Kindlicher Knick-Fuss Der kindliche Knickfuß ist an der X-Stellung der Ferse und dem eingesunkenen Fußlängsgewölbe gut zu erkennen. © Gelenk-Klinik

Inhalt: Knick-Senkfuß beim Kind: Ursachen der Fußfehlstellung

Der kindliche Fuß macht Reifung durch

Das Fußgewölbe bei Kleinkindern ist noch nicht vollständig entwickelt und macht einen jahrelangen Reifungsprozess in den ersten Lebensjahren durch. Die Ausbildung des Fußlängsgewölbes ist aktivitätsabhängig und wichtig für ein funktionales Fußskelett und einen kräftigen Sehnen- und Muskelapparat.

Die Entwicklung von Fuß und Bein bei Kleinkindern durchläuft mehrere Stadien. Einige dieser Stadien werden von Eltern möglicherweise als Fehlstellung interpretiert. In den meisten Fällen durchläuft das Kind jedoch feste Reifungsmuster.

Fußabdruck eines Kleinkindes. Sichtbar ist das ausgefüllte Fußgewölbe des Kindes im Vergleich zur Mutter. Der Fußabdruck des Kleinkinds mit kaum vorhandenem Fußgewölbe weist nur scheinbar auf eine Fehlstellung hin. Dies beruht oft auf ausgeprägten Fettpölsterchen und Babyspeck an der Fußsohle. ©Wikipedia

Neugeborene haben beispielsweise wegen des noch unreifen Hüftgelenks recht stark ausgeprägte O-Beine. Beim Laufen lernen ist der Fußabdruck der Kleinkinder anders als der von Erwachsenen: Die kindliche Fußsohle liegt fast vollständig auf dem Boden auf. Das Auftreten von Plattfüßen oder Senkfüßen bei Kleinkindern ist ganz normal und stellt keine behandlungsbedürftige Fehlstellung des Fußes dar. Bei vielen Kleinkindern sind die ausgeprägten kindlichen Fettpolster unter der Fußsohle verantwortlich für einen Fußabdruck ohne sichtbares Gewölbe.

Etwa im Alter von 4 bis 6 Jahren tritt ebenfalls entwicklungsbedingt eine vorübergehende X-Beinstellung bei Kindern auf. Auch diese stellt eine Stufe im normalen Reifungsprozess dar und muss nicht ärztlich behandelt werden.

Bewegung fordert und fördert den Kinderfuß

Das beste Training für den kindlichen Fuß ist Barfußlaufen auf vielen unterschiedlichen, natürlichen Oberflächen und Unebenheiten. Die natürlichen Tastreize durch das Barfußlaufen und die Koordination der Fußmuskulatur auf Rasen, Steinen, Sand oder Holz sind Voraussetzung für eine gesunde Fußentwicklung. Das Barfußtraining unterstützt die Muskel-Sehnen-Koordination und die Aufrichtung des Fußlängsgewölbes. Im Normalfall ist das Fußlängsgewölbe bei Kindern im Alter von 12 Jahren vollständig aufgerichtet.

Bei gutartigen Fehlstellungen wie dem Spitzfuß oder dem Sichelfuß empfehlen die Fußspezialisten der Gelenk-Klinik zwar grundsätzlich eine orthopädische Beobachtung. Ein normal ablaufender Reifungsprozess, der durch ein aktives Kind und viel Barfußlaufen unterstützt wird, reicht in den meisten Fällen zur Korrektur der vorübergehenden Fußfehlstellung vollständig aus.

Mögliche Ursachen für einen Knick-Senkfuß bei Kindern sind:

Was gefährdet das kindliche Fußgewölbe?

Fixierung und Abschirmung des Kinderfußes in festen Schuhen verhindert ebenso wie ein allgemeiner Bewegungsmangel die Reifung zu einem gesunden Fuß. In der Gelenk-Klinik beobachten wir häufig bereits bei Kindern im Krabbelalter feste, unflexible Schuhe, durch die das Kleinkind Außenreize kaum noch wahrnimmt. Die Muskeln und Sehnen werden kaum von Ausgleichsbewegungen gefordert und verkümmern.

Auch die Entwicklung des natürlichen Gangs wird durch Schuhwerk behindert. Wir raten zu Kindersocken mit Laufnoppen: Sie wärmen und schützen den Fuß, der trotzdem direkt vom Untergrund Reize empfängt und verarbeiten kann.

Aufmerksam bleiben!

Obwohl der kindliche Knick-Senkfuß ein vorübergehendes und ganz normales Entwicklungsstadium ist, sollten Eltern dennoch aufmerksam die Fußentwicklung und Befindlichkeiten ihrer Kinder beobachten.

Eine sichtbare Fußfehlstellung, die mit Fußschmerzen und eventuell Muskelkrämpfen im Fuß- und Unterschenkelbereich und rascher Ermüdbarkeit verbunden ist, stellt sicher einen Grund für die Konsultation eines orthopädischen Fußspezialisten dar.

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