- Was ist ein Kniescheibenbruch (Patellafraktur)?
- Diagnose des Kniescheibenbruchs
- Konservative Behandlung des Kniescheibenbruchs
- Operative Behandlung des Kniescheibenbruchs
Was ist ein Kniescheibenbruch (Patellafraktur)?
Die Kniescheibe (Patella) bildet mit dem Oberschenkel (Trochlea femoris) ein eigenes Gelenk, das neben dem eigentlichen Kniegelenk mit zwei Gelenkflächen zwischen Oberschenkel (Femur) und Schienbein (Tibia), als dritter Gelenkanteil bezeichnet wird.
Die Kniescheibe dient zur Umlenkung der Muskelkraft des Oberschenkelstreckmuskels (Musculus quadriceps femoris). Sie vergrößert den Hebelarm des Oberschenkelstreckmuskels um 30%. Der Druck auf die Gelenkfläche der Kniescheibe liegt dabei regelmäßig beim 3,3- bis 7,6-fachen des Körpergewichts. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die knöcherne Stabilität der Kniescheibe und einer notwendigen Fixierung nach einem Bruch der Kniescheibe.
Es finden sich bei einigen Patienten angeborene Wachstumsstörungen der Kniescheibe, die nicht mit einem Bruch der Kniescheibe verwechselt werden dürfen. Dabei handelt es sich um eine Nichtvereinigung von Knochenanteilen während des Wachstums insbesondere im oberen Anteil der Kniescheibe. Diese Normvariante kommt bei etwa 2-5% der Patienten vor, bei der Hälfte der Fälle findet sie sich beidseits.
Diagnose des Kniescheibenbruchs
Die Diagnose durch den Orthopäden orientiert sich am Unfallmechanismus, am Beschwerdebild und dem Befund des Röntgenbildes. Viele Patienten berichten über ein auslösendes Trauma mit hoher Energie wie einen Sport- oder Verkehrsunfall. Hier finden sich oft äußere Verletzungszeichen, Abschürfungen und Blutergüsse. In einigen Fälle treten offene Brüche mit sichtbaren Knochenanteilen auf.
Trotz eines Bruchs der Kniescheibe kann in Einzelfällen das Knie noch gestreckt gehoben werden, da einige Sehnenfasern der Oberschenkelstreckmuskulatur an der Kniescheibe vorbei direkt am Schienbein ansetzen und eine Streckung ermöglichen (Reservestreckapparat). In anderen Fällen liegt lediglich eine Verletzung der Gelenkfläche der Kniescheibe vor (osteochondrale Läsion), bei der die Streckfähigkeit kaum vermindert ist.
Zur radiologischen Diagnostik werden Röntgenbilder in 2 Ebenen der Patella angefertigt. In diesen kann die Art des Bruchs genauer beurteilt werden. Eine grobe Einteilung der Kniescheibenbrüche unterteilt Quer-, Längs- und Mehrfragmentbrüche.
Konservative Behandlung des Kniescheibenbruchs
Ziel der Kniespezialisten bei der Therapie eines Kniescheibenbruchs ist in jedem Fall die Wiederherstellung der vollen Streckfähigkeit des Kniegelenks. Werden diese Ziele nicht erreicht, muss mit resultierenden Komplikationen wie Falschgelenkbildung, Beugedefizit oder vorzeitigem Verschleiß im Gelenk (Kniearthrose) gerechnet werden. Art, Form und Ort des Bruchs, Größe der Bruchstücke (Fragmente) und Stabilität bestimmen die Wahl der Therapie. Offene Brüche werden immer operativ behandelt.
Die konservative Therapie hat einige Voraussetzungen. Wichtig ist –auch im Verlauf- ein intakter Streckapparat. Die Lücken zwischen der Bruchstücken (Dislokation) dürfen 2mm nicht überschreiten, da sonst ein stabiles Zusammenwachsen nicht gewährleistet ist. Auch Mehrfragmentbrüche sind für die konservative Therapie nicht geeignet. Der Patient darf in der konservativen Therapie für 6 Wochen nur bis max. 20kg belasten. Eine Beugung ist für diese Zeit bis max. 60° erlaubt. Ggf. kann eine stabilisierende Knieschiene (Orthese) angelegt werden.
Operative Behandlung des Kniescheibenbruchs
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Kniescheibenbruch in der operativen Therapie zu versorgen. Je nach Art und Form des Bruchs eignen sich Schrauben oder Drahtimplantate (Zuggurtungsosteosynthese). Bei schweren Verletzungen der Kniescheibe mit vielen Bruchstücken müssen ggf. einige Bruchstücke oder im äußersten Fall die gesamte Kniescheibe entfernt werden.
Die Nachbehandlung ähnelt der konservativen Therapie, wobei die Beweglichkeit großzügiger freigegeben werden kann. Bei schlechten Allgemeinzustand des Patienten sollte eine konservative Therapie der operativen Therapie vorgezogen werden.