- Die minimalinvasive Behandlung von osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen
- Behandlungsziel: Aufrichtung des Wirbelkörpers und Schmerzfreiheit
- Wie ist der Ablauf der Kyphoplastie bzw. Vesselplastie?
- Wann kann die Kyphoplastie oder Vesselplastie nicht angewendet werden?
- Risiken der Kyphoplastie
- Vesselplastie: Kontrolle des eingespritzten Knochenzements in einem Ballon
- Nachsorge nach der Operation einer Kyphoplastie oder Vesselplastie

Bei fortgeschrittener Osteoporose sind Kompressionsfrakturen der Wirbel recht häufig.
Vor allem die Brustwirbel und die Lendenwirbel sind von Wirbelbrüchen betroffen: In diesen Bereichen ruht ein großes Gewicht auf den Wirbelkörpern.
Diese Frakturen der Wirbelkörper treten nicht, wie bei gesunden Patienten, als Folge eines schweren Unfalls auf. Osteoporotische Wirbelkörperfrakturen können aus harmlosen Alltagssituationen heraus auftreten. Ein Stolpern kann hinreichend sein. Durch die Fraktur kollabiert der Wirbelkörper und verliert an Höhe (Sinterung). Dies ist sehr schmerzhaft. Die Wirbelsäule als zentrale Achse für Skelett und Nervensystem (Rückenmark) wird in ihrer Funktion beeinträchtigt.
Je nach Lage des Bruchs kann dieser auch Organsysteme beeinträchtigen. Atemtiefe und Atemfunktion sind betroffen. Der Druck auf die Verdauungsorgane steigt.
Die Kyphoplastie wie auch die Vesselplastie sind minimalinvasive operative Verfahren zur Stabilisierung und Aufrichtung von meist osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen.
Die minimalinvasive Behandlung von osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen

Der Eingriff erfolgt mit einer Hohlnadel durch die Haut (transkutan). Schnitte, Nähte und aufwändige Nachbehandlungen sind in der Regel nicht erforderlich. Die Eingriffe zur Stabilisierung von Wirbelkörperfrakturen unterscheiden sich jedoch in den verwendeten Füllmaterialien und den möglichen Nebenwirkungen.
Die meisten Patienten mit schmerzhafter Wirbelkörperfraktur berichten von einer sofortigen Besserung ihrer Schmerzen nach einer erfolgreich durchgeführten Kyphoplastie oder Vesselplastie. Diese Therapie ist also als Schmerztherapie nach einem Bruch des Wirbels geeignet.
Behandlungsziel: Aufrichtung des Wirbelkörpers und Schmerzfreiheit
Ziel der Kyphoplastie
- Schmerztherapie nach osteoporotischem Sinterungsbruch
- Wiederaufrichten des Wirbelkörpers
- Herstellen der ursprünglichen Höhe des Wirbels
- Prävention vor weiteren Sinterungen
Die Kyphoplastie oder perkutane Vertebroplastie gehört zu den Verfahren der interventionellen Schmerztherapie und hat sich zur Behandlung von kollabierten Wirbelkörpern bewährt. Dabei richtet der Arzt zunächst die nach einem osteoporotischen Sinterungsbruch kollabierten Wirbelkörper mit einem Ballon wieder auf.
In den dabei entstehenden Hohlraum des zusammengesunkenen oder gebrochenen Wirbelkörpers wird unter Druck Knochenzement, eine Art schnell härtender Kunststoff, eingespritzt. Dieses Füllmaterial ist mit dem bei Hüftprothesen oder Knieprothesen verwendeten Knochenzement eng verwandt. Es handelt sich um einen acrylbasierten, schnell härtenden Kunststoff. Weil der Kunststoff sehr hart ist, kann es allerdings zu Problemen in der osteoporotischen Umgebung aus porösem Knochenmaterial kommen. Anschlussbrüche in benachbarten Bereichen durch die unterschiedliche Festigkeit von Knochenzement und Knochen sind nicht selten.
Der Zweck beider Verfahren besteht darin, durch die Stabilisierung und Aufrichtung des Wirbelkörpers die Fehlstellung zu beheben und die damit verbundenen Rückenschmerzen zu lindern.

Wie ist der Ablauf der Kyphoplastie bzw. Vesselplastie?
Anwendungsgebiete dieser Operation:
- schmerzhafte osteoporotische Kompressionsfrakturen
- traumatische Wirbelkörperfrakturen
- gutartige oder bösartige Tumoren in der Wirbelsäule
- abgestorbene Wirbelkörper (Osteonekrose)
- postoperative Stabilisierung von geschwächten Wirbelkörpern
Der Patient liegt in Bauchlage und erhält im Normalfall eine Vollnarkose. Es ist aber auch möglich, den Eingriff in Dämmerschlafnarkose und in lokaler Betäubung durchzuführen. Unter ständiger Röntgenkontrolle wird seitlich in den gebrochenen Wirbelkörper ein Zielinstrument eingebracht. Darüber führt der Arzt im weiteren Verlauf entweder einen Ballon zur Aufrichtung (Kyphoplastie) oder das Vessel-X-Implantat ein.

Die Vertebroplastie oder Kyphoplastie erfolgt minimalinvasiv. Der Rückenspezialist führt lediglich eine große Hohlnadel unter Röntgenkontrolle in den geschädigten Wirbel ein. Der Patient befindet sich dabei unter Lokalanästhesie oder Vollnarkose.
Durch die Hohlnadel bringt der Arzt einen Ballon in den Wirbel ein und pumpt ihn mittels Luftdruck auf. Dann wird er langsam unter Druck mit Knochenzement gefüllt, wodurch sich der gebrochene Wirbelkörper wieder aufrichtet. Bei der Kyphoplastie wird der Knochenzement direkt eingespritzt und härtet unter Hitzeentwicklung aus. Der Zement kann dabei aus der Bruchstelle austreten. Diese Komplikation ist vom Arzt nach Möglichkeit zu vermeiden.
Wann kann die Kyphoplastie oder Vesselplastie nicht angewendet werden?
- bei komplett ausgeheilten osteoporotischen Wirbelbrüchen
- bei gutem Erfolg der konservativen Behandlung
- bei Osteomyelitis (Knochenmark- entzündung) oder Sepsis
- bei Frakturen, die älter als ein Jahr sind
- bei Wirbelbrüchen, die mehr als 80–90 % Höhenminderung des Wirbelkörpers verursachen
Bei der Kyphoplastie wird vor dem Einbringen des Knochenzementes das Volumen des Wirbelkörpers durch Aufblasen eines Ballons wiederhergestellt. Den dann entstehenden Hohlraum füllt der Arzt mit schnellhärtendem Knochenzement auf. Dieser Vorgang des vorherigen Aufrichtens des Wirbelkörpers wird als Reponierung bezeichnet. Damit stellt die Kyphoplastie die ursprüngliche Höhe des Wirbelkörpers wieder her. Einige Besonderheiten sprechen allerdings gegen eine Kyphoplastie. Dazu zählen neben Entzündungen des Knochenmarks auch ältere und ausgeheilte Wirbelfrakturen oder sehr starke Frakturen, die mit einer großen Höhenminderung des Wirbels einhergehen.
Risiken der Kyphoplastie
Bei über der Hälfte aller Patienten kam es bei der Vertebroplastie zu unkontrollierten Austritten von Knochenzement aus dem Wirbelkörper. In den meisten Fällen war das asymptomatisch, also unschädlich. In einigen Fällen kam es hingegen zu einem Eintritt von Partikeln des Knochenzements in die Körpervenen. Embolien (Verstopfungen von Blutgefäßen) waren die Folge. Zudem können die Reste des Knochenzements auch Druck auf die Nervenwurzeln oder das Rückenmark ausüben. Im schlimmsten Fall kann das sogar zu einer Querschnittslähmung führen.
Um den gebrochenen Wirbelkörper aufzurichten, muss der Knochenzement unter hohem Druck eingespritzt werden. Das erste in dieser Art entwickelte Verfahren, die Vertebroplastie, zeichnete sich durch Einspritzung des Knochenzementes in den unvorbereiteten Wirbelkörperbruch aus.
Durch den hohen Druck beim Einbringen des Zementes und aufgrund der Brüche im Wirbelkörper kam es dabei oft zum Austritt von Knochenzement. Dieser konnte dann in den Wirbelkanal oder in Gefäße fließen und ernste Komplikationen verursachen.
Auch die Verwendung des harten und unelastischen Materials im Bereich der elastischen und eigentlich beweglichen Wirbelsäule führt zu Problemen. In vielen Fällen kommt es nach der Wirbelkörperstabilisierung mit Knochenzement zu Anschlussfrakturen in den benachbarten Segmenten.
Alternative Materialien zur Minimierung der Komplikationen
Die Suche nach alternativen Materialien ist in vollem Gange. Neben kalziumbasierten Materialien, die noch in der Testphase sind, hat sich vor allem die silikonbasierte Augmentation (Erhöhung) von Wirbelkörperfrakturen, die sogenannte Elastoplastie, bewährt. Die Elastoplastie läuft in allen Details ebenso ab wie die anderen Verfahren, lediglich das Füllmaterial ist ein anderes. Die Elastizität des silikonbasierten Füllmaterials kommt viel eher dem natürlichen Knochen nahe als der Knochenzement.
Vesselplastie: Kontrolle des eingespritzen Knochenzements in einem Ballon
Ziele der Vesselplastie
- Reponierung (Aufrichten) des kollabierten Wirbels
- Behandlung der Rückenschmerzen
- Prävention vor weiteren Sinterungsbrüchen des Wirbels
- Verhinderung des Austritts von Knochenzement aus der Bruchstelle
Um sicherzustellen, dass der Knochenzement nicht aus dem Wirbelkörper austritt, wird bei der Vesselplastie ein Ballon in den Wirbelkörperbruch eingebracht. Dieser verbleibt dort als Implantat auch nach dem Eingriff. Unter Druck wird dann versucht, die ursprüngliche Wirbelkörperhöhe wiederherzustellen.
Dieses geschlossene System verhindert den Austritt von Zement und die damit verbundenen Komplikationen. Zudem ermöglichen die Poren im System eine optimale Verbindung zwischen Knochenzement und Wirbelkörper. Die Porengröße von VESSEL-X beträgt 100 µm, was der umliegenden spongiösen Knochenstruktur entspricht.
Vorteile des Vessel-X-Verfahrens:
- implantierbarer Container (Vessel) aus PET
- undehnbares biokompatibles PET (Polyethylenterephthalat)
- Korrektur die Wirbelkörperhöhe
- harmonische Verzahnung des Containers mit dem Knochen durch Poren (Durchlässigkeit mit einer Porengröße von 100 µm)
- Möglichkeit der Krümmungskorrektur der Wirbelsäule (Kyphosekorrektur) über den Container zusammen mit der Zementeinspritzung
- sichere und effiziente Methode
Verwendung eines bioresorbierbaren Knochenzements
Neben dem bekannten Verfahren der Kyphoplastie verwenden wir insbesondere bei jüngeren Patienten und frischen Frakturen zunehmend einen bioresorbierbaren Knochenzement.
Diesen synthetischen Knochen resorbiert der Körper im Verlauf einiger Jahre vollständig. Dadurch trägt er insbesondere bei osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen zu einer erheblichen Stabilisierung und natürlichen Ausheilung bei.
Somit lassen sich bei dieser Frakturform langfristig die Folgen gänzlich aufheben. Die Komplikationsrate dieses verwendeten Materials liegt aufgrund seiner Resorbierbarkeit nahezu bei Null.
Nachsorge nach der Operation einer Kyphoplastie oder Vesselplastie
Knochenschwund (Osteoporose) hat viele Ursachen. Auch nach einer operativen Therapie des Wirbelbruchs ist eine integrierte konservative Versorgung der Osteoporose notwendig. Hier wird das gesamte Spektrum der Osteoporosevorsorge eingesetzt:
- Physiotherapie zur Aktivierung der Skelettmuskulatur
- biomechanische Stimulation bzw. Vibrationstherapie (Vibrationsplatte)
- Ernährungsberatung
- Substitution von Vitaminen und Mineralien
- ZRT®-Matrix-Therapie
- Säure-Basen-Regulation
Die Wundheilung gestaltet sich in der Regel komplikationslos, da nur zwei winzige Stichinzisionen als Zugang erforderlich sind. Nach dem Eingriff berichten die meisten Patienten über eine spontane Besserung der Beschwerden. Auch ist eine intensive oder einschränkende Nachbehandlung nur beim Vorliegen weiterer Erkrankungen notwendig. Jedoch sollte bei häufigen osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen eine entsprechende medikamentöse Therapie sowie regelmäßige Knochendichtemessungen vorgenommen werden, um weitere Frakturen zu verhindern.
Bei jungen Patienten existiert zudem die Möglichkeit, anstelle des nicht resorbierbaren Knochenzements einen biologisch abbaubaren, knochenähnlichen Zement zu verwenden. Dieser Biozement bietet den Vorteil, dass er Wirbelkörperbrüche primär stabilisiert, aber nach einigen Monaten kein Fremdmaterial mehr in der Wirbelsäule vorhanden ist.
Wir verwenden in unserer Klinik beide Verfahren der Wirbelkörperstabilisierung und -aufrichtung. Das Vessel-X-Verfahren verwenden wir für Patienten, bei denen aufgrund ihrer Osteoporose eine höhere Gefahr eines Zementaustrittes besteht.