.

Was sind die typischen Symptome der Spondylarthrose?

Die typischen Symptome der Facettengelenks- oder Spondylarthrose sind belastungsabhängige Schmerzen im Rücken. Etwa 15–20 % aller Patienten mit Rückenschmerzen haben Probleme mit den Facettengelenken. Die ersten Schmerzen treten morgens unmittelbar nach dem Aufstehen auf (Anlaufschmerz). Grund dafür ist, dass die Wirbelsäule nach der Nachtruhe unter dem zu tragenden Körpergewicht etwas einsinkt und die erkrankten und verschlissenen Knorpelflächen der Facettengelenke übereinandergleiten. Am häufigsten ist der Bereich der Lendenwirbelsäule von diesen Rückenschmerzen betroffen.

Befindet sich die Spondylarthrose im Halsbereich, leidet der Patient an Nackenschmerzen, die in die Arme, den Hinterkopf oder auch den oberen Rücken ausstrahlen können.

Woran erkennt man die Spondylarthrose?

  • Schmerzen verstärken sich beim Sitzen.
  • Schmerzen verstärken sich beim Heben von Lasten.
  • Schmerzen treten besonders beim Zurückneigen auf.
  • Vor allem der untere Rücken schmerzt und wird unbeweglich (LWS-Syndrom).
  • Die Schmerzen können ausstrahlen in Beine oder Arme, evtl. verbunden mit Taubheit und Kribbeln (Parästhesien).

Unglücklicherweise zeigen geschädigte Gelenke sogenannte osteophytäre Reaktionen. Das bedeutet, dass das Facettengelenk bei voranschreitendem Verschleiß neuen, aber überflüssigen Knochen aufbaut. Knochenanbauten an Wirbelkörpern nennt man Spondylophyten. Daraus kann sich eine Einengung der Nervenaustrittslöcher der Wirbelsäule ergeben (Spinalkanalstenose). Durch Druck auf den eingeengten Nerv entstehen ausstrahlende Schmerzen. So können bei der Spondylarthrose neben den typischen Rückenschmerzen auch Bein- oder Armschmerzen bestehen.

Junger Mann mit Rückenschmerzen Ein Verschleiß der Facettengelenke führt zu starken belastungsabhängigen Rückenschmerzen. © metamorworks, Fotolia

Welche Ursachen stecken hinter Spondylarthrose?

Die Facettengelenke müssen im Normalfall nur eine geringe Druckbelastung aushalten. Wie jedes Gelenk zeigt aber auch die Wirbelgelenke im Laufe des Lebens degenerative, also altersbedingte Veränderungen. Bei der Beteiligung von knöchernen Strukturen und Knorpel spricht der Orthopäde von Osteochondrosis intervertebralis.

Dieser natürliche Gelenkverschleiß nimmt im Fall von Fehlbildungen der Wirbelsäule (z. B. Morbus Scheuermann und Skoliose) mit entsprechender Fehlbelastung deutlich zu. Die häufigste Ursache ist dabei die höhenmäßige Verkleinerung des Bandscheibenraumes durch Verschleiß der Bandscheiben, Bandscheibenvorfälle oder durch operative Entfernung der Bandscheiben. Nimmt die Bandscheibenhöhe nur wenige Millimeter ab, steigt die Druckbelastung der Facettengelenke um ein Vielfaches an. Faktoren wie Übergewicht, unzureichende Stützmuskulatur aber auch Osteoporose verschlimmern diesen Prozess.

Spondylarthrose und Sport

Generell gilt: Sport ist gut für die allgemeine Fitness und die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Sanfte Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren sind daher auch bei bestehender Spondylarthrose empfehlenswert, um dem Rücken etwas Gutes zu tun.

Aufpassen sollten Sie mit Sportarten, bei denen Sie die Wirbelsäule überstrecken oder ruckartige Bewegungen ausführen (z. B. Schlagsportarten, Volleyball). Auch Gewichtheben schadet der Wirbelsäule, da es die Bandscheiben und Facettengelenke übermäßig belastet.

Achten Sie darauf, dass Sie sich vor jeder Trainingseinheit ausreichend dehnen und aufwärmen. Ansonsten können Muskeln – auch im Rückenbereich – verletzt werden, was wiederum zu Rückenschmerzen führt.

Wenn Sie sich unsicher sind, welche Sportarten am besten für Sie geeignet sind, halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten.

Schwimmen mit Spondylarthrose. Schwimmen gilt als rückenschonende Sportart. Es stärkt die Rumpfmuskulatur und beugt Rückenschmerzen vor. © takoburito, Fotolia

Diagnose: Wie untersucht der Arzt die Spondylarthrose?

Spondylarthrose im MRT MRT (Magnetresonanztomografie) einer Wirbelsäule mit Spondylarthrose. © Gelenk-Klinik

Der Arzt prüft die Beweglichkeit und Sensibilität der Wirbelsäule und testet, wann die Schmerzen im Rücken auftreten. Außerdem ist die genaue Lokalisation der Schmerzen sehr wichtig. Zusätzlich wird ein Röntgenbild, ein CT (Computertomographie) oder eine MRT (Magnetresonanztomographie) angefertigt. Anhand dieser Bildgebungen erkennt der Rückenspezialist knöcherne Veränderungen an den Wirbelgelenken oder andere Wirbelsäulenschäden wie Bandscheibenvorfälle. Um festzustellen, ob die Schmerzen wirklich von den Facettengelenken und nicht von einer anderen Struktur wie den Bandscheiben oder den Nervenwurzeln ausgehen, kann es sinnvoll sein, die betroffenen Gelenke zu betäuben. Dafür injiziert der Arzt unter Röntgenkontrolle ein Schmerzmittel (Wirbelsäuleninfiltration). Die Arthrose ist dann nachgewiesen, wenn der Patient nach der Injektion eine Zeit lang schmerzfrei ist.

Konservative Behandlung der Spondylarthrose

Konservative Therapie der Spondylarthrose:

Die Therapie der Spondylarthrose umfasst das gesamte Spektrum der konservativen Möglichkeiten einschließlich der physikalischen und manuellen Therapie. Wichtig sind vor allem Kräftigungsübungen der rückenstabilisierenden Muskulatur. Daneben ist nach Möglichkeit eine ursächliche Therapie anzustreben.

Übungen bei beginnender Spondylarthrose

Seien Sie sehr aufmerksam bei der Durchführung der Übungen. Treten während einer Übung Schmerzen auf, sollten diese unmittelbar danach wieder nachlassen. Ist dies nicht der Fall, lassen Sie die Übung bis auf Weiteres weg und halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten. Die folgende Übung eignet sich nur für Menschen, die keine Bewegungslimitierung in der Wirbelsäule, z. B. nach Operationen, durch einen Arzt vorgegeben bekommen haben.

Übung 1: Mobilisation der Wirbelsäule in die Streckung

Ausgangsstellung: Sitz auf einem Gymnastikball. Die Arme sind vor der Brust verschränkt.

Durchführung: Bewegen Sie Ihre Füße in kleinen Schritten nach vorne. Rutschen Sie dabei mit Ihrem Gesäß langsam auf dem Gymnastikball nach vorne unten. Spüren Sie, wie sich die Auflagefläche auf dem Ball vom Gesäß zum Rücken hin verlagert. Legen Sie sich nun langsam rückwärts auf dem Ball ab, während sie weiterhin kleine Schritte nach vorne machen, bis ihr gesamter Rücken und auch Ihr Kopf auf dem Ball liegen. Verbleiben Sie in dieser Position für ca. 30 Sekunden und richten sich anschließend wieder auf, indem Sie langsam den Oberkörper aufrichten und Ihr Gesäß durch kleine Schritte am Gymnastikball nach oben schieben, bis Sie erneut eine sitzende Position erreicht haben.

Wiederholen Sie die Übung 2–3 mal. Machen Sie zwischen den Wiederholungen jeweils ca 30 Sekunden Pause.

Übung 2: Mobilisation der Wirbelsäule und Dehnung der Brustmuskulatur

Übung zur Streckung der Wirbelsäule Diese Übung mobilisiert die Wirbelsäule bei beginnender Spondylarthrose. © Gelenk-Klinik

Ausgangsstellung: Sitz auf einem Gymnastikball. Die Arme sind vor der Brust verschränkt.

Durchführung: Bewegen Sie sich wie in Schritt 1 beschrieben in die Endposition: Ihr gesamter Rücken und auch Ihr Kopf sind auf dem Ball abgelegt. Nun öffnen Sie die Arme und strecken diese in einer V-Form neben dem Kopf nach hinten. Verbleiben Sie in dieser Position für ca. 30 Sekunden und richten sich anschließend wieder auf. Nehmen Sie dafür die Arme wieder vor die Brust, richten Sie langsam den Oberkörper auf und schieben Sie Ihr Gesäß durch kleine Schritte am Gymnastikball nach oben, bis Sie eine sitzende Position erreicht haben.

Wiederholen Sie die Übung 2–3 mal. Machen Sie zwischen den Wiederholungen jeweils ca 30 Sekunden Pause.

Operative Behandlung der Spondylarthrose

Operative Therapiemöglichkeiten:

In der Mehrzahl der Fälle ist eine kausale Therapie nicht möglich, da die degenerativen Veränderungen zu weit fortgeschritten sind. In diesem Fall kann die interventionelle Schmerztherapie helfen, z.B. mittels Verödung der Schmerzfasern. Die Facettendenervierung (Thermokoagulation) kann über den Zeitraum von ein bis zwei Jahren eine deutliche Linderung der Rückenschmerzen erreichen. Bei der Denervierung werden gezielt die schmerzleitenden Nerven des Nervenastes, der die Wirbelgelenke versorgt (Ramus dorsalis), mithilfe einer Wärmesonde ausgeschaltet. Neben der Schmerzlinderung kann diese Therapie zudem Entzündungen dämpfen und die Beweglichkeit des Patienten erhalten. Auch wenn die Behandlung die Schmerzursache nicht beheben kann, verbessert sie die Lebensqualität des Patienten erheblich.

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