- Ursachen: Wie entstehen Bandverletzungen am Sprunggelenk?
- Symptome des Bänderrisses
- Wie stellt der Arzt die Diagnose?
- Spätfolgen des Bänderrisses im Sprunggelenk
- Therapie des Bänderrisses
- Wie lange dauert die Heilung nach einem Bänderriss?
Ursachen für Bänderriss und Bänderdehnung am Sprunggelenk sind häufig Umknicken oder Unfälle beim Sport. Die Bänder verlieren dabei ihre stabilisierende Funktion und Betroffene können ihren Fuß meist nicht mehr belasten. Am häufigsten sind die drei fibularen Bänder (Außenbänder) betroffen: Das Ligamentum talofibulare anterius ist bei fast allen Außenbandverletzungen betroffen. Es zieht vom unteren Wadenbein waagerecht bis zum vorderen Anteil des Sprungbeins. Am zweithäufigsten reißt das Ligamentum fibulocalcaneare (⅔ aller Bandverletzungen), welches das Wadenbein mit der Außenseite der Ferse verbindet. Seltener reißt das zwischen Wadenbein und hinterem Anteil des Sprungbeins liegende Ligamentum talofibulare posterius. Aber auch die Innenbänder am Sprunggelenk können durch eine traumatische Verletzung beschädigt werden. Der Bänderriss ist mit starken Schmerzen und Schwellungen verbunden. Das Sprunggelenk fühlt sich instabil an. Soforthilfe bei einem Bänderriss leisten akute Behandlungsmaßnahmen wie Ruhigstellung, Kühlung, Hochlagern und Kompression des verletzten Fußes (sog. PECH-Regel). In der Regel ist eine konservative Behandlung des Bänderrisses ausreichend. Die Bandverletzung heilt nach einigen Wochen von alleine aus. Eine Orthese und Unterarmgehstützen entlasten das Sprunggelenk während der Heilungsphase.
Ursachen: Wie entstehen Bandverletzungen am Sprunggelenk?
Bänderriss und Bänderdehnung gehören zu den häufigsten Sportverletzungen. Meist sind Verletzungen des Sprunggelenks die Folgen eines Unfalls. Besonders gefährdet sind Sportler all der Sportarten, bei denen es auf kurze Sprints und Start-Stopp-Bewegungen ankommt (z. B. Fußball, Tennis oder Volleyball). Die Verletzung entsteht, wenn der Fuß nach außen umknickt. Oft genügt jedoch schon ein einfaches Übertreten des Fußes. Manchmal reicht auch das Abrutschen, beispielsweise von der Bordsteinkante oder auf unebenem Untergrund aus, um eine Bandverletzung zu verursachen.
Einige Risikofaktoren begünstigen zudem das Auftreten eines Bänderrisses oder einer Bänderdehnung. Dazu gehören Übergewicht, falsches Schuhwerk und ein schlechter Trainingszustand mit untrainierter Muskulatur.
Schäden an den Außenbändern gehören zu den häufigsten Bandverletzungen des Sprunggelenkes. Der Außenbandapparat besteht aus drei verschiedenen Bandanteilen, die die Spitze des Außenknöchels mit dem Fersenbein (Calcaneus) und dem Sprungbein (Talus) verbinden. Ist ein Außenband gerissen, schwillt der Knöchel meistens stark an und es bildet sich ein sichtbarer Bluterguss (Hämatom).
Symptome des Bänderrisses
Das Umknicken des Sprunggelenkes mit nachfolgenden Schmerzen und Schwellung des Gelenkes sind die typischen Symptome, die oftmals als banale Überdehnung fehlinterpretiert werden. Ein massiver Bluterguss (Hämatom) durch die ebenfalls zerrissenen Hautvenen kann entstehen. Weitere Symptome sind Schmerzen im Sprunggelenk und die Unfähigkeit, den Fuß zu belasten. Wenn die Schmerzen nicht zu groß sind, lässt sich das Sprunggelenk aufklappen. Die Gelenkflächen lassen sich durch den Verlust der Außenbandfunktion voneinander entfernen, wenn man den Fuß nach innen dreht bzw. den Unterschenkel bei fixiertem Fuß Richtung Ferse drückt. In der Regel führt die Verletzung zu einer eingeschränkten Belastbarkeit, die einige Tage oder teilweise Wochen andauern kann.
Wenn Betroffene gar nicht auftreten können, liegt meistens eine vollständige Bandruptur (Bänderriss) vor. Der Bereich der Bandverletzung am Sprunggelenk ist dann sehr druckschmerzhaft und sichtbar geschwollen.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Neben der speziellen Fragestellung der Anamnese und der Untersuchung ist eine Röntgendiagnostik zum sicheren Ausschluss knöcherner Verletzungen erforderlich. Hier sind nicht nur Knochenbrüche, sondern auch knöcherne Bandausrisse oder Syndesmosenverletzungen (Syndesmose = Knochenverbindung aus Bindegewebe) zu unterscheiden. Da das Röntgenbild nur die Knochen, aber nicht die Bänder abbilden kann, ist eine gewöhnliche Röntgenaufnahme nicht aussagekräftig. Nur eine sogenannte gehaltene Aufnahme ist bei frischer Bandverletzung sinnvoll. Hierbei untersucht der Arzt das Auseinanderklaffen der Gelenkspaltfuge im Seitenvergleich. So lässt sich eine simple Bänderdehnung von einer kompletten Ruptur unterscheiden. Diese Aufnahmen werden mit einem speziellen Halteapparat und einer standardisierten Druckausübung angefertigt. In Sonderfällen sind zusätzliche Untersuchungen durch Kernspintomographie (MRT) und Ultraschall angezeigt. Diese Methoden können auch Schäden an Weichteilen wie Sehnen und Bändern darstellen.
Spätfolgen des Bänderrisses im Sprunggelenk
Eine frische Verletzung, die sofort erkannt und konsequent behandelt wird, hat meist eine gute Prognose. Sie heilt erfahrungsgemäß nach ca. vier bis sechs Wochen folgenlos aus.
Schwierigkeiten bereiten allerdings vor allem alte Bandinstabilitäten, die das Band dauerhaft schwächen. Das bedeutet, dass bereits geringste Anlässe zum Umknicken im Sprunggelenk ausreichen. Auch Beschwerden durch kleine Überbeweglichkeiten im Sprunggelenk können ein Zeichen für eine Bandschwäche sein. Etwa 10 % aller Patienten mit Außenbandverletzungen sind von einer chronischen Instabilität des Sprunggelenks betroffen.
Die immer wieder eintretenden Verletzungen im Sprunggelenk durch die Bandinstabilität führen zu einer zunehmenden Schädigung des Gelenkknorpels und erfordern daher eine spezielle Behandlung durch den Arzt. Der Knorpel im Gelenk hält die vermehrte Scherbelastung nur eine gewisse Zeit aus. Im Verlauf bricht er an seiner Oberfläche auf und führt letztendlich zur Sprunggelenksarthrose (Gelenkverschleiß).
Externer Inhalt von youtube.com
Therapie des Bänderrisses
Die Therapie erfolgt abhängig vom Schaden an den verletzten Bändern im Sprunggelenk. In der Regel reicht eine konservative Behandlung mit vier bis sechs Wochen Ruhigstellung in einer Orthese. Bei kompletten Abrissen, insbesondere bei jungen, sportlich aktiven Patienten empfiehlt sich die primäre Naht der Bandstümpfe. Ist ein Bandersatz am Sprunggelenk geplant, wird im Vorfeld eine arthroskopische Untersuchung des Sprunggelenks durchgeführt. Hierbei überprüft der Arzt die Knorpelverhältnisse und entfernt einklemmende Bandstümpfe.
Wie lange dauert die Heilung nach einem Bänderriss?
Die Dauer der Heilung ist vom Ausmaß der Bandschädigung abhängig. Leichte Distorsionen (Verdrehungen) mit Bänderdehnungen heilen in der Regel schneller aus als Bandrupturen. Zudem ist zu unterscheiden, welche und wie viele der Bänder betroffen sind und ob es sich um Teilrupturen oder vollständige Risse handelt. Bei einem vollständigen Bänderriss sollte das Sprunggelenk für etwa 4 bis 6 Wochen in einer Orthese ruhiggestellt werden. Danach ist für mehrere Wochen bis Monate mit einem Sportausfall zu rechnen.
Bei etwa 20 % aller Patienten kommt es zu Restbeschwerden wie Belastungsschmerzen oder einer Instabilität des Sprunggelenks.
Literaturangaben zum Außenbandriss
- Baumhauer, J. F., Alosa, D. M., Renström, A. F., Trevino, S. & Beynnon, B. (1995). A prospective study of ankle injury risk factors. The American journal of sports medicine, 23, 564–70.
- Falk, S. S., & Mittlmeier, T. (2017). Biomechanik des Sprunggelenks. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date, 12(05), 491–518.
- Frigg, A., Frigg, R., Hintermann, B., Barg, A. & Valderrabano, V. (2007). The biomechanical influence of tibio-talar containment on stability of the ankle joint. Knee surgery, sports traumatology, arthroscopy: official journal of the ESSKA, 15, 1355–62.
- Frigg, A., Magerkurth, O., Valderrabano, V., Ledermann, H.-P. & Hintermann, B. (2007). The effect of osseous ankle configuration on chronic ankle instability. British journal of sports medicine, 41, 420–4.
- Giza, E., Fuller, C., Junge, A. & Dvorak, J. (2003). Mechanisms of foot and ankle injuries in soccer. The American journal of sports medicine, 31, 550–4.
- Gruber, G., Schamberger, C., & Konermann, W. (2018). Sprunggelenk. Sonografie in Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumatologie, 161–187. Springer, Berlin, Heidelberg.
- Gutsfeld, P., Simmel, S., Benning, E., Brand, A., & Augat, P. (2016). Orthesen in der Unfallchirurgie. Trauma und Berufskrankheit, 18(2), 116–124.
- Hintermann, B., Boss, A. & Schäfer, D. (2002). Arthroscopic findings in patients with chronic ankle instability. The American journal of sports medicine, 30, 402–9.
- Karlsson, J., Bergsten, T., Lansinger, O. & Peterson, L. (1988). Reconstruction of the lateral ligaments of the ankle for chronic lateral instability. The Journal of bone and joint surgery. American volume, 70, 581–8.
- Karlsson, J., Bergsten, T., Lansinger, O. & Peterson, L. (1989). Surgical treatment of chronic lateral instability of the ankle joint. A new procedure. The American journal of sports medicine, 17, 268–73; discussion 2.
- Karlsson, J., Eriksson, B. I., Bergsten, T., Rudholm, O. & Swärd, L. (1997). Comparison of two anatomic reconstructions for chronic lateral instability of the ankle joint. The American journal of sports medicine, 25, 48–53.
- Krips, R., van Dijk, C. N., Lehtonen, H., Halasi, T., Moyen, B. & Karlsson, J. (2002). Sports activity level after surgical treatment for chronic anterolateral ankle instability. A multicenter study. The American journal of sports medicine, 30, 13–9.
- Marx, R. C. & Mizel, M. S. (2010). Whattextquoterights new in foot and ankle surgery. The Journal of bone and joint surgery. American volume, 92, 512–23.
- Na. Komplikationen in Orthopädie und Unfallchirurgie: vermeiden; erkennen; behandeln.
- Niethard, F. U., Pfeil, J. & Biberthaler, P. (2009). Orthopädie und Unfallchirurgie. Stuttgart: Thieme.
- Orthofer, P. (2004). Orthopädietechnik. Huber Hans.
- Oztekin, H. H., Boya, H., Ozcan, O., Zeren, B. & Pinar, P. (2009). Foot and ankle injuries and time lost from play in professional soccer players. Foot (Edinburgh, Scotland), 19, 22–8.
- Pagenstert, G. I., Hintermann, B. & Knupp, M. (2006). Operative management of chronic ankle instability: plantaris graft. Foot and ankle clinics, 11, 567–83.
- Schäfer, D., Boss, A. & Hintermann, B. (2003). Accuracy of arthroscopic assessment of anterior ankle cartilage lesions. Foot & ankle international / American Orthopaedic Foot and Ankle Society [and] Swiss Foot and Ankle Society, 24, 317–20.
- Schneidmüller, D., & Marzi, I. (2016). Sprunggelenk. Kindertraumatologie, 441–475. Springer, Berlin, Heidelberg.
- Stufkens, S. A., Knupp, M., Horisberger, M., Lampert, C. & Hintermann, B. (2010). Cartilage lesions and the development of osteoarthritis after internal fixation of ankle fractures: a prospective study. The Journal of bone and joint surgery. American volume, 92, 279–86.
- Unknown. (2007). Praxis der konservativen Orthopädie. Thieme Georg Verlag.
- Valderrabano, V., Leumann, A., Pagenstert, G., Frigg, A., Ebneter, L. & Hintermann, B. (2006). [Chronic ankle instability in sports – a review for sports physicians]. Sportverletzung Sportschaden: Organ der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin, 20, 177–83.
- Valderrabano, V., Wiewiorski, M., Frigg, A., Hintermann, B. & Leumann, A. (2007). [Direct anatomic repair of the lateral ankle ligaments in chronic lateral ankle instability]. Der Unfallchirurg, 110, 701–4.
- Wulker, N., FRCSIMater, M. M. & III, M. D. (1998). An Atlas of Foot & Ankle Surgery (1st ed). Martin Dunitz.
- Wülker, N. (2005). Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Stuttgart: Thieme.