- Was ist eine Ruptur der Rotatorenmanschette?
- Diagnose: Wie untersucht der Arzt die Ruptur der Rotatorenmanschette?
- Ursache: Wie entsteht eine Ruptur der Rotatorenmanschette?
- Welche Symptome treten bei Rotatorenmanschettenruptur auf?
- Konservative Behandlung einer Ruptur der Rotatorenmanschette
- Operative Therapie einer Ruptur der Rotatorenmanschette
Ein Riss der Rotatorenmanschette (Rotatorenmanschettenruptur) ist eine krankhafte Veränderung oder Verletzung der Sehnenhaube, die den Oberarmkopf im Schultergelenk umgibt. Die Ruptur der Rotatorenmanschette hat schwerwiegende Folgen für die Beweglichkeit der betroffenen Schulter. Zudem droht eine schmerzhafte Schulterarthrose (Omarthrose).
Diagnose und Behandlung der Rotatorenmanschettenruptur führen in der Gelenk-Klinik erfahrene Schulterspezialisten durch. Je nach Ursache des Defekts der Rotatorenmanschette hat der Schulterspezialist unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten:
- Degenerative Ruptur durch Verschleiß der Rotatorenmanschette:
Die Ruptur, die durch Abnutzung der Rotatorenmanschette entsteht, kann oft konservativ mit Physiotherapie behandelt werden. - Ruptur nach Unfall (Trauma):
Rupturen durch Unfälle erfordern meist eine Operation. Nur eine Naht der Rotatorenmanschette kann das Schultergelenk in diesen Fällen wieder zentrieren und die Beweglichkeit von Arm und Schulter wiederherstellen.
Der Schulterspezialist sichert die Ruptur der Rotatorenmanschette durch eine ausführliche körperliche und bildgebende Diagnostik. Weil Sehnenrupturen sehr zeitkritisch sind, schlägt er möglichst zeitnah an den Patienten angepasste konservative oder operative Therapien.
Was ist eine Ruptur der Rotatorenmanschette?
Die Rotatorenmanschette besteht aus mehreren Sehnen, die den Oberarm umgeben. Die wichtigste Sehne ist die Sehne des Musculus supraspinatus (Obergrätenmuskel). Sie umfasst den Oberarmkopf von oben und hat eine wesentliche Funktion für die Beweglichkeit des Arms. Ist die Rotatorenmanschette verletzt, kann das unterschiedliche Einschränkungen nach sich ziehen.
Neben der Verletzung der Rotatorenmanschette gibt es weitere Schädigungen der Schulter, die durch Enge unter dem Schulterdach entstehen. Die Funktion der Rotatorenmanschette ist die Zentrierung des Oberarmknochens in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schultergelenks.
Wenn sie reißt, steigt der Oberarmknochen unter dem Schulterdach (Akromion) an und die Schulterenge verstärkt sich. Dieser Teufelskreis kann unbehandelt zu einer raschen Verschlechterung der Schulterfunktion und der Beweglichkeit des Arms führen.
Wer ist von einer Rotatorenmanschettenruptur betroffen?
Der Riss der Rotatorenmanschette wird auch als Schädigung der Sehnenhaube des Schultergelenks bezeichnet und tritt recht häufig auf. Statistiken zeigen, dass etwa 25 % der Fünfzigjährigen und etwa 50 % der Siebzigjährigen unter einem Riss der Rotatorenmanschette leiden, Männer häufiger als Frauen. Oft reißt die Rotatorenmanschette auf der Seite der Arbeitshand, was die Betroffenen zusätzlich in ihrem Alltag einschränkt und belastet.
Diagnose: Wie untersucht der Arzt die Ruptur der Rotatorenmanschette?
Eine genaue Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine gründliche Untersuchung der Schulter sind wesentlich für die Beurteilung des Schadens und der Prognosestellung durch den Facharzt. Bestimmte Stellen schmerzen bei der klinischen Untersuchung, wenn der Arzt Druck auf sie ausübt. Einige Bewegungen sind immer schmerzhaft oder können vom Patienten gar nicht mehr durchgeführt werden.
Welche Schäden können bei Verletzung der Rotatorenmanschette entstehen?
Das Ausmaß des Schadens an der Rotatorenmanschette nach einer Ruptur kann sehr vielfältig ausfallen. Entsprechend unterscheiden sich die Therapieempfehlungen.
Teilsehnenrisse (inkomplette Rupturen), kleine komplette Risse, große komplette Risse oder sogenannte Massenrupturen mehrere Sehnenanteile der Rotatorenmanschette werden voneinander abgegrenzt. Die genaue Diagnose der vorliegenden Schädigung ist entscheidend für die Therapiemöglichkeiten.
Mögliche Schäden:
- Teilsehnenrisse
- komplette Rupturen
- Massenrupturen mehrerer Sehnen
In der Gelenk-Klinik Gundelfingen machen die Schulterspezialisten die nachfolgende Therapie von vielen Parametern abhängig. Welche Therapie bei einer Rotatorenmanschettenruptur sinnvoll ist, kann der Orthopäde durch eine Ultraschalluntersuchung der Schulter bestimmen.
Der wesentliche Vorteil dieser Methode ist, dass man unter Bewegung des Armes den Schaden an Muskeln und Sehnen beurteilen kann.
Die Röntgenuntersuchung ist erst in fortgeschrittenen Stadien der Rotatorenmanschettenruptur aussagekräftig. Sie zeigt ein Höhertreten des Oberarmkopfes. Auch Veränderungen am Oberarmkopf durch den veränderten Druck stellt das Röntgen dar.
Ohne Hinweis auf die Auswirkung für das Schultergelenk kann der Sehnenriss im Rahmen einer kernspintomografischen Untersuchung (MRT) dargestellt werden. Diese statische Untersuchung hilft besonders bei der Beurteilung der betroffenen Muskeln. Wird ein Muskel nach einem Riss über längere Zeit nicht bewegt, baut er ab und der Muskelbauch verfettet. In diesem Fall kann eine Naht der Sehne den Schaden nicht mehr erfolgreich behandeln.
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Ursache: Wie entsteht eine Ruptur der Rotatorenmanschette?
- Sturz auf den Arm
- schweres Heben
- degenerativer Verschleiß durch häufige Überkopfbewegungen bei Arbeit oder Sport
- traumatische Schulterluxation (Auskugeln)
Ruptur der Rotatorenmanschette durch Unfall
Die Rotatorenmanschettenruptur kann bei starker Verletzung der Schulter als frische Schädigung entstehen. In diesen Fällen besteht eine fast 100 %-ige Indikation für eine minimalinvasive Naht der Sehne.
Typische Verletzungen, die zur Ruptur der Rotatorenmanschette führen, sind kraftvolles Abstützen, beispielsweise bei einem Sturz vom Fahrrad. Auch das Heben schwerer Gegenstände kann zu einer Verletzung der Rotatorenmanschette führen, vor allem wenn das Gewebe bereits degenerativ vorgeschädigt ist. Bei einer gesunden Rotatorenmanschette bedarf es gewaltiger Kräfte, um sie zu schädigen – beispielsweise einer Schulterluxation (Auskugelung des Schultergelenks).
Ruptur als Foge einer Degeneration der Rotatorenmanschette
Die Ruptur der Rotatorenmanschette kann ebenfalls im Rahmen eines verschleißbedingten Schadens der Schulter auftreten. Dieser Sehnenverschleiß entsteht bei langanhaltender mechanischer Reizung unter dem Schulterdach im Rahmen des Engpasssyndroms (Impingement-Syndrom der Schulter). Besonders gefährdet sind Arbeiter im Schichtbetrieb, die häufig monotone Bewegungen über Kopf ausführen.
Welche Symptome treten bei Rotatorenmanschettenruptur auf?
Kleine Risse der Rotatorenmanschette können symptomfrei sein oder nur für kurze Zeit schmerzen. Größere Risse gehen oft mit einem spürbaren Schnappen im Schultergelenk einher.
Besonders wenige Schulterschmerzen treten bei verschleißbedingter Erkrankung des Schultergelenks (Omarthrose) auf. Daher werden sie häufig nicht oder erst sehr spät erkannt.
Die Schulterschmerzen beginnen oft vorne (ventral) oder seitlich (lateral) des Schulterdachs und strahlen ins Schulterblatt (Scapula) oder in die Muskeln des Oberarmes oder Unterarms aus. Abspreizen gegen einen Widerstand oder Drehbewegungen bzw. Belastung des Arms verstärken die Schmerzen.
Häufig berichten Patienten von Ruheschmerzen – also Schmerzen, die unabhängig von Bewegung auftreten. Sie können dann nicht auf der betroffenen Schulter liegen oder schlafen. Außerdem stellen wir häufig eine verminderte Armkraft fest.
Welche Funktionen sind bei der Rotatorenmanschettenruptur gestört?
Ein Riss in der Rotatorenmanschette stellt eine gravierende Beeinträchtigung der Schulterfunktion dar. Die Biomechanik ist massiv gestört.
Der Oberarmkopf ist vergleichbar mit einer Kugel, die von einer festen Haube aus Muskeln und Sehnen umhüllt ist. Bei einem Schaden der Rotatorenmanschette erfolgt der Durchtritt des Oberarms nach oben unter das Schulterdach. Hierdurch erklären sich weitere Veränderungen als Folge der Erkrankung. Diese Beschwerden nennt man auch Rotator Cuff-Arthropathie: Der verschobene Oberarmkopf tritt in Kontakt zum Knochen des Schulterdachs, wodurch es zu starken Schmerzen kommt.
Die gestörte Funktion der Schulter ist abhängig von dem geschädigten Hauptanteil der Sehne sowie den möglichen Kompensationsmechanismen der benachbarten Sehnenanteile. Eine Eigenheilung der Rotatorenmanschette findet in der Regel nicht statt.
Konservative Behandlung einer Ruptur der Rotatorenmanschette
Konservative Therapien
- Physiotherapie zur Zentrierung und Kräftigung des Schultergelenks
- physikalische Therapie
- Schmerztherapie mit entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR)
Wichtig ist die Wahl des richtigen Therapieverfahrens. Es stehen konservative und operative Therapien zur Verfügung. Bei einer unfallbedingten Ruptur empfiehlt der Arzt fast immer die minimalinvasive Naht der Rotatorenmanschette durch eine kleine Operation. Liegen eine Degeneration der Rotatorenmanschette und ein Schulterimpingement vor, kann eine konservative Behandlung das Schultergelenk meist wieder zentrieren. Patienten mit geringen Beschwerden und älteren, kleinen Schädigungen der Rotatorenmanschette können konservativ behandelt werden.
Operative Therapie einer Ruptur der Rotatorenmanschette
Die Operation der Rotatorenmanschettenruptur erfolgt in Abhängigkeit von Lage, Größe, Alter der Verletzung und der Beschwerden offen oder arthroskopisch. Das arthroskopische Verfahren bezeichnet man auch als Schlüsselloch-Operation.
Bei beiden operativen Methoden werden die gerissenen Sehnen verschlossen oder der Riss verkleinert. Die Nachbehandlung ist meist sehr langwierig: Es kann bis zu sechs Monate dauern, bis die Schulter wieder voll belastbar ist. In den ersten Wochen nach der Operation erfolgt eine Ruhigstellung der Schulter mithilfe eines Gilchrist-Verbandes (Schlingenverband).
Wann ist die operative Behandlung der Rotatorenmanschettenruptur sinnvoll?
- bei sehr starken Schulterschmerzen und Einschränkungen
- bei hohen Ansprüchen des Patienten an die Schulterbeweglichkeit (z. B. bei Leistungssportlern)
- bei Therapieversagen einer konservativen Behandlung nach 6 Monaten
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