1. Was ist Vitamin D und welche Funktion hat es im Körper?
  2. Wie entsteht ein Vitamin-D-Mangel und wer ist besonders gefährdet?
  3. Was sind die Folgen von Vitamin-D-Mangel und wie machen sie sich bemerkbar?
  4. Wie wird der Vitamin-D-Status gemessen und beurteilt?
  5. Wann muss Vitamin D eingenommen werden?
  6. Wann wird Vitamin D bei orthopädischen Krankheiten eingesetzt?
  7. 8 Vitamin-D-Mythen unter der Lupe
  8. Häufig gestellte Fragen zu Vitamin D an Dr. Pawel Bak von der Gelenk-Klinik
Das Sonnenvitamin D wird oft in Weichkapseln verabreicht Ob durch Sonnenstrahlen in der Haut gebildet oder mittels Vitaminpräparat eingenommen: Vitamin D ist für Knochen und Zähne unentbehrlich. © Our Scrapbook, Adobe

Vitamin D – oft auch als Sonnenvitamin bezeichnet – spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit unseres Körpers. Vor allem die Knochen kommen ohne seine Wirkung nicht aus. Fehlt Vitamin D, drohen Erkrankungen wie Osteoporose, Rachitis und Osteomalazie. In Deutschland ist der Vitamin-D-Mangel durchaus ein Thema. Weil der Körper für die Synthese des Vitamins UVB-Strahlen braucht, kommt es in den dunklen Wintermonaten leicht zu einer Unterversorgung. Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ist deshalb nicht nur bei schon bestehenden Knochenerkrankungen sinnvoll. Risikogruppen wird die Supplementation mit dem Sonnenvitamin empfohlen, damit es gar nicht erst zu einem Mangel kommt.

Doch Vitamin D ist nicht nur für die Knochengesundheit von Bedeutung. Vitamin D hat zahlreiche weitere Aufgaben im Organismus, wobei viele noch nicht völlig entschlüsselt sind. Wissenschaftler beschäftigen sich deshalb schon seit Jahrzehnten intensiv mit Vitamin D – sowohl in molekularbiologischen Untersuchungen als auch in klinischen Studien mit Patienten.

Mit der Vermehrung des Wissens über Vitamin D mehren sich auch Hypothesen darüber, was das Sonnenvitamin womöglich noch alles kann – wie etwa Krebs vorbeugen oder Depressionen lindern. In einigen Fällen lassen sich die Aussagen klar in das Reich der Mythen einordnen, in anderen Fällen sind die Studienergebnisse widersprüchlich und eine endgültige Bewertung noch verfrüht. Eine Vitamin-D-Gabe zur Vorbeugung oder Behandlung anderer Erkrankungen als die des Knochens wird deshalb von den meisten Experten noch nicht empfohlen.

Was ist Vitamin D und welche Funktion hat es im Körper?

Arzt schreibt Vitamin D auf eine Tafel. Hinter dem Begriff Vitamin D stecken verschiedene Moleküle. Die Vorstufen, die daraus verstoffwechselten Zwischenstufen und das aktive Hormon Calcitriol. © MP Studio, Adobe

Vitamin D ist die Sammelbezeichnung für eine Gruppe fettlöslicher Vitamine, die insbesondere für den Knochenstoffwechsel und die Zähne wichtig sind. Diese auch Calciferole genannten Verbindungen kommen in verschiedenen Vorstufen vor, z. B. als Ergocalciferol (Vitamin D2) und als Cholecalciferol (Vitamin D3). Sie werden im Körper zum Hormon Calcitriol verstoffwechselt. Calcitriol ist die aktivste Form der Calciferole und deshalb im Wesentlichen für die Wirkung von Vitamin D verantwortlich.

Calcitriol spielt eine entscheidende Rolle für die Mineralisation des Knochens. Dadurch wird beim Kind das Knochenwachstum ermöglicht und beim Erwachsenen die Knochenhomöostase unterstützt, also der ständige, physiologisch erforderliche Ab- und Aufbau des Knochens.

Bei der Mineralisation werden Kalzium und Phosphat in das Knochengewebe eingebaut. Das macht den Knochen stabil und fest. Calcitriol unterstützt die Mineralisation auf mehrere Arten:

  • Es sorgt dafür, dass genügend Kalzium und Phosphat zur Verfügung stehen. Dazu fördert es die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm. Außerdem verringert Calcitriol die Kalziumausscheidung über die Niere.
  • Es fördert den Einbau des Kalziums in das Knochengewebe. Um den physiologischen Umbau zu unterstützen, kann es auch Kalzium aus dem Knochen freisetzen.
  • Es aktiviert die knochenbildenden Zellen (Osteoblasten).

Synonyme für Vitamin D

Vorstufen:

  • Ergocalciferol: Vitamin D2
  • Cholecalciferol: Vitamin D3, Calciol

Speicherform (kaum aktiv):

  • Calcidiol: einfach hydroxyliertes Cholecalciferol, 25 (OH)D, 25-Hydroxycholecalciferol, 25-Hydroxyvitamin-D

aktives Hormon:

  • Calcitriol: doppelt hydroxyliertes Cholecalciferol, 1,25-Dihydroxycholecalciferol, 1,25-Hydroxy-Vitamin-D3, 1,25(OH)

Calcitriol übt jedoch nicht nur entscheidenden Einfluss auf den Knochenstoffwechsel aus. Nahezu alle Zellen und Organe haben sogenannte Vitamin-D-Rezeptoren. Auf diese Weise hat Calcitriol viele weitere Effekte. Es erhöht beispielsweise die Kalziumkonzentration in den Zellen und beeinflusst die Weitergabe von Signalen. Dadurch stimuliert es u. a. die Bildung von Blut- und Hautzellen. Außerdem soll es die Aktivität des Immunsystems modulieren. Etliche dieser Prozesse sind bisher noch unklar und aktuell Gegenstand intensiver Forschung.

Wie wird Vitamin D aufgenommen bzw. wie wird es gebildet?

Frau hält ihre Arme und ihr Gesicht in die Sonne. Ohne Sonne kein Vitamin D: Der größte Teil des benötigten Vitamins wird über Vorstufen gebildet, die durch UVB-Strahlen in der Haut entstehen. © irissca, Adobe

Das hormonell aktive Calcitriol wird im Organismus aus den Vorstufen Ergocalciferol (Vitamin D2) und Cholecalciferol (Vitamin D3) gebildet. Sie gelangen auf zwei Wegen in den Körper:

  • Über die Nahrung: Vitamin D2 (Ergocalciferol) kommt in sehr geringen Mengen in Pilzen und Pflanzen vor. Vitamin D3 (Cholecalciferol) ist in Lebensmitteln aus tierischer Quelle enthalten, z. B. in Eiern, fettem Fisch (Makrele, Hering, Lachs), manchen Speisepilzen und Milchprodukten. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung nehmen Erwachsene bei üblicher Ernährung täglich 2 bis etwa 4 μg Vitamin D auf. Bei fehlender Eigenproduktion reicht das nicht aus: In diesem Fall wird der tägliche, über die Nahrung zuzuführende Bedarf auf etwa 20 μg geschätzt.
  • Durch Eigenproduktion in der Haut. Den Löwenanteil des Vitamin-D-Bedarfs produziert der Körper selbst. Im Sommer sind das bis zu 90 %. Dazu benötigt der Körper UVB-Strahlung, also Sonnenlicht im Freien (Fensterglas filtert die UVB-Strahlung). Die UVB-Strahlen spalten ein in den Hautzellen gebildetes Cholesterin (7-Dehydrocholesterin), wodurch schließlich Vitamin D3 (Cholecalciferol) entsteht. Wie viel UV-Licht für eine ausreichende Vitamin-D-Synthese nötig ist, hängt vom Hauttyp und von der Stärke der Sonneneinstrahlung ab. Im Sommer soll es z. B. für Hellhäutige reichen, Gesicht, Hände und Arme für etwa 15 Minuten täglich der Sonne auszusetzen. Auch das Alter spielt eine Rolle. Im Vergleich zu einem 20-Jährigen kann ein 40-Jähriger nur noch etwa ¾, ein 70-Jähriger nur die Hälfte der Menge an Vitamin D selbst bilden.

Das Vitamin, das gar keins ist

Im eigentlichen Sinn ist Vitamin D gar kein Vitamin. Denn Vitamine sind definiert als organische Verbindungen, die zwei Kriterien erfüllen: Zum einen dienen sie nicht als Energielieferant, sondern unterstützen den Stoffwechsel bei lebenswichtigen Funktionen. Zum anderen muss der Körper diese organischen Verbindungen aufnehmen, weil er sie nicht selbst herstellen kann.

Letzteres trifft auf Vitamin D nicht zu. Denn unter passenden Bedingungen produziert der Organismus bis zu 90 % seines Bedarfs selbst. Experten sprechen deshalb beim aktiven Vitamin D (Calcitriol) gerne auch vom Hormon D, bei den Vorstufen Vitamin D2 und D3 auch von Prävitaminen.

Cholecalciferol und Ergocalciferol gelangen in den Blutkreislauf und werden in der Leber zunächst zu Calcidiol verstoffwechselt. In der Niere und anderen Organen (Prostata, Plazenta) entsteht aus Calcidiol das hormonell aktive Calcitriol.

Je nach Stoffwechselsituation kann inaktives Calcidiol in den Muskelzellen und im Fettgewebe gespeichert werden. Das geschieht vor allem im Sommer. Bei fehlender Sonneneinstrahlung im Winter nutzt der Körper seine Vitamin-D-Speicher und wandelt Calcidiol zum aktiven Calcitriol um. Wie viel Vitamin D gespeichert wird, ist individuell verschieden. Bei Erwachsenen geht man davon aus, dass der Inhalt des Speichers für etwa zwei bis drei sonnenarme Monate ausreicht.

Wie entsteht ein Vitamin-D-Mangel und wer ist gefährdet?

Zwei junge muslimische Frauen sitzend lachend in einem Café. Menschen mit dunkler Haut benötigen mehr Sonne, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Kulturelle Traditionen wie verhüllende Kleidung oder der seltene Aufenthalt im Freien können ebenfalls dazu beitragen, dass sich ein Vitamin-D-Mangel entwickelt. ©Tisha, Adobe

Wenn im Körper nicht ausreichend Vitamin D zirkuliert und sich klinische Beschwerden entwickeln, spricht man von einem Vitamin-D-Mangel. In den meisten Fällen ist daran eine verminderte Eigenproduktion schuld. Hauptursache dafür ist wiederum eine mangelhafte Bestrahlung der Haut mit UVB-Strahlen. Diese kann viele Gründe haben:

Zum einen scheint die Sonne im Winter kürzer und weniger intensiv. Auch wer sich ohnehin wenig im Freien aufhält oder aufhalten kann, ist gefährdet, zu wenig Vitamin D3 in der Haut zu bilden. Dazu gehören z. B. chronisch Kranke und Pflegebedürftige. Alte Menschen sind doppelt betroffen: Zum einen sind sie meist wenig draußen. Zum anderen wird die Haut im Alter dünner und die Hautzellen degenerieren, was die Eigenproduktion zusätzlich drosselt. Auch Säuglinge sind eine Risikogruppe, denn sie sollten der Sonne generell nicht direkt ausgesetzt werden. Deshalb erhalten alle Babys in Deutschland im ersten Lebensjahr vorbeugend Vitamin D.

Weitere Gründe für Vitamin-D-Mangel

Neben einer mangelnden UVB-Bestrahlung gibt es noch weitere Gründe für einen Vitamin-D-Mangel:

  • Darmerkrankungen wie eine Colitis ulcerosa oder ein Morbus Crohn können dazu führen, dass über die erkrankte Darmschleimhaut nicht ausreichend Vitamin D aufgenommen wird.
  • Veganer nehmen häufig zu wenig Vitamin D über die Nahrung auf, vor allem in den Wintermonaten sind sie für einen Vitamin-D-Mangel gefährdet.
  • Bei Leber- und Nierenerkrankungen ist manchmal der Umbau der Vitaminvorstufen zu Calcidiol oder Calcitriol gestört. Dann finden sich im Blut zwar ausreichend Vorstufen, aber kein aktives Hormon.

In unseren Breitengraden ebenfalls gefährdet für einen Vitamin-D-Mangel sind Menschen mit dunkler Haut. Um Vitamin D 3 in ihrer Haut herzustellen, benötigen sie nämlich deutlich mehr Sonnenlicht, als das mitteleuropäische Wetter bereitstellt. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Menschen, die aus traditionellen oder religiösen Gründen ihren Körper verhüllen oder sich ausschließlich in Räumen aufhalten. Auf Einwanderer treffen häufig beide Risiken zu. Kommt es bei ihnen zu einem Vitamin-D-Mangel mit klinischen Auswirkungen auf den Knochen, spricht man auch von einer Immigranten- oder Einwandererosteomalazie.

Was sind die Folgen von Vitamin-D-Mangel und wie machen sie sich bemerkbar?

Gegenüberstellung Osteomalazie und gesunder Knochen O-Beine bei Kleinkindern können ein Hinweis auf einen Vitamin-D-Mangel sein. Weil die Knochen aufgrund des Kalziummangels nicht fest werden, verbiegen sie sich, sobald das Kind mit dem Laufen beginnt und die Beine Last tragen müssen. © Pepermpron, Adobe

Der Vitamin-D-Mangel führt zu erniedrigter Kalziumkonzentration im Blut (Hypokalzämie) und Störungen im Knochenstoffwechsel. Die Folgen machen sich bei Erwachsenen und Kindern vor allem in der Ausprägung der Beschwerden unterschiedlich bemerkbar.

Säuglinge: Muskelschwäche und epileptische Anfälle

Für Säuglinge steht bei einem manifesten Vitamin-D-Mangel der Kalziummangel im Blut im Vordergrund. Sie werden dadurch schreckhaft, unruhig und schwitzen vermehrt. Bei stark ausgeprägtem Kalziummangel drohen epileptische Anfälle. Die niedrigen Kalziumkonzentrationen führen außerdem dazu, dass ihr Muskeltonus schlaff ist und sie sich weniger bewegen als gesunde Kinder. Im Verlauf erreichen sie die Meilensteine der Entwicklung (Sitzen, Laufen usw.) später als gleichaltrige Kleinkinder . Die Nerven werden durch den Kalziummangel überempfindlich, es drohen Tetanien (Übererregbarkeit von Nerven und Muskeln), Missempfindungen und Muskelkrämpfe.

Kinder: O-Beine und Watschelgang

Im weiteren Verlauf führt der Vitamin-D-Mangel dazu, dass der Knochen nicht hart wird und nicht regelrecht wächst. Diese Knochenerweichung wird im Kindesalter Rachitis genannt. Die weichen Knochen verformen sich leicht. Wenn das Kleinkind mit dem Laufen beginnt, können sich die Last tragenden Knochen verbiegen – die Folge sind O- oder X-Beine. Verformt sich der Oberschenkelhals, entwickelt das Kind oft eine Art Watschelgang. An den Knochen-Knorpel-Grenzen, den Wachstumsfugen, kommt es ebenfalls zu Verformungen. Dadurch sind Knöchel, Hände oder die Rippenenden verdickt und aufgetrieben. Wenn sich auch der knöcherne Brustkorb verformt, drohen Atemprobleme bis hin zu einer verminderten Lungenfunktion. Zudem ist das Wachstum gestört, d. h., die Kinder sind kleiner als ihre gesunden Altersgenossen. Später kommen Knochenschmerzen dazu, die die Bewegungsfreude weiter einschränken. Außerdem sind die Kinder durch den Vitamin-D-Mangel anfälliger für Infekte.

Erwachsene: Knochenschmerzen und Knochenbrüche

Bei Erwachsenen löst ein klinisch bedeutsamer Vitamin-D-Mangel eine Knochenerweichung aus, die im Erwachsenenalter Osteomalazie genannt wird. Zunächst leidet der Patient vor allem unter Knochenschmerzen. Das beruht darauf, dass sich die erweichten Knochen verformen, wodurch es zu einer Dehnung der sehr empfindlichen Knochenhaut kommt. Außerdem brechen die entkalkten Knochen leicht. Geschieht dies ohne einen äußeren Einfluss, spricht man von Insuffizienz- oder Ermüdungsbrüchen. Sie treten vor allem am Steißbein und am Becken auf. Experten schätzen, dass jede dritte Oberschenkelhalsfraktur auf eine Osteomalazie durch Vitamin-D-Mangel zurückzuführen ist. Der Kalziummangel im Blut führt auch bei Erwachsenen oft zu einer Muskelschwäche, die das Gehen erheblich erschweren kann. Ein Vitamin-D-Mangel kann zudem eine Osteoporose verstärken und den Knochen dadurch noch weiter schwächen.

Wie wird der Vitamin-D-Status gemessen und beurteilt?

Teströhrchen mit Blutprobe für die Vitamin-D-Bestimmung. Zur Beurteilung des Vitamin-D-Status misst man 25(OH)D oder 25(OH)Vitamin D. Dabei handelt es sich um die Vorstufe des aktiven Vitamins, die im Blut zirkuliert oder in Muskel- und Fettgewebe gespeichert werden kann. © jarun011, Adobe

Zum Nachweis eines Vitamin-D-Mangels dient die Messung von 25-Hydroxyvitamin-D (25(OH)D, Calcidiol) im Blutserum. Zu beachten ist jedoch, dass verschiedene Messmethoden zu unterschiedlichen Messergebnissen führen können. Häufig werden zudem unterschiedliche Referenzwerte herangezogen.

Das Robert Koch-Institut nutzt die international vorwiegend eingesetzte Klassifikation des US-amerikanischen Institute of Medicine, wodurch die Serumwerte folgendermaßen beurteilt werden:

  • 25 (OH)D unter 30 nmol/l (12 ng/ml): mangelhafte Versorgung mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Rachitis, Osteomalazie und Osteoporose.
  • 25 (OH)D 30 bis 49 nmol/l (12 bis 19 ng/ml): Suboptimale Versorgung mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit.
  • 25 (OH)D 50 bis 74 nmol/l (20 bis 29 ng/ml): Ausreichende Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit.
  • 25 (OH)D 75 bis 124 nmol/l (30 bis 49 ng/ml): Ausreichende Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit ohne weiteren Zusatznutzen für die Gesundheit.
  • 25 (OH)D 125 nmol/l oder mehr (50 ng/ml oder mehr): Mögliche Überversorgung, die für den Körper negative gesundheitliche Folgen haben kann. Dazu gehören zu hohe Kalziumkonzentrationen im Blut (Hyperkalzämien), die zu Herzrhythmusstörungen oder Nierensteinen führen können.

Kritik an den Grenzwerten

Manche Forscher stellen diese Grenzwerte in Frage, schreibt die Verbraucherzentrale. Denn bei vielen Menschen liege der Vitamin-D-Spiegel im Blut unter den geforderten 50 nmol/l, wobei sie keinerlei erkennbaren Anzeichen für eine Erkrankung oder einen Mineralstoffmangel im Knochen aufwiesen. Für einige Experten ist die Vitamin-D-Mangel-Diskussion künstlich verursacht – und zwar durch ungerechtfertigt hohe Grenzwerte.

Wann muss Vitamin D eingenommen werden?

Drei ältere Frauen auf einer Parkbank. Im Winter reicht die Sonneneinstrahlung für die Eigenproduktion von Vitamin D oft nicht aus. Vor allem älteren Menschen wird deshalb unter bestimmten Bedingungen die zusätzliche Einnahme von Vitamin-D-Präparaten empfohlen. © N F/peopleimages.com, Adobe

Bei einer Osteomalazie oder einer Rachitis, die auf einem Vitamin-D-Mangel beruhen, ist die Einnahme von Vitamin D unabdingbar. Verordnet wird in der Regel Vitamin D3, also Cholecalciferol. Kombiniert wird das Vitamin immer mit Kalzium. Die Dosierung hängt vom Alter ab, für Säuglinge werden täglich zunächst 2000 I.E. (Internationale Einheiten) Vitamin D3 plus 40–80 mg Kalzium pro kg Körpergewicht empfohlen, für Jugendliche ab 12 und Erwachsene 6000 I.E. Vitamin D3 plus 500–1000 mg Kalzium. Nach zwölf Wochen müssen die Blutwerte geprüft und die Therapie angepasst werden.

Die weiteren Empfehlungen zur Einnahme von Vitamin D werden immer wieder diskutiert und kritisch hinterfragt. Generell hält die Deutsche Gesellschaft für Ernährung bei fehlender Eigenproduktion eine Aufnahme von 20 μg Vitamin D pro Tag (1 g entspricht 40 I.E.) für erforderlich. Mit der hier üblichen Ernährung wird das nicht erreicht, denn Erwachsene nehmen damit nur bis zu 4 μg, Kinder bis zu 2 μg Vitamin D täglich auf. Ob die Eigenproduktion den restlichen Bedarf abdeckt, lässt sich anhand der Blutwerte kontrollieren. Dabei sollte die Serumkonzentration von 25 (OH) mindestens 50 nmol/l oder 20 ng/ml betragen (Vorsicht, jeweilige Labor- und Referenzwerte beachten). Ist dies nicht der Fall, ist die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten zu erwägen.

Empfohlen wird die zusätzliche Vitamin-D-Gabe in Höhe des Schätzwertes von 20 μg/Tag in folgenden Fällen:

  • Personen mit dunkler Hautfarbe,
  • Personen, die sich bei Sonnenschein kaum oder nur mit gänzlich bedecktem Körper im Freien aufhalten,
  • Mobilitätseingeschränkte, kranke und pflegebedürftige ältere Menschen und
  • Säuglinge im ersten Lebensjahr (täglich bis zum zweiten erlebten Frühsommer 10-12 g bzw. 400 bis 500 I.E. Vitamin D).

Überdosierung: Kann die Einnahme von Vitamin D zu Nebenwirkungen führen?

Selbst bei exzessivem Sonnenbaden oder über herkömmliche Lebensmittel ist eine Überversorgung mit Vitamin D nicht möglich. Anders sieht es aus, wenn man Vitamin-D-Präparate in zu hoher Dosierung einnimmt. Denn durch die vermehrte Wirkung von Vitamin D im Körper erhöht sich der Kalziumspiegel im Blut. Akut reagiert der Organismus auf eine Vitamin-D-Vergiftung mit verschiedenen Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen und ein starkes Durstgefühl sind die Folgen, manchmal kommt es auch zu Schwächegefühlen und Nervosität. In ausgeprägten Fällen drohen durch die erhöhten Kalziumkonzentrationen im Blut gefährliche Herzrhythmusstörungen.

Wer langfristig zu hohe Vitamin-D-Dosen einnimmt, kann Gefäßverkalkungen und Nierensteine bekommen oder sogar ein akutes Nierenversagen entwickeln. Auch der Knochen leidet unter zu hohen Vitamin-D-Dosen: Paradoxerweise wird dann vermehrt Kalzium mobilisiert, der Knochen also abgebaut. Vitamin D hat eine lange Halbwertszeit im Körper. Das bedeutet, dass es nur sehr langsam abgebaut wird. Deshalb halten die unerwünschten Wirkungen von Vitamin D oft lange nach dem Absetzen des Vitaminpräparates an.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen bei fehlender Eigenproduktion 20 μg bzw. 800 I.E. Vitamin D pro Tag. Die Europäische Lebensmittelbehörde hat für Erwachsene als sichere Obergrenze 4000 I.E. täglich festgelegt. Bei gelegentlicher Einnahme in dieser Höhe seien keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten. Hochdosierte Vitamin-D-Präparate sollten zudem nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

Aufgrund des Vitamin-D-Hypes hat sich auch das Bundesamt für Risikobewertung mit dem Thema Vitamin-D-Supplementierung beschäftigt. Es rät: "Wer Vitamin D ergänzen möchte, kann auf Nahrungsergänzungsmittel mit bis zu 20 μg Vitamin D pro Tag zurückgreifen. Bei dieser Menge wird der Tagesbedarf gedeckt, während gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten sind. Höhere Dosierungen sollten nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.“

Wann wird Vitamin D bei orthopädischen Krankheiten eingesetzt?

Oberschenkelhalsbruch Der Oberschenkel ist über den Oberschenkelhals mit dem Hüftgelenk verbunden. Eine Oberschenkelhalsfraktur bei alten Menschen weist häufig auf eine Osteomalazie oder eine Osteoporose hin. © peterschreiber.media, Adobe Stock

Osteoporose und Osteomalazie (bei Kindern Rachitis) sind Erkrankungen, die sich an den Knochen manifestieren. Um die geschwächten Knochen zu stärken, gehören Vitamin D und Kalzium in den meisten Fällen zur Basistherapie.

Meist machen sich Osteoporose oder Knochenerweichung mit Problemen des Bewegungsapparates bemerkbar. Hinter Rückenschmerzen können osteoporotischen Wirbelkörperbrüche stecken. Ermüdungsbrüche am Unterschenkel oder Vorfuß beruhen häufig auf einer Vitamin-D-Mangel-bedingten Osteomalazie. O- oder X-Beine bei Kindern wecken den Verdacht auf eine Rachitis. Oberschenkelhalsbrüche ohne eigentlichen Sturz oder Unfall "riechen" nach Osteoporose. Knochenheilungsstörungen nach einer Operation (z. B. nach der Operation einer Haglundferse) wiederum können ebenso Folge eines Vitamin-D-Mangels sein.

Der Orthopäde hat also viele Gründe, den Vitamin-D-Spiegel zu bestimmen und, wenn dieser zu niedrig ist, Vitamin D und Kalzium zu verordnen.

Vitamin D bei Arthrose?

Etliche Ärzte verordnen Vitamin D plus Kalzium auch vorbeugend gegen Arthrose: Wer gut damit versorgt ist, soll seltener an Knie- und Hüftarthrose erkranken. Ob Vitamin D bei vorhandener Arthrose hilft, ist noch umstritten.

Vorbeugend tut er dies auch, wenn eine längerfristige Kortisontherapie erforderlich wird – z. B. zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis oder einer Frozen Shoulder. Denn unter einer Kortisoneinnahme entwickelt sich leicht eine Osteoporose, der mit der frühzeitigen Gabe von Vitamin D und Kalzium entgegengesteuert werden kann.

8 Vitamin D-Mythen unter der Lupe

Frau schaut durch eine Lupe. Zu Vitamin D kursieren viele Gerüchte und Mythen. Einige wurden schon lange entkräftet, haltet sich vor allem in den sozialen Medien hartnäckig. ©degreez, Adobe

Vitamin D und seine vielen, noch z. T. unverstandenen Wirkungen im Stoffwechsel sind Gegenstand intensiver Forschungen. Dabei entstehen immer wieder neue Hypothesen rund um das Sonnenvitamin. Manche davon können von Experten schnell widerlegt werden, halten sich aber trotzdem hartnäckig und werden im Internet immer wieder aufs Neue hochgekocht. Zu anderen Vitamin-D-Theorien gibt es widersprüchliche Ergebnisse und die Bewertung ist noch nicht völlig abgeschlossen.

  1. In Deutschland gibt es keinen Vitamin-D-Mangel:
    Doch. In Deutschland leiden etwa 15 % der Bevölkerung an einem Vitamin-D-Mangel mit Blutwerten unter den geforderten 30 nmol/l – vor allem in den sonnenarmen Wintermonaten. Je nach der Speicherung im Sommer können nach einigen Monaten die Vitamin-D-Speicher in Fettzellen und Muskelgewebe leer sein und ein Vitamin-D-Mangel entstehen. Das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel wird auch durch die moderne Lebensweise zusätzlich verstärkt, denn viele Menschen halten sich nur wenig im Freien auf. Das gilt besonders für chronisch kranke, pflegebedürftige und alte Menschen. Personen mit dunkler Hautfarbe sind gefährdet, weil sie für die Vitaminbildung deutlich mehr Sonnenlicht benötigen als in Deutschland häufig verfügbar ist. Das Robert Koch-Institut zitiert eine Studie, nach der nur etwa 44 % der Erwachsenen und 54 % der Kinder und Jugendlichen ausreichend Vitamin D im Blut haben (über 50 nmol/l 25(OH)D). Blutwerte zwischen 30 und 50 nmol/l gelten als suboptimal und haben mögliche Folgen für die Knochengesundheit.
  2. Vitamin D beugt Krebs vor:
    Nach jetzigem Kenntnisstand wahrscheinlich nicht. Laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ, 2023) ist die Studienlage zu Vitamin D und Krebs sehr uneinheitlich. Danach kann Vitamin D offenbar nicht vor Krebs schützen. Es könnte aber die Wahrscheinlichkeit senken, an einer Krebserkrankung zu versterben. Wirksam ist dabei die regelmäßige Einnahme in niedriger Dosierung. Studien mit hohen Einzeldosen zeigen dem DKFZ zufolge dagegen keinen Effekt auf die Krebssterblichkeit.
  3. Vitamin D schützt vor Demenz:
    Wahrscheinlich nicht. Auch in Bezug auf den Einfluss von Vitamin D auf die Hirngesundheit gibt es widersprüchliche Erkenntnisse. In einer US-amerikanischen Studie schien die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten die Entwicklung einer Demenz zu verringern. Experten raten jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation der Daten. So ist z. B. nicht auszuschließen, dass diejenigen Personen, die Nahrungsergänzungsmittel (und Vitamin D) einnahmen, womöglich generell gesünder leben und ihr Demenzrisiko dadurch verringern. Andere Studien waren schlecht konzipiert oder lieferten unklare Ergebnisse. Die systematische Überprüfung der Frage anhand von neun hochwertigen Studien zum Thema Alzheimer-Prävention hat keinen Beleg für eine schützende Wirkung erbracht. Experten geben deshalb keine Empfehlung, Vitamin D zur Vorbeugung von Demenz einzunehmen. Stattdessen sollte man sich an den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts orientieren und einen evtl. Mangel ausgleichen.
  4. Vitamin D kann Erkältungen vorbeugen:
    Vielleicht ein bisschen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE, 2020) wurde in Studien ein inverser Zusammenhang zwischen Vitamin D und Atemwegsinfektionen beobachtet. Das bedeutet: Je niedriger die Vitamin-D-Spiegel im Blut waren, desto höher war das Risiko für Atemwegsinfekte. Menschen mit zu niedrigen 25(OH)D-Spiegeln könnten deshalb in puncto Erkältungsvorbeugung von einer Vitamin-D-Gabe profitieren. Andere Quellen sehen keinen Zusammenhang zwischen Vitamin D und Erkältungskrankheiten.
  5. Vitamin D hilft bei Multipler Sklerose.
    Nein. Die einzelnen Hinweise darauf, dass die zusätzliche Gabe von Vitamin D einen positiven Effekt auf Patienten mit Multipler Sklerose hat, ließen sich nicht bestätigen. Im Gegenteil: Es gab einige Fälle, in denen MS-Kranke im Glauben auf eine therapeutische Wirkung exzessive Dosen von Vitamin D eingenommen und dadurch ihre Nierenfunktion eingebüßt haben.
  6. Vitamin D schützt Gesunde vor Knochenbrüchen:
    Nein. Bei gesunden Erwachsenen ohne Vitamin-D-Mangel oder Osteoporose kann die vorbeugende Gabe von Vitamin D offenbar nicht vor Knochenbrüchen schützen. Bei Knochenerkrankungen und Vitamin-D-Mangel hingegen schon, allerdings nur, wenn gleichzeitig ausreichend Kalzium aufgenommen wird.
  7. Vitamin-D-Mangel führt zur Gewichtszunahme.
    Umstritten. Einigen Studien zufolge könnte Vitamin D einen Einfluss auf Hormone haben, die den Appetit regulieren. Leptin ist ein Hormon, das im Gehirn den Hunger verringert und das Sättigungsgefühl verstärkt. Niedrige Vitamin-D-Spiegel im Blut waren mit niedrigen Leptinspiegeln verbunden. Das könnte bedeuten, dass bei Vitamin-D-Mangel weniger Leptin ausgeschüttet und das Sättigungsgefühl unterdrückt wird, der Betroffene also mehr isst. Eventuell erhöht Vitamin D auch die Produktion von Ghrelin, also dem Hormon, das den Hunger antreibt. Diese Zusammenhänge sind aber noch nicht sicher und weiter Gegenstand der Forschung. Vitamin D hat aber auch indirekte Einflüsse auf das Gewicht. Ein Mangel führt z. B. oft zur Inaktivität und deshalb bei gleichbleibender Kalorienaufnahme zu einer Gewichtszunahme.
  8. Vitamin D hilft gegen Depressionen.
    Wahrscheinlich nicht. In Beobachtungsstudien gab es Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Status das Risiko für die Entwicklung einer Depression erhöht. Diese Ergebnisse konnten in kontrollierten Studien jedoch nicht eindeutig bestätigt werden.

Häufige gestellte Fragen zu Vitamin D an Dr. Pawel Bak

Wie gut sind die Deutschen mit Vitamin D versorgt?

Experten gehen davon aus, dass etwa die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland nicht ausreichend bzw. suboptimal mit Vitamin D versorgt ist. Allerdings sind die Blutwerte erheblichen Schwankungen unterworfen. In einer Untersuchung von 2008–2011 hatten mehr als 60 % der Frauen einen Blutspiegel über den geforderten 50 nmol/l, im Winter waren es nur 20 %. Ein relevanter Vitamin-D-Mangel liegt laut Robert Koch-Institut bei Vitamin-D Werten unter 30 nmol/l vor. Einen solchen Mangel weisen Erhebungen zufolge etwa 15 % der Erwachsenen und 12,5 % der Kinder auf.

Wie viel Vitamin D braucht man am Tag?

Die Vitamin-D-Versorgung hängt von der Sonneneinstrahlung auf unbedeckte Haut und der Ernährung ab. Da beides individuell stark schwankt, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung einen Schätzwert für die benötigte Aufnahme von Vitamin D errechnet. Für Erwachsene ohne Eigenproduktion (z. B. im Winter) beträgt dieser 20 μg/Tag (oder 800 I.E.). Die Aufnahme über die Nahrung ist sehr gering (zwischen 2 und 4 μg/Tag). Deshalb wird bei fehlender Eigenproduktion die Einnahme von z. B. 800 (bis 1000) I.E. empfohlen. Dieser Wert sollte nicht wesentlich überschritten werden. Insgesamt ist es sinnvoll, sich vor der Einnahme von Vitamin D ärztlich beraten und die Vitamin-D-Spiegel im Blut bestimmen zu lassen.

Wie werden Vitamin-D-Präparate eingenommen?

Vitamin D wird normalerweise oral (über den Mund) als Kapseln, Tabletten oder Tropfen eingenommen. Dabei sollte man die Anweisungen auf dem Beipackzettel genau befolgen. Bei manchen Präparaten wird die Einnahme mit einer fetthaltigen Hauptmahlzeit empfohlen, meist reicht es auch, dazu einen Joghurt oder ein Müsli zu essen. Einige Vitamin-D-Präparate kann man auch ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme schlucken.

Kann man im Solarium Vitamin D tanken?

Von der Nutzung von Solarien zur Vitamin-D-Bildung rät das Bundesamt für Strahlenschutz dringend ab. Zum einen hat das UV-Spektrum moderner Geräte kaum oder gar keine UVB-Strahlen. Außerdem überwiegen die gesundheitlichen Risiken (Hautkrebs!) den Vorteil einer möglichen UV-initiierten Vitamin-D-Bildung bei weitem.

Gibt es Lebensmittel, die mit Vitamin D angereichert sind?

Um eine Überdosierung zu verhindern, ist es in Deutschland verboten, Lebensmittel mit Vitamin D anzureichern. Ausnahme sind Streichfette, Speiseöle, Margarine und Frühstückscerealien. Eine eventuelle Anreicherung muss auf den Lebensmitteln ausgewiesen sein.

Kann man Vitamin D überdosieren und wie sehen die Symptome aus?

Bei der regelmäßigen Einnahme zu hoher Vitamin-D-Dosen (über 100 μg/Tag) kann sich eine Hyperkalzämie (zu hohe Kalziumkonzentrationen im Blut) entwickeln. Das schädigt vor allem die Niere bis hin zum akuten Nierenversagen mit Verlust der Nierenfunktion. Daneben drohen Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Tod.

Welcher Vitamin-D-Wert ist normal?

Als unterer Grenzwert für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D gilt bei Erwachsenen ein Blutspiegel von 50 nmol/l 25(OH)D (das ist die im Blut gemessene Form des Vitamins). Unter 30 nmol/l liegt ein Vitamin-D-Mangel vor. Dazwischen befindet sich eine Grauzone der suboptimalen Versorgung. Diese Werte sind von vielen deutschen und internationalen Institutionen anerkannt. Nichtsdestotrotz gibt es Kritiker, die meinen, dass diese Grenzwerte zu hoch angesetzt sind.

Hilft Vitamin D gegen Long-COVID?

Tatsächlich wurden bei Patienten mit Long-COVID in einigen Studien niedrigere Vitamin-D-Spiegel im Blut gefunden als bei Menschen, die nicht an COVID-19 erkrankt waren. Der Zusammenhang ist allerdings unklar. Ursache der niedrigen Vitamin-D-Spiegel könnte sein, dass die Betroffenen aufgrund der Erkrankung seltener draußen waren und/oder weniger Sport im Freien betrieben haben. Ob die Gabe von Vitamin D Long-COVID-Patienten hilft, muss noch in Studien geprüft werden.

In welchen Lebensmitteln ist Vitamin D drin?

Vitamin D ist in unseren Lebensmitteln recht spärlich vertreten. In Pflanzen kommt es als Ergocalciferol in Pfifferlingen und Champignons, Avocado, Datteln und Süßkartoffeln vor. Der Gehalt ist allerdings gering. Cholecalciferol findet sich vor allem in fettem Fisch (Hering, Lachs), in deutlich geringeren Mengen auch in Milchprodukten, Hühnerei und Fleisch.

Gibt es Vitamin D auch vegan?

Vitamin-D-Präparate gibt es inzwischen in vielen Variationen, so auch vegan und glutenfrei. Dabei wird das Vitamin z. B. aus Algen gewonnen.

Ist es sinnvoll, bei Osteoporose oder zur Vorbeugung von Osteoporose Vitamin K und Vitamin D zu kombinieren?

Wenigen Quellen zufolge soll sich die kombinierte Einnahme der beiden Vitamine besser auf die Knochengesundheit auswirken als Vitamin D allein. Das ist laut Verbraucherschutzzentrale allerdings wissenschaftlich nicht belegt. Eine offizielle Empfehlung, Vitamin D mit Vitamin K zu kombinieren, gibt es nicht. In der aktuellen Osteoporose-Leitlinie (Stand: 06.09.2023) heißt es sogar: "Vitamin K soll nicht zur spezifischen Therapie der Osteoporose verwendet werden."

Was ist besser bei Säuglingen: Vitamin-D-Tropfen oder Tabletten?

Häufig werden zur Vitamin-D-Supplementierung bei Säuglingen Tropfen empfohlen, da sich diese leichter verabreichen lassen. Kinder- und Jugendärzte raten davon aber ab. Denn die Größe der Tropfen variiert je nach Raumtemperatur und könnte deshalb mehr Vitamin D als gewünscht enthalten. Außerdem passiert es Eltern leicht, dass sie zwei Tropfen auf einmal verabreichen. Um eine Überdosierung zu vermeiden, wird deshalb die Gabe von Tabletten empfohlen. Babys legt man die Tablette am besten vor der Mahlzeit innen an die Wange, sie löst sich dann beim Stillen oder Füttern mit der Flasche auf.

Wie schnell ist ein Vitamin-D-Mangel im Blut behoben?

Bei starkem Vitamin-D-Mangel verordnet der Arzt meist hoch dosierte Vitamin-D-Präparate. Damit lassen sich die Speicher in etwa zwei Wochen wieder füllen. Anschließend beginnt die Erhaltungstherapie mit 800 bis 1.000 I.E. (20–25 μg) täglich. Nach zwei bis drei Monaten ist der Vitamin-D-Mangel in der Regel behoben. Das Auffüllen der Vitamin-D-Speicher und die weitere Erhaltungstherapie sollten von engmaschigen Blutkontrollen begleitet werden.

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