1. Was ist eine ISG-Versteifung?
  2. Wann kommt beim ISG-Syndrom eine ISG-Versteifungsoperation infrage?
  3. Wie läuft eine ISG-Versteifung ab?
  4. Wie lange ist man krank nach ISG-Versteifung?
  5. Wie sind die Erfolgschancen bei der ISG-Versteifung?
  6. Hat eine operative ISG-Versteifung Risiken?
Lage des Iliosakralgelenks (Kreuz-Darmbein-Gelenk) Das Iliosakralgelenk verbindet auf der rechten und linken Seite der Wirbelsäule das Kreuzbein mit dem Darmbein. Schmerzen und Entzündungen in den ISG entstehen durch zahlreiche Erkrankungen. © Henrie, Adobe

Eine ISG-Versteifung oder ISG-Arthrodese kann helfen, wenn sich starke chronische Schmerzen im Kreuzdarmbeingelenk (ISG-Syndrom) durch andere Verfahren nicht beherrschen lassen. Im Rahmen einer minimalinvasiven Operation versteift der Rückenspezialist das Gelenk zwischen Darmbein (Os ilium) und Kreuzbein (Os sacrum).

Was ist eine ISG-Versteifung?

Andere Begriffe für die ISG-Versteifung:

  • ISG-Arthrodese
  • ISG-Fusion

Unter der operativen Versteifung eines Gelenks (Arthrodese) versteht man die gewollte Verschmelzung von Knochen, die ein Gelenk bilden. Im Fall des Kreuzdarmbeingelenks (Iliosakralgelenks, ISG) beabsichtigt der Operateur, dass durch die Versteifung eines oder beider Kreuzdarmbeingelenke die Schmerzen bei chronischem, schwerem ISG-Syndrom gelindert werden. In puncto Bewegung macht sich eine Versteifung des ISG kaum bemerkbar, da die Knochen des Beckens gegeneinander ohnehin wenig beweglich sind.

Wann kommt beim ISG-Syndrom eine Versteifungsoperation (ISG-Arthrodese) infrage?

Schmerzen im Kreuzdarmbeingelenk sind häufig und können eine Vielzahl von Ursachen haben. Behandelt wird ein solches ISG-Syndrom meist konservativ, hilfreich sind körperliche Bewegung, manuelle Therapie und spezielle physiotherapeutische Übungen. Auch Infiltrationen der Kreuzdarmbeingelenke können die Schmerzen lindern. Eine weitere Option aus dem Bereich der interventionellen Schmerztherapie ist die ISG-Denervierung.

Sind die konservativen Maßnahmen ausgeschöpft und lassen sich die Schmerzen mehr als sechs Monate lang nicht beherrschen, können die Rückenspezialisten der Gelenk-Klinik möglicherweise durch Versteifen der Kreuzdarmbeingelenke helfen. Diese Operation wird auch ISG-Arthrodese oder ISG-Fusion genannt.

Voraussetzung für eine Operation sind

Nicht indiziert ist die ISG-Versteifung, wenn den Beschwerden ein Tumor oder Fehlbildungen zugrunde liegen. Das Gleiche gilt für Wirbelkörperbrüche oder Infektionen im Operationsbereich, Osteolysen an Kreuzbein oder Darmbein oder wenn der Betroffene unter einer unzureichend behandelten Osteoporose leidet.

Wie läuft eine ISG-Versteifung ab?

Für die ISG-Versteifung gibt es verschiedene Verfahren. Die Rückenspezialisten der Gelenk-Klinik operieren minimalinvasiv, während der Patient in Vollnarkose liegt. Über einen seitlichen Hautschnitt werden erst Kirschner-Drähte durch Muskulatur, Darmbein und ISG in das Kreuzbein geschoben und darüber das Implantatlager aufgemeißelt. Danach bringt der Chirurg drei dreieckige Titanstifte ein, die schließlich Darmbein und Kreuzbein fest miteinander verwachsen lassen. Die Operation erfolgt unter Röntgendurchleuchtung.

Wie lange ist man krank nach ISG-Versteifung?

Der Eingriff dauert etwa eine halbe Stunde. Ab dem Tag darauf wird der Patient vorsichtig mobilisiert, zunächst häufig mithilfe von Unterarmgehstützen. Je nach individuellem Fall sollten diese mehrere Wochen verwendet werden. Wann der Patient sich wieder normal belasten darf, entscheidet der behandelnde Arzt.

Wie sind die Erfolgschancen bei einer ISG-Versteifung?

Die operative Versteifung des ISG gilt als „ultima ratio“ bei anderweitig nicht beherrschbarem ISG-Syndrom. In klinischen Studien wurden verschiedene Verfahren und Materialien getestet, wobei die Ergebnisse nicht einheitlich sind. Vor allem für einen langfristigen Effekt fehlen noch Studiendaten.

Schmerzskala von 0 bis 10 Mithilfe der Schmerzskala wird die aktuell vom Patienten empfundene Schmerzstärke ermittelt. Der Patient kann ein Kreuz oder einen Strich setzen. Smilies und Farben helfen Kindern und Patienten mit mangelnden deutschen Sprachkenntnissen bei der Markierung. © Gelenk-Klinik

In einer deutschen Studie mit 26 operierten Patienten von 2020 zeigten sich im Durchschnitt positive Resultate: Auf der Schmerzskala von 0 (keine) bis 10 (stärkste Schmerzen) besserten sich die Rückenschmerzen von durchschnittlich 8,4 vor der OP auf 4,6 vier Jahre nach dem Eingriff. Auch die Funktionseinschränkungen wurden weniger. Zudem sank die Rate an Patienten, die Opiate zur Schmerzlinderung brauchten, von 82 % präoperativ auf 39 % danach.

In der klinischen Praxis zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse. Bei vielen Patienten führt die Versteifung zur Linderung ihrer Beschwerden, bei anderen Patienten kann auch die Arthrodese nichts ausrichten. Das bedeutet, dass auch bei indizierter Operation und optimalem Operationsverlauf ein Erfolg nicht garantiert ist. Vorteile und Risiken des Eingriffs besprechen die Orthopäden immer individuell mit dem Patienten.

Hat die operative ISG-Versteifung Risiken?

Wie bei allen Operationen hat auch die minimalinvasive Arthrodese ihre Risiken. In den Händen unserer erfahrenen Rückenspezialisten kommen Komplikationen jedoch sehr selten vor. Es können z. B. bei der Operation Nerven oder Gefäße verletzt werden, was zu Taubheitsgefühlungen oder Blutungen führen kann. Auch bei minimalinvasiven Eingriffen sind Infektionen und Wundheilungsstörungen möglich.

Literatur
  • Gebhard, F., Sarkar, M., Maier, G., Kinzl, L., & Arand, M. (2005). Navigationsgestützte Arthrodese des Iliosakralgelenks. Der Unfallchirurg, 108(9), 761-764.
  • Hartung, P., & Richter, M. (2022). Implantatversagen bei Instrumentierungen am lumbosakralen Übergang und Becken – Ursachen und Behandlungskonzepte. Die Wirbelsäule, 6(02), 92-98.
  • Janka, M., Füssel, S., Unterpaintner, I. et al. Übeltäter Iliosakralgelenk häufig übersehen. MMW - Fortschritte der Medizin 159, 49–52 (2017). https://doi.org/10.1007/s15006-017-9218-0
  • Kasapovic, A., Ali, T., Jaenisch, M., Rommelspacher, Y., Gathen, M., Pflugmacher, R., & Schwetje, D. (2021). Minimalinvasive Arthrodese des Iliosakralgelenks (ISG). Operative Orthopädie und Traumatologie, 1-11. https://doi.org/10.1007/s00064-021-00738-3