Schulterprothese: Prothesentypen, Durchführung, Haltbarkeit und Nachsorge

Die Schulterpothese ist ein Ersatz der Gelenkfläche des Schultergelenks (Glenohumeralgelenk). Das Einsetzen einer Schulterprothese ist ein chirurgischer Eingriff. Die Schulterprothese wird eingesetzt, um die Beweglichkeit nach schwerer Arthrose wieder herzustellen oder schwere physische Gelenkschäden unter Beteiligung der Gelenkfläche, z.B. nach Knochenbrüchen, zu beheben. Die Schulterprothese wird dann als Behandlung in Betracht gezogen, wenn konservative und gelenkerhaltende chirurgische Behandlungen keinen Erfolg mehr versprechen.
- Schulterprothese: Was leistet sie?
- Alternative operative Verfahren zur Schulterprothese sind fast ohne Bedeutung
- Wann ist die Implantation der Schulterprothese erforderlich?
- Welche Auswahlmöglichkeiten gibt es bei Schulterprothesen?
- Allgemeiner Verlauf der Operation der Schulterprothese
- Rehabilitation und Perspektive nach der Operation der Schulterprothese
- Schulterprothese und Sport
Schulterprothese: Was leistet sie?
Die Schulter ist das beweglichste Gelenk im menschlichen Körper, das Schultergelenk lebt daher von einer schmerzfreien Beweglichkeit. Um Einschränkungen der Lebensqualität und Selbstständigkeit zu vermeiden, kann bei schmerzhafter Schulterarthrose oder chronischen Rissen der Rotatorenmanschette (Cuff-Arthropathie) die Implantation einer Schulterprothese sinnvoll sein. Ursachen die zu einer fortgeschrittenen Arthrose der Schulter führen können eine Instabilität z.B. aufgrund einer früheren Schulterluxation (Verrenkung des Schultergelenks) oder ein früherer Bruch des Oberarmkopfes sein. Je nach Bruchform und Typ des Oberarmkopfbruchs können Stufen im Gelenkbereich oder eine Nekrose (Absterben von Knochen) des Oberarmkopfes entstehen, was mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Schultergelenk einhergeht.

Nach einer genauen Analyse der Ursache der Schulterbeschwerden, der Erwartungshaltung des Patienten und der Abwägung aller Risiken, müssen sich Patient und Schulterspezialist über eine Therapie durch einen Gelenkersatz Gedanken machen. Wir wollen im nachfolgenden Artikel einige der Fragen beantworten, die in unserer Praxis bei der Erörterung der Schulterprothese immer wieder gestellt werden.
Bei der Implantation einer Schulterendoprothese wird das Schultergelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt.
Das vorrangige Ziel einer solchen Operation ist die Schmerzreduktion an der betroffenen Schulter.
Darüber hinaus soll eine maximale Beweglichkeit der Schulter wiedererlangt werden.
Alternative operative Verfahren zur Schulterprothese sind fast ohne Bedeutung
Es gibt operative Alternativen zur Schulterprothese, die wir hier der Vollständigkeit halber kurz erwähnen wollen. Sie haben gegenüber der zuverlässigen und medizinisch erfolgreichen Schulterprothese in den letzten Jahren aber stark an Bedeutung verloren.
Schulterversteifung (Arthrodese)
Wie andere Gelenke auch, kann die Schulter durch eine Versteifung (Arthrodese) stabilisiert werden. Durch den zunehmenden Erfolg der Schulterprothesen verliert die Schulterversteifung (glenohumerale Versteifung) immer mehr an Bedeutung.
Die Schulterversteifung wird nur dann noch erwogen, wenn die Muskeln der Rotatorenmanschette komplett gelähmt sind. Ebenso kann sie eine Rolle spielen, wenn eine chronische Infektion vorliegt. Als primäre Therapie bei Schulterarthrose hat die Schulterprothese inzwischen Vorrang vor der Schulterversteifung.
Wann ist die Implantation der Schulterprothese erforderlich?

Nur der Leidensdruck des Patienten durch Schulterschmerzen und Einsteifung des Schultergelenks ist entscheidend für die Bestimmung des richtigen Operationszeitpunktes.
Wichtig ist aber auch zu bedenken: Wenn die Muskeln und Sehnen der Schulter schon versteift und zurückgebildet sind, wird es wesentlich schwieriger, nach einer Operation der Schulterprothese ein sehr gutes Ergebnis mit guter Bewegungskoordination zu erlangen. Auch die Schulterprothese wird durch Muskeln und Sehnen geführt.
Eine Implantation einer Schulterendoprothese wird dann nötig, wenn der Verschleiß (Schulterarthrose) oder die Schädigung des Schultergelenks so weit fortgeschritten ist, dass nicht-operative Therapien und gelenkerhaltende Operationen der Schulter keinen Erfolg mehr haben können.
Insbesondere bei einer fortgeschrittenen Arthrose des Schultergelenks (Omarthrose) findet sich ein solcher Verschleiß der knorpeligen Gelenkflächen.
Welche anderen Ursachen für Verschleiß oder Instabilität des Schultergelenks gibt es, die zur Empfehlung einer Schulterprothese führen können?
- Schwere Brüche oder Verletzungen des Oberarms (Humeruskopf-, Glenoidfraktur)
- Störungen der Durchblutung des Oberarmkopfs (Humeruskopfnekrose)
- Rheumatische Erkrankungen (Chronische Polyarthritis)
- Instabilitäten (Chronische Schulterluxationen)
- Schwere Gelenkinfektionen (Omarthritis)
- Irreparable Schädigung der Sehnen des Schultergelenks (Rotatorenmanschette), welche das Schultergelenk zentrieren und den Oberarm bewegen.
Voraussetzungen einer Schulterprothese
Kontraindikationen für die Schulterprothese
- Knochenveränderungen wie Zystenbildung oder Nekrosen (Absterben von Knochen) die verhindern, dass die Prothese in den Oberarmknochen einwachsen kann (Um den Knochen besser beurteilen zu können, wird daher vor der Operation häufig eine Schnittbildgebung wie MRT oder CT des Gelenkes durchgeführt).
- Akute oder vorrausgegangene bakterielle Infektionen. In diesem Fall besteht das Risiko einer Dauerinfektion (Wachsen von Bakterienfilmen) auf der Prothesenoberfläche aus Metall. Im Zweifelsfall muss vorab eine Gewebeuntersuchung erfolgen um einen chronische Infektion (low-grade Infektion) auszuschließen.
- Verletzung des Nervus axillaris. Der Axillarisnerv stimuliert den Deltamuskel. Ist der Nerv verletzt z.B. durch eine vorausgegangen Operation oder nach einem Bruch des Oberkopfes, kann der Muskel seine Funktion nicht mehr ausüben. Gerade im Fall der inversen Schulterprothese würde dies zu einem Funktionsausfall führen.
Die Schulterprothese setzt eine hinreichend stabile knöcherne Oberfläche im Schultergelenk voraus. Sind diese Oberflächen durch eine Aufweichung des Knochens aufgrund von Durchblutungsstörungen (Osteonekrose) oder eine starke Verringerung der Knochendichte (Osteoporose) nicht stabil, kann eine Schulterprothese nicht mehr haltbar operiert werden.
Ebenso sind Infektionen eine Kontraindikation für den erfolgreichen Einsatz der Schulterprothese. An den künstlichen Oberflächen der Prothese können sich Erreger absetzen. Daher sind bakterielle Infektionen, wie bei allen Prothesen, auch bei der Schulterprothese Kontraindikationen. Erst muss die Infektion saniert werden, bevor man an die Prothesenversorgung einer Schulterarthrose denken kann.
Anwendung der Schulterprothese bei folgenden Erkrankungen

- Omarthrose (Schulterarthrose)
- Brüche der Gelenkflächen
- Humeruskopfnekrose
- Rheumatische Erkrankungen
- Chronische Schulterinstabilität (Schulterluxationen)
- Gelenkinfekte (Omarthritis)
- Chronischen Sehnenrissen ohne Möglichkeit der Rekonstruktion (Cuff-Arthropathie)
Welche Auswahlmöglichkeiten gibt es bei Schulterprothesen?
Dank moderner Entwicklungen, neuer Materialien und eines verbesserten Verständnisses der Biomechanik und Funktion des Schultergelenkes, kann aus einer Vielzahl von Prothesenarten das für die aktuelle Situation notwendige Modell gewählt werden.
Dabei unterscheiden sich die Prothesentypen in ihrer Art und Funktion sehr stark, so dass es schwierig ist, im Allgemeinen über „die Schulterprothese“ zu sprechen.
Die Intaktheit der Sehnen der Rotatorenmanschette spielt bei der Wahl der Prothese eine ebenso große Rolle wie das Alter des Patienten und das Ausmaß der Schädigung der Gelenkfläche.
Generell können unterschieden werden Prothesentypen wo nur der Kopf ersetzt wird und die Pfanne erhalten bleibt (Hemiprothesen) und Prothesentypen bei denen sowohl Pfanne als auch Kopf ersetzt werden. Letztere werden unterteilt in
- (knochensparende) reine Kappenprothesen,
- schaftverankerte Kappenprothesen und
- Inverse Schulterprothesen.
Die Hemiprothese

Die Hemiprothese ersetzt lediglich die Gelenkfläche des Oberarmkopfes, die Pfanne (Glenoid) bleibt bestehen und wird nicht ersetzt. Die Hemiprothese wird entweder bei den seltenen isolierten Knorpelschäden am Oberkopf verwendet oder in einer schaftverankerten Variante bei der Versorgung von komplexen Oberarmkopfbrüchen, als so genannte “Frakturprothese”. Die spätere Schulterfunktion hängt in diesem Fall in erheblichen Maße von einem Anwachsen des Knochens mit den daran befindlichen Sehnen der Rotatorenmanschette an der Prothese ab. Gerade das gelingt jedoch häufig nicht, so dass beim jungen Patienten und komplexen Bruchformen lieber eine mäßige Rekonstruktion nach Oberarmkopfbruch akzeptiert werden kann um dann nach Abheilung des Bruchs und Einheilung der Sehnenansätze eine reine Kappenprothese oder einen knochensparenden Oberarmkopfersatz mit Glenoidersatz zu implantieren.
Die Totalprothese

Die Totalprothese ersetzt beide Gelenkflächen. Wird eine Prothese aufgrund einer Arthrose eingesetzt, werden in der Regel die Gelenkfläche des Oberarmkopfes (Metall) und die der Pfanne, das Glenoid, (Polyethylen) ersetzt. Sind die Sehnen der Rotatorenmanschette intakt, kann ein reiner Oberflächenersatz als knochensparende Kappenprothese erfolgen.
Inverse Schulterprothese

Bei geschädigten, nicht rekonstruierbaren Sehnen der Rotatorenmanschette ist nur die Implantation einer inversen Schulterprothese möglich. Hierbei kommt es zu einem „Vertauschen“ von Pfanne und Kugel. Die Hemisphärische Kugel wird am Glenoid befestigt, die Pfanne in den Oberarmkopf verlagert. Hierdurch kommt es zu einer Verschiebung des Drehzentrums des Gelenkes zur Körpermitte und nach unten, wodurch der Deltamuskel eine Vorspannung erfährt und nun in der Lage ist den Arm anzuheben. Dies kompensiert den Verlust der chronisch gerissenen Sehnen der Rotatorenmanschette für Seitbewegungen. Rotationsbewegungen bleiben eingeschränkt. Dieses Modell eignet sich auch für den Revisionsfall, bei Problemen mit anderen Prothesentypen.
Die Lebensdauer der Schulterprothesen liegt abhängig vom Modell und Grad der Gelenkschädigung bei durchschnittlich 10 Jahren und länger.
Vorbereitung auf die Operation der Schulterprothese

Ihre Schulter sollte so gut wie möglich trainiert sein. Je besser der Stoffwechsel und der Trainingszustand Ihrer Schultermuskulatur, umso erfolgreicher der Start in die Rehabilitation.
Bereiten Sie Ihren Körper durch eine Nährstoff- und mineralstoffreiche Ernährung auf den Heilungsprozess nach der Operation vor. Hinweise zu einer operationsgerechten Ernährung und heilungsfördernder Nahrungsergänzung erhalten Sie von Ihrem Operateur in der Gelenk-Klinik vor der Durchführung der Prothesenoperation.
Sammeln Sie alle Unterlagen zu Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand, ihren regelmäßig eingenommenen Medikamenten zur Vorbereitung auf das Narkosegespräch. Der Narkosearzt der Gelenk-Klinik wird bei evtl. vorhandenen Risiken möglicherweise noch weitere Untersuchungen einleiten. Verdeutlichen Sie sich, wie sie die neugewonnene Lebensqualität nach der Schulterprothese umsetzen wollen. Konzentrieren Sie sich auf eine schulterfreundliche Freizeitsportart, die Ihnen Freude macht: Schwimmen, Wandern, Tanzen. Fließende Bewegungen sind schulterverträglich und geben Ihnen ein konkretes Ziel für Ihre Rehabilitation.
Allgemeiner Verlauf der Operation der Schulterprothese
- Die Operation erfolgt in der Regel in Vollnarkose. In Ausnahmefällen sind auch Teilnarkosen nach Absprache mit den Narkosearzt möglich.
- Die OP dauert je nach Prothese zwischen ein und zwei Stunden.
- Der Operateur muss in den Bereich unterhalb des Deltamuskels vordringen. Dieser bildet die seitliche Kontur der Schulter und bedeckt das Gelenk. Dazu wird der Deltamuskel nach einem Hautschnitt beiseite geschoben oder je nach Zugang entlang des Faserverlaufs geteilt.
- Die Muskel und Sehnenansätze am Oberarmkopf müssen ebenso gelöst werden, und nach der Operation wieder befestigt werden. Die Muskeln sind wichtig: Sie unterstützten das Kunstgelenk in der Schulter ebenso wie zuvor das natürliche Gelenk.
- Beim vorderen Zugang, der am häufigsten angewandt wird, muss nun die Subscapularissehne, eine Sehne der Rotatorenmanschette, abgelöst werden um das Schultergelenk frei zu geben. Diese wird nach der Implantation des Kunstgelenkes wieder sorgfältig am Knochen befestigt.
- Der Oberamkopf wird dann zur Aufnahme der Humeruskomponente der Schulterprothese präpariert. Dafür wird er geglättet (Kappenprothese)
- Für die gestielten Prothesen wird zusätzlich noch der Markraum des Oberarms zur Aufnahme des Prothesenschafts vorbereitet.
- Je nach Knochenqualität kann eine zementierte oder einwachsende Befestigung der Prothese gewählt werden. Was bedeutet Knochenqualität? Wenn durch Osteoporose oder Nekrose die Knochendichte herabgesetzt ist und der Knochen instabiler wird, wird von einer Befestigung der Prothese durch einwachsenden Knochen in die Prothesenoberfläche abgesehen, weil der Verlauf sehr langwierig und unsicher wäre.
- Schließlich wird ein anatomisch passender Prothesenkopf gewählt und aufgesteckt.
- Nun erfolgt je nach Prothesentyp die Präparation der Pfanne am Glenoid.
- Nach einsetzen von Probekomponenten legt der Operateur die endgültige Größe fest.
- Nun wird die definitive Prothese eingesetzt.
- Die Anfangs abgelöste Sehne der Rotatorenmanschette wieder nun wieder befestigt. Es erfolgt eine Naht des Deltamuskels und der Haut.
- Während er ersten Tage nach Operation sorgen Drainageschläuche für den Abfluss von Wundflüssigkeit.
Totalendoprothese des Schultergelenks

Sollte der Verschleiß beide Gelenkflächen, Oberarmkopf und Gelenkpfanne betreffen (Humerus und Glenoid), ist eine Totalendoprothese notwendig. Häufig führt Arthrose oder ein abgeheilter Bruch des Oberarmkopfes zu einer Verformung oder Veränderung des Oberarms (siehe Abb. 2), dann ist ein vollständiger Ersatz des Schultergelenks unabdinglich. Bei der Schulter-Totalendoprothese besteht die Möglichkeit eines knochensparenden Oberarmkopfersatz im Fall einer ausreichenden Knochensubstanz des Oberarmkopfes oder die Verwendung eines Schaftes für eine feste Verankerung der Prothese im Oberarm. In beiden Fällen wird ein Kopf variabler Größe verwendet, der genau an die anatomischen Verhältnisse des Patienten angepasst ist. Während die oberarmseitigen Komponenten aus Metall bestehen (Titanlegierung), ist die Pfannenkomponente aus einem haltbaren Kunsstoff gefertigt.

Befestigung der Totalendoprothese des Schultergelenks
Der Schaft der Schulter-Totalendoprothese kann, je nach Knochenqualität, zementfrei und zementiert im Knochen befestigt werden.
Aufbau der Totalendoprothese der Schulter

Auf den Schaft wird ein künstlicher, halbkugelförmiger Metallkopf, der der Größe des ursprünglichen Gelenkkopfes entspricht, aufgesetzt.
Die Gelenkfläche der Pfanne (Glenoid) wird glatt gefräst um mit einer Kunststofffläche aus körperverträglichem Polyethylen ersetzt zu werden. Diese neue Kunststofffläche kann ebenfalls je nach Knochenqualität zementfrei oder zementiert befestigt werden. Die Pfannenkomponente kann auch mit Schrauben am Schulterblatt befestigt werden.
Das freigelegte Schultergelenk wird wieder verschlossen. Die neue Gelenkfläche (Gleitpaarung) wird jetzt durch den Metallkopf auf dem Oberarm (Humerus) und der Kunststofffläche auf der Gelenkpfanne (Glenoid) gebildet.
Schulterhemiprothese

Die Schulterhemiprothese auch als Kappenprothese bezeichneteignet für die seltenen Fälle, in denen die das Schultergelenk stabilisierenden Sehnen (Rotatorenmanschette) intakt sind und lediglich die Knorpelfläche des Oberarmkopfes fortgeschrittene Verschleisserscheinungen aufweisst. Die Schultergelenkpfanne (Glenoid) ist intakt.
In diesem Fall kann nur eine “Überkronung” des Oberarmkopfes ohne Ersatz des Glenoids möglich sein.
Damit sind vor allem jüngere Patienten die Zielgruppe der Hemiprothese. Der Vorteil: Mit der Oberflächenersatzprothese muss der Oberarmkopf nicht entfernt, oder der Markraum des Oberamknochens (Humerus) für den Prothesenschaft ausgehöhlt werden. Die Hemiprothese der Schulter erlaubt also eine knochensparende Vorgehensweise. Das schafft eine sehr günstige Ausgangslage, wenn später im Leben ein Prothesenwechsel operiert werden muß.
Häufig finden sich jedoch fortgeschrittene Schädigungen der Pfanne, so dass der reine Oberflächenersatz eher die Ausnahme darstellt. Vielmehr wird häufiger die knochensparende schaftfreie Variante des Oberarmkopfersatz mit gleichzeitigem Glenoidersatz verwendet.
Operation der Hemiprothese der Schulter
Zunächst wird durch einen kleinen Hautschnitt in der Hautgrube im Übergang von Schulter zum Brustkorb das Schultergelenk freigelegt. Dieser Zugang ermöglicht es, möglichst muskelschonend das Schultergelenk zu erreichen.
Die vorher unregelmäßige und geschädigte Kontur der ehemaligen Gelenkfläche wird dadurch in eine ausgewogene, kugelige Kontur eines „unbeschädigten“ Oberarmkopfes geformt.
Befestigung der Hemiprothese



Auf diese Oberfläche wird je nach Knochenqualität eine zementfreie oder auch zementierte Hemiprothese/Kappenprothese als Oberflächenersatz befestigt (Abb. 3). In der zementfreien Version wird durch eine Presspassung die unmittelbare Festigkeit der Prothese erreicht, die in der Folgezeit (ca. 1 Jahr) durch ein zunehmendes Einwachsen der darunterliegenden Knochenschicht ersetzt wird. Wie in der Abb. 3 sichtbar, besitzt die dem Oberarmkopf zugewandte Seite der Hemiprothese eine rauhe Oberfläche, die durch ihre spezielle Beschichtung das Einwachsen des Knochens fördert. Das sorgt für eine besonders stabile Verbindung der Schulterprothese zum Knochen.
In der zementierten Einbringung der Hemiprothese der Schulter-Totalendoprothese wird die Festigkeit der Prothese durch den Knochenzement erreicht.
Rehabilitation nach Operation der Hemiprothese
In beiden Versionen ist eine sofortige Belastung des neuen Schultergelenks möglich. Nach Einbringen der Prothese werden die minimal freigelegten Muskeln und der Hautschnitt wieder verschlossen. Bei diesem Modell wird nun das Schultergelenk durch den metallischen Oberflächenersatz des Oberarmkopfes (Humerus) und der unversehrten Knorpeloberfläche der Gelenkpfanne (Glenoid) gebildet.
Inverse Prothese des Schultergelenks

Sollte neben dem Verschleiß der Gelenkoberflächen auch eine ausgeprägte Schädigung der das Schultergelenk bewegenden Sehnen der Rotatorenmanschette vorliegen ist das Einbringen einer Inversen Schulterprothese notwendig.
Was leistet die inverse Schulterprothese?
Dieser Typ der Schulterprothese bietet neben der schmerzarmen Beweglichkeit des Schultergelenks auch eine ausreichende Stabilität, die aufgrund der Schädigung der Rotatorenmanschette nicht mehr gegeben ist.
Insbesondere bei Verschleiß des Schultergelenks durch ausgedehnte Verletzungen und Knochenbrüchen (Sekundäre Omarthrose) mit chronischen Verletzungen der Sehnen der Rotatorenmanschette wird eine Versorgung mit Hilfe einer Inversen Prothese notwendig. Sie eignet sich ebenso für den Revisionsfall bei Versagen anderer Prothesentypen. Aufgrund der fehlenden Sehnen der Rotatorenmanschette sind Rotationsbewegungen jedoch häufig eingeschränkt, worüber der Patient im Vorfeld informiert werden muss da z.B. das Fassen an den Rücken eine Innenrotation voraussetzt und somit eventuell nur noch eingeschränkt möglich ist. Generell ist die inverse Schulterprothese eher für ältere Patienten geeignet.
Wie funktioniert die inverse Schulterprothese?
Diese Art der Prothese kehrt das biomechanische Prinzip des Schultergelenks um. An der Stelle, wo in der normalen Anatomie der Oberarmkopf liegt (Humerus), wird eine Gelenkpfanne eingebracht und dort, wo sich bei normaler Anatomie die Gelenkpfanne befindet, wird eine dem Oberarmkopf ähnliche, metallische Halbkugel befestigt.

Durch diese umgekehrte (inverse) Anordnung Kommt es zu einer Verschiebung des Drehpunktes im Schultergelenk. Der Deltamuskel kann nun die Funktion der Sehnen der Rotatorenmanschette teilweise übernehmen. Die Operationstechnik gleicht dem Einbringen einer Totalendoprothese.
Wie hoch ist die Beweglichkeit der inversen Schulterprothese?
Die Beweglichkeit dieser Prothese liegt aus biomechanischen Gründen minimal unter der der anderen vorherigen Prothesenarten im Bezug auf Seitbewegungen (Abduktion). Rotationsbewegungen können stark eingeschränkt sein. Die Beweglichkeit ist aber für den alltäglichen Gebrauch ausreichend. Die Domäne der Prothese ist die Schmerzverbesserung.
Rehabilitation und Perspektive nach der Operation der Schulterprothese
Um eine optimale Heilung der Muskulatur zu erreichen wird nach der Operation der betroffene Arm für wenige Wochen in einer ruhigstellenden Schaumstoffschiene (Orthese, Schulterkissen) gelagert.
Frühe Mobilisierung nach OP der Schulterprothese
Trotzdem wird bereits ab dem ersten postoperativen Tag aus dieser Orthese eine vorsichtige Krankengymnastik begonnen, um eine zunehmende Beweglichkeit der Schulter zu erlangen.
In den ersten Tagen schon führt der Patient vorsichtige isometrische Übungen durch. Zwischen den Therapiesitzungen wird die Schulter durch Tragen des Armes einer Schlinge geschützt.
Der Patient wird von Anfang an mehrere Therapiesitzungen täglich durchführen. 3 Wochen nach Operation wird die Innenrotation hinter dem Rücken geübt. Krafttraining durch Bewegung gegen Widerstände wird ab 2 Monate nach der Operation der Schulterprothese durchgeführt.
In Einzelfällen wird die Physiotherapie durch geeignete Motorschienen (Schulterstuhl) unterstützt.
Aufnahme in stationäre oder ambulante Reha nach OP der Schulterprothese
Je nach Schweregrad der Schädigung des Schultergelenks wird nach dem Klinikaufenthalt eine Anschlussheilbehandlung in einer dafür vorgesehenen Reha-Klinik oder alternativ Physiotherapie zur Steigerung der Beweglichkeit und Alltagstauglichkeit durchgeführt.
Dauer der Heilbehandlung nach Operation der Schulterprothese
Nach durchschnittlich 3 Monaten ist eine alltagstaugliche Beweglichkeit erreicht. In über 90% der Fälle und ausgehend von der Beweglichkeit vor der Implantation sind wieder Überkopfarbeiten, Führen der Hand zum Mund (z.B. beim Essen) und Körperpflege (Kämmen, etc.) schmerzarm möglich. Tragen und Heben von Lasten bis ca. 5 kg ist ebenfalls wieder möglich. Sportliche Belastungen sind im Anschluss je nach Grad der Vorschädigung ebenfalls möglich, wobei Sportarten mit Sturzgefahr nicht mehr durchgeführt werden sollten.
Schulterprothese und Sport
Empfehlenswerter Sport mit Schulterprothese
- Nordic Walking
- Joggen
- Skilanglauf
- Tanzen
- Wandern
- Schwimmen
- Radfahren (nicht Mountainbike)
Achten Sie nach der Operation auf einen langsamen Aufbau der sportlichen Belastung. Beachten Sie auch Ihre Schmerzgrenzen und sorgen Sie für einen nachhaltigen Aufbau Ihrer Leistungsfähigkeit.
Günstige Bewegungen sind kontinuierlich und fließend.
Ungünstige Bewegungen sind ruckartig und von plötzlichen Belastungsspitzen begleitet. Dazu gehören Fußball, Tennis, und die meisten Ballsportarten. Diese sollten Sie vermeiden.