- Wie funktioniert die DVT?
- Digitale Volumentomographie (DVT) bei Erkrankungen an Fuß- und Sprunggelenk
- Was sieht man bei der DVT-Untersuchung?
- Funktionelle Untersuchung von Fehlstellungen, Prothesen und Implantaten
- Strahlenbelastung durch die DVT-Diagnostik
- Einsatz der DVT in der orthopädischen Diagnostik
- Kostenübernahme der digitalen Volumentomographie (DVT) für gesetzlich Versicherte
Die digitale Volumentomographie (DVT) ist ein röntgenbasiertes Schnittbildverfahren zur 3-D-Rekonstruktion der untersuchten knöchernen Strukturen. Sie ist durchaus mit der CT (Computertomographie) vergleichbar. Im Englischen spricht man daher von einem "Cone-Beam-CT", wenn eine DVT gemeint ist. Anders als bei der CT, wo der Röntgenstrahl sehr eng gebündelt ist, sendet die DVT einen kegelförmig auseinanderlaufenden Strahl aus (Cone Beam = Kegelstrahl).
Die DVT-Aufnahme kann wesentlich zeitsparender durchgeführt werden als eine CT- oder MRT-Aufnahme. Die Aufnahmezeit beträgt nur wenige Sekunden.
Wie funktioniert die DVT?
Der veränderte Strahlengang führt zu einer insgesamt höheren Bildauflösung als der eng gebündelte Strahlengang bei der CT. Die Darstellung von Knochengewebe ist daher in der DVT detaillierter als in der CT oder MRT. Die Darstellung von Weichteilgewebe ist hingegen aufgrund der Röntgenstrahlen nicht möglich. Hier sind CT oder MRT im Vorteil.
Im Wesentlichen ist die digitale Volumentomographie eine Variante der bekannten CT (Computertomographie) bei höherer Auflösung von knöchernen Geweben. Legt man mehr Wert auf die Darstellung von Weichteilen, ist die Magnetresonanztomographie oder auch normale Computertomographie vorzuziehen.
Digitale Volumentomographie (DVT) bei Erkrankungen an Fuß- und Sprunggelenk
Einsatzgebiete an Fuß- und Sprunggelenk
- Traumatologie:
Darstellung von Knochenfrakturen an Talus, Calcaneus (Fersenbein) und Sprunggelenksgabel sowie von Frakturen am Vorfuß - Sportdiagnostik:
Darstellung von Überlastungssyndromen, Stressfrakturen, Gelenkverletzungen und degenerativen Veränderungen (Sprunggelenksarthrose) - Planung von Osteotomien (knöcherne Umstellungsoperationen):
Darstellung der zu korrigierenden Knochenstrukturen unter Belastung - Endoprothetik:
Prothesenplanung und Kontrolle des Verlaufs nach der Operation - Fußchirurgie:
Darstellung der Fußgelenke, des oberen Sprunggelenks, des unteren Sprunggelenks, der Fußwurzelknochen etc.
Im Bereich der Diagnostik von Fuß- und Sprunggelenkserkrankungen hat die digitale Volumentomographie den Vorteil, dass sie auch unter Gewichtsbelastung durchgeführt werden kann. Das bedeutet: Die Patienten stehen wie beim Röntgen mit dem ganzen Körpergewicht auf den zu untersuchenden Gelenken. Die Bauart vieler DVT-Geräte erlaubt die räumliche (3-D) Aufnahme von Fuß- und Sprunggelenk unter Gewichtsbelastung. Andere Schnittbildverfahren wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) resultieren zwar ebenfalls in einer 3-D-Information der untersuchten Gelenke. Wenn der Patient aber – wie bauartbedingt in der MRT oder CT – bei der Untersuchung liegt, verhalten sich die unbelasteten Gelenke nicht wie in einer normalen belasteten Situation.
Weil die Patienten bei der MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) nicht mit dem gesamten Körpergewicht das untersuchte Gelenk belasten, fehlt die funktionelle Information, die man nur unter Gewichtsbelastung sieht.
Als zertifiziertes Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie bieten wir unseren Patienten die Möglichkeit der digitalen Volumentomographie an. Alternativen für die Diagnose von Fuß und Sprunggelenk sind die funktionelle Röntgenuntersuchung, die Ganganalyse und die Podometrie (Fußdruckmessung).
Was sieht man bei der DVT-Untersuchung?
Die digitale Volumentomographie stellt Knochen und Gelenke dar. Die funktionelle Untersuchung ist immer eine Untersuchung, in der das Gelenk durch Körpergewicht belastet wird. Sie offenbart Fehlstellungen und biomechanische Änderungen, die erst unter Gewicht offenkundig werden. Ohne die Auswirkungen der Gewichtsbelastung weiß der Spezialist nicht, was der tatsächliche (funktionelle) Status der untersuchten Gelenke ist.
Die Auswirkungen von Fehlstellungen, Bandinsuffizienzen oder Bänderrisse sowie knöchernen Fehlstellungen werden bei Aufnahmen im Liegen nicht oder nur unzureichend dargestellt.
Differenzierte klassische Röntgenuntersuchungen unter Gewichtsbelastung sind wegen der funktionellen Information nach den Richtlinien notwendig, um ein Gelenk wirklich zu beurteilen.
Wenn die digitale Volumentomographie (DVT) wissenschaftlich etabliert ist, hat sie das Potential, die Röntgenuntersuchung zu ergänzen oder zu ersetzen und darüber hinaus auch detaillierte 3-D-Bilder von Belastungssituationen der Gelenke zu liefern.
Funktionelle Untersuchung von Fehlstellungen, Prothesen und Implantaten
Die digitale Volumentomographie (DVT) kann auch Fehlstellungen und funktionelle Aspekte von Fuß und Sprunggelenk im 3-D-Bild darstellen. Fehlstellungen werden unter Belastung sofort sichtbar.
Diese Information ist besonders wichtig, wenn Implantate oder Prothesen untersucht werden müssen. Anders als die MRT-Untersuchung ist die DVT auch bei Metallimplantaten arm an Artefakten. Artefakte sind Bildstörungen z. B. durch Metallimplantate, die die Auswertung der Bilder erschweren. Der Einbau der Implantate oder Prothesen in die knöcherne Umgebung kann mit der DVT ebenso wie mit der CT sehr gut dargestellt werden. Und anders als in der CT (Computertomographie) ist diese detaillierte knöcherne Untersuchung auch im Stehen – unter Gewichtsbelastung – möglich.
Strahlenbelastung durch die DVT-Diagnostik
Bei der DVT-Diagnostik erfolgt eine geringfügige Belastung des Organismus mit Röntgenstrahlen. Diese Strahlenbelastung liegt bei etwa 50 % der Dosis einer normalen CT-Untersuchung. Die Dosis liegt damit etwas höher als die Strahlenbelastung einer Röntgenuntersuchung.
Weil eine konventionelle Röntgenuntersuchung zur Einhaltung der Diagnoserichtlinien ebenfalls immer notwendig ist, kommt die Strahlenbelastung der DVT immer hinzu. Die Untersuchung ersetzt zum derzeitigen Stand der Richtlinien noch keine anderen röntgenbasierten Untersuchungen. Daher müssen wir den medizinischen Mehrwert einer DVT-Untersuchung im Einzelfall gut begründen. Bei Aufnahmen im Fuß- und Sprunggelenksbereich gelingt uns das aber sehr gut. Die Aufnahme unter Belastung liefert wertvolle zusätzliche Erkenntnisse über die Situation im Inneren der Knochen und Gelenke. Vor allem bei der OP-Vorbereitung kommt das zum Tragen.
Auch zur Verlaufskontrolle nach Osteosynthese-Operationen, z. B. nach Sprunggelenksarthrodese oder Triple-Arthrodese des unteren Sprunggelenks oder Endoprothesen-Operationen am Sprunggelenk wird die digitale Volumentomographie eingesetzt.
Einsatz der DVT in der orthopädischen Diagnostik
Eine besondere Rolle für die DVT sehen wir in der präoperativen Diagnostik zur verbesserten OP-Planung. In der Verlaufskontrolle z. B. nach therapeutischer Versteifung (Arthrodese) oder Einbau einer Prothese liegt ein weiteres Anwendungsgebiet, bei dem die hohe Auflösung knöcherner Strukturen unter Belastung wichtige Informationen liefert.
Vor allem die Korrekturosteotomie (knöcherne Korrekturoperation durch Osteosynthese) kann mithilfe der DVT gut vorbereitet werden, weil die Situation unter Gewichtsbelastung dargestellt wird.
Entwicklung der DVT-Diagnostik in der Orthopädie
Die digitale Volumentomographie (DVT) ist relativ neu in die orthopädische Diagnostik eingeführt worden. Sie ist noch nicht weit verbreitet. Die diagnostischen Standards, die von Röntgenbildern abgeleitet werden können sowie definierte Richtlinien für die Indikationsstellung auf der Basis der DVT-Bildgebung, werden in der Orthopädie noch erarbeitet.
Der HNO-Bereich, die Zahnmedizin und die Kieferchirurgie sind in der Etablierung der DVT schon wesentlich weiter. Im Kopfbereich hat man bereits entsprechende Diagnosestandards wissenschaftlich erarbeitet.
Spezialisierte Orthopäden können mit der DVT in Einzelfällen einen diagnostischen Mehrwert erzielen, der die Anwendung medizinisch rechtfertigt. Allerdings müssen die Ergebnisse der DVT-Untersuchung immer auch durch andere Verfahren abgesichert werden, wenn sie zu einer konkreten Indikationsstellung (Krankheitsfeststellung), Therapieplanung sowie zur Absicherung eines Therapieergebnisses herangezogen werden sollen. Wir bieten die digitale Volumentomographie in unserem Zentrum für Fuß und Sprunggelenk sowie in unserem Kniezentrum und bei Behandlungen der Wirbelsäule in Freiburg an.
Kostenübernahme der digitalen Volumentomographie (DVT) für gesetzlich Versicherte
Als in der Orthopädie relativ neue Diagnosemethode geht die digitale Volumentomographie (DVT) bisher noch nicht konform mit den Behandlungsrichtlinien der orthopädischen Fachgesellschaften oder dem Erstattungskatalog gesetzlicher Kassen. Die gesetzlichen Kassen (gKV) erstatten die Kosten der Untersuchung daher bisher nicht. Der Zusammenhang zwischen den Erkenntnissen der DVT-Bildgebung und anerkannter Krankheitsdiagnostik ist in der Orthopädie für die gesetzlichen Kassen noch nicht wissenschaftlich abgesichert.
Auch die orthopädischen Fachgesellschaften haben noch keine verbindlichen Richtlinien für die Anwendung der DVT-Diagnostik erarbeitet. Wir bieten unseren Patienten die DVT-Bildgebung mit Befundung in ausgewählten Fällen deswegen als Privatleistung bzw. Selbstzahlerleistung an.
Fachkenntnisse nach der Röntgenverordnung
Die Befundung von DVT-Bildern ist Orthopäden nach Erwerb der Fachkunde Teilgebietsradiologie-DVT möglich. Dieser teilradiologische Fachkundenachweis ist Voraussetzung dafür, dass DVT-Untersuchungen ärztlich angeordnet und befundet werden dürfen.
Literaturangaben
- Ansorg, J. (2018). 360 Grad DVT.
- Fiebich, M., & Weber, D. (2018). Digitale Volumentomographie. Der Radiologe, 58(3), 194–201.
- Fiebich, M. (2019). Maximale Strahlenhygiene und Empfindlichkeit mittels DVT.
- Preis, M. (2020). Perspektive DVT. Orthopädie und Unfallchirurgie, 10(2), 21–22.
- Preis, M. (2019). 360-Grad-Betrachtung der DVT in O und U.
- Schütz, U. (2019). Differenzierte Bilddiagnostik statt Minimalismus. Orthopädie & Rheuma, 22(4), 42–53.
- Schütz, U. (2018). Moderne bildgebende Diagnostik der Arthrose im Allgemeinen und der großen Gelenke der unteren Extremität.
- Yücel, N. (2019). Stellenwert der DVT in der Kniediagnostik.