1. Was sind Steißbeinschmerzen?
  2. Welche Ursachen stecken hinter Steißbeinschmerzen?
  3. Symptome: Wie äußern sich Steißbeinschmerzen?
  4. Behandlung: Was tun bei Steißbeinschmerzen?
  5. Häufige Patientenfragen zu Steißbeinschmerzen an PD Dr. David-Christopher Kubosch von der Gelenk-Klinik
Frau mit Schmerzen beim Sitzen. Häufiges und langes Sitzen kann Steißbeinschmerzen begünstigen. © Pixel-Shot, Adobe

Steißbeinschmerzen, auch als Kokzygodynie bekannt, sind eine oft unterschätzte Beschwerde, die den Alltag erheblich beeinträchtigen kann. Etwa 1 % der Bevölkerung sind betroffen. Das Steißbein (Os coccygis) ist der unterste Abschnitt der Wirbelsäule und spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität und Beweglichkeit des Beckens. Schmerzen in diesem Bereich treten häufig beim Sitzen oder beim Übergang vom Sitzen zum Stehen auf.

Was sind Steißbeinschmerzen?

Das Steißbein ist der unterste Abschnitt der Wirbelsäule und besteht aus drei bis fünf kleinen, miteinander verschmolzenen Wirbeln. Obwohl das Steißbein ein eher kleiner Knochen ist, spielt es eine wichtige Rolle: Es bildet einen Ansatzpunkt für verschiedene Muskeln und Bänder, die für die Stabilität des Beckens und die Beweglichkeit im Alltag wichtig sind. Gemeinsam mit den beiden Sitzbeinhöckern dient es als Stütze in sitzender Position.

Steißbeinschmerzen können akut oder chronisch auftreten und sich besonders beim Sitzen, beim Aufstehen oder bei bestimmten Bewegungen verstärken. Sie beeinträchtigen den Alltag und bestimmte Bewegungen stark, lassen sich jedoch häufig gut durch gezielte Maßnahmen wie Physiotherapie behandeln.

Steißbein am Ende der Wirbelsäule, rot markiert. Das Steißbein gilt als Überbleibsel der Schwanzwirbelsäule der Wirbeltiere, die sich während der menschlichen Evolution zurückgebildet hat. © Matthieu, Adobe

Welche Ursachen stecken hinter Steißbeinschmerzen?

Risikofaktoren für Steißbeinschmerzen:

  • weibliches Geschlecht
  • Übergewicht
  • Fehlhaltungen
  • Überlastung
  • langes Sitzen

Die Ursachen von Steißbeinschmerzen sind vielfältig und reichen von alltäglichen Belastungen bis hin zu spezifischen Erkrankungen. Sie können am Steißbein selbst oder in entfernt liegenden Strukturen lokalisiert sein. Auslöser von Steißbeinschmerzen sind beispielsweise Überlastung, Fehlhaltungen, Verletzungen (z. B. Stürze) oder langes Sitzen auf harten Oberflächen. Auch degenerative Erkrankungen (z. B. der Bandscheiben) oder eine Über- oder Unterbeweglichkeit der Gelenkverbindung zwischen Kreuzbein und Steißbein (Sakrokokzygealgelenk) haben mitunter Steißbeinschmerzen zur Folge.

In einigen Fällen verursachen Entzündungen, anatomische Veränderungen oder starke Verstopfung (Obstipation) die Beschwerden. Auch Strukturen, die im Bauchraum gelegen sind, können Steißbeinschmerzen verursachen, z. B. im Bereich des Enddarms oder des Urogenitaltraktes.

Steißbeinschmerzen nach Sturz

Ein Sturz auf das Gesäß ist eine der häufigsten Ursachen für Steißbeinschmerzen. Dabei kann das Steißbein geprellt, verschoben oder sogar gebrochen sein. Solche Verletzungen führen oft zu akuten Schmerzen, die bei Belastungen wie Sitzen oder Aufstehen besonders intensiv sind. In der Regel liefert die klinische Untersuchung durch einen Facharzt, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme von Röntgenaufnahmen, zuverlässige Hinweise auf eine Verletzung des Steißbeins.

Tipp: Schonen Sie sich und kühlen Sie das schmerzende Steißbein in der akuten Phase nach dem Sturz. Beim Schlafen kann es helfen, die Rückenlage zu vermeiden.

Mann auf glatter Straße ist auf das Steißbein gefallen. Vor allem im Winter, wenn es draußen glatt ist, steigt die Gefahr eines Sturzes auf das Steißbein. © M.Dörr & M.Frommherz, Adobe

Steißbeinschmerzen durch langes Sitzen

Langes Sitzen, vor allem auf harten oder ungepolsterten Oberflächen, kann das Steißbein stark belasten. Besonders betroffen sind Menschen, die beruflich oder privat viel Zeit im Sitzen verbringen, etwa am Schreibtisch oder im Auto. Eine ungünstige Sitzhaltung oder Übergewicht verstärken diese Belastung zusätzlich.

Tipp: Sitzen Sie auf einem gut gepolsterten und ergonomisch angepassten Schreibtischstuhl und machen Sie regelmäßige aktive Pausen.

Steißbeinschmerzen in der Schwangerschaft

Steißbeinschmerzen treten bei vielen Frauen während der Schwangerschaft auf. Sie entstehen durch die hormonellen und körperlichen Veränderungen, die der Körper durchläuft, um sich auf die Geburt vorzubereiten.

In der Frühschwangerschaft beginnt das Hormon Relaxin, die Bänder und Gelenke im Becken zu lockern, um mehr Flexibilität für das Wachstum des Babys zu schaffen. Diese Lockerung kann jedoch das Steißbein destabilisieren und Schmerzen auslösen. Hinzu kommt, dass die wachsende Gebärmutter Druck auf das Becken und das umliegende Gewebe ausübt, was die Beschwerden verstärken kann.

Im Verlauf der Schwangerschaft belasten das zunehmende Gewicht des Babys, die Verlagerung des Körperschwerpunkts und eine veränderte Haltung das Steißbein zusätzlich.

Tipp: Wir empfehlen ein spezielles Keil- oder Donutkissen, das den Druck auf das Steißbein reduziert. Zusätzlich kann Wärme, z. B. durch ein warmes Bad, verspannte Muskeln lockern.

Schwangere Frau mit Schmerzen im unteren Rücken. Schwangerschaft und Geburt beanspruchen die Strukturen rund um das Becken stark. So sind auch Steißbeinschmerzen in der Schwangerschaft keine Seltenheit. © twinsterphoto, Adobe

Steißbeinschmerzen nach der Geburt

Frauen können während oder nach der Geburt Schmerzen am Steißbein entwickeln. Während der Geburt wird das Steißbein stark beansprucht und kann durch die Weitung des Beckens gereizt, verschoben oder sogar verletzt werden.

Steißbeinschmerzen während der Periode

Steißbeinschmerzen während der Periode entstehen durch die Veränderungen im Beckenbereich, die während des Menstruationszyklus auftreten. Während der Periode ziehen sich die Gebärmutter und die umliegenden Muskeln zusammen, um die Schleimhaut abzustoßen. Diese Kontraktionen können Schmerzen hervorrufen, die bis in den unteren Rücken, das Becken und das Steißbein ausstrahlen.

Zusätzlich kann eine verstärkte Durchblutung in der Beckenregion während der Menstruation zu einem erhöhten Druck auf Nerven und Gewebe führen, was die Beschwerden verstärkt. Frauen mit Endometriose oder anderen gynäkologischen Erkrankungen sind besonders anfällig für solche Symptome.

Tipp: Wärmeanwendungen und leichte Dehnübungen oder Yoga können die Durchblutung fördern, die Muskulatur entspannen und Schmerzen reduzieren.

Steißbeinschmerzen durch degenerative Veränderungen

Mit zunehmendem Alter kann es durch Verschleißerscheinungen an den Bändern, Gelenken oder Knorpelstrukturen rund um das Steißbein zu Schmerzen kommen. Solche degenerativen Veränderungen treten häufig in Verbindung mit allgemeinen Rückenschmerzen auf.

Steißbeinschmerzen durch entzündliche Erkrankungen

Entzündungen im Bereich des Steißbeins, beispielsweise durch Infektionen oder eine Steißbeinfistel (Pilonidalsinus), verursachen Schmerzen. Rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew können das Steißbein ebenfalls betreffen.

Steißbeinschmerzen durch Muskel- und Bandverletzungen

Das Steißbein ist über Muskeln, Bänder und Sehnen mit der Beckenbodenmuskulatur verbunden. Überlastungen oder Verspannungen in diesem Bereich, etwa durch Sportverletzungen oder Fehlhaltungen, können Schmerzen hervorrufen.

Symptome: Wie äußern sich Steißbeinschmerzen?

Steißbeinschmerzen treten am untersten Abschnitt der Wirbelsäule auf und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Eine der typischsten Beschwerden sind verstärkte Schmerzen beim Sitzen, insbesondere auf harten oder unbequemen Oberflächen. Langes Sitzen kann die Schmerzen verschlimmern.

Der Wechsel vom Sitzen in eine stehende Position ist häufig schmerzhaft. Die Schmerzen können sich in diesem Moment intensivieren und erst nach einigen Schritten nachlassen.

Zudem ist das Steißbein oft druckempfindlich. Schon leichter Druck, wie das Anlehnen an eine harte Fläche, kann Schmerzen verursachen. Bei ausgeprägten Beschwerden kann es schwierig sein, bestimmte Bewegungen auszuführen, wie Bücken, Aufstehen oder längeres Gehen.

In einigen Fällen können die Schmerzen in die Beine, den unteren Rücken oder den Genitalbereich ausstrahlen. Bei einigen wenigen Patienten gehen die Steißbeinschmerzen zudem mit Beschwerden beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen einher.

Je nach Ursache können Schwellungen, Rötungen oder ein Wärmegefühl die Steißbeinschmerzen begleiten, etwa bei einer Entzündung.

Frau am Büroarbeitsplatz mit Schmerzen im unteren Rücken. Vor allem bei langem Sitzen wird das Steißbein stark beansprucht und kann schmerzen. © KMPZZZ, Adobe

Behandlung: Was tun bei Steißbeinschmerzen?

Die Therapie von Steißbeinschmerzen hängt von der zugrundeliegenden Ursache ab. In den meisten Fällen lassen sich die Beschwerden mit konservativen Maßnahmen gut behandeln.

Maßnahmen zur Selbsthilfe sind beispielsweise Wärmeanwendungen, um verspannte Muskeln zu lockern, oder Kälteanwendungen bei akuten Schmerzen und Entzündungen. Außerdem entlasten kurze Gehpausen und häufige Positionswechsel die betroffene Region. Dehn- und Kräftigungsübungen für den Beckenboden und die untere Rückenmuskulatur sowie manuelle Therapie helfen, Verspannungen zu lösen und die Stabilität zu verbessern. Nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Diclofenac als Tablette oder Salbe bzw. Gel können Schmerzen und Entzündungen lindern.

In schweren Fällen können örtliche Betäubungsmittel oder Kortison direkt in den schmerzenden Bereich gespritzt werden, um die Schmerzen zu lindern. Bei chronischen Schmerzen ist die Nervenblockade eine Option. Einige Patienten berichten zudem über eine Verbesserung der Beschwerden durch alternative Verfahren wie Akupunktur.

In extremen Fällen, wenn konservative Maßnahmen nicht helfen, kann eine teilweise oder vollständige Entfernung des Steißbeins im Rahmen einer Operation (Kokzygektomie) erwogen werden. Diese Operation zeigt mit einer Schmerzlinderung von 80–90 % recht gute Ergebnisse. Allerdings wird sie nur als letzter Ausweg durchgeführt, da der Heilungsprozess langwierig sein kann.

ergonomisch geformtes Sitzkissen Spezielle Kissen helfen, beim Sitzen den Druck auf das Steißbein zu reduzieren. © Dmitriy Kazitsyn, Adobe

Häufige Patientenfragen zu Steißbeinschmerzen an PD Dr. David-Christopher Kubosch

Wann sollte man mit Steißbeinschmerzen zum Arzt?

Treten die Schmerzen ohne erkennbare Ursache auf, sind sie sehr stark oder bestehen sie länger als 6 Wochen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Eine genaue Untersuchung ist wichtig, um zugrundeliegende Probleme wie Verletzungen, Entzündungen oder andere Erkrankungen auszuschließen. Auch starke Schmerzen nach einem Unfall oder Begleitsymptome wie Taubheitsgefühle oder Inkontinenz sollten Sie ärztlich abklären lassen.

Welcher Arzt behandelt Steißbeinschmerzen?

Die erste Anlaufstelle bei Steißbeinschmerzen ist Ihr Hausarzt. Er schätzt die Beschwerden ein und leitet Sie ggf. an einen Facharzt weiter. Steißbeinschmerzen können verschiedene Ursachen haben, daher wird die Behandlung von unterschiedlichen Fachärzten übernommen, z. B. von Orthopäden, Unfallchirurgen, Neurologen, Proktologen oder Gynäkologen. Ein Facharzt kann durch Untersuchungen wie Röntgen, MRT oder Ultraschall die genaue Ursache feststellen und eine passende Therapie empfehlen.

Was sind die Ursachen für Steißbeinschmerzen beim Liegen?

Treten Steißbeinschmerzen beim Liegen auf, ist häufig die Matratze schuld. Eine zu harte oder zu weiche Matratze kann das Steißbein ungleichmäßig belasten, besonders wenn die Wirbelsäule nicht optimal gestützt wird. Menschen, die meist auf dem Rücken schlafen, sind anfälliger für Steißbeinschmerzen beim Liegen.

Auch Verspannungen im unteren Rücken machen sich häufig nachts bemerkbar. Sie können zu Fehlbelastungen führen, die das Steißbein beeinflussen. Eine ungünstige Körperhaltung und Übergewicht verstärken oftmals die Beschwerden.

Weitere Auslöser für Steißbeinschmerzen beim Liegen sind z. B. Schleimbeutelentzündungen, Bandscheibenvorfall, eine Pilonidalzyste oder ein eingeklemmter Ischiasnerv, der bis ins Steißbein ausstrahlt.

Tipp: Schlafen Sie auf der Seite mit einem Kissen zwischen den Beinen. Dies entlastet Becken und Steißbein.

Wodurch kommt es zu Steißbeinschmerzen beim Laufen?

Eine ungünstige Körperhaltung beim Gehen oder Laufen kann das Becken und das Steißbein ungleichmäßig belasten, wodurch es zu Schmerzen kommt. Besonders bei Joggern führt eine falsche Lauftechnik oder ungeeignetes Schuhwerk oft zu Fehlbelastungen und damit zu Schmerzen im unteren Rücken- und Steißbeinbereich.

Eine weitere Ursache sind Verspannungen und muskuläre Ungleichgewichte, vor allem im Beckenboden und in den Muskeln im Gesäß und unteren Rücken, da diese Strukturen eng mit dem Steißbein verbunden sind. Besonders der Piriformis-Muskel kann durch Verspannung auf Nerven drücken und Schmerzen im Steißbeinbereich auslösen.

Bei Frauen führt eine Schwangerschaft oder eine vorausgegangene Geburt zu einer Lockerung der Bänder im Beckenbereich. Dies kann das Steißbein instabil machen und beim Laufen Schmerzen verursachen.

Weitere mögliche Ursachen für Steißbeinschmerzen beim Laufen sind z. B. Fehlstellungen der Lendenwirbelsäule, Nervenreizungen oder -entzündungen, eine Schleimbeutelentzündung oder eine Pilonidalzyste.

Tipp: Eine aufrechte Haltung mit aktivem Rumpf stabilisiert das Becken und entlastet das Steißbein. Übungen für den Beckenboden, die Gesäß- und Rumpfmuskulatur verbessern die Stabilität.

Welche Ursachen haben Steißbeinschmerzen beim Bücken?

Eine verkürzte oder verspannte Gesäß- und Rückenmuskulatur kann das Becken in eine ungesunde Position ziehen und dabei das Steißbein belasten. Auch die Beckenbodenmuskulatur ist mit dem Steißbein verbunden. Verspannungen oder eine Überlastung dieser Muskeln können Schmerzen beim Bücken auslösen. Eine falsche Bückhaltung, bei der der Rücken zu stark gekrümmt wird oder das Becken nicht richtig mitarbeitet, kann das Steißbein unnötig belasten. Übergewicht spielt ebenfalls eine Rolle, da es zu einer verstärkten Belastung des unteren Rückens und des Steißbeins führt.

Bei Frauen kann eine Schwangerschaft oder Geburt das Steißbein belasten, da die Bänder und Muskeln im Beckenbereich gelockert werden. Dies führt in einigen Fällen zu Schmerzen beim Bücken, insbesondere wenn sich das Becken nach der Geburt noch nicht vollständig stabilisiert hat.

Tipp: Arbeiten Sie beim Bücken aus den Knien statt aus dem Rücken, um das Steißbein nicht unnötig zu belasten. Regelmäßiges Dehnen der Gesäß- und unteren Rückenmuskulatur löst Verspannungen.

Warum treten Steißbeinschmerzen beim Fahrradfahren auf?

Steißbeinschmerzen beim Radfahren sind ein häufiges Problem, insbesondere bei längeren Fahrten oder einer ungeeigneten Sitzposition. Das Steißbein (Os coccygis) ist beim Sitzen Druckbelastungen ausgesetzt und das Radfahren kann durch einen zu harten bzw. zu schmalen Sattel oder Vibrationen zusätzliche Beschwerden verursachen.

Wenn der Sattel nicht ergonomisch geformt ist, wird das Körpergewicht ungünstig verteilt, wodurch das Steißbein statt der Sitzknochen stärker belastet wird. Ein zu hoch oder zu tief eingestellter Sattel kann eine falsche Sitzposition erzwingen und das Becken unnatürlich kippen lassen. Man sollte zudem darauf achten, dass die Federung gut eingestellt ist, um Erschütterungen zu minimieren.

Eine aufrechte Sitzposition wie z. B. beim Cityrad übt mehr Druck auf das Steißbein aus als eine leicht nach vorne geneigte Haltung, wie sie bei Rennrädern oder Mountainbikes üblich ist.

Tipp: Ergonomische Sättel mit Aussparung in der Mitte oder Gelpolsterung entlasten das Steißbein.

Was sind die Ursachen für Steißbeinschmerzen nach dem Sport?

Treten beim oder nach dem Sport Steißbeinschmerzen auf, sind häufig falsche Bewegungsmuster, eine schlechte Körperhaltung oder eine übermäßige Belastung der Beckenmuskulatur ursächlich. Auch ungeeignetes Equipment (z. B. Fahrradsattel oder Rudergerätsitz) oder schlechtes Schuhwerk ohne ausreichende Dämpfung erhöhen die Belastung auf die Wirbelsäule und das Steißbein. Zudem steigern bestimmte Sportarten das Risiko für Steißbeinschmerzen. Dazu zählen beispielsweise Reiten, Radfahren oder Laufen auf hartem Untergrund.

Tipp: Kühlung hilft bei akuten Verletzungen, während Wärme verspannte Muskeln entspannt.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Steißbeinschmerzen und Darmkrebs?

Darmkrebs selbst verursacht in der Regel keine direkten Steißbeinschmerzen. Allerdings kann es unter bestimmten Umständen zu Beschwerden im unteren Rücken- oder Beckenbereich kommen.

Wenn ein Tumor im Enddarm (Rektum) wächst, drückt er möglicherweise auf das Steißbein, das Kreuzbein oder die umliegenden Nerven und löst Schmerzen aus. Zudem kann Darmkrebs sich in fortgeschrittenen Stadien auf die Knochen oder das Nervensystem ausbreiten und dort Schmerzen verursachen. Falls der Krebs Metastasen in der Beckenregion oder den Lymphknoten bildet, üben diese eventuell Druck auf Nerven im Bereich der unteren Wirbelsäule aus.

Haben Frauen häufiger Steißbeinschmerzen als Männer?

Ja, Frauen leiden etwa 5-mal häufiger unter Steißbeinschmerzen als Männer. Dies liegt zum einen daran, dass das weibliche Becken breiter und das Steißbein stärker nach hinten geneigt ist als bei Männern. Dadurch ist es anfälliger für Druckbelastungen, insbesondere beim Sitzen. Zum anderen sind Bänder und Gelenke rund um das Steißbein bei Frauen flexibler, was das Risiko für Instabilitäten und Schmerzen erhöht. Ein weiterer Grund sind Beckenbodenprobleme, von denen Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Muskelverspannungen im Beckenboden oder unteren Rücken können Zug auf das Steißbein ausüben und Schmerzen verursachen. Hinzu kommen hormonelle Schwankungen, z. B. während der Periode, die das Schmerzempfinden im Beckenbereich verstärken können.

Wie lange dauern Steißbeinschmerzen?

Die Dauer von Steißbeinschmerzen kann sehr stark variieren und ist abhängig von der zugrundeliegenden Ursache. Während einige Beschwerden nach wenigen Tagen verschwinden, können andere wochen- oder sogar monatelang anhalten.

Schmerzen durch langes Sitzen oder eine ungewohnte Belastung (z. B. nach dem Fahrradfahren) klingen meist innerhalb von einigen Tagen ab. Eine Steißbeinprellung nach einem Sturz kann 4 bis 8 Wochen bis zur Ausheilung dauern, ein Bruch sogar 3 Monate oder länger.

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