- Ursachen: Wie entstehen Wadenkrämpfe?
- Was sind die Gründe für nächtliche Wadenkrämpfe?
- Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft
- Symptome: Wie fühlen sich Wadenkrämpfe an?
- Was tun bei Wadenkrämpfen?
- Wie kann man Wadenkrämpfen vorbeugen?
- Häufige Patientenfragen zu Wadenkrämpfen an PD Dr. Bastian Marquaß von der Gelenk-Klinik
Wadenkrämpfe sind schmerzhafte Kontraktionen der Wadenmuskulatur, die viele Menschen schon einmal erlitten haben. Sie können in jedem Alter auftreten und sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Ältere Menschen sind allerdings anfälliger für Wadenkrämpfe, da im Alter die Muskelmasse abnimmt und der Muskel nicht mehr so flexibel ist. Zudem leiden ältere Menschen häufiger an Flüssigkeits- und Elektrolytmangel.
Obwohl gelegentliche Wadenkrämpfe in der Regel harmlos sind, werden sie dennoch als äußerst unangenehm empfunden. Wenn die schmerzhaften Kontraktionen immer wieder auftreten, steckt in einigen Fällen eine Erkrankung dahinter.
Ursachen: Wie entstehen Wadenkrämpfe?
Mögliche Ursachen:
- Flüssigkeitsmangel
- starkes Schwitzen
- Elektrolytstörungen
- Muskelermüdung
- Muskelverkürzungen
- Fehlbelastungen
- Medikamente
- Schwangerschaft
- Nervenschäden oder -störungen
- Nierenerkrankungen
- Schilddrüsenunterfunktion
- Durchblutungsstörungen
- Muskelerkrankungen (Myopathien)
Von einem Wadenkrampf können sowohl einzelne Muskeln als auch ganze Muskelgruppen betroffen sein. Der Entstehungsmechanismus hat etwas mit der Reizübertragung von Nerven auf Muskeln zu tun. Kommt es an der Kontaktstelle zwischen Nerv und Muskel zu unkontrollierten Entladungen, verkrampft der Muskel.
Die Ursachen dafür sind oft nicht eindeutig feststellbar. Meist ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich für den Muskelkrampf. In vielen Fällen sind die Gründe für einen Wadenkrampf aber harmlos. Dazu gehören beispielsweise verspannte Muskeln, die entweder durch ein gesteigertes Trainingspensum überfordert oder durch Bewegungsmangel verkürzt sind.
Auch Elektrolytmangel spielt in vielen Fällen von Muskelkrämpfen eine Rolle. Der Körper benötigt für die Reizübertragung von Nerven auf Muskeln bestimmte Mineralstoffe wie Natrium, Kalium und Magnesium. Deshalb ist auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig, da andernfalls der Elektrolythaushalt ins Ungleichgewicht fallen kann. Vor allem bei älteren Menschen, Schwangeren oder bei Menschen mit Durchfall und Erbrechen kann der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt gestört sein. Auch bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel, Diuretika (entwässernde Medikamente) oder Antidepressiva beeinflussen den Elektrolythaushalt.
In seltenen Fällen sind Wadenkrämpfe ein Anzeichen einer ernsten Erkrankung wie z. B. einer Schilddrüsenunterfunktion oder einer Durchblutungsstörung.
Was sind die Gründe für nächtliche Wadenkrämpfe?
Nächtliche Wadenkrämpfe sind äußerst unangenehm und stören den Schlaf oft erheblich. Doch warum treten die schmerzhaften Muskelkontraktionen in der Wadenmuskulatur vor allem nachts auf?
Ein möglicher Grund dafür ist Flüssigkeitsmangel, da der Körper während des Schlafens dehydrieren kann. Oftmals trinken wir vor dem Zubettgehen nicht genug, wodurch es nachts zu einem Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt kommt, der für die nächtlichen Wadenkrämpfe verantwortlich ist.
Auch ein Magnesiummangel macht sich manchmal nachts in Form eines Wadenkrampfes bemerkbar. Da der Magnesiumspiegel während der Ruhephase absinkt, kann eine unbewusste Bewegung im Schlaf eine Muskelkontraktion auslösen. Während wir tagsüber den Fuß oder das Bein direkt lockern, wenn der verspannte Muskel zwickt, verhärtet sich die Muskulatur nachts oft unbemerkt.
Ein weiterer Grund ist eine Überbelastung der Muskulatur am Tag. Wenn wir viel und lange trainiert haben, insbesondere nach einer längeren Trainingspause, sind nächtliche Wadenkrämpfe möglich.
Eine Studie belegt zudem den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und nächtlichen Wadenkrämpfen. So litten Probanden zwischen 60 und 86 Jahren, die mindestens ein alkoholisches Getränk pro Woche zu sich nahmen 6,5-mal häufiger unter nächtlichen Wadenkrämpfen als Menschen, die auf Alkohol verzichteten.
Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft
Schwangere leiden aus mehreren Gründen häufiger unter Wadenkrämpfen. Zum einen erhöht die veränderte Körperhaltung durch das nach vorne verschobene Gewicht die Belastung der Wadenmuskulatur. Zudem haben Schwangere einen gesteigerten Bedarf an Mineralstoffen wie Magnesium, Natrium oder Kalium. Kommen die Frauen mit der Aufnahme nicht hinterher, droht ein Elektrolytmangel, der einen Wadenkrampf begünstigt. Daher ist eine ausgewogene Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse umso wichtiger in der Schwangerschaft. Vielen Frauen wird zudem empfohlen, ein Magnesiumpräparat einzunehmen.
Ein weiterer Grund für Wadenkrämpfe bei schwangeren Frauen ist die veränderte Durchblutungssituation. Die wachsende Gebärmutter behindert möglicherweise den Blutfluss in die unteren Extremitäten und beeinträchtigt so die Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Die Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft treten in der Regel nur vorübergehend auf und verschwinden nach der Entbindung von alleine wieder. Bei sehr starken oder häufig wiederkehrenden Wadenkrämpfen sollten Sie dennoch einen Arzt um Rat fragen.
Symptome: Wie fühlen sich Wadenkrämpfe an?
Bei einem Wadenkrampf ziehen sich die betroffenen Muskeln oder Muskelgruppen abrupt zusammen. Die Muskelkontraktionen sind meist von außen sichtbar und dauern wenige Sekunden bis einige Minuten. In der Regel hört der Krampf von alleine wieder auf oder er kann durch passives Strecken gelöst werden.
Wadenkrämpfe sind sehr unangenehm und äußern sich durch Schmerzen im betroffenen Muskel sowie in der Muskelumgebung. Diese Schmerzen können auch mehrere Stunden nach dem Krampf noch anhalten.
Was tun bei Wadenkrämpfen?
Ein akuter Wadenkrampf schmerzt häufig so stark, dass man selbst nicht in der Lage ist, Maßnahmen zur Linderung vorzunehmen. Bitten Sie daher ggf. einen Anwesenden, die Wade passiv zu dehnen. Das Bein muss dafür gestreckt und die Zehen zum Schienbein gezogen werden. Bestimmte Rezeptoren übermitteln den Dehnungszustand des Muskels an das Gehirn. Dies veranlasst als Reaktion eine Entspannung des Muskels, um einem Sehnen- oder Muskelfaserriss durch die Dehnung entgegenzuwirken.
Zudem kann eine leichte Massage die verspannten Muskelpartien lockern. Auch Wärme hilft bei Wadenkrämpfen. Indem sie die Durchblutung anregt, löst Wärme die Verspannung des verkrampften Muskels. Sie können dafür ein warmes Bad nehmen oder wärmende Auflagen bzw. Wadenwickel verwenden.
Ob bestimmte Medikamente wie Chinin gegen Muskelkrämpfe in Ihrem Fall hilfreich sind, besprechen Sie am besten mit Ihrem behandelnden Arzt. Er kann Sie beraten, ob beispielsweise die Einnahme von Magnesium sinnvoll ist.
Wie kann man Wadenkrämpfen vorbeugen?
Sie können Wadenkrämpfen vorbeugen, indem Sie sich ausreichend moderat bewegen. Vermeiden Sie Trainingsspitzen und eine Überlastung der Muskulatur und gönnen Sie Ihrem Körper nach jedem Training eine angemessene Regenerationszeit. Zudem hilft es, wenn Sie Ihre Wadenmuskeln regelmäßig dehnen.
Denken Sie außerdem daran, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich ausgewogen zu ernähren, um einem Entgleisen des Elektrolythaushaltes entgegenzuwirken. Dies ist vor allem beim Sport und bei Hitzeperioden wichtig. Reduzieren Sie Ihren Alkohol- und Koffeinkonsum.
Häufige Patientenfragen zu Wadenkrämpfen an PD Dr. Bastian Marquaß
Welche Vitamine helfen gegen Wadenkrämpfe?
Vitamine spielen eine wichtige Rolle für die Funktion und Gesundheit der Muskeln. Vitamin B1 ist wichtig für die Signalübertragung von Nerven auf Muskeln. Es kommt vor allem in Nahrungsmitteln wie Vollkornprodukten, Fleisch oder Hülsenfrüchten vor. Vitamin B6 spielt eine Rolle beim Energiestoffwechsel und bei der Muskelkontraktion. Es ist z. B. in Avocado, Lachs oder Kartoffeln enthalten. Zudem benötigt der Körper Kalzium, das mithilfe von Vitamin D aufgenommen wird. Ein Kalziummangel kann ebenfalls zu Muskelkrämpfen führen. Gute Kalziumspender sind Milchprodukte und grünes Gemüse wie Brokkoli. In hoch entwickelten Ländern wie Deutschland ist ein Vitaminmangel aber eher selten. Andere Ursachen für Wadenkrämpfe sind wahrscheinlicher.
Wo genau hat man Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe betreffen die Muskulatur an der Rückseite des Unterschenkels. Dazu zählen der Zwillingswadenmuskel (M. gastrocnemius) und der Schollenmuskel (M. soleus).
Wann sollte man mit Wadenkrämpfen zum Arzt?
In den meisten Fällen sind Wadenkrämpfe harmlos. Fast jeder ist irgendwann in seinem Leben von einem Wadenkrampf betroffen. Einen Arzt sollten Sie dann kontaktieren, wenn die Muskelkrämpfe gehäuft auftreten, sie länger als ein paar Sekunden anhalten oder wenn sie sich nicht einfach durch Dehnen auflösen lassen. Dann könnten sie ein Anzeichen für eine Stoffwechsel- oder Nervenerkrankung sein. Auch bei Vorerkrankungen wie Diabetes oder Nierenerkrankungen sowie bei Begleitsymptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder Taubheitsgefühlen sollten Sie Ihren Arzt um Rat fragen.
Wie lange dauern Wadenkrämpfe?
Wadenkrämpfe dauern in der Regel nur einige Sekunden bis wenige Minuten an und lösen sich dann von alleine wieder.
Welches Hausmittel hilft gegen Wadenkrämpfe?
Ein bewährtes Hausmittel bei Wadenkrämpfen ist Wärme. Legen Sie eine Wärmekompresse auf die betroffene Stelle, um die Durchblutung zu fördern und so die Muskulatur zu entspannen. Außerdem hilft es, die verkrampften Muskeln sanft zu massieren.
Warum hat man Wadenkrämpfe trotz ausreichender Versorgung mit Magnesium?
Für Wadenkrämpfe kann es neben Magnesiummangel viele weitere Ursachen geben. Eine ausreichende Versorgung mit Magnesium alleine genügt nicht, um Wadenkrämpfe zu vermeiden. Auch eine Unterversorgung mit Mineralstoffen wie Kalium oder Natrium sowie Vitaminen (vor allem B1, B6 und D) oder Flüssigkeitsmangel stehen auf der Liste möglicher Ursachen von Wadenkrämpfen.
Können Wadenkrämpfe durch zu viel Sport entstehen?
Ja, übermäßiges Training und Sport können Wadenkrämpfe begünstigen. Gründe sind neben der Ermüdung der Muskeln durch die Anstrengung auch vermehrtes Schwitzen und die damit einhergehende Dehydratation und die Störung des Elektrolythaushalts. Auch unzureichendes Aufwärmen vor dem Sport und das Vernachlässigen regelmäßiger Dehnübungen kann zu Wadenkrämpfen beitragen.
Achten Sie daher immer darauf, beim Sport ausreichend zu trinken und sich ausgewogen zu ernähren. Vermeiden Sie Trainingsspitzen, vor allem wenn Sie länger nicht trainiert haben und wärmen Sie sich vor jedem Training gründlich auf.
Habe ich Wadenkrämpfe oder Thrombose?
Wadenkrämpfe können ähnliche Symptome verursachen wie eine Thrombose. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Beschwerden ganz genau beobachten und im Zweifel einen Arzt hinzuziehen. Ebenso wie Wadenkrämpfe äußert sich eine Thrombose durch Schmerzen und eine möglicherweise verhärtete Wade. Bei einem Wadenkrampf sieht man allerdings häufig von außen, wie sich die Muskulatur immer wieder zusammenzieht. Das ist bei einer Thrombose nicht der Fall.
Typische Symptome der Thrombose sind eine Schwellung und ein Schweregefühl des Beins sowie Hautverfärbungen, Rötungen und hervortretende Adern.
Was ist der Grund für Wadenkrämpfe gleichzeitig in beiden Beinen?
Da die Ursachen für Wadenkrämpfe meist den gesamten Körper betreffen, können Wadenkrämpfe auch gleichzeitig in beiden Beinen auftreten. Zu den Ursachen zählen Flüssigkeits- und Elektrolytmangel, eine Ermüdung der Muskulatur durch ein Übertraining oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die den ganzen Körper betreffen.
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