1. Indikation: Für wen eignet sich die Hüftkappe nach McMinn?
  2. Kontraindikationen der McMinn-Prothese
  3. Risiken und Nachteile der McMinn-Prothese
  4. Wie verläuft die Operation der McMinn-Hüftprothese?
  5. Wie lange dauert der Klinikaufenthalt
  6. Nachbehandlung und Belastbarkeit nach der Operation der Hüftkappe
Hüftkappe oder McMinn-Prothese Die McMinn-Prothese ersetzt nur die Gelenkfläche zwischen Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne. © digitale-fotografien, Fotolia

Synonyme zur McMinn-Prothese:

  • Oberflächenersatz des Hüftgelenkes
  • Birmingham Hip Replacement (BHR)
  • Hüftkappe
  • Hüftüberkronung
  • Hüftkrone

Die Oberflächenersatzprothese nach McMinn überkront die geschädigte Gelenkfläche des Hüftkopfes mit einer Metallkappe. Im Gegensatz zur Vollprothese der Hüfte bleiben Oberschenkelkopf und -hals erhalten. Auf diese Weise werden nur die Bereiche des Hüftgelenkes ersetzt, die durch Erkrankungen wie Arthrose oder Femurkopfnekrose zerstört wurden.

Der Hüftspezialist muss die Indikation zur McMinn-Prothese immer sorgsam abwägen, da sie nur für sehr eingeschränkte Patientengruppen funktioniert und eine gründliche Evaluation der individuellen Bedürfnisse und Umstände erfordert.

Indikation: Für wen eignet sich die Hüftkappe nach McMinn?

McMinn-Prothese Die McMinn-Prothese ist eine Teilprothese für das Hüftgelenk. Sie überkront den geschädigten Oberschenkelkopf. © Smith & Nephew

Für den Einsatz einer Oberflächenersatzprothese kommen vor allem jüngere Patienten mit einer ausreichend hohen Knochendichte infrage. Das Implantat ist für Männer bis 65 Jahre zugelassen. Beim jungen Patienten ist der Knochenverlust durch eine Hüft-TEP (Geradschaftprothese) ungünstig, da später im Leben eine Wechseloperation wahrscheinlich ist.

Eine klassische Hüft-TEP unterscheidet sich vom Oberflächenersatz durch die Verankerung des Implantates im Oberschenkelknochen (Femur). Um den Schaft der Hüftprothese einbringen zu können, müssen bei einer Hüft-TEP der Oberschenkelkopf und Teile des Oberschenkelhalses abgetragen werden.

Bei älteren Menschen ist dieses Vorgehen kein Problem, da die Haltbarkeit der Hüft-TEP ihre Lebenserwartung übersteigt und sie daher sehr wahrscheinlich keine Wechseloperation benötigen. Die Hüft-TEP bietet in diesem Fall die sicherere und stabilere Variante.

Kontraindikationen der McMinn-Prothese

Kontraindikationen:

Neben technischen Einschränkungen sind Allergien gegen Metalle wie Kobalt, Chrom und Nickel vor einer Operation zu berücksichtigen. Hier können ummantelte Implantate helfen, das Risiko für eine allergische Reaktion zu verringern. Insbesondere bei einer Prothesenversorgung mit Metall-Metall-Gleitpaarung häufen sich Metallpartikel im Blut an und können eine bisher unbekannte Wirkung im Körper entfalten. Ist die Nierenfunktion des Patienten geschwächt, können sich diese Metalle im Blut anreichern.

Für Frauen ist diese Form der Teilprothese des Hüftgelenkes wegen der oftmals geringeren Knochendichte und einem anatomisch kleiner geformten Femurkopf nicht zugelassen.

Gibt es eine Altersgrenze bei der Hüftkappenprothese?

Eine echte Altersgrenze für die Versorgung mit der Teilprothese existiert nicht. Dennoch können nur ausgewählte Patienten mit dem knochensparenden Oberflächenersatz der Hüfte versorgt werden. Grund dafür ist, dass im Laufe des Lebens die Knochendichte bei jedem Menschen abnimmt. Bei einigen Menschen ist die Knochendichte so weit reduziert, dass eine Prothesenversorgung mittels Oberflächenersatz nicht mehr möglich ist. Man spricht dann von einer Osteoporose. Im Rahmen der Osteoporose treten häufig spontan Brüche am Schenkelhals auf. Verwenden wir eine Hüftkappenprothese bei Patienten mit einem geschwächten Schenkelhals, liegt das Risiko für einen Schenkelhalsbruch im Vergleich zur Totalendoprothese der Hüfte (Hüft-TEP) deutlich höher. Etwa 10 % aller Frauen erkranken im Verlauf ihres Lebens an einer Osteoporose.

Die konventionelle Hüftprothese ist bei diesen Patienten die bessere Alternative. Auch die langjährige Erfahrung mit diesem Implantat ist ein klares Argument, ältere Menschen damit zu versorgen.

Risiken und Nachteile der McMinn-Prothese

Mögliche Nachteile der McMinn-Prothese:

  • höherer Metallabrieb als bei Keramik- oder Metall-PET-Prothesen
  • höhere Komplikationsrate bei kleinem Oberschenkelkopf (besonders bei Frauen)
  • mehr Prothesenlockerungen als bei Vollprothesen
  • geringere Auswahl an klinisch bewährten Prothesenmodellen
  • keine Langzeittests über mehrere Jahrzehnte
  • höhere Rate an Oberschenkelhalsbrüchen (bis zu 3 % aller Patienten)

Nicht für jeden Patienten eignet sich die McMinn-Prothese besser als die Hüft-TEP. Mit über 200.000 Hüft-TEPs pro Jahr in Deutschland bietet diese Variante einen enormen Erfahrungshintergrund in Bezug auf Materialien, Operationstechniken und Patientensicherheit. Diese Erfahrungswerte liegen weit über dem, was für McMinn-Prothesen mittelfristig erreicht werden kann. Neben den unbestrittenen Vorteilen gibt es bei McMinn-Prothesen derzeit auch bekannte Risiken, die Arzt und Patient sorgfältig abwägen müssen.

Wie verläuft die Operation der McMinn-Hüftprothese?

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Zustimmen

Der Hüftkopf bleibt beim Oberflächenersatz nach McMinn erhalten. Er wird so bearbeitet, dass der Operateur passgenau eine Kappe aus Metall mit gleicher Größe aufsetzen kann. Die künstliche Hüftpfanne, die mit einer Gleitfläche ausgekleidet wird, verbindet der Arzt zementfrei über ein Press-Fit-Verfahren mit dem Oberschenkelkopf.

Die knochenseitige Oberfläche der McMinn-Prothese ist porös und aufgeraut. Diese raue Oberfläche an der Gelenkpfanne erlaubt dem natürlichen Knochen, in einem zweiten Heilungsschritt in die Prothese einzuwachsen. Dieses Prinzip der zementfreien Befestigung stabilisiert die Prothese gegen Lockerung.

Ebenso wichtig ist bei der McMinn-Prothese die verwendete Gleitpaarung. Als Gleitpaarung bezeichnet man die in der gleitenden Fläche verwendeten Materialien. Die größten Erfahrungswerte weist die Metall-Metall-Gleitpaarung auf, die bereits seit über 20 Jahren im Einsatz ist.

Bei Hüfttotalendoprothesen liegen Erfahrungen mit Standzeiten von 20 Jahren oder mehr vor. Die wissenschaftliche Auswertung der McMinn-Prothesen ist noch nicht so weit fortgeschritten.

Wie lange dauert der Klinikaufenthalt?

Durch die schonende, minimalinvasive Operationstechnik können Sie die Klinik nach der Operation einer McMinn-Prothese deutlich früher verlassen als noch vor einigen Jahren. Die frühe Wundbehandlung und Schmerztherapie machen jedoch eine stationäre Behandlung notwendig. Bereits am OP-Tag dürfen Sie aufstehen. Der Aufenthalt in der Klinik dauert normalerweise 5–7 Tage.

Nachbehandlung und Belastbarkeit nach der Operation der Hüftkappe

Unterarmgehstützen nach Hüftoperation Nach der Implantation einer McMinn-Prothese sollten Patienten für 4 bis 6 Wochen an Unterarmgehstützen laufen. © Gelenk-Klinik

Nach der Operation ist meist eine frühzeitige Belastung am OP-Tag möglich und sinnvoll. Eine längere Entlastungsphase ist nach unserer Erfahrung nicht vorteilhaft. Die Belastung erfolgt für 4 bis 6 Wochen mit Unterarmgehstützen. Diese dienen nicht primär der Entlastung, sondern der Gewöhnung an die postoperative Situation.

Die frühe Phase nach der Operation wird mit einer Schmerztherapie begleitet. Hier sind Schmerzkatheter, Schmerzmittelpumpen und verträgliche Medikamente sinnvolle Maßnahmen.

Rehabilitation und Sicherheit im Alltag

Ziele der Rehabilitation:

  • Wiederaufbau der Muskulatur, sowohl an Hüfte als auch in Bein und Rücken
  • Wiederherstellung eines optimalen Zusammenspiels der Hüft- und Oberschenkelmuskeln nach langjähriger Schonhaltung
  • Gewöhnung des Patienten an das Oberflächenimplantat und den Narbenbereich

Nach etwa einer Woche sind die meisten Patienten in der Lage, an Unterarmgehstützen Treppen zu steigen. Die Gehstützen sollten Sie in den ersten 4 bis 6 Wochen trotz der erlaubten Vollbelastung verwenden.

Schlafen auf der operierten Seite ist frühzeitig erlaubt. Auf der Gegenseite sollten Sie in den ersten 6 Wochen nicht liegen. In dieser Phase ist das Sexualleben ebenfalls eingeschränkt.

Autofahren sollten Sie erst nach etwa 6 Wochen wieder. Als Beifahrer im Auto sitzen können Sie deutlich früher. Stellen Sie den Sitz dafür ganz nach hinten und strecken Sie die Beine aus. Denken Sie bei längeren Fahrten an regelmäßige Pausen.

Wie lange bin ich nach dem Eingriff krankgeschrieben?

Die Arbeitsunfähigkeit ist abhängig vom Beruf. Viele Patienten mit einem stehenden oder gehenden Beruf kehren nach etwa 8–12 Wochen wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.

Sport mit Hüftkappe – geht das?

Durch die erhaltene Anatomie bei einer Hüftkappe nach McMinn fällt die sportliche Einschränkung durch das Hüftimplantat deutlich geringer aus. Die natürliche Wahrnehmung im Gelenk ist eine wichtige Voraussetzung für ein aktives Leben, in dem auch Sport wieder eine Rolle spielt.

Körperliche Betätigung und sportliche Aktivitäten können eingeschränkt wieder aufgenommen werden. Beispielsweise sind Sportarten wie Golf, Nordic Walking, Langlaufen und Reiten häufig wieder möglich. Eine zu starke Dauerbelastung sollten Patienten mit einem Oberflächenersatz der Hüfte allerdings vermeiden.

Was tun, wenn die McMinn-Prothese quietscht?

Wenn die McMinn-Prothese quietscht, kann das auf einen Flüssigkeitsmangel hindeuten. Dieses Phänomen ist ähnlich zu erklären, wie wenn man mit dem Finger über den Rand eines Trinkglases fährt.

Achten Sie darauf, dass Sie genug Flüssigkeit zu sich nehmen. 3 Liter am Tag sollten Ihr Ziel sein. Hält das Quietschen an, sollten Sie die korrekte Position der Prothese durch den Orthopäden überprüfen lassen. Der Arzt kann zudem den Abrieb der Gleitpaarung kontrollieren. Über eine Urinprobe oder eine Serumuntersuchung des Blutes lassen sich beispielsweise Kobalt- und Chromrückstände nachweisen.

Falls diese Maßnahmen nicht helfen und die Prothese weiterhin quietscht, kann der Wechsel auf eine schaftbasierte Prothese indiziert sein. Neben der klassischen Geradschaftprothese kommen auch knochensparende Kurzschaftprothesen infrage.

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