1. Was ist die Spondylodese oder Versteifung der Wirbelsäule?
  2. Wann ist eine Versteifung der Wirbelsäule sinnvoll?
  3. Wie erfolgt die Versteifung der Wirbelsäule?
  4. Welche Probleme können nach einer Wirbelsäulenversteifung auftreten?
Röntgenbild: Versteifung der Lendenwirbelsäule Bei einer Spondylodese (operative Versteifung) werden die betroffenen Wirbel mittels Schrauben verbunden und so wieder stabilisiert. © praisaeng, Fotolia

Bei einer Spondylodese werden erkrankte, instabile Bereiche der Wirbelsäule operativ versteift. Ziel des Eingriffs ist die Schaffung einer Belastungsstabilität und die Reduzierung von Rückenschmerzen. Ein häufiges Einsatzgebiet ist die Spondylolisthesis (Wirbelgleiten), bei der sich Wirbelkörper gegeneinander verschieben und die Wirbelsäule instabil wird. Auch bei Fehlstellungen der Wirbelsäule mit sehr großer Abweichung von der Normalform wie z. B. Skoliose oder Morbus Scheuermann stellt die Spondylodese eine mögliche Behandlungsoption dar.

Was ist die Spondylodese oder Versteifung der Wirbelsäule?

Die Spondylodese ist eine operative Behandlung zur Stabilisierung der Wirbelsäule. Dabei verbindet der Operateur durch das Einbringen von Schrauben, Metallstangen oder Cages (Käfige) einzelne Wirbelkörper gezielt miteinander. Auf diese Weise können verschobene Wirbelkörper wieder in die richtige Position gebracht und dort fixiert werden. Eingesetzt wird die Spondylodese vor allem im Lendenwirbel- und Halswirbelbereich.

Das Versteifen macht die Wirbelsäule wieder belastungsstabil und reduziert Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Lähmungen. Mit der Zeit wachsen die Wirbelkörper zusammen und bilden einen stabilen Block. Die Versteifungsoperation erfolgt durch die Rückenspezialisten der Gelenk-Klinik in vielen Fällen mittels endoskopischem (minimalinvasiven) Eingriff.

Wann ist eine Versteifung der Wirbelsäule sinnvoll?

Orthopäden empfehlen eine Spondylodese dann, wenn bei instabiler Wirbelsäule alle konservativen Therapieversuche ausgeschöpft sind und auch minimalinvasive (endoskopische) Eingriffe keine Besserung der Beschwerden mehr versprechen. Ziel der Versteifung ist es, vorhandene Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Lähmungen zu reduzieren und die volle Belastbarkeit der Wirbelsäule wieder herzustellen. Als wichtige Einsatzgebiete für das Verfahren gelten:

Wie erfolgt die Versteifung der Wirbelsäule?

Modell der Versteifung zweier Wirbelkörper Modell einer Spondylodese: In zwei benachbarte Wirbelkörper wird jeweils beidseits eine Schraube eingedreht. Die Stabilisierung des Wirbelsäulenbereichs erfolgt durch Verbindung der beiden Wirbelkörper mit einer kleinen Metallstange auf jeder Seite. © blake, Adobe

Früher wurde die Wirbelsäule ohne das Einbringen von Implantaten wie Schrauben oder Metallstangen versteift. Die Operateure eröffneten die Knochenrinde und regten dadurch die Neubildung von Knochenmaterial und das Verwachsen (Blockbildung) der Wirbelkörper an. Bis zum Verwachsen dauerte es jedoch lange, sodass die Wirbelsäule zunächst instabil blieb und die Patienten eine geraume Zeit im Korsett oder Gipsbett verbringen mussten.

Implantate ermöglichen schnelle Stabilität

Für eine sofortige Stabilität der erkrankten Wirbelsäule werden heute bei der Spondylodese verschiedene Arten von Implantaten eingebracht. Oft stellen die Rückenspezialisten den zu versteifenden Wirbelsäulenabschnitt durch eine Kombination aus Schrauben und kleinen Verbindungsstangen ruhig. Zusätzlich eingebrachtes körpereigenes oder künstliches Knochenmaterial unterstützt das Zusammenwachsen der Wirbelkörper. Bis die Wirbelkörper knöchern zusammengewachsen sind, stabilisieren die eingebrachten Implantate das betroffene Gebiet. Durch moderne Techniken der Wirbelsäulenchirurgie ist der Eingriff meist minimalinvasiv (endoskopisch) mittels kleiner Hautschnitte möglich.

Eine größere Eröffnung der Wirbelsäule ist nur noch bei bestimmten Erkrankungen notwendig. Sind beispielsweise Nervenwurzeln eingeengt, müssen diese operativ befreit werden (Dekompression).

Zusätzlich kann die Entfernung der Bandscheiben notwendig werden. Der Arzt ersetzt sie während der Operation durch Platzhalter, sogenannte Cages (Käfige).

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Welche Probleme können nach einer Wirbelsäulenversteifung auftreten?

Eine versteifende Operation bringt je nach Umfang meist gute Ergebnisse. Jedoch können sich im Laufe der Jahre sogenannte Anschlussinstabilitäten entwickeln.

Dabei werden die benachbarten Wirbelsegmente neben dem versteiften Abschnitt strapaziert und verursachen ihrerseits Rückenschmerzen.

Auch ist in der Regel eine vollständige Beschwerdefreiheit nicht zu erwarten. Lediglich eine Besserung der Rückenschmerzen ist möglich. Neue Systeme, die eine dynamische Versteifung ermöglichen, können diese störenden Faktoren minimieren, da sie eine Restbeweglichkeit erhalten. Eine Nachbehandlung mit Physiotherapie und Bewegungsübungen empfehlen die Ärzte der Gelenk-Klinik unbedingt.


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