Interventionelle Schmerztherapie an der Halswirbelsäule In manchen Fällen kann man eine Radikulopathie durch die interventionelle Schmerztherapie lindern. Dabei spritzt der Arzt unter Röntgenkontrolle ein Gemisch aus Kortison und Betäubungsmitteln in die Nähe der gereizten Nervenwurzel. © Crystal light, Adobe

Bei einer Radikulopathie wird eine Nervenwurzel des Rückenmarks gereizt oder geschädigt. Je nachdem, welche Nervenwurzel betroffen ist, kommt es zu Schmerzen, Missempfindungen oder neurologischen Ausfällen. Auslöser für eine Radikulopathie gibt es viele. Sie reichen vom Bandscheibenprolaps bis zu Wirbelsäulentumoren. Behandelt wird – je nach Ursache – konservativ, interventionell durch Injektionen von Betäubungsmitteln und Kortison oder chirurgisch.

Was ist eine Radikulopathie?

Querschnitt der Wirbelsäule Querschnitt durch einen Wirbel. Rechts und links entspringen dem Rückenmark eine vordere (ventrale) und eine hintere (dorsale) Nervenwurzel, die sich im Wirbelkanal jeweils zum Spinalnerv vereinen. © Fotolia

Radikulopathien (von lat. radix „Wurzel“, griech. pathos „Leiden, Krankheit“) sind Erkrankungen, die die Wurzeln der Spinalnerven betreffen. Diese Nervenwurzeln stammen aus dem Rückenmark, das aus 31 Segmenten besteht. Aus jedem dieser Segmente entspringen rechts und links je eine vordere und eine hintere Nervenwurzel. Deren Nervenfasern verbinden sich noch im Wirbelkanal und verlassen diesen als Spinalnerv durch das Zwischenwirbelloch. Druck, Einklemmung oder Entzündung können die Nervenwurzel reizen oder schädigen. Bei nur einer geschädigten Nervenwurzel spricht man von einer Radikulopathie, bei mehreren von einer Polyradikulopathie.

Je nachdem, welche Nervenwurzeln betroffen sind, kommt es zu Beschwerden. Ist nur die vordere Nervenwurzel eingeengt, so sind vor allem motorische Störungen die Folge. Denn in der Vorderwurzel verlaufen die Nervenfasern, die die Befehle vom Gehirn zur Muskulatur transportieren und auf diese Weise die Bewegung steuern.

Über die Hinterwurzel gelangen diejenigen Nervenfasern in das Rückenmark, die Gefühlsempfindungen und Informationen von der Haut und aus dem Körperinneren zum Gehirn leiten. Bei ihrer Schädigung kommt es zu Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Missempfindungen. Aufgrund der engen Platzverhältnisse im Wirbelkanal sind bei einer Radikulopathie häufig beide Wurzelanteile gereizt oder bedrängt. In diesem Fall leidet der Patient sowohl unter motorischen als auch unter sensiblen Störungen.

Radikuläre Schmerzen

Radikuläre Schmerzen entstehen durch Reizung, Druck oder Schädigung von Nervenwurzeln. Sie breiten sich typischerweise entlang des Versorgungsgebietes (Dermatom) des Spinalnervs aus. Beschrieben werden sie oft als elektrisierend, brennend oder scharf. Bewegung und Belastung wie z. B. Bücken oder Heben können den Schmerz verstärken.

Die Beschwerden richten sich aber nicht nur danach, ob Hinter- oder Vorderwurzel unter Druck geraten. Entscheidend ist, in welchem Segment des Rückenmarks die Nervenwurzeln bedrängt werden. Im Bereich der Halswirbelsäule bekommt der Betroffene Probleme im Nacken und in den Armen und Händen. Sind Nervenwurzeln in der Lendenwirbelsäule betroffen, drohen Schmerzen und Funktionsstörungen in den Beinen.

Die Nervenwurzeln reagieren dabei immer gleich, egal welche Ursache sie stört. Am Beschwerdebild kann der Rückenspezialist zwar ablesen, in welchem Segment das Problem ungefähr liegt. Der Auslöser ist so jedoch nicht erkennbar.

Welche Radikulopathien werden unterschieden und wie machen sie sich bemerkbar?

Im Allgemeinen unterscheidet man die Radikulopathien danach, in welchem Wirbelsäulensegment sie auftreten. Das bedeutet, es gibt eine zervikale Radikulopathie (in der Halswirbelsäule), eine thorakale Radikulopathie (in der Brustwirbelsäule) und eine lumbale Radikulopathie (in der Lendenwirbelsäule). Letztere ist am häufigsten. Am seltensten kommt es im Bereich der Brustwirbel zu einer Reizung der Nervenwurzeln.

Zervikale Radikulopathie

Darstellung der Armregionen, die von bestimmten Spinalnerven der Halswirbelsäule versorgt werden. Darstellung von Dermatomen am Beispiel der Halswirbelsäule (HWS): Jedes Segment der HWS versorgt über den zugehörigen Spinalnerven eine bestimmte Armregion mit sensorischen und motorischen Impulsen. Anhand der Schmerzen und Parästhesien in einem Dermatom und den Ausfallerscheinungen kann der Arzt auf das betroffene Segment der Halswirbelsäule schließen. © Gelenk-Klinik

Bei der zervikalen Radikulopathie ist eine Nervenwurzel der Halswirbelsäule gereizt. Meist kommt es dabei zu Nackenschmerzen, die auch in die Schulter und den Arm ausstrahlen können. Nicht immer bleibt es dabei. Manchmal empfinden die Patienten auch Taubheitsgefühle oder Kribbeln bis in die Fingerspitzen. Sind motorische Nervenfasern betroffen, kann dies zu Schwierigkeiten beim Greifen oder Halten von Dingen führen.

Die Beschwerden breiten sich dabei typischerweise entlang der sogenannten Dermatome aus. Ein Dermatom ist die Region, die von einem Spinalnerven versorgt wird. Ist z. B. die Nervenwurzel des 5. Spinalnervs betroffen, der zwischen dem 5. und 6. Halswirbel aus dem Wirbelkanal tritt, spricht man von einer C5-Radikulopathie.

  • Typische Symptome der C5-Radikulopathie umfassen Schmerzen (z. B. Nackenschmerzen), Kribbeln und Taubheitsgefühl im Bereich der Schulter bis zur Mitte des Oberarms.
  • Bei einer C6-Radikulopathie können die Schmerzen und Missempfindungen vom Nacken bis zum Daumen ausstrahlen. Motorisch zeigt sich oft eine Schwäche im Oberarm, im Handgelenk und im Daumen.
  • Bei der C7-Radikulopathie reichen die Gefühlsstörungen bis zum Mittelfinger, manchmal ist auch der Ringfinger mit einbezogen. Daumen und Zeigefinger sind meist unbeeinträchtigt. Die Kraft im hinteren Oberarmmuskel (Trizepsmuskel) kann vermindert sein.
  • Eine C8-Radikulopathie zeigt sich darin, dass Schmerzen und Missempfindungen an der Außenseite auftreten und bis in den Ring- und Kleinfinger ausstrahlen. Dabei kann das Greifen erschwert sein.

Thorakale Radikulopathie

Bei der thorakalen Radikulopathie sind Nervenwurzeln im Bereich der Brustwirbelsäule betroffen. Die dazugehörenden Spinalnerven sind Th1 bis Th12. Die thorakale Radikulopathie ist eher selten. Zu ihren Beschwerden gehören vor allem Rückenschmerzen und/oder Schmerzen im Bereich des Brustkorbs und der Körpermitte. Oft kommt es zu bandförmigen Missempfindungen um den Brustkorb/Bauch herum. Liegt dieses schmerzende "Band" in Höhe der Brustwarzen, weist dies auf eine Schädigung von Th4 hin, in Höhe des Nabels auf einen geschädigten Th10.

Lumbale Radikulopathie und sakrale Radikulopathie

In diesen Fällen werden eine oder mehrere Nervenwurzeln der lumbalen beziehungsweise sakralen Spinalnerven gereizt. Deren sensiblen Anteile teilen sich die Bereiche von Becken und Bein ebenfalls in Dermatome auf. Diese sind allerdings weniger streng abgegrenzt als die Dermatome der Halswirbelsäule. Das bedeutet, dass sich die Versorgungsgebiete überlappen und deshalb von Mensch zu Mensch etwas unterscheiden können.

In den betroffenen Bereichen kommt es zu Taubheitsgefühlen, Missempfindungen oder Schmerzen. Sind motorische Nervenwurzeln betroffen, sind auch Kraftverlust oder Lähmungen des Fußes oder Beines möglich. Beispiele:

  • Bei der L4-Radikulopathie verlaufen Schmerzen und Missempfindungen häufig von der Rückseite des oberen Gesäßanteils über die Hüfte, den vorderen Oberschenkel, das Knie, den vorderen Unterschenkel bis hin zur Großzehe. Kraftminderung oder gar Lähmungen betreffen vor allem den M. quadriceps femoris, d. h., die Streckung des Kniegelenks fällt schwer. Bei der Reflexprüfung ist der Patellarsehnenreflex vermindert.
  • Die L5-Radikulopathie führt vor allem zu Beschwerden an der äußeren Rückseite des Beines, am Fußrücken und an der Innenseite des Unterschenkels. Wichtige Muskeln, die bei einer Reizung der Hinterwurzel in Mitleidenschaft gezogen werden können, sind der Hüftbeuger (M. iliopsoas) und die Adduktoren, die das Bein nach innen ziehen.
  • Die S1-Radikulopathie macht sich durch Schmerzen und Missempfindungen am Gesäß, an der Rückseite von Ober- und Unterschenkel und an der Fußsohle bemerkbar. Motorische Folgen bei einer S1-Radikulopathie zeigen sich am Unterschenkel und am Fuß. So sind z. B. das Senken des Fußes im Sprunggelenk und das Beugen der Zehen erschwert. Außerdem fällt der Achillessehnenreflex aus.

Welche Erkrankungen lösen eine Radikulopathie aus?

Schematische Darstellungen eines Bandscheibenvorfalls (Prolaps). Bandscheibenvorfälle führen häufig zu einer Radikulopathie. Der hervor gebrochene Gallerkern drückt dann auf die Nervenwurzel (gelb) oder den Spinalnerven. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kann dies zu Schmerzen, Taubheitsgefühl in den Beinen und Lähmungen führen. © Gelenk-Klinik

Die Radikulopathie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom dafür, dass etwas an der Nervenwurzel „nicht stimmt“. Ursachen für die Reizung oder Schädigung von Nervenwurzeln gibt es viele. Am häufigsten entsteht eine Radikulopathie durch mechanischen Druck auf die Nervenwurzel, seltener durch Entzündungen oder Infektionen. Ursachen einer Radikulopathie sind:

  • Bandscheibenvorfall: Bandscheibenvorfälle sind die häufigsten Ursachen für eine Radikulopathie. Sie kommen vor allem im Bereich der zervikalen und der lumbalen Wirbelsäule vor.
  • Spinalkanalstenose: Krankhafte Verengungen des Wirbelkanals können sehr leicht dazu führen, dass Nervenwurzeln eingeklemmt oder bedrängt werden.
  • Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule (Spondylarthrose oder Spondylose): Durch Verschleiß entstehen z. B. Knochenanbauten (Spondylophyten), die in den Spinalkanal ragen und das Nervengewebe bedrängen.
  • Rheumatoide Arthritis: Störende knöcherne Veränderungen aufgrund einer rheumatoiden Arthritis können die Nervenwurzeln ebenfalls reizen.
  • Verletzungen: In seltenen Fällen kommt es bei operativen Eingriffen an der Wirbelsäule zu Verletzungen der Nervenwurzeln. Auch starke, von außen einwirkende Gewalt wie z. B. Unfälle können eine Nervenwurzel schädigen.
  • Tumoren: Wirbelsäulentumoren sitzen manchmal so ungünstig, dass sie auf das Rückenmark und auf die Nervenwurzeln drücken. Beispiele sind Chondrosarkome und Osteosarkome. Häufiger als primäre Tumoren der Wirbelsäule führen allerdings Metastasen anderer Malignome zu Verengungen im Bereich von Nervenwurzeln. Typisch dafür sind Prostatakarzinome oder Lungenkrebs. Es gibt auch Wucherungen der Nerven, sogenannte Neurofibrome. Sie sind ebenfalls in der Lage, die Spinalnerven und ihre Wurzeln einzuengen.
  • Hämatome: Blutergüsse im Wirbelkanal können so groß werden, dass sie auf Nervenwurzeln drücken. Sie entstehen z. B. durch Gefäßverletzungen bei Unfällen oder im Rahmen eines operativen Eingriffs.
  • Entzündliche Erkrankungen: Bei einer Knochenentzündung (Osteitis) kann sich die Entzündung über den Wirbelkörper hinweg auf die Nervenwurzel ausbreiten.
  • Infektionskrankheiten: Nervenwurzeln werden auch direkt durch Infektionskrankheiten bedroht. Dazu gehören neben der Borreliose und der Herpes-Zoster-Infektion vor allem die Tuberkulose und die Syphilis.
  • Diabetes mellitus: Ein lange bestehender und schlecht eingestellter Diabetes mellitus schädigt die Gefäße. Häufig leidet dadurch auch die Durchblutung der Nervenwurzeln, die dann mit einer schmerzhaften Radikulopathie reagieren.

Wie diagnostiziert der Arzt die Radikulopathie?

Die Krankengeschichte mitsamt den Beschwerden des Patienten geben dem Rückenspezialisten meist schon deutliche Hinweise auf das Vorliegen einer Radikulopathie und ihre Lokalisation. Bei der klinischen Untersuchung werden Kraft und Beweglichkeit, Sensibilität und Reflexe geprüft, um die Höhe der Nervenwurzelreizung festzustellen. Hierbei bieten die Dermatome eine gute Orientierung (siehe oben).

Mithilfe der Bildgebung wird versucht, die Ursache und die genaue Lokalisation für die Nervenreizung zu finden. In der Regel reicht dazu eine MRT oder CT des betroffenen Areals. Eine Myelographie (Röntgenuntersuchung des Rückenmarks mit Kontrastmittel) ist nur erforderlich, wenn die MRT kontraindiziert oder die CT-Aufnahmen nicht schlüssig sind.

Manchmal bleibt trotz bildgebender Diagnostik die Ursache einer Radikulopathie im Dunkeln. In diesen Fällen führt man eine Liquorpunktion durch und untersucht die entnommene Hirnflüssigkeit. So lassen sich z. B. Infektionen oder Entzündungen nachweisen.

Wie wird eine Radikulopathie behandelt?

Wirbelsäulenchirurg im Operationssaal Die mikrochirurgische Dekompression ist eines der möglichen Verfahren zur Behandlung einer Radikulopathie. © Vadim, Adobe

Die Behandlung der Radikulopathie richtet sich nach ihrer Ursache und nach ihrer Lokalisation. Prinzipiell stehen konservative, interventionelle und operative Verfahren zur Verfügung.

Konservative Therapie

Zu den konservativen Verfahren gehört die Einnahme von schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten, z. B. nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac. Reichen diese zur Schmerzstillung nicht aus, verordnen die Ärzte vorübergehend auch Opioide. Hilfreich sind häufig Muskelrelaxanzien.

Bei chronischen Verläufen raten die Leitlinien zu psychotherapeutischer Unterstützung (z. B. durch Verhaltenstherapien) oder zur Verordnung von Antidepressiva. Letztere ermöglichen dem Patienten, sich von den Schmerzen zu distanzieren.

Je nach Ursache können physiotherapeutische Behandlungen helfen, z. B. mit Kälte oder Wärme. Vorsichtige Krankengymnastik dehnt und stärkt die Muskulatur und lindert dadurch die Schmerzen. Ist die Halswirbelsäule betroffen, verordnen die Ärzte manchmal für kurze Zeit eine Halskrause. Bei chronischen Problemen helfen zudem regelmäßig durchgeführte Entspannungsübungen.

Interventionelle Therapie

Manchmal sind die Schmerzen so stark, dass eine konservative Therapie nichts ausrichten kann. In einigen Fällen empfehlen die Rückenspezialisten dann die interventionelle Schmerztherapie. Dabei wird z. B. über eine dünne Nadel ein Gemisch aus Kortison und Betäubungsmittel an die schmerzende Nervenwurzel gespritzt. Das bringt oft vorübergehend Linderung.

Operative Therapie

In etwa 20 % der Radikulopathien muss die – meist mechanische – Ursache operativ beseitigt werden. In vielen dieser Fälle liegt ein Bandscheibenvorfall zugrunde, manchmal auch eine Spinalkanalstenose. Eine Operation ist dann zu erwägen, wenn die anderen Maßnahmen über sechs bis zwölf Wochen keine Linderung bringen und nachgewiesenermaßen eine ursächliche strukturelle und operable Schädigung vorliegt.

Akut operieren müssen die Chirurgen, wenn es durch die Einklemmung der Nervenwurzel zu folgenden Beschwerden kommt (Red Flags):

  • stärker werdende neurologische Ausfälle, deutliche Lähmungen,
  • Kauda-Syndrom mit Lähmung der Beine und Sensibilitätsstörung an den Innenseiten der Oberschenkel und am Damm,
  • Störung beim Wasserlassen, z. B. Harnverhalt oder Inkontinenz und
  • Störungen des Mastdarms und der Sexualfunktion.

Ziel der Operation ist die Dekompression der beengten Nervenwurzel. Dazu gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten eingesetzt und am besten bewährt hat sich bisher die mikrochirurgische Dekompression, bei der man durch Entfernung von störendem Gewebe den Druck von der komprimierten Nervenwurzel nimmt. Dazu führt der Rückenspezialist ein spezielles Mikroskop und feinste Instrumente über einen kleinen Zugang in den Wirbelkanal ein. Dort kann er unter bester Sicht den Schaden inspizieren und störendes Gewebe wie Knochenanbauten, vorgefallenes Bandscheibengewebe oder verdickte Bänder entfernen.

In manchen Fällen reicht das Abtragen von störenden Strukturen nicht aus, um die Nervenwurzel zu befreien. Dann kann der Operateur sogenannte Cages als Platzhalter in das Bandscheibenfach zwischen zwei Wirbelkörpern einsetzen. Er hilft, zwischen den Wirbelkörpern einen ausreichenden Abstand und den Druck vom Nervengewebe zu halten. In manchen Kliniken wird zur Dekompression auch die Nukleoplastie eingesetzt. Ihre Ergebnisse sind allerdings bisher nicht eindeutig.

Weitere Behandlungsverfahren bei Infektionen, Tumoren und Blutergüssen

Liegen der Radikulopathie behandelbare bakterielle Infektionen zugrunde, bessern sich diese meist im Rahmen der antibiotischen bzw. tuberkulostatischen Therapie. Blutergüsse können sich von selbst zurückbilden. Geschieht das nicht, werden sie ausgeräumt. Zur Therapie von Wirbelsäulentumoren und Metastasen gibt es verschiedene Optionen: Ihre operative Entfernung und ihre Verkleinerung durch Bestrahlung und die Chemotherapie.

Häufige gestellte Patientenfragen zur Radikulopathie an PD Dr. David-Christopher Kubosch

Welcher Arzt behandelt die Radikulopathie?

Die Behandlung der Radikulopathie hängt von ihrer Ursache ab. Da es sich in den meisten Fällen um einen mechanischen Druck auf die Nervenwurzel handelt, sind vor allem Orthopäden, Unfallchirurgen und Neurochirurgen gefragt. Infektionen der Nervenwurzeln werden dagegen von Internisten, Neurologen oder Rheumatologen therapiert.

Welche Medikamente helfen bei einer Radikulopathie?

Zur Linderung der Schmerzen verordnen die behandelnden Ärzte zunächst nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen. Oft reicht diese Medikation jedoch nicht aus. Dann kommen vorübergehend Opioide zum Einsatz. Unterstützt wird die analgetische Therapie oft durch muskelentspannende Muskelrelaxanzien, manchmal auch durch Antidepressiva.

Was ist der Unterschied zwischen einer Radikulopathie und einer Myelopathie?

Beide sind Erkrankungen des Nervengewebes, unterscheiden sich aber nach ihrer Lokalisation, d. h., in welchem Bereich des Nervensystems sie auftreten. Bei einer Myelopathie ist das zum zentralen Nervensystem gehörende Rückenmark (griech. myelos "Mark") geschädigt. Ursachen sind z. B. Kompression (Druck), Durchblutungsstörungen oder ionisierende Strahlung. Im Fall der Radikulopathie ist das Nervengewebe der Spinalnervenwurzel betroffen. Spinalnerven gehören mitsamt ihrer Wurzel zum peripheren Nervensystem. Beide Erkrankungen äußern sich ganz ähnlich je nach Höhe des Schadens durch Schmerzen, Missempfindungen und neurologische Ausfälle.

Wann ist eine Radikulopathie gefährlich?

Wenn der Druck auf Nervenwurzeln sehr ausgeprägt ist, kann es auch bei einer Radikulopathie gefährlich werden. Das gilt z. B. dann, wenn die Nervenwurzeln betroffen sind, die die Atemmuskulatur versorgen. In diesen Fällen drohen lebensgefährliche Atemausfälle.

Wie hoch ist der Grad der Behinderung bei Radikulopathie?

Ob bei einer Radikulopathie eine Behinderung oder Schwerbehinderung vorliegt, kommt auf den individuellen Fall an. Entscheidend sind das Ausmaß der funktionellen Beeinträchtigung und die Schmerzintensität sowie die Auswirkung auf innere Organe. Gesetzlich geregelt ist die Ermittlung des Grades der Behinderung (GdB) bei Wirbelsäulenschäden in Ziffer 18.9 der Versorgungsmedizinischen Grundsätze.

Muss eine Radikulopathie immer operiert werden?

In den meisten Fällen behandeln die Ärzte eine Radikulopathie zunächst konservativ. Operiert wird nur, wenn nach etwa drei Monaten konservativer Therapie sich Schmerzen und Funktionseinschränkungen nicht gebessert haben. Manchmal ist allerdings auch eine sofortige Operation erforderlich. Das ist der Fall, wenn es durch Druck auf die Nervenwurzel zu lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Störungen kommt.

Was ist der Unterschied zwischen einer Radikulopathie und einer Neuropathie?

Bei einer Neuropathie sind ein oder mehrere periphere Nerven erkrankt. Ist nur die Nervenwurzel betroffen, spricht man von einer Radikulopathie.

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