- Ursachen für die Schulterinstabilität
- Wie lassen sich die Art und das Ausmaß der Schulterinstabilität prüfen?
- Wie verläuft die Operation einer Schulterluxation?
- Nachbehandlung der Schulteroperation nach Schulterluxation
Eine Schulterluxation ist die Ausrenkung des Oberarmkopfes (Humeruskopf) aus der Gelenkpfanne (Glenoid) des Schultergelenks. Meist ist ein traumatisches Ereignis wie beispielsweise ein Sturz auf den Arm ursächlich für die Luxation der Schulter.
In bestimmten Fällen kann ein erfahrener Arzt die Schulter manuell wieder einrenken. Man spricht dann von einer Reposition. Eine Operation ist in diesem Fall nicht unbedingt erforderlich. Häufig kommt es aber im Rahmen der Auskugelung des Humeruskopfes aus dem Schultergelenk zu Begleitverletzungen. Dies können Bänderrisse, Verletzungen der Rotatorenmanschette oder Risse der Gelenklippe (Labrum glenoidale) sein. Ob eine Schulterluxation operativ oder konservativ versorgt wird, entscheidet der Schulterspezialist anhand der klinischen und bildgebenden Diagnostik.
Ursachen für die Schulterinstabilität
Der enorme Bewegungsumfang macht das Schultergelenk mit seinen stabilisierenden Weichteilstrukturen anfällig für Verletzungen.
Eine Instabilität mit Luxationen (Ausrenkungen) der Schulter kann anlagebedingt sein, ist aber wesentlich öfter Folge einer traumatischen, unfallbedingten Erstluxation. Ein plötzlicher, unvorhergesehener Kraftimpuls führt bei einer bereits bestehenden maximalen Bewegungsauslenkung des Schultergelenks zur Schulterluxation.
Der Oberarmkopf verlässt die Gelenkpfanne und luxiert. Dabei werden im Regelfall Weichteilstrukturen abgerissen oder beschädigt. Insbesondere die bereits weite Gelenkkapsel der Schulter überdehnt und die knorpelige Lippe an der Gelenkpfanne, das Labrum glenoidale reißt ab. Des Weiteren kann es vor allem bei älteren Patienten zu knöchernen Verletzungen mit Bruch des Oberarmkopfes oder zu einer begleitenden Ruptur der aus Sehnen bestehenden Rotatorenmanschette kommen. Diese umfasst und stabilisiert das Schultergelenk. Durch die Verletzung der Weichteilstrukturen, insbesondere des Labrums, kommt es sehr häufig zu erneuten Luxationen des Schultergelenks, auch bei Alltagstätigkeiten. Als Faustregel gilt, je jünger ein Patient bei der Erstluxation war, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, eine chronische, anhaltende Schulterinstabilität zu entwickeln. So zeigen Patienten, die bei der Erstluxation unter 20 Jahren waren, eine Wahrscheinlichkeit von über 80 % für eine erneute Luxation.
Wie lassen sich die Art und das Ausmaß der Schulterinstabilität prüfen?
Die orthopädische Untersuchung gibt Hinweise auf das Vorhandensein, das Ausmaß und die Richtung der Instabilität im Schultergelenk. Mittels Röntgenbild kann der Arzt knöcherne Verletzungen am Oberarmkopf und an der Gelenkpfanne diagnostizieren oder ausschließen. Um die Schädigung von Gelenkkapsel und Bändern zu erkennen, ist in vielen Fällen eine Kernspintomographie (MRT) der Schulter erforderlich. Hier lassen sich Verletzungen der Gelenkkapsel, der Sehnen und der Gelenklippe (Labrum) erkennen. Auch eine Untersuchung der Muskeln und Sehnen mittels Ultraschall kann zur Diagnose beitragen. Anhand der Ergebnisse der Untersuchungen legt der Orthopäde das operative Vorgehen fest.
Wie verläuft die Operation einer Schulterluxation?
Bei wiederholten Ausrenkungen, beim jungen Sportler unter Umständen schon nach dem ersten Verletzungsereignis, ist die Stabilisierung durch eine Operation zu empfehlen. Diese wird in der Regel als Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt. Nur so lässt sich verhindern, dass das Gelenk immer wieder auskugelt und weitere Folgeschäden eintreten. Bei der anlagebedingten Instabilität ohne eine Verletzungsursache ist ein gezieltes Muskelaufbautraining mit Kraftgeräten zu empfehlen. Eine Operation ist hier meistens nicht notwendig.
Um das gesamte Ausmaß der Schädigung durch das luxierte Schultergelenk einzuschätzen, ist eine arthroskopische Sicht erforderlich. Anhand seiner Einschätzung legt der Arzt den Umfang der Operation fest. Es stehen mehrere Operationsmethoden zur Verfügung. Bei einer Schulterluxation ist meistens die Refixation des abgerissenen Labrums Gegenstand der Operation. Dabei refixiert der Orthopäde die Gelenklippe in arthroskopischer Technik, also ohne große Eröffnung des Schultergelenks mittels selbstauflösenden Dübeln.
Daneben kann eine Straffung der Gelenkkapsel sowie eine Sehnennaht erforderlich sein.
Nachbehandlung der Schulteroperation nach Schulterluxation
Ohne eine differenzierte und qualitativ hochwertige Nachbehandlung ist kein zufriedenstellendes Ergebnis der Operation zu erwarten. Neben der anfänglichen Ruhigstellung des Arms muss der Patient die vorgegebenen Bewegungseinschränkungen einhalten. Dabei darf die Gefahr einer Einsteifung des Schultergelenks nicht unterschätzt werden. Dieser goldene Mittelweg der möglichst großen Stabilität bei gleichzeitig größtmöglicher Beweglichkeit erfordert ein hohes Können der nachbehandelnden Physiotherapeuten. Auch ist vor Ablauf von mindestens drei bis sechs Monaten nicht mit Abschluss der Behandlung zu rechnen.
Literaturangaben
- Echtermeyer, V. & Bartsch, S. (2005). Praxisbuch Schulter: Verletzungen und Erkrankungen systematisch diagnostizieren, therapieren, begutachten; 10 Tabellen. Thieme.
- Gohlke, F. & Hedtmann, A. (2002). Handbuch Orthopädie, Schulter. Thieme, Stuttgart.
- Kühlwetter, K., Lehmann, M. & Gokeler, A. (2007). Schulter-Schluss: Aktiv gegen den Schulterschmerz (German Edition) (1. Aufl. 2 ed). Steinkopff.
- van der Heijden, G. J. (1999). Shoulder disorders: a state-of-the-art review.. Baillière`s best practice &research. Clinical rheumatology, 13, 287–309.