- Was ist ein Ganglion?
- Wie entsteht ein Ganglion?
- Welche Beschwerden macht ein Ganglion?
- Wie diagnostiziert der Arzt ein Ganglion?
- Wie wird ein Ganglion behandelt?
- Häufige Patientenfragen zum Thema Ganglion an PD Dr. med. Bastian Marquaß von der Gelenk-Klinik
Wenn sich an der Hand oder am Fuß ein prall-elastischer Knubbel oder eine kleine Beule bildet, steckt häufig ein Ganglion dahinter. Dabei handelt es sich um eine flüssigkeitsgefüllte Zyste, die sich im Bereich von Gelenken oder Sehnenscheiden direkt unter der Haut ausbildet. Am häufigsten kommt das Ganglion an der Hand vor, seltener auch an anderen Körperstellen wie den Füßen oder am Knie. Obwohl das Ganglion keine Knochenwucherung ist, wird es im Volksmund „Überbein“ genannt. Betroffen sind meist junge Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren, Frauen etwas häufiger als Männer.
Ganglien bilden sich häufig von selbst wieder zurück. Falls sie Beschwerden verursachen oder kosmetisch stören, sind verschiedene Behandlungsoptionen möglich. Sie reichen von der Ruhigstellung und der Gabe entzündungshemmender Medikamente (z. B. NSAR) über eine Punktion bis zur operativen Entfernung. Nach einer Behandlung tauchen Ganglien allerdings häufig an gleicher Stelle wieder auf. Besonders oft kommt das nach einer konservativen Therapie vor, aber auch nach operativer Entfernung sind solche Rezidive möglich.
Was ist ein Ganglion?
Ein Ganglion ist ein gutartiger Weichteiltumor, der insbesondere im Bereich von Gelenken als Knubbel oder Beule dicht unter der Haut liegt. Er entsteht durch die Aussackung von Gelenk- oder Sehnenhüllen. Der Hohlraum ist mit Gelenkflüssigkeit (Synovia) gefüllt, die das Ganglion über eine Verbindung zum Gelenkspalt erreicht.
Ausgekleidet sind Ganglien mit Synovialgewebe, also mit der gleichen Schleimhaut, die sich an den Innenwänden von Sehnenscheiden und Gelenkkapseln findet. Die äußere Hülle besteht aus einer recht derben Bindegewebskapsel. Ganglien liegen meist direkt unter der Haut und sind kirschkern- oder erbsengroß. In Einzelfällen können sie allerdings auch so groß wie ein Tischtennisball werden. Neben den von außen gut sichtbaren Ganglien gibt es auch okkulte (versteckte) Varianten. Sie wölben sich nach innen und können auf Nerven drücken und dadurch Beschwerden verursachen.
Grundsätzlich können Ganglien an allen Gelenken, Sehnenscheiden und Nervenscheiden auftreten. Am häufigsten kommen sie jedoch an der Hand vor, und dort bevorzugt an der Außenseite des Handgelenks. Weitere Lokalisationen sind die Handinnenfläche und die Grundgelenke der Finger. Manchmal entwickeln sie sich am Fußrücken oder am Fußgelenk; an Knie, Hüfte, Ellbogen und Schulter sind sie noch seltener.
Geschwulst oder Nervenknoten
Das Wort Ganglion hat in der Medizin neben der flüssigkeitsgefüllten Zyste noch eine weitere Bedeutung. Es stammt aus dem Griechischen, dort bedeutet es „Schwellung“ oder „Knoten“. Hippokrates benutzte den Begriff für kleine Anschwellungen unter der Haut. Im 17. Jahrhundert wurde das Ganglion mit dieser Bedeutung in die medizinische Fachsprache übernommen. Seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet man so in der Neurologie Nervenknoten. Darunter versteht man eine Ansammlung von Nervenzellkörpern, die physiologisch bei jedem Menschen auftreten. Beispiele sind die Spinalganglien entlang der Wirbelsäule, das Ganglion trigeminale innerhalb der Schädelhöhle oder das Ganglion stellatum auf Höhe der ersten Rippe.
Wie entsteht ein Ganglion?
Die Entstehung von Ganglien ist noch nicht vollständig geklärt. Man nimmt an, dass dabei mehrere Faktoren zusammenspielen. Dreh- und Angelpunkt ist wahrscheinlich eine Schwächung des Bindegewebes von Gelenkkapsel oder Sehnenscheide. In der Folge geht die Festigkeit des Gewebes verloren und es kommt zu Aussackungen. Geschwächt wird das Bindegewebe durch
- chronische Reizung bei Überlastung,
- degenerative Prozesse oder
- Verletzungen.
Begünstigend wirkt sich eine Überproduktion von Gelenkflüssigkeit aus, z. B. durch eine chronische Reizung. Erhöht sich dadurch der Druck im Gelenkspalt, drückt die Flüssigkeit gegen Schwachstellen der Gelenkinnenhaut. Es kommt zu deren Aussackung, und ein Ganglion mit Verbindung zum Gelenkspalt entsteht.
Es gibt etliche Risikofaktoren, die die Entwicklung eines Ganglions begünstigen. Frauen sind häufiger davon betroffen, weil sie ein schwächeres Bindegewebe und beweglichere Gelenkkapseln haben als Männer. In manchen Fällen wird die Bindegewebsschwäche sogar durch Genmutationen vererbt. Beispiele sind das Marfan-Syndrom und das Ehlers-Danlos-Syndrom.
Manchmal bilden sich Ganglien auch aufgrund von Verletzungen oder Erkrankungen von Gelenkkapseln und Sehnenscheiden. Hier fallen insbesondere die rheumatoide Arthritis, die Arthrose und die Gicht ins Gewicht. Biomechanische Störungen durch angeborene oder erworbene Fehlstellungen können das Risiko für Ganglien ebenfalls erhöhen.
Welche Beschwerden macht ein Ganglion?
Je nachdem, wo sie sitzen und wie groß sie sind, können Ganglien sehr unterschiedliche Beschwerden verursachen. Bei manchen Betroffenen sind sie ein rein kosmetisches Problem und fallen nur durch die runde oder ovale Schwellung auf. Bei anderen Patienten kommt es zu mehr oder weniger unangenehmen Beschwerden, wie z. B.
- dumpfe oder brennende Gelenkschmerzen, auch in Ruhe,
- Schmerzen, die sich bei Bewegung oder Druck auf das betroffene Gelenk verstärken,
- eingeschränkte Beweglichkeit, z. B. wenn ein großes Ganglion am Handgelenk sitzt,
- Kraftverlust an der Hand,
- Probleme beim Schuhetragen oder Gehen sowie
- Missempfindungen, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen, wenn das Ganglion auf einen Nerv drückt.
Wie diagnostiziert der Arzt ein Ganglion?
Zunächst befragt der Arzt den Patienten, wie lange die Vorwölbung schon besteht und ob sie Beschwerden verursacht. Dann tastet er die Schwellung vorsichtig ab. Die typische Konsistenz eines Ganglions ist prall-elastisch. Besonders charakteristisch ist, dass man ein Ganglion unter der Haut nicht so verschieben kann wie einen Lymphknoten oder eine Zyste. Das liegt daran, dass das Ganglion durch einen auch „Tülle“ genannten Stiel fest mit der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide verbunden ist.
Meist reicht dem Facharzt die klinische Untersuchung für die Diagnose aus. Bei Unklarheit kann er jedoch verschiedene speziellen Untersuchungen bzw. bildgebenden Verfahren heranziehen:
- Durch den Transilluminationstest kann der Arzt erkennen, ob die Schwellung tatsächlich mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. Dazu beleuchtet er sie von der Seite mit einer Taschenlampe.
- Auch der Ultraschall hilft bei der Diagnose weiter. Die echoarme Struktur weist auf einen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum hin. Mithilfe des Ultraschalls kann man auch Größe, Form und Begrenzung prüfen.
- Im Zweifel veranlasst der Arzt eine Magnetresonanztomographie. Daran lassen sich Veränderungen an Weichteilen wie Gelenkkapseln, Sehnenscheiden und Ganglien gut darstellen.
- Röntgenuntersuchungen geben darüber Auskunft, ob das Ganglion mit einer Arthrose oder einer rheumatoiden Arthritis vergesellschaftet ist.
- Manchmal ist auch eine Feinnadelaspiration erforderlich. Dabei punktiert der Arzt das Ganglion, zieht Flüssigkeit heraus und lässt diese im Labor auf entzündliche oder bösartige Prozesse untersuchen.
Wie wird ein Ganglion behandelt?
Prinzipiell können Ganglien sich von selbst zurückbilden. Macht eine solche Ausstülpung keine Beschwerden, kann man also einfach abwarten. Wenn das Ganglion jedoch kosmetisch stört, Schmerzen verursacht oder zu Funktionseinbußen führt, steht eine Behandlung an. Diese kann konservativ oder operativ erfolgen.
Bei der konservativen Therapie wird die Hand oder der Fuß mit einer Schiene oder einer Bandage ruhiggestellt. Zusätzlich trägt man meist entzündungshemmende und schmerzlindernde Salben auf. Auch Physiotherapie unterstützt das Abheilen, insbesondere, wenn das Ganglion gerade erst entstanden ist.
Etliche Patienten schwören beim Ganglion auch auf Hausmittel. Dazu gehören Umschläge mit Heilerde, warme Kompressen oder Arnika- und Beinwellsalben. Kühlen unterstützt das Abschwellen und ist in manchen Fällen ebenfalls hilfreich.
Bitte keine Bibeltherapie!
Früher legte man eine Münze auf die Schwellung und schlug mit der Bibel oder einem Hammer drauf. Dabei platzte das Ganglion und die Flüssigkeit entleerte sich. Das besserte die Beschwerden – allerdings nur vorübergehend. Weil bei dieser Behandlung die Hülle des Ganglions und seine Verbindung zu Sehnenscheide oder Gelenkkapsel bestehen bleiben, füllt sie sich meist wieder. Früher oder später entsteht das Ganglion erneut an gleicher Stelle.
Eine weitere Option ist die auch zur Diagnose verwendete Feinnadelaspiration. Dabei sticht der Arzt mit einer Hohlnadel in das Ganglion und saugt die Flüssigkeit ab. Danach injiziert er manchmal Kortison, um die Entzündung einzudämmen und ein erneutes Anschwellen zu verhindern. Das gelingt jedoch nicht sicher. Da wie bei der Bibeltherapie die Hülle bestehen bleibt, füllt sich diese in etwa der Hälfte der Fälle wieder und das Ganglion kommt zurück.
Operative Entfernung des Ganglions
Reichen die genannten Methoden nicht aus, steht eine Operation an. Gleiches gilt für Ganglien, die schon älter oder sehr groß sind oder auf Nerven drücken. Bei dem Eingriff entfernt der Handchirurg das Ganglion samt Hülle und Stiel. Das geschieht entweder in einer offenen Operation über einen Hautschnitt oder, bei günstiger Lage, im Rahmen einer Gelenkspiegelung.
Nach der Operation wird die Hand oder der Fuß zur besseren Heilung für einige Tage in einer Schiene ruhiggestellt. Das Gelenk sollte in den nächsten Wochen geschont werden. Wann leichtere oder anstrengende Arbeiten mit der Hand oder die Belastung des Fußes wieder möglich sind, entscheidet der Operateur je nach individuellem Fall.
Die Erfolgschancen sind bei der operativen Therapie größer als bei anderen Behandlungsmethoden. Trotzdem kommt es auch nach dem Herausoperieren der Aussackung in bis zu 30 % der Fälle erneut zu einem Ganglion – obwohl die Hülle mit entfernt wurde.
Häufige gestellte Fragen zum Thema Ganglion an PD Dr. Bastian Marquaß
Ist ein Ganglion gefährlich?
Das Ganglion oder Überbein ist ein gutartiger Weichteiltumor. Beschwerden macht es, wenn es auf Nachbarstrukturen drückt oder Bewegungen stört. Eine bösartige Entartung ist beim Ganglion nicht bekannt.
Welcher Arzt behandelt das Ganglion?
Oft stellen Hausärzte die Diagnose und überweisen den Betroffenen dann an einen Orthopäden. Vor allem bei komplexeren Ganglien und einer geplanten Operation sind auf Handchirurgie spezialisierte Orthopäden eine gute Wahl.
Muss ein Ganglion immer operiert werden?
Nein, manche Ganglien verschwinden von selbst, insbesondere, wenn dies durch eine konservative Therapie unterstützt wird. Operiert werden muss ein Ganglion nur, wenn es z. B. auf Nerven drückt oder andere starke Beschwerden verursacht.
Wie hoch ist das Risiko, dass ein Ganglion nach der Behandlung rezidiviert, d. h. erneut auftritt?
Wird das Ganglion nur punktiert und die Flüssigkeit abgesaugt, kommt es in etwa 50 % der Fälle zu einem Rezidiv. Nach einer Operation verringert sich dieses Risiko. Nach offener OP beträgt es 10 bis 30 %. Die arthroskopische Entfernung soll mit dem geringsten Rezidivrisiko behaftet sein.
Wie lange dauert es, bis ein unbehandeltes Ganglion spontan wieder verschwindet?
Die Dauer bis zur spontanen Rückbildung variiert stark. Manche Ganglien verschwinden nach einigen Wochen wieder, andere bleiben über Jahre hinweg bestehen. Konservative Maßnahmen können die Rückbildung unterstützen. Bei anhaltenden Beschwerden sollte eine operative Entfernung in Erwägung gezogen werden.
Was passiert, wenn man ein Ganglion nicht operiert?
Ganglien können sich spontan zurückbilden. Das tun sie insbesondere, wenn sie noch „frisch“ und klein sind und bei Kindern auftreten. Während man auf die Rückbildung wartet, kann das Ganglion beschwerdefrei bleiben. Es kann aber auch wachsen und die Beweglichkeit des Gelenks stören und zu Schmerzen führen. Drückt es auf Nerven, sind Missempfindungen, Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungen möglich.
Wo treten Ganglien am häufigsten auf?
Am häufigsten kommen Ganglien an der Hand vor, und zwar am Handrücken im Bereich des Handgelenks.
Was sind intraossäre Ganglien?
Intraossäre Ganglien sind gutartige, zystische Defekte, die sich im Inneren eines Knochens befinden. Dabei gelangt Gelenkflüssigkeit durch winzige Risse in der Gelenkoberfläche aus dem Gelenkspalt in den Knochen. Sie können zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen und müssen häufig operativ behandelt werden.
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