1. Wann wird die Operation der Kalkschulter empfohlen?
  2. Wie verläuft die Operation der Kalkschulter?
  3. Gibt es Risiken bei der arthroskopischen Kalkdepotentfernung?
  4. Vorteile der arthroskopischen Kalkdepotentfernung
  5. Nachbehandlung nach der Operation der Kalkschulter
  6. Häufige Patientenfragen zur Operation der Kalkschulter an Prof. Dr. Sven Ostermeier von der Gelenk-Klinik
arthroskopische Operation der Kalkschulter Die operative Entfernung von Kalkdepots bei einer Kalkschulter erfolgt in der Regel arthroskopisch. Über minimale Hautschnitte führt der Operateur eine kleine Kamera und chirurgische Instrumente ein. © Gelenk-Klinik

Eine Kalkschulter zeichnet sich durch Kalkdepots im Bereich der Supraspinatussehne aus. Manchmal tritt die Kalkschulter (Tendinosis calcarea) auch als Begleitbefund bei Verschleißerscheinungen an der Rotatorenmanschette auf. Operativ entfernt werden Kalkdepots in der Schulter nur, wenn alle konservativen Therapien erfolglos waren und weiterhin ein Leidensdruck besteht. Die Operation erfolgt in der Regel arthroskopisch über minimale Hautschnitte.

Wann wird die Operation der Kalkschulter empfohlen?

Kontraindikationen

Nicht angezeigt ist die Operation der Kalkschulter bei

  • akuten Infektionen im Schulterbereich,
  • schweren Begleiterkrankungen, die das Operationsrisiko erhöhen und
  • fehlenden Beschwerden.

Die Operation einer Kalkschulter wird meist erst empfohlen, wenn die konservative Therapie über einen längeren Zeitraum hinweg keinen Erfolg zeigt oder die Beschwerden sehr stark und anhaltend sind. Empfohlen wird der Eingriff auch bei sehr großen (> 1 cm) und harten Kalkablagerungen oder wenn der Kalk zu Schäden an benachbarten Geweben (z.B. Sehnen) geführt hat.

Wie verläuft die Operation der Kalkschulter?

In der Regel werden Kalkdepots minimalinvasiv entfernt. Über zwei kleine Hautschnitte führt der Operateur eine Kamera mit Lichtquelle und spezielle chirurgische Instrumente in das Gelenk ein. Zuerst verschafft er sich einen Überblick über das gesamte Schultergelenk und den subakromialen Raum (Raum unter dem Schulterdach). Nachdem er das Kalkdepot lokalisiert hat, wird dieses eröffnet und entfernt. In einzelnen Fällen kann zusätzlich die Ortung mittels Röntgen-Bildwandler erforderlich sein. Anschließend werden die restlichen verbliebenen Kalkteilchen ausgespült.

Gelingt dies nicht, muss der Orthopäde das Kalkdepot über eine offene Operation entfernen. Dabei wird die Haut durch einen ca. 4 cm langen Hautschnitt eröffnet, das Fettgewebe und die Muskeln durchtrennt und das Kalkdepot aufgesucht. Nachdem das Depot entfernt und die Wunde gespült ist, vernäht der Operateur die einzelnen Schichten wieder.

Eine weitere minimalinvasive Methode zur Behandlung der verkalkten Supraspinatussehne ist die Gewebeablation mittels hochfrequenter Ultraschallenergie. Dabei werden die geschädigten Sehnenanteile präzise identifiziert, verflüssigt und über eine Sonde abgesaugt.

Gibt es Risiken bei der arthroskopischen Kalkdepotentfernung?

Jede Operation birgt Risiken. Da der arthroskopische Eingriff an der Schulter eine verhältnismäßig kleine Operation ist, gelten die üblichen Risiken der minimalinvasiven Therapie. Dazu zählen Thrombosen oder Embolien, die jedoch am Arm nur sehr selten auftreten. Da die Operation ohne große Hautschnitte erfolgt, liegen die Infektionsrate und die Zahl der Wundheilungsstörungen unter einem Prozent.

Theoretisch kann es bei der Kalkdepotentfernung auch zu Blutungen kommen. Weil sich aber keine großen Gefäße im unmittelbaren Operationsgebiet befinden, ist auch dieses Risiko äußerst selten. Zur Blutstillung verwenden wir einen sog. Vaporisator. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das durch Strom Hitze erzeugt und so Blutgefäße verschließen (koagulieren) kann. Außerdem können Nerven in der Schulter durch die Hitze betäubt werden.

Vorteile der arthroskopischen Kalkdepotentfernung

  • Vermeiden weiterer Schäden an den Sehnen der Rotatorenmanschette (Dies ist vergleichbar mit der Entfernung eines kleinen Steines aus dem Schuh. Das bereits entstandene Loch in der Socke bleibt, jedoch kann der Stein keinen weiteren Schaden verursachen.)
  • Beseitigung der Ursache für eine wiederkehrende Schleimbeutelentzündung
  • keine Ablösung der Muskulatur (Musculus deltoideus) nötig, dadurch schnelle Mobilisation nach der Operation
  • geringes Trauma
  • geringe Vernarbungstendenz
  • geringes Infektionsrisiko
  • geringes Blutungsrisiko
  • gute Wundheilung
  • kosmetisch besseres Ergebnis

Nachbehandlung nach der Operation der Kalkschulter

Der Patient darf Arm und Schulter nach der Kalkdepotentfernung, soweit der Wundschmerz es zulässt, frei und aktiv bewegen. Der Arm wird nicht durch Schienen oder Schlingen ruhiggestellt. Medikamentöse Schmerztherapie und lokale Kältetherapie lindern die Schmerzen.

Im Rahmen der Physiotherapie erlernt der Patient nach passiven Bewegungen aktive Bewegungsübungen. Er führt Dehnungs- und Kräftigungsübungen durch und verbessert die Koordination durch Übungen für die Rotatorenmanschette und die schulterumspannende Muskulatur. So kann die Arbeitsfähigkeit bereits nach wenigen Wochen wieder erreicht werden. Besteht die berufliche Tätigkeit in körperlicher Schwerarbeit, sollte der Betroffene mit dem Arbeitsbeginn etwas länger warten.

Prognose nach Kalkdepotentfernung

Die Erfahrung zeigt, dass das Kalkdepot, wenn es einmal entfernt ist, keine Neigung zur erneuten Entstehung hat. Die sog. Rezidivrate ist also sehr gering. Statistisch ist jedoch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Kalkdepot an der Schulter der Gegenseite auftreten kann.

Häufig gestellte Fragen zur Operation der Kalkschulter an Prof. Dr. Sven Ostermeier von der Gelenk-Klinik

Welcher Arzt operiert die Kalkschulter?

Die Operation einer Kalkschulter fällt wie alle Operationen am Bewegungsapparat in den Bereich der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie. Idealerweise ist der behandelnde Facharzt auf die Schulterchirurgie spezialisiert.

Wie lange ist man nach der Kalkschulteroperation krankgeschrieben?

Die Dauer der Krankschreibung nach der arthroskopischen Operation einer Kalkschulter hängt vom Heilungsverlauf und der Art der Berufstätigkeit ab. Bürotätigkeiten kann man meist nach ein bis vier Wochen wieder aufnehmen, bei körperlich stark belastender Arbeit kann die Krankschreibung bis zu sechs Wochen dauern, unter Umständen sogar länger. Generell entscheidet der behandelnde Arzt, wie lange die Krankschreibung erforderlich ist.

Wird die Kalkschulter ambulant oder stationär operiert?

Als minimalinvasiver Eingriff kann die arthroskopische Operation einer Kalkschulter prinzipiell ambulant erfolgen. Dies gilt insbesondere für kleine Eingriffe und wenn keine Risiken vorliegen. Häufig wird jedoch ein kurzer stationärer Aufenthalt empfohlen, um die postoperativen Schmerzen besser kontrollieren zu können. Bei großen Kalkdepots, starken Beschwerden und einem erhöhten Operationsrisiko plant man meist von vorne herein eine stationäre Aufnahme.

Ist eine Operation der Kalkschulter sehr schmerzhaft?

Die Operation selbst wird unter Narkose (Vollnarkose oder regionale Betäubung plus kurze Vollnarkose/Dämmerschlaf) durchgeführt und ist deshalb nicht schmerzhaft. Allerdings kann es unmittelbar nach dem Eingriff vermehrt zu Schmerzen kommen. Diese werden meist mit Schmerzmitteln und Kältetherapie behandelt und klingen in der Regel innerhalb von 1 bis 2 Tagen wieder ab.

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