1. Wo verläuft das Innenband im Knie?
  2. Symptome: Wie äußert sich ein Innenbandriss im Knie?
  3. Ursachen des Innenbandrisses im Knie
  4. Diagnose: Wie stellt der Arzt einen Innenbandriss im Knie fest?
  5. Behandlung: Was ist zu tun bei einem Innenbandriss im Knie?
  6. Häufige Patientenfragen zum Thema Innenbandriss im Knie an Prof. Dr. Sven Ostermeier
Innenbandriss am Knie Die Verletzung des Innenbandes ist die häufigste Bandverletzung im Kniegelenk. © Gelenk-Klinik

Bei einem Innenbandriss ist das auf der Innenseite des Knies verlaufende Band verletzt. Der Innenbandriss tritt wesentlich häufiger auf als der Außenbandriss. Die Inzidenz liegt bei Männern doppelt so hoch wie bei Frauen. Oftmals geht eine Verletzung des Innenbandes mit einem vorderen Kreuzbandriss und einer Schädigung des Innenmeniskus einher. Ursächlich ist meist eine Sportverletzung (z. B. Zusammenprall beim Fußball) oder ein Sturz.

Im Moment der Ruptur treten akute Knieschmerzen auf. Das Gelenk ist jedoch weiterhin belastbar. Der Betroffene sollte sein Bein hochlagern, kühlen und einen Kompressionsverband anlegen, um Schwellungen zu vermeiden. Ein Innenbandriss wird in vielen Fällen konservativ mithilfe von Physiotherapie behandelt. Falls zusätzliche Verletzungen wie Kreuzband- oder Meniskusschäden vorliegen, zieht der orthopädische Kniespezialist eine Operation in Erwägung.

Wo verläuft das Innenband im Knie?

Synonyme zum Innenbandriss im Knie:

Das Innenband im Knie (Ligamentum collaterale mediale = LCM) verläuft an der Innenseite des Kniegelenks. Es verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Schienbein (Tibia) und begrenzt die Außenrotation des Kniegelenks. Das etwa 10 bis 12 cm lange Band verhindert zudem, dass das Knie nach innen ausbricht. Gemeinsam mit dem Außenband stabilisiert es das Knie also seitlich.

Da das Innenband mit dem Innenmeniskus und der Gelenkkapsel verwachsen ist, kommt es bei einem Innenbandriss auch häufig zu einer Kapsel- und Meniskusverletzung.

Symptome: Wie äußert sich ein Innenbandriss im Knie?

Unmittelbar nach dem Riss des Innenbandes treten Schmerzen an der Innenseite des Kniegelenks auf. Dort, wo das Band an der Innenseite der Oberschenkelrolle (mediale Femurkondyle) entspringt, lässt sich häufig ein Druckschmerz auslösen. Von außen sieht das Kniegelenk bei einer Verletzung des medialen (inneren) Seitenbandes meist unauffällig aus. In einigen Fällen kann eine Schwellung an der Innenseite des Kniegelenks auftreten. Das Knie ist oftmals weiterhin belastbar, allerdings treten Knieschmerzen beim Beugen und Strecken auf.

Ursachen des Innenbandrisses im Knie

Innenbandriss durch einen Unfall beim Rugby Häufig kommt es durch einen Zusammenprall mit dem Gegner bei Kontaktsportarten wie Rugby zu einem Innenbandriss. © Andrey Popov, Adobe

Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko:

  • Skifahren
  • Fußball, Rugby
  • Tennis, Squash, Badminton
  • Eishockey
  • Volleyball, Basketball, Handball
  • Kampfsport

Die Verletzung des Innenbandes ist die häufigste Bandverletzung im Kniegelenk. Dabei tritt eine Bandzerrung (Distorsion) öfter auf als ein kompletter Riss. Ursächlich für die Verletzung des Innenbandes ist eine mechanische Belastung des Kniegelenks von außen, wodurch der Unterschenkel nach außen gedrückt wird. Die äußeren Gelenkanteile werden auf diese Weise gestaucht und die inneren gedehnt. Die Krafteinwirkung erfolgt also senkrecht zur eigentlichen Bewegungsachse des Gelenks.

Häufige Ursachen sind Sportverletzungen durch abrupte Richtungswechsel (z. B. beim Skifahren) oder Schläge von außen gegen das Knie (z. B. bei Kontaktsportarten wie Fußball oder Rugby). Meist sind bei solchen Vorfällen auch das vordere Kreuzband und der Innenmeniskus verletzt. Man spricht in diesem Fall von einer „Unhappy Triad“.

Entstehung von Innenbandriss und Kreuzbandriss Zu einer Verletzung des Innenbandes kommt es durch eine Krafteinwirkung von außen auf das Gelenk. Häufig geht ein Innenbandriss mit einem vorderen Kreuzbandriss einher. © bilderzwerg, Adobe

Diagnose: Wie stellt der Arzt einen Innenbandriss im Knie fest?

Für die Diagnose des Innenbandrisses führt der Kniespezialist zunächst ein ausführliches Gespräch mit Ihnen. Er fragt nach dem Unfallhergang, nach Beschwerden und Vorerkrankungen. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung. Der Arzt prüft den Bewegungsumfang des Kniegelenks und achtet auf Schwellungen, Blutergüsse (Hämatome) und äußerlich sichtbare Anzeichen für Fehlstellungen. Das Abtasten (Palpation) des Kniegelenkes hilft ihm nicht nur bei der Diagnose des Innenbandrisses, sondern er kann so auch Begleitverletzungen feststellen. Typisch für den Innenbandriss ist ein Druckschmerz am sogenannten „Skipunkt“. Dieser Punkt an der Innenseite der Oberschenkelrolle ist der Ursprung des medialen (inneren) Seitenbandes. Er wurde so benannt, weil die Verletzung häufig beim Skifahren auftritt.

Valgus-Stress-Test

Valgus-Stress-Test am Knie Der Valgus-Stress-Test zeigt dem Arzt, ob eine Verletzung des Innenbandes vorliegt. © Gelenk-Klinik

Beim Valgus-Stress-Test liegt der Patient mit 30 Grad gebeugtem Bein auf dem Rücken. Erfolgt der Valgus-Stress-Test bei gestrecktem Bein, lässt sich zudem eine mögliche Begleitverletzung der Kreuzbänder feststellen.

Für die Untersuchung zieht der Orthopäde den Unterschenkel bei fixiertem Oberschenkel vorsichtig zur Seite. Der Test liefert Aufschluss über die Aufklappbarkeit des Kniegelenks. Liegt ein Innenbandriss vor, lässt sich das Kniegelenk zur Innenseite hin aufklappen. Das andere Bein dient dabei als Vergleich.

Anhand der Ergebnisse des Valgus-Stress-Tests kann der Kniespezialist das Ausmaß der Schädigung des Innenbandes einschätzen. Besteht ein Druckschmerz an der Innenseite des Kniegelenkes, aber das Gelenk lässt sich nicht aufklappen, liegt eine Verletzung ersten Grades vor. Eine leichte Aufklappbarkeit spricht für eine Verletzung zweiten Grades. Grad 3 liegt vor, wenn sich das Gelenk vollständig aufklappen lässt.

  • Grad 1: Strukturveränderung des Bandes
  • Grad 2: Teilriss des Bandes
  • Grad 3: Kompletter Riss des Bandes

Bildgebung

Besteht der Verdacht auf eine knöcherne Verletzung, wird der Arzt ein Röntgen des Kniegelenks veranlassen. Bei einem unauffälligen Untersuchungsbefund ohne Schwellung oder Bluterguss ist dies nicht notwendig. Auch eine Kernspinuntersuchung (MRT) ist nur dann angezeigt, wenn der Arzt Begleitverletzungen wie z. B. einen Meniskusriss vermutet.

Differentialdiagnosen

Folgende Erkrankungen können ebenfalls Knieschmerzen auf der Innenseite verursachen:

Behandlung: Was ist zu tun bei einem Innenbandriss im Knie?

In den meisten Fällen heilt ein Innenbandriss im Knie innerhalb weniger Wochen von alleine aus. Die konservative Behandlung unterstützt den Heilungsprozess und lindert die Knieschmerzen. Bei einer Bandzerrung ist es oft ausreichend, das betroffene Knie zu entlasten und zu kühlen. Die Beschwerden gehen auf diese Weise nach etwa 3 bis 6 Wochen vollständig zurück.

Bei einem Riss des Innenbandes ist eine Entlastung durch Unterarmgehstützen für 6 Wochen sinnvoll. Eine Schiene (Orthese) unterstützt den Prozess der Selbstheilung, indem sie das Kniegelenk ruhigstellt. Kältepackungen und Schmerzmittel lindern in dieser Zeit die Beschwerden.

Sowohl bei einem Bänderriss als auch bei einer Zerrung oder einem Anriss ist es sinnvoll, das Gelenk möglichst frühzeitig durch Physiotherapie zu mobilisieren. Später kommen Kräftigungsübungen dazu, um die kniestabilisierende Muskulatur aufzubauen.

Operation bei Seitenbandverletzung

In seltenen Fällen kommt eine operative Naht oder Refixation des Innenbandes am Knochen infrage. Dies ist vor allem bei komplexen Knieverletzungen der Fall, also wenn neben dem Innenband zusätzlich Kreuzband oder Meniskus verletzt sind. Auch bei ansatznahen Rissen oder wenn die Bandstümpfe gegeneinander verschoben (disloziert) sind, empfehlen die orthopädischen Knieexperten der Gelenk-Klinik eine Operation.

Liegt eine chronische Instabilität des Innenbandes vor, kann eine autologe (körpereigene) Sehnentransplantation die Stabilität im Kniegelenk wiederherstellen. Meist wird als Transplantat ein Teil der Hamstring-Sehne aus der rückseitigen Oberschenkelmuskulatur verwendet.

Häufige Patientenfragen zum Thema Innenbandriss im Knie an Prof. Dr. Sven Ostermeier von der Gelenk-Klinik

Wann kann man nach einem Innenbandriss im Knie wieder gehen?

Direkt nach der Verletzung des Innenbandes fällt das Gehen schwer oder ist gar nicht möglich. Sie sollten in der ersten Zeit nach dem Riss jede Belastung vermeiden, um die Strukturen nicht zusätzlich zu reizen. Wann man nach einem Innenbandriss wieder gehen kann, hängt von der Schwere der Verletzung ab. Bei leichten Verletzungen dürfen Sie das Kniegelenk bereits nach 2 bis 3 Wochen wieder belasten. Gelenkschonender Sport wie Gehen oder Gymnastik ist dann wieder möglich. Bei schwereren Verletzungen kann die Heilung 6 bis 8 Wochen dauern. Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ab wann für Ihre individuelle Situation eine Belastung durch Sport und Gehen ratsam ist.

Welcher Test stellt einen Innenbandriss im Knie fest?

Der Innenbandriss lässt sich mit dem Valgus-Stress-Test relativ sicher diagnostizieren. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken und der Arzt zieht den Unterschenkel vorsichtig zu sich heran, während er den Oberschenkel fixiert. Lässt sich das Kniegelenk nach innen hin aufklappen, liegt ein Innenbandriss vor. Der Test kann mit gestrecktem oder gebeugtem Bein durchgeführt werden.

Wann sollte man einen Innenbandriss im Knie operieren?

Die Verletzung des Innenbandes im Knie wird in den meisten Fällen konservativ behandelt. Nur bei Verletzungen 3. Grades, also kompletten Rissen, kommt eine Operation infrage. Häufig ist eine Operation dann angezeigt, wenn zusätzlich zum Innenbandriss weitere Begleitverletzungen wie z. B. ein Riss des Meniskus vorliegen. Ansatznahe Rupturen lassen sich durch eine Operation besser therapieren als mittige Bänderrisse. Auch wenn die Bandstümpfe gegeneinander verschoben (disloziert) sind, kommt die konservative Therapie an ihre Grenzen.

Wie lange ist man mit einem Innenbandriss im Knie arbeitsunfähig?

Die Krankschreibung nach einem Innenbandriss hängt von der Schwere der Verletzung und dem ausgeübten Beruf ab. Die meisten Patienten sind mindestens eine Woche arbeitsunfähig. Wer in seinem Beruf vorrangig sitzt, kann früher an den Arbeitsplatz zurückkehren als Menschen, die körperlich arbeiten.

Bei einem kompletten Riss dauert die Heilung länger als bei einem Anriss. Auch eine Operation macht eine längere Krankschreibung wahrscheinlich.

Darf man bei einem Innenbandriss das Knie nicht beugen?

Sie dürfen Ihr Kniegelenk auch nach einem Innenbandriss leicht beugen. In den ersten vier Wochen empfehlen wir, das Knie nicht über 60° zu beugen. In den darauffolgenden zwei Wochen dürfen Sie die Kniebeugung langsam auf 90° erweitern. Treppensteigen oder Knien sollten Sie in dieser Zeit vermeiden, damit das Innenband sich nach der Verletzung erholen kann.

Wie sieht die Nachbehandlung nach einem Innenbandriss am Knie aus?

Die Nachbehandlung nach einem Innenbandriss erfolgt sowohl nach konservativer als auch nach operativer Therapie mithilfe einer Beinschiene (Orthese), die das Knie ruhigstellt. Zusätzlich helfen Unterarmgehstützen dabei, das Kniegelenk zu entlasten. Die Dauer der Ruhigstellung richtet sich nach der Schwere der Verletzung. Wir empfehlen eine Teilbelastung von etwa 10–20 kg für 6 Wochen. Eine physiotherapeutische Begleitung des Patienten ist sinnvoll.

Literaturangaben zum Thema Innenbandriss im Knie
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  • Ulmer, M. G., & Imhoff, A. B. (2006). Bandverletzungen am Kniegelenk. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date, 1(04), 303–324.