- Was ist Osteochondrose?
- Symptome der Osteochondrose
- In welchen Gelenken kann Osteochondrose vorkommen?
- Diagnose: Wie stellt der Facharzt Osteochondrose fest?
- Behandlung der Osteochondrose: Was hilft wirklich?
- Prognose und Spätfolgen der Osteochondrose
- Häufige Patientenfragen zu Osteochondrose an PD Dr. Kubosch von der Gelenk-Klinik
Osteochondrose ist eine verschleißbedingte (degenerative) Erkrankung von Knorpeln und Knochen im Bereich der Gelenke oder der Wirbelsäule. ”Osteochondrose” bedeutet, dass sowohl Knochen (“osteo”) als auch Knorpel (“chondros”) am Krankheitsprozess beteiligt sind. Grundsätzlich können alle Gelenke des menschlichen Körpers von Osteochondrose betroffen sein.
Am häufigsten tritt Osteochondrose im Bereich der Wirbelsäule auf. Man spricht in diesem Fall von Osteochondrosis intervertebralis. Die degenerativen Veränderungen befallen zunächst die Bandscheiben und gehen dann auf die knöchernen Wirbelkörper über.
Die häufigsten Ursachen der Osteochondrose sind dauerhafte biomechanische Über- und Fehlbelastungen der Gelenke, die zu Knorpelschäden führen. Menschen mit Osteochondrose leiden unter starken Schmerzen im betroffenen Gelenk und unter eingeschränkter Beweglichkeit.
Die Behandlung der Osteochondrose richtet sich nach dem Schweregrad und der Ursache der Erkrankung. Wird die Osteochondrose zum Beispiel durch eine Fehlstellung ausgelöst, beheben die orthopädischen Spezialisten der Gelenk-Klinik in erster Linie diese konkrete Ursache durch eine ursachenorientierte, kausale Therapie.
Was ist Osteochondrose?
Werden Knorpel oder Bandscheiben dauerhaft überlastet, können sie Schaden nehmen und verlieren ihre Funktion. Dies wirkt sich auch auf die darunter liegenden Knochen aus, die infolge der fehlenden Knorpelschicht schmerzhaft aneinander reiben und geschädigt werden. Sind Knorpel bzw. Bandscheiben und die darunterliegenden Knochen von verschleißbedingten Veränderungen betroffen, spricht man von einer Osteochondrose.
Umgekehrt kann auch eine Durchblutungsstörung des Knochens unterhalb der Gelenkfläche ursächlich für die Entstehung einer Osteochondrose sein. Aufgrund der Minderversorgung mit Nährstoffen sterben Knochenzellen in einem begrenzten Bereich ab. Man spricht hier auch von einer Knochennekrose. Mit der Zeit kann der darüber liegende Knorpel aufweichen und sich verändern. Das Knochen-Knorpel-Bruchstück löst sich ab (Gelenkmaus) und es entsteht ein Fremdkörper in der Gelenkkapsel. Man spricht dann von einer Osteochondrosis dissecans. Aus einer Osteochondrosis dissecans kann sich eine aktivierte Osteochondrose entwickeln, wenn der Verschleiß schmerzhafte Entzündungen im Gelenk auslöst.
Nicht zuletzt kann auch ein Trauma ‒ also ein Unfall oder eine Verletzung durch Trainingsüberlastung ‒ den langwierigen Prozess der Osteochondrose einleiten.
In welchen Gelenken kann Osteochondrose vorkommen?
Osteochondrose kann in vielen Bereichen unseres Körpers auftreten. Grundsätzlich können alle Gelenke und die Wirbelsäule betroffen sein. Besonders häufig sehen wir die Osteochondrose an den stark belasteten Gelenken der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten:
- Wirbelsäule
- Hüftgelenk
- Kniegelenk
- Sprunggelenk
- Großzehengrundgelenk
- Ellenbogengelenk
- Mittelfußknochen
Osteochondrose der Wirbelsäule: Osteochondrosis intervertebralis
Die häufigste Form der Osteochondrose ist die Osteochondrosis intervertebralis. Wenn nur von Osteochondrose die Rede ist, ist meist diese Form der Wirbelsäulen-Osteochondrose gemeint. Es handelt sich dabei um einen fortschreitenden Schaden an den Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern. Man spricht in fortgeschrittenem Stadium von erosiver Osteochondrose.
Die Bandscheiben verlieren bei Osteochondrose an Höhe. Man spricht von Bandscheibendegeneration. Als Folge dieses Absackens erhöht sich der Druck auf die benachbarten Wirbelkörper. Diese reagieren mit einer Verdichtung der Knochensubstanz (Sklerosierung), um den Druck auszugleichen. Zudem bildet der Knochen an der Gelenkfläche sogenannte knöcherne Anbauten (Osteophyten). Osteophyten sollen die erhöhte Reibung durch die fehlende Bandscheibe ausgleichen. Diese Knochenanbauten führen jedoch zu einer Blockade der Wirbel. Spondylophyten, wie die Knochensporne in der Wirbelsäule genannt werden, führen langfristig zur Versteifung der Wirbelsäule nach Bandscheibendegeneration.
Meist sind die Lendenwirbelsäule (LWS) und die Halswirbelsäule (HWS) von Osteochondrose betroffen. In seltenen Fällen tritt die Osteochondrosis intervertebralis in der Brustwirbelsäule (BWS) auf.
Klassifikation der Osteochondrosis intervertebralis
Die Osteochondrose der Wirbelsäule wird anhand der Klassifikation nach Modic ‒ benannt nach dem amerikanischen Radiologen Michael Modic ‒ in drei Schweregrade eingeteilt. Der behandelnde Orthopäde nimmt die Einstufung anhand des MRT-Bildes vor:
Modic 1: Es bestehen entzündliche Veränderungen am Knochen und ein Knochenmarködem hat sich ausgebildet.
Modic 2: Der Knochen degeneriert und das blutbildende Knochenmark wurde durch Fettgewebe ersetzt.
Modic 3: Die Wirbelsäule sklerosiert , d. h. die Knochen verhärten und die Wirbelsäule versteift durch die Bildung von Spondylophyten.
Osteochondrose im Hüftgelenk
Die Osteochondrose im Hüftgelenk wird medizinisch als Osteochondrosis dissecans coxae bezeichnet. Die Behandlung stellt hohe Anforderungen an den orthopädischen Facharzt und wird minimalinvasiv oder in offener Operationstechnik durchgeführt.
Osteochondrose im Knie
Nach der Osteochondrose der Wirbelsäule ist die Osteochondrosis dissecans (abgekürzt OD) die zweithäufigste Form der Osteochondrose. In 75 % aller Fälle liegt eine Osteochondrosis dissecans des Knies vor. Im Verlauf der Erkrankung sterben kleine Knochenbezirke unterhalb des Gelenkknorpels im Knie ab.
Ursache ist eine verminderte Durchblutung des Knochens. Mediziner vermuten eine Überlastung als Auslöser dieser Durchblutungsstörung, da vor allem sportlich aktive Kinder eine Osteochondrosis dissecans entwickeln. Schreitet die Erkrankung fort, wird auch der über dem betroffenen Knochenbezirk liegende Knorpel geschädigt.
Die Osteochondrosis dissecans im Knie betrifft meist Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 20 Jahren.
Osteochondrose im Sprunggelenk
Im Vergleich zum Knie ist das Sprunggelenk seltener von einer Osteochondrosis dissecans betroffen. Bei etwa 5 % aller Fälle handelt es sich um eine Osteochondrosis dissecans des Sprunggelenks. Löst sich bei fortschreitender Erkrankung ein Knochen-Knorpel-Stück (Dissekat), führt dies zur Blockade des Sprunggelenks (Impingement) und langfristig zur Sprunggelenksarthrose. Bei unzureichender Behandlung kann aufgrund einer Arthrose des Sprunggelenks eine Sprunggelenksprothese oder eine Sprunggelenksversteifung notwendig werden.
Symptome der Osteochondrosis dissecans im Sprunggelenk sind Ruheschmerzen oder Sprunggelenkschmerzen nach Belastung sowie Bewegungseinschränkungen. Löst sich im späteren Krankheitsstadium ein freier Gelenkkörper, kann es bei den Betroffenen zu einer schmerzhaften Gelenkblockade (Impingement) kommen.
Osteochondrose der Schulter
Da das Schultergelenk kein gewichttragendes Gelenk ist, kommt es in diesem Bereich selten zu einer Osteochondrose. Dennoch kann eine Überlastung auch in der Schulter zu einer Knochen-Knorpel-Schädigung führen. Starke Beanspruchung des Schultergelenks bei Kraftsportlern und bei Kontaktsportarten können eine Osteochondrose auslösen. Ebenso wird die Osteochondrose durch Verletzungen der Rotatorenmanschette oder Instabilität im Schultergelenk begünstigt.
Osteochondrose der Symphyse (Schambeinfuge)
Die Symphyse oder Schambeinfuge verbindet das rechte und linke Schambein (Os pubis) miteinander. Es handelt sich dabei um ein unechtes Gelenk aus Faserknorpel. Bildet sich in diesem Bereich eine Osteochondrose, spricht man von Osteochondrosis pubica. Die Ursache ist bisher weitgehend unbekannt. Die Patienten leiden unter wiederkehrenden ziehenden Schmerzen im Schambeinbereich.
In welchem Alter tritt Osteochondrose auf?
Eine Osteochondrose kann grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten. Es gibt aber verschiedene Formen der Osteochondrose, die sich hinsichtlich des Lebensalter der Betroffenen unterscheiden. So tritt z. B. die juvenile Osteochondrose des Femurkopfes (Morbus Perthes) ausschließlich im Kindes- oder Jugendalter auf.
Degenerative Osteochondrose bei Erwachsenen
Die häufigsten Ursachen der Osteochondrose bei Erwachsenen sind verschleißbedingte Veränderungen durch chronische Fehlbelastungen. Vor allem im Bereich der Wirbelsäule kommt es zu diesen degenerativen Veränderungen. Die Bandscheiben verlieren an Höhe und Elastizität. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zur Abnutzung der angrenzenden Wirbel und Facettengelenke.
Juvenile Osteochondrose bei Kindern und jungen Menschen
Einige Formen der Osteochondrose betreffen nur Kinder und Jugendliche. Man spricht daher auch von juveniler Osteochondrose. Hierzu zählen:
Morbus Perthes: Osteochondrose im Hüftgelenk
Morbus Perthes ist eine Hüftgelenkserkrankung, die hauptsächlich bei Kindern um das 6. Lebensjahr auftritt. Jungen sind häufiger von Morbus Perthes betroffen als Mädchen.
Im Verlauf der Erkrankung kommt es aufgrund einer Durchblutungsstörung zum Absterben des Hüftkopfes (Hüftkopfnekrose). Man spricht daher auch von juveniler Osteochondrose des Femurkopfes. Vor allem beim Einwärtsdrehen und Abspreizen der Hüfte entstehen Schmerzen. Betroffene Kinder beginnen zu hinken.
Für die Prognose ist das Alter des Kindes ausschlaggebend. Je jünger der Patient zum Zeitpunkt der Diagnose ist, desto besser stehen seine Heilungschancen.
Morbus Scheuermann
Morbus Scheuermann ist eine Erkrankung der Wirbelsäule. Es handelt sich dabei um eine Wachstumsstörung, die sich im Jugendalter entwickelt.
Ein deutliches Zeichen der Erkrankung ist die charakteristische Verkrümmung der Wirbelsäule, bei der ein Rundrücken entsteht (Hyperkyphose). Verursacht wir diese Fehlstellung durch die Bildung sogenannter Keilwirbel. Ein Keilwirbel ist ein deformierter Wirbelkörper, der auf der Bauchseite flacher ist als auf der Rückenseite. Liegen mehrere dieser Wirbel übereinander, bildet sich ein Rundrücken.
Morbus Panner: Knochennekrose im Ellenbogen
Bei Morbus Panner kommt es zu einer Knochennekrose im Bereich des Ellenbogengelenks. Die Erkrankung tritt vor allem bei Jungen unter 10 Jahren auf. Als Auslöser vermutet man eine Überlastung des Ellenbogengelenks, z. B. durch sportliche Aktivitäten. Betroffene leiden unter Ellenbogenschmerzen und Gelenksteife, die sich in Ruhe verbessern.
Symptome der Osteochondrose
Die Symptome einer Osteochondrose sind meist unspezifisch und können auch durch andere Erkrankungen oder Trauma verursacht werden.- Schmerzen im betroffenen Gelenk
- Schmerzen bei oder nach Belastung
- Beuge-/Streckdefizit
- Schwellungen
- Gelenkblockade
Die Symptome sind abhängig vom Stadium der Erkrankung und vom Alter des Patienten. Es entstehen Ruheschmerzen im betroffenen Gelenk bzw. im Rücken. Die Schmerzen können sich bei oder nach Belastung verstärken. Die exakte Diagnosestellung durch die orthopädischen Spezialisten der Gelenk-Klinik ist sehr wichtig.
Symptome bei Osteochondrose der Wirbelsäule:
- Rückenschmerzen
- Verspannungen
- Nackenschmerzen / Kopfschmerzen
- ausstrahlende Schmerzen in Arme und Beine
- nächtliche Schmerzen und Ruheschmerzen
- Morgensteifigkeit
- Knochen- und Muskelschmerzen
- Taubheit / Lähmung von Gliedmaßen
- Empfindlichkeitsstörungen
- Kribbeln in den Händen
- Schwindel
- Bewegungseinschränkungen im betroffenen Segment der Wirbelsäule
Bei einer Osteochondrose der Wirbelsäule verspürt der Betroffene anhaltende Rückenschmerzen, die sowohl im Liegen als auch bei Belastung auftreten. Der Patient nimmt typischerweise eine Schonhaltung ein.
Je nach betroffenem Segment der Wirbelsäule können die Schmerzen in verschiedene Körperregionen ausstrahlen. Ist die Halswirbelsäule betroffen, strahlen die Nackenschmerzen typischerweise in die Arme oder Finger aus. Bei einer Osteochondrose im Bereich der Lendenwirbelsäule können neben Schmerzen im unteren Rücken Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Beinen auftreten. Selten bestehen Lähmungen oder Inkontinenz. Es liegt ein medizinischer Notfall vor, der sofort operativ behandelt werden muss!
Besteht eine Osteochondrosis dissecans, kann sich durch die Bildung eines freien Gelenkkörpers eine Gelenkblockade mit Beuge- und Streckdefizit einstellen. Das Gelenk ist meist geschwollen und es kann ein Knacken bei Bewegung entstehen. Allerdings sind nicht alle Fälle von Osteochondrosis dissecans symptomatisch. Manchmal werden osteochondrale Läsionen als Zufallsbefund entdeckt.
Diagnose: Wie stellt der Facharzt Osteochondrose fest?
Die Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten gibt die ersten Hinweise auf das Vorliegen einer Osteochondrose. Das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch ist unerlässlich, um wichtige Informationen auch bei allgemeinen Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule oder Gelenken zu filtern. Der Spezialist stellt Ihnen gezielte Fragen zu ihren Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Differentialdiagnosen bei Osteochondrose
Folgende Erkrankungen können ähnliche Beschwerden wie Osteochondrose auslösen und müssen vom Orthopäden abgegrenzt werden:
- Lumbago (Hexenschuss)
- Bandscheibenvorfall
- Schmerzen in der Halswirbelsäule (HWS-Syndrom)
- Verletzungen, Knochenbrüche und fehlverheilte Frakturen
- Spondylitis / Spondylodiszitis: Entzündungen der Wirbelkörpern mit oder ohne Beteiligung der Bandscheiben
- rheumatoide Arthritis: chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung
- Tumore
- Nervenkompressionen, z. B. Ischiasschmerzen
Die körperliche Untersuchung durch den Spezialisten kann den Verdacht auf eine bestehende Osteochondrose weiter erhärten und andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausschließen (Differentialdiagnose). Der orthopädische Facharzt inspiziert den Rücken oder das betroffenen Gelenk des Patienten. So stellt er mögliche Verformungen oder Fehlstellungen, aber auch ein verändertes Gangbild fest. Beim Abtasten (Palpation) erfasst der Spezialist lokale Druckschmerzen sowie Einschränkungen der Beweglichkeit. Gelenkergüsse oder eventuelle Instabilitäten kann er ebenfalls beurteilen.
Bildgebende Diagnostik: Röntgen und (MRT)
Bei Verdacht auf eine Osteochondrose sichert der orthopädische Spezialist die Diagnose durch Röntgenaufnahmen und eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Mit Hilfe der MRT beurteilt der Spezialist den Zustand von Knorpel und Bandscheiben, den Spinalkanal, Nerven, Wirbelkörper und das umliegende Weichteilgewebe.
Auf Röntgenaufnahmen erkennt der Facharzt im Bereich der Wirbelsäule sowohl die geringere Höhe der Zwischenwirbelräume als Anzeichen für die reduzierte Höhe der Bandscheiben als auch Knochensporne an Gelenkflächen. Verengungen des Nervenkanals oder eine Instabilität der Wirbelsäule sind sofort sichtbar.
Im Bereich aller Gelenke erlauben Röntgenaufnahmen eine indirekte Beurteilung des Gelenkknorpels. Ist zum Beispiel der beim stehenden Patienten noch sichtbare Gelenkspalt im Kniegelenk eingeengt, deutet dies indirekt auf eine abnehmende Festigkeit und Dicke des vorhandenen Knorpels hin. Auch Sklerosierungen der Ränder und die Kalzifikation (Verkalkung) des Knochens können mit Hilfes des Röntgens beurteilt werden. Damit zeigt das Röntgenbild lediglich relativ späte Stadien der Osteochondrose.
Die MRT erfasst den Status des Gelenkknorpels und stellt Ödeme des subchondralen Knochens, freie Gelenkkörper oder Gelenkergüsse sehr detailliert dar. Damit können wir mit Hilfe des MRT die Strukturen und Stoffwechselprozesse beurteilen, die im Röntgenbild nicht direkt dargestellt werden können. Damit kann das MRT schon die frühen entzündlichen Stadien der Osteochondrose zeigen, bevor deutliche Schäden am Knochen vorliegen.
Behandlung der Osteochondrose: Was hilft wirklich?
Der Schweregrad der Osteochondrose bestimmt die Wahl der Therapie. Die Spezialisten der Gelenk-Klinik streben bei der Behandlung der Osteochondrose stets zuerst eine konservative Therapie an, die das Fortschreiten der Osteochondrose verhindert.
Die konservative Therapie steht im Vordergrund
Konservative Therapiemöglichkeiten:
- Medikamente: Schmerztherapie mit NSAR (z. B. Ibuprofen), Antiphlogistika, Muskelrelaxantien
- Entlastung des betroffenen Gelenks
- Physiotherapie nach Abklingen der Schmerzen zur Stabilisierung des Rückens oder des Gelenks
- Rückenschule und Muskelaufbau
- Änderungen in der Lebensgestaltung
- Orthopädische Hilfsmittel: Orthesen, z. B. ein Stützkorsett zur Entlastung der Wirbelsäule
- Physikalische Therapie
In der akuten Schmerzsituation helfen dem Patienten Schmerzmittel (Analgetika) sowie entzündungshemmende (antiphlogistische) oder muskelentspannende (muskelrelaxierende) Medikamente. Sobald die Patienten schmerzfrei sind, empfehlen Orthopäden eine Physiotherapie zur aktiven Unterstützung der Wirbelsäule.
Bei Osteochondrosis intervertebralis fördern Rückenübungen die Kräftigung der Rücken- und Bauchmuskulatur. Die Muskulatur stützt die instabile Wirbelsäule, verbessert die Körperhaltung und entlastet so die Bandscheiben und Wirbelkörper.
Die Betroffenen sollten rückenschonende Sportarten wie Schwimmen, Gymnastik und Nordic Walking bevorzugen und Aktivitäten meiden, bei denen sie den Rücken übermäßig beugen oder die Wirbelsäule stauchen.
Auch junge Patienten mit Morbus Scheuermann, einer Sonderform der juvenilen Osteochondrose, profitieren von der Physiotherapie. Speziell ausgebildete Therapeuten unterstützen die Patienten mit Übungen und einer Haltungsschule, ihre Rumpfmuskulatur zu stärken und so dem Ungleichgewicht zwischen Bauch- und Rückenmuskulatur entgegenzuwirken. Auch ein Stützkorsett (Orthese) kann jungen Menschen im Wachstumsalter bei der Korrektur ihrer Körperhaltung helfen.
Patienten mit Morbus Perthes trainieren unter physiotherapeutischer Anleitung ihre Gesäßmuskulatur und spezielle Bewegungen des Hüftgelenks.
Bei der Osteochondrosis dissecans des Knies und des Sprunggelenks spielt vor allem die Entlastung des betroffenen Gelenks eine große Rolle.
Patienten mit degenerativen Erkrankungen profitieren auch von physikalischen Therapien. Dabei nutzt der Therapeut natürliche Körperreaktionen auf äußere Reize. Wärme oder Kälte lösen zum Beispiel bestimmte Mechanismen im Körper aus, die zur Schmerzlinderung oder Verbesserung der Beweglichkeit beitragen.
Operative Therapie im fortgeschrittenen Stadium
Wenn die konservativen Therapiemaßnahmen erfolglos sind und der Patient weiterhin unter starken Schmerzen leidet, werden die Spezialisten der Gelenk-Klinik operative Therapieoptionen mit ihm besprechen.
Vor allem im fortgeschrittenen Stadium einer Osteochondrose ist nicht nur die Lebensqualität der Patienten durch die starken Schmerzen sehr eingeschränkt. Es können zusätzlich Komplikationen zum Beispiel durch Nervenkompressionen im Bereich der Wirbelsäule auftreten.
Folgende operative Therapien werden in Abhängigkeit von der Lokalisation der Osteochondrose angewandt:
Osteochondrosis intervertebralis:
Osteochondrosis dissecans von Knie und Sprunggelenk:
- Arthroskopie (Gelenkspiegelung) zur Inspektion und Reparatur von Knorpel-Knochen-Defekten
- Autologe Knorpelzelltransplantation (ACT)
- Einsatz von Knorpelchips: Minced Cartilage
- Knorpel-Knochen-Transplantation (OATS)
Osteochondrose des Hüftgelenks:
- Hüftarthroskopie
- Minimalinvasive Operation der Hüftprothese
- Osteotomie von Oberschenkelknochen oder Becken zur Korrektur des Hüftgelenks
Osteochondrose im Großzehengrundgelenk:
Osteochondrose im Schultergelenk:
Osteochondrose im Ellenbogen
Prognose und Spätfolgen der Osteochondrose
Die Prognose der Osteochondrose hängt vom Alter des Patienten und vom Krankheitsstadium ab. Wird die Osteochondrose früh erkannt, bestehen gute Chancen, dass man sie mittels konservativer Therapie gut eindämmen kann.
Die Osteochondrose der Wirbelsäule ist nicht heilbar, da die degenerativen Prozesse in Bandscheiben und Wirbelkörpern nicht umkehrbar sind. Im fortgeschrittenen Stadium hilft meist nur eine Operation, um die Schmerzen zu lindern. Die Spätfolgen einer unbehandelten Osteochondrosis intervertebralis sind Wirbelsäulenarthrose, Wirbelgleiten oder chronische Rückenschmerzen und Fehlhaltungen.
Bei einer Osteochondrosis dissecans im Kindes- oder Jugendalter bestehen hingegen gute Heilungschancen, wenn der Patient sich noch im Wachstum befindet. Je jünger der Patient ist, desto eher besteht eine Chance zur Selbstheilung des Knochens.
Wird die Osteochondrosis dissecans erst spät erkannt, können bleibende Schäden an Knochen und Gelenken entstehen. Freie Gelenkkörper schädigen die Knorpelfläche und führen zu fortschreitendem Gelenkverschleiß (Arthrose).
Häufige Patientenfragen zu Osteochondrose an PD Dr. Kubosch von der Gelenk-Klinik
Welcher Arzt behandelt Osteochondrose?
Der erste Weg führt meist zum Hausarzt. Dieser wird Sie bei Verdacht auf eine Osteochondrose an einen Facharzt für Orthopädie überweisen. Mittels klinischer Untersuchung und Bildgebung kann der Spezialist genau feststellen, welche Form und welcher Schweregrad der Osteochondrose vorliegt. Gemeinsam mit Ihnen entwickelt er einen Therapieplan.
Wann sollte man mit einer Osteochondrose zum Arzt?
Verspüren Sie lokal in einem Gelenk mittelstarke Schmerzen ohne Ausstrahlung in andere Bereiche des Körpers, empfehle ich Ihnen den Besuch bei einem orthopädischen Facharzt, sobald die Schmerzen sich nicht nach 1 bis 2 Wochen gebessert haben.
Treten Symptome wie Taubheit oder Lähmungen auf, liegt ein medizinischer Notfall vor und Sie müssen umgehend ärztlich behandelt werden.
Ist Osteochondrose heilbar?
Da es sich bei der Osteochondrosis intervertebralis um eine verschleißbedingte Erkrankung handelt, ist sie nicht heilbar. Die Degeneration von Bandscheiben und angrenzenden Wirbelkörpern lässt sich nicht umkehren. Eine konservative oder operative Behandlung kann allerdings die Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern.
Anders sieht es bei der Osteochondrosis dissecans im Kinder- und Jugendalter aus. Befindet sich der Patient noch im Wachstum, besteht die Chance, dass die Osteochondrose wieder vollständig ausheilt. Dies ist allerdings nur der Fall, wenn die Wachstumsfugen noch nicht geschlossen sind. Je jünger der Patient ist, desto besser stehen die Heilungschancen.
Besteht bei Osteochondrose eine Berufsunfähigkeit?
Ob Sie bei einer Osteochondrose Anspruch auf Berufsunfähigkeit haben, hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst muss Ihre Erkrankung die berufliche Leistungsfähigkeit dauerhaft einschränken. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Sie an chronischen Rückenschmerzen bei längerem Sitzen leiden. Dabei zählt die 50%-Regel. Wenn Sie in Ihrem aktuell ausgeübten Beruf also nur noch maximal 50 % der vorher geleisteten Arbeit schaffen, gelten Sie als berufsunfähig. Nähere Auskunft zu diesem Thema gibt Ihnen Ihr behandelnder Arzt.
Was sollten Menschen mit Osteochondrose bei der Ernährung beachten?
Für gesunde Knochen ist die Zufuhr von Vitamin D essentiell. Nahrungsmittel mit einem besonders hohen Anteil an Vitamin D sind beispielsweise Pilze, Eigelb, Fisch oder Milchprodukte. Nehmen Sie außerdem möglichst wenig Genussmittel wie Alkohol oder Kaffee zu sich. Greifen Sie stattdessen lieber zu Wasser und Kräutertee.
Noch wichtiger als die Ernährung ist Sonnenlicht für die körpereigene Vitamin-D-Produktion. Bewegen Sie sich daher regelmäßig draußen an der frischen Luft. Schon etwa 15 Minuten pro Tag sind ausreichend, um die Produktion von Vitamin D anzuregen.
Welche Matratze sollten Menschen mit Osteochondrose nutzen?
Menschen mit Rückenschmerzen oder Problemen mit den Bandscheiben sollten darauf achten, dass die Wirbelsäule beim Schlafen in ihrer natürlichen Form gelagert wird. Sie sollte dabei gleichzeitig gestützt und entlastet werden. Daher darf die Matratze weder zu weich noch zu hart sein. Der optimale Härtegrad einer Matratze richtet sich nach dem Körpergewicht. Je schwerer eine Person ist, desto härter muss die Matratze sein. In spezialisierten Fachgeschäften können Sie sich beraten lassen, welche Matratze optimal zu Ihrem Körper passt.
Welcher Sport ist erlaubt bei Osteochondrose?
Bewegung ist grundsätzlich wichtig bei einer Osteochondrose der Wirbelsäule. Moderater Sport wirkt sich positiv auf die Bandscheiben aus. Da Bandscheiben nicht durchblutet sind, erfolgt die Versorgung mit Nährstoffen über passiven Flüssigkeitsaustausch. Dieser Flüssigkeitsaustausch wird durch Bewegung angekurbelt.
Bauen Sie daher sportliche Aktivitäten in Ihren Alltag ein. Gehen Sie öfter zu Fuß und lassen Sie das Auto in der Garage stehen. Zudem bieten sich gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Gymnastik oder Nordic Walking an.
Patienten mit einer akuten Osteochondrosis dissecans sollten das betreffende Gelenk mindestens für 6 Wochen ruhiggestellt werden, um die Heilung nicht zu gefährden.
Welche Erfahrungen haben die Spezialisten der Gelenk-Klinik mit Osteochondrose?
Die Orthopäden und Rückenexperten der Gelenk-Klinik sind auf die Behandlung der Osteochondrose in allen Formen und Schweregraden spezialisiert. Wir behandeln sowohl die juvenile Form der Osteochondrosis dissecans als auch die degenerative Osteochondrose der Wirbelsäule in allen Schweregraden. Unser Team aus Orthopäden, Neurochirurgen, Physiotherapeuten und Reha-Medizinern bietet Ihnen eine interdisziplinäre und individuell auf Sie zugeschnittene Behandlung Ihrer Erkrankung.
Wie kommt es durch eine Schwangerschaft zur Osteochondrose?
Die Schwangerschaft selbst verursacht keine Osteochondrose. Allerdings belastet die Gewichtszunahme im Verlauf der Schwangerschaft die Rückenmuskulatur stark. Viele Schwangere machen zum Ausgleich ein Hohlkreuz. Diese Fehlhaltung belastet die Bandscheiben und kann vorzeitige Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule verursachen. Außerdem ist das weiblichen Geschlechtshormons Progesteron während der Schwangerschaft erhöht. Die hohen Spiegel von Progesteron im Blut lockern Sehnen und Bänder und die Wirbelsäule wird instabiler. Dies kann ebenfalls chronische Fehlhaltungen verursachen.
Was ist der Unterschied zwischen Osteochondrose und Spondylarthrose?
Die Osteochondrose ist eine verschleißbedingte Veränderung von Knorpel bzw. Bandscheiben und den darunterliegenden Knochen im Bereich der Gelenke oder der Wirbelsäule. Grundsätzlich können alle Gelenke des menschlichen Körpers von einer OSteochondrose betroffen sein. Die häufigste Ursache für diesen Verschleiß sind chronische Über- und Fehlbelastung.
Die Spondylarthrose ist eine chronisch degenerative Erkrankung der Zwischenwirbelgelenke. Sie wird auch Spondylarthrose genannt und tritt am häufigsten im Bereich der Lendenwirbelsäule auf.
Durch Verschleißprozesse (Alter oder Überlastung) kann es in diesen Gelenken zum Verlust der dämpfenden Knorpelschicht kommen und Arthrose entsteht. Der Verschleiß der Wirbelgelenke führt meist zu Einengungen des Wirbelkanals und wird von Nervenkompressionssyndromen begleitet.
Hilft Wärme oder Kälte bei Osteochondrose?
Bei akuten Reizzuständen wirkt Kälte meist besser als Wärme. Kälte verringert die Durchblutung und den Stoffwechsel im schmerzenden Gelenk oder im Bereich der Wirbelsäule und wirkt entzündungs- und schmerzlindernd.
Bei Muskelverspannungen im Gelenkbereich und der Wirbelsäule empfinden die meisten Patienten Wärmeanwendungen als sehr wohltuend.
Ist Osteochondrose vererbbar?
Osteochondrose ist keine Erbkrankheit. Osteochondrose ist eine verschleißbedingte Veränderung von Knorpel bzw. Bandscheiben und den darunterliegenden Knochen. Die häufigste Ursache für diesen Verschleiß ist eine chronische Fehlbelastung.
Zu den juvenilen Osteochondrosen bei Kindern und Jugendlichen gehören Morbus Perthes und Morbus Scheuermann. Die Ursachen dieser Erkrankungen sind nicht vollständig geklärt, hier scheinen auch erbliche Faktoren eine Rolle zu spielen.
Welche Medikamente helfen bei Osteochondrose?
In der akuten Schmerzphase kann Ihnen Ihr behandelnder Orthopäde schmerzlindernde und muskelentspannende Präparate verschreiben. Wenn Sie schmerzfrei sind, verbessert sich Ihre Körperhaltung und Sie können weitere Fehlbelastungen vermeiden. Auch physiotherapeutische Therapien können Sie ohne Schmerzen leichter durchführen.
Was ist der Unterschied zwischen Osteochondrose und Morbus Bechterew?
Morbus Bechterew zählt zu den rheumatischen Erkrankungen und zählt zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem eigenes Körpergewebe angreift. Es kommt vorwiegend in Knochen und Gelenken zur Entzündung. Dabei verknöchern die Sehnenansätze und Gelenke versteifen sich schmerzhaft. Die Bechterewsche Krankheit betrifft vorwiegend die Wirbelsäule und das Becken.
Die Osteochondrose ist eine verschleißbedingte Veränderung von Knorpel bzw. Bandscheiben und den darunterliegenden Knochen im Bereich der Gelenke oder der Wirbelsäule. Grundsätzlich können alle Gelenke des menschlichen Körpers von einer OSteochondrose betroffen sein. Die häufigste Ursache für diesen Verschleiß sind chronische Über- und Fehlbelastung.
Wie lange bin ich mit Osteochondrose krankgeschrieben?
Diese Frage läßt sich nicht pauschal beantworten, da die Krankheitsverläufe der Osteochondrose sehr individuell sind. Die Beschwerdesymptomatik ist zudem abhängig vom Stadium der Osteochondrose. Die Patienten können unter akuten Schmerzen bei Belastung, chronische Schmerzen auch in Ruhe oder sogar unter Bewegungseinschränkungen im Bereich der Wirbelsäule oder anderer Gelenke leiden.
Der Schweregrad der Osteochondrose bestimmt die Behandlungsmethode. Die Länge einer Krankschreibung muss im Einzelfall mit dem behandelnden Orthopäden besprochen werden. Ebenso wirken das Alter des Patienten und seine körperliche Konstitution auf die Beschwerden und somit auf die Dauer der Krankschreibung aus.
Wie hoch ist die Lebenserwartung mit Osteochondrose?
Die Lebenserwartung mindert sich durch eine Osteochondrose nicht, allerdings kann die Lebensqualität der Patienten stark eingeschränkt sein. Die Patienten leiden im Krankheitsverlauf unter chronischen Schmerzen und im schlimmsten Fall sogar unter Bewegungseinschränkungen mit Lähmungen durch Nervenkompression.
Die exakte Diagnostik und ein rechtzeitiger Therapiebeginn durch den orthopädischen Spezialisten können das Fortschreiten einer Osteochondrose verlangsamen oder sogar aufhalten.
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