1. Was ist ein Schnappfinger?
  2. Symptome: Daran erkennen Sie einen Schnappfinger
  3. Ringbandstenose als mögliche Ursache des Schnappfingers
  4. Diagnose: Wie untersucht der Arzt den Schnappfinger?
  5. Operation des Schnappfingers: Ringbandspaltung
  6. Wie lange krank nach Schnappfinger-OP?
Schnellender Finger Die empfindlichen Beugesehnen der Finger können durch chronische Überlastung verdicken. Als Folge gleitet die betroffene Sehne nicht mehr geschmeidig am Ringband vorbei: Ein Schnappfinger entsteht. © eyepark, Adobe

Ein Schnappfinger oder schnellender Finger ist eine Sehnengleitstörung der Hand. Beim Schnappfinger kommt es verschleißbedingt zu einer knotenartigen Verdickung der Fingersehne, meist am ersten Fingergelenk in der Handinnenfläche. Die Folge ist, dass beim Strecken der Finger die verdickte Sehne ruckartig am Ringband vorbeispringt, was die charakteristische Symptomatik des schnellenden Fingers verursacht.

Im fortgeschrittenen Stadium des Schnappfingers kommt es vor, dass der betroffene Finger nicht mehr eigenständig aus der gebeugten Stellung heraus gestreckt werden kann. Dann müssen Betroffene ihn mit der gesunden Hand passiv in die Streckung bringen. Die stark eingeschränkte Feinmotorik der Hand schränkt die Betroffenen sehr in ihrem Alltag ein.

Mit konservativen Therapien ist in der Regel keine Besserung zu erzielen, sodass der Orthopäde in einem ambulanten Eingriff eine Spaltung des Ringbandes vornimmt. Bei dieser minimalinvasiven Operation spaltet der Operateur das Ringband und stellt die Gleitfähigkeit der Fingerbeugesehne wieder her. Im Anschluss kann der Patient seine Finger wieder frei bewegen.

Was ist ein Schnappfinger?

Die Fingerbeugesehnen werden von den kräftigen Muskeln des Unterams gesteuert. Ihr Aufgabenspektrum reicht von leichten, feinmotorischen Aufgaben bis hin zum kräftigen Zupacken bei schweren Lasten. Die Fingersehnen gleiten durch Sehnenscheiden, die zur Ernährung und Fixierung der Sehnen beitragen. In der Nähe der Fingergelenke sind die Sehnenscheiden besonders fest und zäh, um auch bei hoher Kraft präzise Fingerbewegungen zu ermöglichen.

Schnellender Finger Bei einem Schnappfinger ist das Strecken des Fingers blockiert, da die verdickte Fingersehne (rot) nicht durch das quer verlaufende Ringband (rosa) gleiten kann. © barks, Adobe

Teil der Fingerbeugesehnen sind die kräftigen Ringbänder. Sie verlaufen um jeden Finger herum und besitzen einen Durchmesser von 1-3 cm. Sie verhindern auch bei hoher Kraftanwendung, dass die Sehnen sich an der Beugeseite der Hohlhand aus der Fingerbeuge lösen und - ähnlich wie die Sehne eines Bogens - herausstehen.

Synonyme zu Schnappfinger

Verdicken die Sehnen aufgrund von Dauerbelastungen, können sie nicht mehr reibungslos an den quer verlaufenden Ringbändern vorbeigleiten. Der Finger schnappt zurück in die Streckung, was häufig mit Schmerzen verbunden ist. Durch die Reibung entsteht eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis stenosans). Weitere Bezeichnungen für die Erkrankung sind Spring- oder Schnappfinger, schnellender Finger oder Digitus saltans. Grundsätzlich können alle Finger von einem Schnappfinger betroffen sein. Am häufigsten tritt er aber am Mittelfinger und am Daumen auf. In späteren Stadien kann der betroffene Finger nicht mehr durch eigene Kraft gestreckt werden.

Wer leidet unter einem Schnappfinger?

Etwa 3 % der Bevölkerung leiden an einem schnellenden Finger. Zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr tritt die Erkrankung der Fingerbeugesehne besonders häufig auf. Frauen sind dabei sechsmal häufiger betroffen als Männer.

Patienten mit Schnappfinger leiden in vielen Fällen zusätzlich unter einem Karpaltunnelsyndrom. Ein weiterer Faktor, der das Vorkommen einer Tendovaginitis stenosans beeinflusst: Die Arthrose der Fingergelenke (Bouchardarthrose oder Heberdenarthrose). Die Fingerarthrose ist nicht ursächlich für den Schnappfinger, tritt aber häufig als Begleiterkrankung auf. So ist es wahrscheinlich, dass einige der Faktoren, die die Fingerarthrose begünstigen, auch die Entstehung der Tendovaginitis stenosans wahrscheinlicher machen.

Symptome: Daran erkennen Sie einen Schnappfinger

Die Sehnenscheidenentzündung der Beugesehnen (Tendovaginitis stenosans) stellt erfahrungsgemäß die Vorstufe für einen Schnappfinger dar. Durch die Entzündung werden die Sehnenscheiden immer enger. Die Enge erhöht die Reibung auf die Strecksehne in den Sehnenscheiden. Vor allem im Bereich der A1-Ringbänder, das unterste Ringbandes des Fingers, ist die Enge und Reibung besonders groß. Die Strecksehnen reagieren auf diese Reibung mit Knötchenbildung. Wegen des starken Drucks ist die Wahrscheinlichkeit der Knötchenbildung in Höhe des A1 Ringbandes besonders hoch. Diese Knötchen können sich beim Gleiten der Beugesehnen durch die Ringbänder verhaken und die Fingerbewegung blockieren.

Die Knötchen an den Sehnen lassen sich nicht direkt behandeln: Wir empfehlen daher, zunächst die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) ausheilen zu lassen, um die Enge der Beugesehnen zu beseitigen. Wenn sich bereits knötchenartige Verdickungen gebildet haben, entwickelt die Springfingererkrankung eine Eigendynamik: Durch Blockade und Reibung der Knötchen erhöht sich der Druck auf die Sehnenscheiden abermals.

Symptome der Tendovaginitis stenosans

  • Morgensteifigkeit
  • Knötchenbildung im Fingergrundgelenk
  • ”Einklemmung” in Beugestellung
  • Druckschmerz
  • Schwellung des Gelenks
  • Schmerzen bei Rückführung des Fingers in die Streckung (Extension)

Ein beginnender Schnappfinger äußert sich häufig durch Steifigkeit, die bevorzugt morgens auftritt. Über dem Fingergrundgelenk am Übergang zur Hand ist in vielen Fällen ein kleiner Knoten tastbar. Der Finger fühlt sich geschwollen an und schmerzt bei Bewegung. Die Streckung des Fingers ist mit einem erhöhten Kraftaufwand verbunden und der Finger fühlt sich an, als würde er in der Beugung “festklemmen”. Diese Einklemmung verstärkt sich mit der Zeit.

Ringbandstenose als mögliche Ursache des Schnappfingers

Die Ringbänder verlaufen quer zu den Beugesehnen der Finger. Sie halten die Sehnen mit ihren umhüllenden Sehnenscheiden in Position und fixieren sie am Knochen. Bei einem Schnappfinger ist das Verhältnis von Sehnendicke und Durchmesser des Ringbandes krankhaft verändert, sodass es zu einer Einklemmung der Sehne kommt.

Dies kann einerseits bei einer Ringbandstenose der Fall sein, also einer Einengung der Sehne durch das zu enge Ringband. Meist ist eine Spannungssituation der Muskeln und Faszien für die Ringbandstenose verantwortlich. Andererseits kann aber auch die Sehne selbst die Beschwerden verursachen. Ist die Sehne oder die Sehnenscheide beispielsweise durch eine Entzündung verdickt, passt sie nicht mehr durch den Kanal zwischen Ringband und Knochen.

Liegt eine Sehnenscheidenentzündung oder eine chronisch verdickte Sehne vor, kann dies mehrere Ursachen haben:

Diagnose: Wie untersucht der Arzt den Schnappfinger?

Die klinische Untersuchung liefert dem Arzt bereits viele Hinweise, die zur Diagnose eines Schnappfingers wichtig sind. Er schaut sich die Bewegung der Hand und der einzelnen Finger genau an und tastet die Fingergelenke einzeln ab. Dabei erkennt er Schwellungen, Knötchenbildungen und Funktionseinschränkungen der Finger. Häufig treten beim Ertasten des Ringbandes zudem Druckschmerzen auf.

Die bildgebende Untersuchung (Röntgen) zeigt dem Arzt, ob die Ursache für die Beschwerden im Knochen oder im Gelenk zu finden ist. Zur Absicherung dient die Sonographie (Ultraschall), die eine verdickte Sehnenscheide beim Schnappfinger ermittelt.

Der Schnappfinger ist vom Morbus Dupuytren abzugrenzen. Bei dieser Beugekontraktur der Finger kommt es zu einer übermäßigen Wucherung von Bindegewebe, wodurch die Patienten einzelne Finger nicht mehr strecken können.

Operation des Schnappfingers: Ringbandspaltung

Da eine konservative Behandlung durch Schonung oder entzündungshemmende Medikamente häufig nur vorübergehend die Beschwerden lindert, behandelt der Orthopäde den Schnappfinger in vielen Fällen operativ.

Bei der Ringbandspaltung setzt der Handspezialist einen kleinen Hautschnitt über dem betroffenen Ringband. Liegt eine Ringbandstenose vor, welche die Beugesehne des Fingers einengt, spaltet er das Ringband, um die Sehne zu entlasten. Für diese Ringbandspaltung ist meist eine lokale Betäubung ausreichend. Zudem kann der Operateur dabei entzündetes Weichteilgewebe entfernen.

Nach der Ringbandspaltung entsteht nur eine kleine Öffnung, das Band selbst bleibt in seiner Position. Nach etwa 3 Wochen heilt das operativ geweitete Ringband wieder zusammen und ist an der Stelle der Spaltung deutlich geweitet. Das führt dazu, dass der Druck auf Beugesehne und Sehnenscheide abnimmt und die Sehne wieder ohne Widerstand durch die Ringbänder gleiten kann.

Die etwas reduzierte Funktion des Ringbandes A1 wird vom besonders breiten Ringband A2 übernommen. Im Ergebniss führt dieser Eingriff zu einer Ringbandweitung. Im Anschluss ist dann eine freie Fingerbeweglichkeit wieder möglich.

Übungen nach OP des Schnappfingers

Um Sehnenverkürzungen und Muskelrückbildungen (Muskelatrophie) nach der Operation des Schnappfingers zu vermeiden, sollten Sie unmittelbar nach der Operation mit physiotherapeutischen Übungen beginnen. Öffnen und schließen Sie die Hand dafür etwa zehnmal, ohne große Kraft aufzubauen. Führen Sie diese Übung ca. einmal pro Stunde durch.

Schnappfinger Übung © mraoraor, Fotolia

Eine andere Übung dient der Dehnung von Hand und Fingern. Strecken Sie dafür die Hand nach vorne, sodass der betroffene Finger nach oben zeigt. Ziehen Sie die Finger nun mit der anderen Hand zu sich heran, sodass eine sanfte Dehnung entsteht. Halten Sie diese Dehnung für etwa eine Minute und drücken Sie mit den Fingern immer wieder gegen die Hand.

Wie lange krank nach Schnappfinger-OP?

Die Wundheilung nach der Operation des Schnappfingers ist ungefähr nach zwei Wochen abgeschlossen. Dann werden auch die Fäden entfernt. Dennoch ist die vollständige Beweglichkeit der Hand nach dieser Zeit noch nicht garantiert. Die Finger können anschwellen und es sind Kraftminderungen möglich, die die Funktion der Hand in den ersten Wochen einschränken. Wir schreiben Sie daher für mindestens vier Wochen arbeitsunfähig. In dieser Zeit sollten Sie starke Belastungen der Hand vermeiden und keine schweren Gegenstände tragen. Sind Sie in Ihrem Beruf starker körperlicher Tätigkeit ausgesetzt, müssen Sie mit einer Arbeitsunfähigkeit von etwa sechs bis acht Wochen rechnen.

 

Literaturangaben
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