1. Was ist ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)?
  2. Ursachen eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule (HWS)
  3. Symptome eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule (HWS)
  4. Diagnose des Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule (HWS)?
  5. Wann zum Arzt?
  6. Wie behandeln die Ärzte der Gelenk-Klinik einen Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)?
Schematische Darstellung der sieben Halswirbel. Die Halswirbelsäule besteht aus 7 Zervikalwirbeln, die mit C1 bis C7 bezeichnet werden. C steht für cervix und bedeutet Hals. Der 1. Halswirbel (C1) heißt Atlas, der 2. Halswirbel Axis. © janulla, iStock

Bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS) tritt Material aus dem inneren Gallertkern einer Bandscheibe im Halsbereich durch den umhüllenden Faserring nach außen. Es drückt auf das Rückenmark oder die Rückenmarksnerven (Spinalnerven) in einem bestimmten Abschnitt der Halswirbelsäule. Die Quetschung der Nerven löst die für einen HWS-Bandscheibenvorfall typischen Symptome aus: starke Nackenschmerzen, Arm- und Schulterbeschwerden.

Etwa 8 von 100 Bandscheibenvorfällen betreffen die Halswirbelsäule. In den meisten Fällen reicht eine konservative Behandlung der Patienten. Dadurch können sie ihre Schmerzen deutlich verringern. Der HWS-Bandscheibenvorfall bildet sich von allein nach einiger Zeit zurück, wobei Physiotherapie, Wärmeanwendungen und Schmerzmedikamente den Heilungsprozess unterstützen.

Bei starken Schmerzen und ausbleibender Besserung unter konservativer Therapie können die Wirbelsäulenspezialisten der Gelenk-Klinik auf operative Methoden wie den Einsatz einer zervikalen Bandscheibenprothese zurückgreifen.

Mögliche Komplikationen und die Abgrenzung zu anderen Wirbelsäulenerkrankungen mit ähnlicher Symptomatik erfordern das spezielle Wissen eines Wirbelsäulenexperten. Er entwickelt einen Therapieplan, der auf die Wünsche und Bedürfnisse des Patienten eingeht und Spätfolgen vermeidet.

Was ist ein Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)?

Synonyme zu Bandscheibenvorfall der HWS

Bandscheiben liegen zwischen zwei Wirbelkörpern und ermöglichen unserer Wirbelsäule Drehbewegungen in alle Richtungen. Zusätzlich puffern sie ‒ ähnlich wie Stoßdämpfer ‒ Erschütterungen und Stöße insbesondere in der Längsachse ab. Sie bestehen aus einem inneren, weichen Gallertkern (Nucleus pulposus), den ein fester Faserring aus Bindegewebe (Anulus fibrosus) umgibt.

Die Wirbel formen Richtung Rücken (dorsal) die Wirbelbögen, die in ihrer Mitte den knöchernen Wirbelkanal (Spinalkanal) bilden. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark, von dem in jedem Wirbelzwischenraum seitlich die Spinalnerven abzweigen.

Schematische Darstellung eines Bandscheibenvorfalls, der auf eine Nervenwurzel drückt. Bei einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) durchbricht der Gallertkern (Nucleus pulposus) den festen Faserring (Anulus fibrosus) der Bandscheibe. Das ausgetretene Material drückt auf den Spinalnerven oder das Rückenmark. Dies kann zu den typischen Schmerzen, Lähmungen oder Missempfindungen bei den Patienten führen. © Gelenk-Klinik

Ab dem mittleren Lebensalter kann sich die Feinstruktur des Faserrings degenerativ verändern: Im zähen Faserknorpel bilden sich feine Risse und er verliert an Elastizität. Wenn der Gallertkern in die Risse eindringt, kann das Stadium der Bandscheibendegeneration in eine Vorwölbung des Bandscheibenkerns (Bandscheibenprotrusion) übergehen. Die Faserhülle ist bei einer Protrusion noch intakt.

Bei einem Bandscheibenvorfall (Prolaps) durchbricht der Gallertkern den Faserring vollständig und das nach hinten ausgetretene Kernmaterial kann auf das Rückenmark oder den Spinalnerven des jeweiligen Segments drücken.

Die besondere Anatomie der Halswirbel

Zwischen den sieben Wirbeln der Halswirbelsäule befinden sich Bandscheiben, außer

  • zwischen Schädel und 1. Halswirbel (Atlas) sowie
  • zwischen Atlas und 2. Halswirbel (Axis).

Insgesamt finden sich also fünf Bandscheiben im Halswirbelbereich.

Die Gelenkflächen von Hinterhauptknochen und Atlas bilden das obere Kopfgelenk (Atlantookzipitalgelenk) und Atlas und Axis das untere Kopfgelenk (Atlantoaxialgelenk). Diese beiden Gelenke werden umgangssprachlich als Genick bezeichnet und sind zusammen mit der übrigen Halswirbelsäule für die hohe Beweglichkeit dieses Wirbelsäulenabschnitts verantwortlich.

Zwischen den Halswirbeln C2 bis C7 liegen die Bandscheiben der Halswirbelsäule wie flüssigkeitsgefüllte Kissen und sorgen für ein reibungsloses Gleiten der Halswirbel. Die Wirbelbögen der Wirbel stehen über kleine Gelenkflächen, die Facettengelenke, mit den benachbarten Wirbelbögen in Kontakt.

Schematischer Aufbau der Halswirbelsäule. Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Halswirbeln, die mit C1 bis C7 bezeichnet werden. Der 1. Halswirbel heißt Atlas und mit dem Schädelknochen das obere Kopfgelenk. Das untere Kopfgelenk bilden Atlas und Axis, der 2. Halswirbel. Der dornartige Dens axis verankert die beiden obersten Halswirbel miteinander. Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern von C2 bis C7 und puffern Stöße insbesondere in Längsrichtung ab. © Gelenk-Klinik

Die s-förmige Wirbelsäule hat die Funktion einer Sprungfeder

In der Seitenansicht weist die Halswirbelsäule ähnlich wie die Lendenwirbelsäule eine leichte Krümmung nach vorne Richtung Bauch auf. Diese ventrale Biegung (Lordose) im Hals- und Lendenbereich ergibt mit der entgegengesetzten Biegung nach dorsal (Kyphose) der Brustwirbelsäule und des Kreuzbeins die typische geschwungene S-Form der Wirbelsäule. Auf diese Weise kann die Wirbelsäule Bewegungen beim Gehen und Laufen abfedern und erhält auf ihrer gesamten Länge Stabilität. Unter normalen Bedingungen erreichen Kopf und Gehirn kaum noch Schwingungen.

Veränderungen in der natürlichen Krümmung und der zentralen Ausrichtung der Wirbelsäule stören das Körpergleichgewicht und können Fehlhaltungen verursachen. Dazu zählen zum Beispiel:

Wo tritt ein Bandscheibenvorfall der HWS am häufigsten auf?

MRT eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule. MRT eines Patienten mit Bandscheibenvorfall (Prolaps) der Halswirbelsäule (HWS). Der Vorfall liegt zwischen den Halswirbeln C5 und C6, daher wird der Bandscheibenvorfall mit HWS C5/C6 bezeichnet (gelber Kreis). © Gelenk-Klinik

Am häufigsten von einem HWS-Bandscheibenvorfall ist der untere Teil der Halswirbelsäule betroffen, also die Bandscheiben zwischen den Halswirbelkörpern C5 und C6 bzw. C6 und C7. Zwischen dem 2. und 4. Halswirbel (C2 bis C4) kommt es sehr selten zu einem Bandscheibenprolaps.

Ursachen eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule (HWS)

Bandscheiben ernähren sich passiv, das bedeutet, sie erhalten ihre Nährstoffe durch Einstrom aus dem umgebenden Gewebe. Auch die Regeneration der Flüssigkeitsmenge im Gallertkern der Bandscheibe erfolgt über passiven Austausch, da Bandscheiben nicht über eigene Blutgefäße versorgt werden.

Bewegung und Entspannung sorgen für gesunde Bandscheiben

Regelmäßige Bewegung fördert durch leichten Druck den Ein- und Ausstrom von Nährstoffen und Stoffwechselendprodukten in und aus den Bandscheiben. Eine Körperlage, bei der keine Belastung auf die Bandscheiben wirkt wie beispielsweise während der Nachtruhe, fördert die Erholung der über den Tag zusammengepressten Bandscheiben: Man wächst praktisch über Nacht ein paar Zentimeter, da sich die Bandscheiben wieder mit Flüssigkeit "vollsaugen".

Verschleißprozesse und Fehlbelastungen

Bei den meisten Patienten mit einem Bandscheibenprolaps der Halswirbelsäule (HWS) finden sich degenerative Verschleißerscheinungen, die mit einem geschwächten Bindegewebe einhergehen. Der Faserring wird mit dem Alter weniger stabil und elastisch und kann dem Druck des inneren Gallertkerns nicht mehr ausreichend standhalten. Stabilisierende Bänder im Bereich der Bandscheiben werden porös, womit die Wirbel nicht mehr stabil übereinander orientiert sind.

Hinzu können berufliche oder sportliche Fehlbelastungen der Halswirbelsäule über einen längeren Zeitraum kommen, die zu Abnutzungsprozessen an Bandscheiben und Wirbelkörpergelenken (Facettengelenken) führen.

Unfall als Ursache für einen Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)

Erfahrungsgemäß ist es unwahrscheinlich, dass bei Menschen ohne Vorschädigungen sich durch einen Unfall ein Bandscheibenvorfall der HWS ausbildet. In seltenen Fällen kann es als Folge von Unfällen mit abrupten Drehbewegungen des Kopfes zu einem akuten HWS-Bandscheibenvorfall kommen. Ein Wirbelsäulenspezialist kann durch differenzierte Diagnostik andere Erkrankungen der Halswirbelsäule von einem Bandscheibenvorfall der HWS unterscheiden.

Beispielsweise können nach einem Auffahrunfall oder einem Sportunfall mit hohen Aufprallgeschwindigkeiten Betroffene ein Schleudertrauma, medizinisch HWS-Distorsion, erleiden. Dieses Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule heilt nach wenigen Wochen ohne Komplikationen von selbst aus.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule

  • Nackensteife und Nackenschmerzen, oft typischer Schulter-Nacken-Schmerz
  • ausstrahlende Schmerzen in Kopf, Arm, Hand, Finger
  • Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Arm oder Hand (Parästhesien)
  • Schwäche oder Lähmung der Armmuskulatur
  • bei massiven Vorfällen: Gangstörungen und Lähmung der Beine

Unter welchen Beschwerden ein Patient mit HWS-Bandscheibenvorfall leidet, hängt von zwei Faktoren ab:

  1. In welcher Höhe der Halswirbelsäule liegt der Bandscheibenvorfall?
  2. Drückt das Bandscheibenmaterial mittig auf das Rückenmark oder seitlich auf einen Ast des Spinalnerven?

Nicht jeder im MRT oder Röntgen erkennbare Bandscheibenvorfall verursacht Beschwerden beim Patienten. Wenn der Druck des ausgetretenen Gallertkerns aber die Wurzeln der Spinalnerven reizt, kann dies neben starken Nackenschmerzen auch Schmerzen in der Schulter, Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Lähmungen der Muskulatur von Arm oder Hand auslösen.

Die Schmerzqualität wird von den Patienten unterschiedlich beschrieben und reicht von grell einschießend über klopfend bis hin zu dumpf. Bewegungen des Kopfes verstärken die Schmerzen und die Patienten nehmen automatisch eine Schonhaltung mit Kopfschräglage ein.

Jedem Halswirbelsegment kann man typische Beschwerden zuordnen

Jeder vom Rückenmark abzweigende Spinalnerv besitzt motorische und sensible Anteile, die Reize in definierte Segmente von Schulter, Arm und Fingern leiten. Aus diesem Grund kann der Wirbelsäulenspezialist sensible Missempfindungen auf der Hautoberfläche und motorische Ausfallerscheinungen einem ganz bestimmten Halswirbelabschnitt zuordnen. Ein Hautareal, das einem bestimmten Spinalnerven und damit einem bestimmten Rückenmarkssegment zugeordnet werden kann, bezeichnet man als Dermatom.

Empfindet der Patient zum Beispiel Schmerzen über den gesamten Arm bis in den Daumen hinein, weist dies den Arzt auf eine Beteiligung des 6. Spinalnerven hin. Zeige- und Mittelfinger sind dagegen bei Wurzelkompression des 7. Spinalnerven beteiligt. Starke Nackenschmerzen werden durch eine Reizung des 3. und 4. Spinalnerven verursacht und das Heben des Arms wird für Patienten unmöglich, bei denen die Wurzel des 5. Spinalnerven durch den Bandscheibenvorfall eingeengt wird.

Darstellung der Armregionen, die von bestimmten Spinalnerven der Halswirbelsäule versorgt werden. Jeder Spinalnerv der Halswirbelsäule versorgt eine bestimmte Armregion mit sensorischen und motorischen Impulsen. Anhand der Schmerzen und Missempfindungen in einem Dermatom und den Ausfallerscheinungen beim Patienten kann der Arzt auf das betroffene Segment der Halswirbelsäule schließen. © Gelenk-Klinik

Ein Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule (BWS) kann von einem HWS-Prolaps abgegrenzt werden, da sich die Schmerzen hier von den Schulterblättern ausgehend ringförmig nach vorne um den Brustkorb ziehen. Die Brustwirbel werden mit Th1 bis Th12, Th kurz für Thorax (Brustkorb), bezeichnet und schließen an den unteren Halswirbel an.

Drückt der Vorfall auf den Spinalnerven oder das Rückenmark?

Querschnitt durch die Wirbelsäule Ein Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) kann unterschiedlich lokalisiert sein: Im oberen Bild drückt das Bandscheibenmaterial auf die Wurzel des Spinalnervs, da der Bandscheibenvorfall seitlich Richtung des knöchernen Austrittslochs liegt. Im unteren Bild komprimiert ein mittig gelegener Prolaps das Rückenmark. Beim Patienten kann es zu Lähmungen in den Beinen und Gangstörungen kommen. © Gelenk-Klinik

Sowohl die Beschwerden des Patienten als auch seine nachfolgende Behandlung hängen davon ab, wo sich der Bandscheibenvorfall innerhalb des Segmentes ereignet hat:

  • Eher seitlich in der Nähe des Nervenaustrittskanals (Neuroforamen): Hier verlässt der Spinalnerv den Wirbelkanal durch eine Öffnung im Knochen und wird vom Prolaps eingeengt. Diese Bandscheibenvorfälle gehen typischerweise mit einseitigen Schmerzen in Arm oder Hand einher.
  • Mittig: Dieser Bandscheibenvorfall komprimiert das Rückenmark und führt selten zu ausstrahlenden Schmerzen in Schulter und Arm. Bei dieser Art eines HWS-Bandscheibenvorfalls können Lähmungen in den Beinen, Gleichgewichts- und Gangstörungen auftreten.

Natürlich sind auch Übergangsformen zwischen einem seitlichen und mittig gelegenen Prolaps möglich, die gleichzeitig den Spinalnerven reizen und das Rückenmark im betroffenen Bereich verschieben.

Diagnose des Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule (HWS)?

In einer ausführlichen körperlichen Untersuchung prüft der behandelnde Orthopäde:

  • Wie stark ist der Schmerz auf einer Skala?
  • Wo genau liegt der Schmerz bzw. in welchen Bereichen fühlt der Patient Taubheit oder Kribbeln?
  • Bestehen Probleme beim Gehen oder mit dem Gleichgewicht?

Der Patient gibt den genauen Ort des Schmerzes und sein Ausstrahlen anhand einer schematischen Abbildung an.

Bildgebende Verfahren bringen Klarheit

Ergänzend fertigt der Arzt eine Röntgen-, CT- oder MRT- Aufnahme an, um das Ausmaß und die Ausrichtung des HWS-Bandscheibenvorfalls gut beurteilen zu können. In seltenen Fällen kommt eine Myelographie zum Einsatz. Mithilfe einer Injektion von Kontrastmittel in den Wirbelkanal kann der Arzt die Kompression des Spinalnervs sowie die Lage des Vorfalls exakt auswerten und seine Behandlung darauf abstimmen.

Wann zum Arzt?

Bei folgenden Beschwerden und Warnsignalen sollten Betroffene sofort einen orthopädischen Facharzt oder eine Klinik aufsuchen:

  • Sie haben ausgeprägte Lähmungserscheinungen oder sehr starke Schmerzen.
  • Wasserlassen oder Stuhlgang sind gestört. Dabei kann es sich sowohl um Harnverhalt als auch um unwillkürlichen Urin- und Stuhlabgang handeln.
  • Sie sind unsicher beim Gehen oder haben Gleichgewichtsprobleme.

Der behandelnde Arzt wird schnellstmöglich bildgebende Untersuchungen durchführen. Sieht er im MRT oder Röntgen einen massiven Bandscheibenvorfall mit deutlicher Kompression des Rückenmarks, wird er mit Ihnen über die Möglichkeiten einer operativen Therapie sprechen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Bandscheibenvorfall der HWS und einer Spinalkanalstenose?

Bei einer Spinalkanalstenose engen knöcherne oder weiche Strukturen den Wirbelkanal ein, in dem das Rückenmark und der Spinalnerv verlaufen. Der Druck auf das Nervengewebe löst bei den Betroffenen ähnliche Beschwerden wie ein Bandscheibenvorfall aus. Eine Spinalkanalstenose im HWS-Bereich kann sich beispielsweise in ausstrahlenden Schmerzen in Arm, Hand oder Fingern äußern. Der Austritt von Material aus dem Gallertkern einer Bandscheibe ‒ also ein Bandscheibenvorfall ‒ ist möglicher Auslöser einer Spinalkanalstenose.

Bei Verdacht auf Spinalkanalstenose achtet der Orthopäde bei der Auswertung des MRT oder Röntgenbilds besonders auf: Anzeichen für eine Engstelle im Spinalkanal, knöcherne Verdickungen der Facettengelenke, Knochensporne (Spondylophyten) sowie auf gegeneinander verschobene Gleitwirbel (Spondylolisthesis).

Erfahrungsgemäß bestehen gute Aussichten für kleinere, wenig umfangreiche Bandscheibenvorfälle der HWS, dass diese sich über den normalen Heilungsprozess vollständig zurückbilden. Bei einer HWS-Spinalkanalstenose findet selten eine spontane Ausheilung statt. Neben einem Bandscheibenvorfall können auch chronische Erkrankungen wie Rheuma oder Morbus Bechterew für eine Wirbelkanalstenose verantwortlich sein. Eine exakte Klärung der Erkrankungsursache ist für eine zielgerichtete Therapie des Patienten unabdingbar.

Wie behandeln die Ärzte der Gelenk-Klinik einen Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule (HWS)?

Konservative Therapie

Die Wirbelsäulenspezialisten der Gelenk-Klinik legen bei Patienten mit mäßigen Schmerzen und ohne größere Einschränkungen den Schwerpunkt ihrer Behandlung auf nichtoperative Möglichkeiten.

Die Ruhigstellung und Entlastung der Halswirbelsäule zusammen mit einer individuell angepassten Schmerztherapie hilft erfahrungsgemäß bei den meisten Patienten mit Einklemmung des Spinalnerven. Die verordneten Schmerzmittel und entzündungshemmenden kortisonhaltigen Präparate verhindern, dass die Patienten Kopf, Schultern oder Arm in eine Schonhaltung bringen und betroffene Muskelgruppen weiter verhärten.

Das Tragen einer Halskrause oder Zervikalstütze entlastet die Muskulatur der Halswirbelsäule. Das Tragen einer Halskrause oder Zervikalstütze hilft Patienten dabei, die Muskulatur der Halswirbelsäule zu entlasten. © stock.adobe.com/Stasique

Für die ersten Tage nach einem HWS-Bandscheibenvorfall kann das Tragen einer Halskrause (Zervikalstütze) helfen, die Muskelverspannungen aufzulösen. In Absprache mit dem Arzt kann die Halskrause nach kurzer Zeit wieder entfernt werden, sonst entwickeln sich Schwächen in der Muskulatur.

Wärmebehandlungen ‒ zum Beispiel in Form von Rotlicht oder Fangopackungen ‒ empfindet ein Großteil der Patienten als wohltuend und ermöglicht ihnen, physiotherapeutische Bewegungsübungen durchzuführen. Die Physiotherapeuten der Gelenk-Klinik empfehlen folgende Übungen:

Dabei empfehlen Ärzte nur ein leichtes, moderates Training, um verhärtete Muskelgruppen zu lockern. Ruckartige Bewegungen sollten unbedingt vermieden werden.

Eine weitere Möglichkeit zur Behandlung akuter Schmerzbeschwerden stellt die Injektion von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten direkt an den komprimierten Nervenwurzeln dar. Diese sogenannte Infiltration der Wirbelsäule führen Wirbelsäulenspezialisten unter radiologischer Sichtkontrolle durch.

Operative Therapie

Der behandelnde Orthopäde zieht einen operativen Eingriff in Betracht, wenn die konservativen Behandlungsmaßnahmen auch nach einigen Wochen ohne spürbaren Erfolg bleiben. Eine Indikation zur Operation besteht ebenfalls, wenn der Patient unter starken Schmerzen oder neurologischen Ausfällen wie Lähmungen leidet.

In der Regel entfernt der Operateur von vorne über einen Hautschnitt nahe dem Kehlkopf die geschädigte Bandscheibe. Selten erfolgt der Eingriff von der Rückenseite (dorsal). Anstelle der Bandscheibe setzt der Orthopäde entweder eigenes Knochenmaterial (z. B. aus dem Becken) oder eine Bandscheibenprothese als künstlichen Platzhalter ein.

Der Einsatz einer Bandscheibenprothese erhält die komplette Beweglichkeit der Halswirbelsäule und verhindert zusätzlich eine übermäßige Belastung der benachbarten Segmente. Dieser Eingriff ist bei einer umfangreichen Bandscheibendegeneration auch in mehreren Wirbelsegmenten möglich.

Dagegen schränkt die Verblockung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts mit Knochenmaterial die Flexibilität der HWS in unterschiedlich starkem Maß ein.

Welche operative Maßnahme individuell ihre Anwendung findet, entscheiden die Wirbelsäulenspezialisten der Gelenk-Klinik im Einzelfall und stets in enger Absprache mit erfahrenen Physiotherapeuten und dem Patienten.

Wie lange dauert der Klinikaufenthalt nach HWS-OP?

Bereits am Tag der Operation dürfen die Patienten sich im Bett aufsetzen und kurze Strecken mit Begleitung gehen. In den ersten Tagen schützt eine Halskrause vor unbedachten Halsbewegungen. Die Stütze kann für die Körperpflege jederzeit entfernt werden.

Die Patienten der Gelenk-Klinik verlassen je nach körperlicher Konstitution nach 2 bis 4 Tagen die Klinik. Bereits während ihres stationären Aufenthalts leitet unser interner Sozialdienst die Rehabilitationsmaßnahmen in die Wege.

Wie lange ist man nach HWS-OP krankgeschrieben?

Die Zeit zur Erholung variiert und kann mehrere Wochen betragen. Abhängig vom ausgeübten Beruf können Patienten mit sitzender Tätigkeit schneller wieder ins Büro zurückkehren als körperlich schwer arbeitende Menschen.

Wie wichtig ist eine Rehabilitation nach HWS-OP?

Die Spezialisten der Gelenk-Klinik empfehlen ihren Patienten unbedingt, an einer postoperativen Reha-Maßnahme teilzunehmen. Hier erhalten sie ein abgestimmtes Übungsprogramm, das sie auch später in den eigenen vier Wänden einsetzten können. Dazu gehören zum Beispiel folgende Übungen:

Ergänzend bietet eine Rehabilitation die Möglichkeit, die eigenen Ernährungs- und Arbeitsgewohnheiten zu überdenken und zu verbessern.

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