1. Indikation: Wann ist die Operation einer gerissenen Rotatorenmanschette erforderlich?
  2. Ablauf: Wie wird die Rotatorenmanschette operiert?
  3. Vorteile einer schnellen Naht bei Ruptur der Rotatorenmanschette
  4. Welche Erfahrungen haben die Spezialisten der Gelenk-Klinik mit der Operation der Rotatorenmanschette?
  5. Nachbehandlung nach Operation der Rotatorenmanschette
  6. Kontraindikationen einer Naht der Rotatorenmanschette
Arthroskopische Sehnennaht der Rotatorenmanschette Minimalinvasive Sehnennaht der Rotatorenmanschette nach Ruptur. © Viewmedica

Die tiefe Muskel-Sehnen-Schicht der Rotatorenmanschette ist fast eingeklemmt zwischen zwei Knochen: dem Oberarmkopf und dem Schulterdach (Akromion). Vor allem bei Überkopfbewegungen, aber auch bei jeder Abspreizbewegung des Armes, klemmen die Muskeln des Oberarms unter dem Schulterdach ein. Das ist der natürliche Preis, den der Mensch für seine einmalig große Beweglichkeit des Schultergelenks bezahlen muss.

Eine Überanstrengung der Sehnen kann zu einer kontinuierlichen Reizung führen, später auch zu degenerativen (verschleißbedingten) Erscheinungen. Die Sehnen verlieren ihre Belastbarkeit.

Die Rotatorenmanschette reagiert auf diese Belastung im höheren Lebensalter durch Kalkeinlagerung oder durch Ruptur bzw. Teilruptur. Vor allem die Supraspinatussehne (Sehne des Musculus supraspinatus) als wichtigste Sehne der Rotatorenmanschette ist häufig von Rupturen oder Verschleiß betroffen. Eine Operation nach Ruptur der Rotatorenmanschette durch die Schulterspezialisten der Gelenk-Klinik besitzt eine gute Prognose.

Indikation: Wann ist die Operation einer gerissenen Rotatorenmanschette erforderlich?

Symptome der Rotatoren-manschettenruptur:

  • reduzierter Bewegungsumfang
  • Ruheschmerzen – auch nachts
  • Ausstrahlen der Schmerzen in den Arm
  • Schmerzen beim Anheben und horizontalen Abspreizen des Armes

Nicht jede Rotatorenmanschettenruptur muss operiert werden. Viele Rupturen verlaufen schmerzfrei und symptomfrei. Über die Hälfte aller gesunden Menschen über 75 Jahre sind von einer Ruptur der Rotatorenmanschette betroffen. Viele haben dabei aber weder Schmerzen noch Beschwerden.

Auch wenn Schmerzen auftreten, ist nicht immer eine operative Behandlung angezeigt.

In vielen Fällen hilft eine kräftigende Physiotherapie, den Oberarmkopf wieder besser im Gelenk zu zentrieren.

Tritt die Ruptur bei jungen Patienten auf, führt das zu einer zunehmenden Einengung unter dem Schulterdach (Akromion). Die Muskeln am Arm und an der Schulter werden kraftloser und verfetten schließlich. Schlussendlich ist die Schädigung des Schultergelenks irreversibel, wenn nicht rechtzeitig eine operative Wiederherstellung erfolgt. Insbesondere bei der Abspreizung des Oberarms tritt bei unbehandelten Rupturen ein fast vollständiger Kraftverlust ein.

Wenn die konservative Behandlung der Rotatorenmanschette nach etwa 6 Wochen keine Besserung der Beweglichkeit und Schmerzfreiheit bringt, wird auf jeden Fall an eine Operation gedacht.

Bei jüngeren oder sportlichen Patienten besteht bei Ruptur der Rotatorenmanschette eine 100%-ige Operationsindikation zur Naht der Supraspinatussehne.

Kann man die Rotatorenmanschette ambulant operieren?

Die Naht der Rotatorenmanschette ist ein minimalinvasiver Eingriff, der zwischen 1 und 1 ½ Stunden dauert. Die Operation kann ambulant oder stationär erfolgen.

Ablauf: Wie wird die Rotatorenmanschette operiert?

Schädigungen der Rotatorenmanschette werden in der Gelenk-Klinik fast ausschließlich minimalinvasiv (arthroskopisch) wiederhergestellt. Das bedeutet, es werden nur kleine Schnitte von ca. 1 cm Länge gesetzt. Durch diese Schnitte führt der Arzt Sichtgeräte und Instrumente ein.

Bei der Entscheidung über eine Operation der Rotatorenmanschette haben Arzt und Patient viele Möglichkeiten. Das Ausmaß der Schmerzen und der Bewegungsbeeinträchtigung, Lebensalter, Anspruch an die sportliche Leistungsfähigkeit und Analyse der beruflichen Ansprüche an die Funktion der Rotatorenmanschette fließen in die Therapieentscheidung ein. In einem offenen und ausführlichen Beratungsgespräch müssen Patient und Schulterspezialist einen Therapieplan erarbeiten.

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Naht der Rotatorenmanschette

Sehnennaht mittels Arthroskopie Arthroskopie einer Sehnennaht: Der Schulterspezialist kann die gerissene Sehne der Rotatorenmanschette im Frühstadium wieder zusammennähen. Dies stellt die Beweglichkeit von Arm und Schulter wieder her. © smartmediadesign, Fotolia

Der Operateur verwendet für die operative Naht der Rotatorenmanschette Knochenanker, mit denen er die gerissene Rotatorenmanschette wieder am Knochen fixiert. Knochenanker sind Schrauben, an deren Kopf mehrere Fäden befestigt werden können. Damit verankert der Schulterspezialist die abgerissenen Anteile der Rotatorenmanschette im Knochen.

Erweiterung des Raums unter dem Schulterdach (Akromioplastik)

Die Hauptursache für die degenerative Schädigung der Rotatorenmanschette ist die Enge unter dem Schulterdach (subakromiales Impingement). Diese Enge lässt sich operativ beheben. Auch die Operation der Akromioplastik erfolgt mittels Arthroskopie. Dabei wird auf der Unterseite des Akromions (Schulterdach) ein Stück des Knochens abgefräst. Diese Erweiterung vermindert die Möglichkeit der Einklemmung und Reizung der Rotatorenmanschette nachhaltig.

Durch die Akromioplastik sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls nach einer Rotatorenmanschettenruptur stark. Bei Rotatorenmanschettennaht ohne Akromioplastik liegt die Rückfallrate deutlich höher.

Einbau eines Ballon-Implantates bei irreparablen Rupturen der Rotatorenmanschette

Ballonimplantat bei Ruptur der Rotatorenmanschette Bei irreparablen Rupturen der Rotatorenmanschette können spezielle Implantate die Zentrierung des Schultergelenkes erreichen. Diese Inspace™ genannten Implantate verringern akute Schmerzen nach der Ruptur der Rotatorenmanschette und unterstützen den Patienten bei einer kräftigenden konservativen Rehabilitation. Nach etwa einem Jahr hat sich das Implantat auf natürlichem Wege aufgelöst. © Orthospace ltd, Israel, Exactech, Germany

Gegenanzeigen:

  • Gewebsnekrose (Knochensterben) unter dem Schulterdach
  • chronische Infektionen
  • Materialunverträglichkeit

Die Verwendung von selbstauflösenden Implantaten ist ein bewährtes operatives Verfahren, um eine irreparable Rotatorenmanschettenruptur zu behandeln. Dabei wird ein mit Kochsalzlösung gefülltes Kissen zwischen Schultergelenk und Schulterdach eingeführt.

Es verhindert als mechanische Barriere das Hochtreten des Oberarmknochens und zentriert das Gelenk wieder besser in der Gelenkpfanne (Glenoid).

Der Inspace™-Ballon wird bei stark zerstörter Rotatorenmanschette angewendet, also wenn die Wiederherstellung durch eine Naht nicht mehr möglich ist. Auf diese Weise ermöglicht das Verfahren dem Patienten eine langfristige konservative Nachbehandlung mithilfe von Physiotherapie.

Das Inspace™-Implantat verbleibt nicht dauerhaft im Körper, sondern löst sich innerhalb von 2 Jahren vollständig wieder auf. Innerhalb weniger Monate hat der Patient die Möglichkeit, mit einem durch das Implantat zentrierten (nach unten gedrückten) Oberarmkopf die übrigen Muskeln der Rotatorenmanschette zu trainieren. So erreicht er durch Physiotherapie eine dauerhafte Zentrierung des Oberarmkopfes. Auch nach der natürlichen Resorption des Inspace™-Implantates erleben die Patienten eine nachhaltige Verbesserung ihrer Schulterfunktion.

Mit dem Inspace™-Ballonimplantat können die Schulterspezialisten der Gelenk-Klinik nun auch den Patienten zu einer Rehabilitation verhelfen, die zuvor bei stark zerstörter Rotatorenmanschette dauerhaft mit einem schmerzhaften und eingeschränkten Schultergelenk leben mussten.

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Vorteile einer schnellen Naht bei Ruptur der Rotatorenmanschette

Nahtankertechnik bei Rotatorenmanschettenruptur Das am häufigsten eingesetzte Verfahren ist die Nahtankertechnik (Tight Rope). Dabei werden Anker im Bereich des Oberarmkopfes angebracht, an dem die Sehnen ansetzen. Diese Fäden werden durch die Sehnen geschlungen. Auf diese Weise befestigt der Operateur die Sehnenfragmente wieder. Nach dieser Operation ist eine 6-wöchige Ruhigstellung des Oberarms erforderlich. Dazu wird ein spezielles Lagerungskissen verwendet. © Prof. Dr. med. Sven Ostermeier

Eine Sehnennaht ist umso erfolgreicher, je schneller nach dem Riss genäht wird. Vor allem bei jüngeren Patienten und Sportlern unter 40 Jahren, die eine schnelle Wiederherstellung ihrer Sportfähigkeit anstreben, empfehlen wir die schnelle Operation einer Supraspinatusruptur.

Wird die Naht nicht durchgeführt, entstehen langandauernde schmerzhafte Beschwerden im Schultergelenk, die bis zu einer "Frozen Shoulder" reichen können.

Eine derartige chronische Verschlimmerung der Rotatorenmanschettenruptur verschlechtert die Aussichten einer Naht. Die Operation erübrigt sich dann oft. Es muss zunächst der Rückgang der Bindegewebsentzündung der Gelenkkapsel bzw. der Frozen Shoulder abgewartet werden, bevor erneut über eine Sehnennaht entschieden werden kann.

Wie lange bleibt man nach der OP der Rotatorenmanschette im Krankenhaus?

Der stationäre Aufenthalt nach einer Operation der Rotatorenmanschette dauert in der Regel etwa 2 bis 5 Tage. Je nach körperlicher Verfassung des Patienten und anderer Begleitumstände kann dieser Zeitraum variieren. Auch eine ambulante Operation ist möglich.

Wie lange dauert die Krankschreibung nach OP der Rotatorenmanschette?

Die Dauer der Krankschreibung nach einer Operation der Rotatorenmanschette hängt von mehreren Faktoren ab. Das Alter und die körperlichen Voraussetzungen des Patienten spielen ebenso eine Rolle wie die OP-Methode. Auch die berufliche Tätigkeit entscheidet über die Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Personen mit körperlich anstrengenden Tätigkeiten benötigen eine längere Krankschreibung als Büroangestellte. So dauert die Krankschreibung bei einigen Patienten nur wenige Wochen, wohingegen andere Patienten bis zu 3 Monate krankgeschrieben werden.

Welche Erfahrungen haben die Spezialisten der Gelenk-Klinik mit der Operation der Rotatorenmanschette?

Die Schulterexperten der Gelenk-Klinik sind auf die Diagnose und Behandlung von Schulterschmerzen und auf die Operation der Rotatorenmanschette spezialisiert.

Patienten mit Rotatorenmanschettennaht erfahren zu 60–70 % eine deutliche Verbesserung ihrer Beweglichkeit und Schmerzen. Oft verbessert sich die Situation des Schultergelenkes aber nur vorübergehend. Bei einer allgemein geschwächten Supraspinatussehne (Sehne des Musculus supraspinatus), der wichtigsten Sehne der Rotatorenmanschette, können auch nach der Rotatorenmanschettennaht weitere Defekte entstehen.

Patienten, die an einem subakromialen Schulterimpingement (Enge unter dem Schulterdach) leiden, erfahren fast alle eine deutliche Besserung durch die arthroskopische Erweiterung des Raumes unter dem Schulterdach (subakromiale Dekompression). Es kann aber bis zu einem Jahr dauern, bis nach einer Dekompression alle Beschwerden wieder abgeklungen sind. Bestehen Begleiterkrankungen wie zum Beispiel eine AC-Gelenksarthrose, können auch nach der Akromioplastik Restbeschwerden oder Folgeschäden bleiben.

Nachbehandlung nach Operation der Rotatorenmanschette

Frau mit Gilchrist-Verband Der Gilchrist-Verband stellt die Schulter in den ersten Wochen nach der Operation ruhig. © Dan Race, Fotolia

Die Nachbehandlung beginnt direkt nach der Operation der Rotatorenmanschette. Der Patient sollte seine Schulter kühlen, um Schwellungen und Entzündungen zu vermeiden. Er erhält zudem Physiotherapie ab dem ersten postoperativen Tag. Die ersten zwei Wochen nach der Operation erfolgen passive Bewegungsübungen, die einer Einsteifung der Schulter entgegenwirken. Danach darf der Patient auch aktiv Übungen unter Aufsicht des Physiotherapeuten durchführen. Nach etwa 10 Tagen werden die Fäden gezogen.

In den ersten Wochen nach der Operation erfolgt eine Ruhigstellung der Schulter mittels Gilchrist-Verband (Schlingenverband). Dieser minimiert das Risiko eines erneuten Ausreißens der Sehne. Die Einheilung der Sehne ist nach etwa 6 Wochen abgeschlossen. In dieser Zeit sollte der Patient seine Schulter schonen.

Es dauert insgesamt etwa ein halbes bis ein Jahr, bis die schmerzfreie Beweglichkeit der Schulter wieder vollkommen hergestellt ist.

Kontraindikationen einer Naht der Rotatorenmanschette

Wiederherstellende Operationen der Rotatorenmanschette haben eine sehr gute Prognose.

Manchmal ist der Schaden an der Rotatorenmanschette aber sehr großflächig. Dann wird eine Wiederherstellung durch Nahtanker schwierig.

Wenn die Rotatorenmanschette sehr stark degeneriert ist, Sehnen und Muskeln also eine schlechte Qualität haben, sind die Voraussetzungen für eine Naht ebenfalls ungünstig.

Was kann man einem Patienten anbieten, wenn die wiederherstellende Operation nicht mehr möglich ist? Die Funktion der Rotatorenmanschette besteht in der Zentrierung des Oberarmkopfes als Voraussetzung normaler Beweglichkeit und Muskelaktivität. Diese Funktion kann beispielsweise durch den Einsatz eines Ballonspacers wiederhergestellt werden, wenn eine Sehnennaht nicht mehr möglich ist.

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