1. Was ist die Denervierung des Iliosakralgelenks (ISG-Denervierung)?
  2. Wie läuft die ISG-Denervierung mittels Thermokoagulation ab?
  3. Wann wird die ISG-Denervierung eingesetzt?
  4. Vorteile der ISG-Denervierung
  5. Risiken und Nebenwirkungen der ISG-Denervierung mittels Thermokoagulation
  6. Häufig gestellte Patientenfragen zur ISG-Denervierung an PD Dr. med. David-Christopher Kubosch
ISG-Denervierung Bei der ISG-Denervierung werden mit der Radiofrequenzsonde die kleinen Nervenäste verödet, die Schmerzsignale aus dem erkrankten Iliosakralgelenk zum zentralen Nervensystem transportieren. © Gelenk-Klinik

Die ISG-Denervierung (Denervierung des Iliosakralgelenks oder Kreuzdarmbeingelenks) ist ein minimalinvasiver Eingriff zur Behandlung konservativ nicht beherrschbarer Schmerzen beim ISG-Syndrom. Dabei schaltet der Rückenspezialist gezielt die Nervenfasern aus, die den Schmerz vom erkrankten Iliosakralgelenk (Kreuzdarmbeingelenk) zum Gehirn leiten.

Meist veröden die Rückenspezialisten die entsprechenden Nervenäste mithilfe der Thermokoagulation, die auch Radiofrequenz-Neurotomie genannt wird (griech. "neuron"= Nerv und "temnein"= schneiden). In der Regel kommt es direkt nach der Denervierung zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden. Der Effekt hält meist ein bis zwei Jahre an. Tauchen die Schmerzen wieder auf, kann der Eingriff wiederholt werden.

Was ist die Denervierung des Iliosakralgelenks (ISG-Denervierung)?

Schema der Weiterleitung von Schmerzen in das Gehirn Schmerzen aus erkrankten Gebieten (hier beispielsweise das Iliosakralgelenk) werden über kleinste Nervenäste der aufsteigende Nerven in das Gehirn geleitet. Bei einer Denervierung werden die schmerzleitenden Nervenäste verödet und damit die Weiterleitung der Impulse unterbrochen. © Gelenk-Klinik

Bei einer Denervierung (auch Entnervung genannt) werden schmerzleitende Nervenäste stillgelegt, damit sie keine Schmerzimpulse mehr weiterleiten können. Im Fall des ISG-Syndroms sind dies kleine, sensible Nervenäste, die im Bereich des Iliosakralgelenks verlaufen. Dieses Gelenk verbindet das Kreuzbein in der unteren Wirbelsäule mit der Darmbeinschaufel im Becken. Der Rückenspezialist erreicht die kleinen Nervenäste endoskopisch. Für das Ausschalten der Nervenäste hat er verschiedene Möglichkeiten. Am besten bewährt hat sich die Thermokoagulation, die auch die Rückenspezialisten der Gelenk-Klinik anwenden.

Diese ISG-Denervierung per Thermokoagulation gehört zu den Verfahren der interventionellen Schmerztherapie. Ihr Ziel ist die Schmerzlinderung. Die Ursache der Beschwerden (wie z. B. eine Arthrose des Iliosakralgelenks) kann diese Methode nicht beseitigen. Durch die Schmerzreduktion ist der Patient jedoch oft in der Lage, physiotherapeutische Übungen durchzuführen und auf diese Weise den unteren Rücken zu entspannen. So verbessert sich die Gesamtsituation für Becken und Wirbelsäule.

Wie läuft die ISG-Denervierung mittels Thermokoagulation ab?

Vor einer Denervierung muss der Arzt erst prüfen, ob sich die Schmerzen durch Ausschalten der mutmaßlichen Nervenäste überhaupt lindern lassen. Dazu dient eine diagnostische Probeinfiltration. Dabei führt der Rückenspezialist unter Röntgenkontrolle eine Kanüle in die Nähe des Nervenastes und injiziert ein lokal wirkendes Betäubungsmittel. Wenn die Schmerzen des Patienten durch diese vorübergehende Nervenblockade verschwinden, hat der Operateur den richtigen Bereich ausgewählt. In diesem Fall ist eine langfristig wirkende Verödung, sprich eine ISG-Denervierung, erfolgversprechend.

Was passiert während der Denervation?

Nach positiver Probeinfiltration erfolgt der eigentliche Eingriff der Denervierung. Meist geschieht dies in einer weiteren Sitzung. Der Patient bekommt vorher ein leichtes Beruhigungsmittel und wird auf dem Bauch gelagert. Zunächst wird die Haut desinfiziert und örtlich betäubt. Dann führt der Rückenspezialist eine nadelförmige Radiofrequenzsonde (Hochfrequenzsonde) zum Iliosakralgelenk. Um die gewünschten Nervenäste an der Rückseite des Kreuzbeins zielgenau zu erreichen, erfolgt die gesamte Prozedur unter Röntgendurchleuchtung.

Ob die Sonde richtig liegt, prüft der Operateur mit computergestützten Stimulationstests. Dafür muss der Patient während des Eingriffs wach und bei vollem Bewusstsein sein. Kribbelt es bei dem sensorischen Test in dem Bereich, in dem der Patient sonst die ISG-Schmerzen empfindet, stimmt die Position der Sonde. Treten bei der Stimulation jedoch Schmerzen in einem anderen Bereich auf, muss der Operateur die Nadel versetzen.

Bei korrekter Lage beginnt der Operateur mit der Verödung. Die Sonde ist an einen Generator angeschlossen, der hochfrequenten Wechselstrom erzeugt. Dadurch wird es an der Sondenspitze bis zu 60° C heiß, das Gewebe erreicht ca. 80-85° C. Die Hitze koaguliert das Gewebe und der Nervenast kann somit keine Schmerzsignale mehr weiterleiten. Meist verödet der Operateur nicht nur einen, sondern mehrere Nervenäste in einer Sitzung.

Nach Entfernung der Sonde wird der kleine punktförmige Zugang mit einem sterilen Verband oder Pflaster abgedeckt.

Wann wird die ISG-Denervierung eingesetzt?

Iliosakralgelenk: Kreuz-Darmbein-Gelenk Beim ISG-Syndrom ist das Iliosakralgelenk betroffen. Es verbindet auf der rechten und linken Seite der Wirbelsäule das Kreuzbein mit den Darmbeinschaufeln. © Henrie, adobe.stock.com

Die ISG-Denervierung kommt beim chronischen ISG-Syndrom zum Einsatz, also bei starken, dauerhaft anhaltenden Schmerzen im Bereich des Kreuzdarmbeingelenks. Sie wird allerdings erst erwogen, wenn die empfohlenen konservativen Maßnahmen die Rückenschmerzen nicht ausreichend lindern. Oft lässt sich dann durch das minimalinvasive Verfahren eine größere Operation, z. B. die ISG-Versteifung, hinauszögern oder sogar ganz umgehen.

Vorteile der ISG-Denervierung

Die ISG-Denervierung mittels Thermokoagulation bietet folgende Vorteile:

  • Der Eingriff ist minimalinvasiv und risikoarm.
  • Der Betroffene ist meist unmittelbar nach dem Eingriff wieder körperlich belastbar und arbeitsfähig.
  • Eine Krankschreibung ist nur selten erforderlich.
  • Im Vergleich zu anderen Verfahren der interventionellen Schmerztherapie (z. B. Kryotherapie und medikamentöse Schmerzfaserunterbindung) wirkt die ISG-Denervierung durch Thermokoagulation gezielter, lässt sich exakter dosieren und hält länger an.

Ein weiterer Vorteil ist die Wiederholbarkeit: Manchmal erholen sich die verödeten Nerven. Sollten die Schmerzen dann erneut auftreten, kann die Behandlung problemlos ein weiteres Mal durchgeführt werden.

Risiken und Nebenwirkungen der ISG-Denervierung mittels Thermokoagulation

Die minimalinvasive ISG-Denervierung birgt wie jeder medizinische Eingriff gewisse Risiken. In der Hand von erfahrenen Operateuren kommt es jedoch nur in Ausnahmefällen zu unerwünschten Wirkungen oder Komplikationen.

  • Infektionen. Durch das Einführen von Injektionskanüle bzw. Hochfrequenzsonde können Krankheitserreger in die Einstichstelle geraten und Infektionen auslösen.
  • Blutungen. Trotz Röntgenkontrolle können bei der Prozedur kleine Gefäße oder Gewebe verletzt werden, was Blutungen oder Hämatome zur Folge haben kann.
  • Nervenverletzung. Überaus selten kommt es zu einer Verletzung von Nerven oder Nervenwurzeln. Mögliche Folgen sind Missempfindungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungen.

Häufig gestellte Patientenfragen zur ISG-Denervierung an PD Dr. med. David-Christopher Kubosch

Welche Ärzte führen eine ISG-Denervierung durch?

Die ISG-Denervierung wird von Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie vorgenommen, die auf die Wirbelsäulenchirurgie spezialisiert sind. Auch Neurochirurgen oder Schmerztherapeuten können das Verfahren anwenden. Wichtig bei der Suche nach einem Operateur ist, dass dieser eine hohe Expertise in Bezug auf die Methode hat. Außerdem sollten sich Technik und OP-Räumlichkeiten immer auf dem neuesten Stand befinden. Das OP-Zentrum der Gelenk-Klinik bietet für die ISG-Denervierung ideale Voraussetzungen.

Wie lange dauert eine ISG-Denervierung mittels Thermokoagulation?

Der Eingriff dauert inklusive Vorbereitung etwa eine Stunde.

Wie schnell ist man schmerzfrei und wie lange hält der schmerzlindernde Effekt an?

Meist spürt der Patient direkt nach dem Eingriff eine deutliche Linderung seiner ISG-Schmerzen. Für den vollen Effekt kann es jedoch ein bis zwei Wochen dauern. Dieser hält dann über mehrere Monate, manchmal sogar bis zu zwei Jahre lang an.

Was kann man tun, wenn die Schmerzen nach einiger Zeit wieder auftauchen?

Nach Verödung des Nervenastes bleiben zwei Nervenenden zurück. Wenn diese mit der Zeit zusammenwachsen, kann der Schmerz aus dem ISG wieder an das Gehirn weitergeleitet werden. Der Patient verspürt dann seine damaligen Beschwerden. Ob und wie schnell das passiert, ist individuell unterschiedlich. Die meisten Patienten bleiben mindestens ein Jahr schmerzfrei. Auf jeden Fall kann der Eingriff bei erneutem Auftreten der Schmerzen wiederholt werden.

Was muss man nach einer ISG-Denervierung beachten?

Eine ISG-Denervierung ist ein relativ kleiner Eingriff. Meist erholt sich der Patient innerhalb einer Stunde wieder. Aufgrund der sedierenden Medikamente und zur Überwachung bleibt der Patient eine Nacht stationär. Körperliche Schonung ist am Tag des Eingriffs und am Tag darauf angebracht. Sport darf man in der Regel nach einer Woche wieder treiben.

Wie lange ist man nach einer ISG-Denervierung krankgeschrieben?

Leichte körperliche Tätigkeiten sind schon am ersten Tag nach ISG-Denervierung möglich. Eine Krankschreibung ist deshalb meistens nicht erforderlich. Patienten mit körperlich anstrengendem Beruf müssen manchmal vorübergehend arbeitsunfähig geschrieben werden. Dies entscheidet der behandelnde Arzt stets individuell.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine ISG-Denervierung?

Einige Krankenkassen (private und gesetzliche) übernehmen die Kosten der Denervierung, wenn der behandelnde Arzt dies für medizinisch erforderlich hält. Wer sich für diese Methode entscheidet, sollte deshalb vorher die Kostenübernahme mit seiner Krankenkasse klären. Das Personal der Gelenk-Klinik ist dabei behilflich. Übernimmt die Kasse die Kosten nicht, kann der Patient diese auch selbst übernehmen.

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