1. Bedeutung der Hygiene bei der Verwendung von Implantaten
  2. Erfolgreiche Infektionsvermeidung in der orthopädischen Gelenk-Klinik
  3. Hygiene durch Qualitätskontrolle und technische Investitionen
  4. Routine, Erfahrung und eine gute Ausbildung garantieren hygienische Standards
  5. Hygiene ist grundlegender Bestandteil der Operationstechnik
Einsatz einer Knieprothese Vor allem beim Einsatz von Gelenkprothesen nimmt die Hygiene einen hohen Stellenwert ein, um Protheseninfektionen zu vermeiden. © Rasi, Fotolia

Bei einer Protheseninfektion kommt es zu einer Besiedelung einer implantierten Prothese mit Bakterien. Sie zählt zu den schwersten Komplikationen in der Orthopädie und Unfallchirurgie und stellt eine besondere Herausforderung für den behandelnden Arzt dar. Ihr vorzubeugen gehört zu den wichtigsten Aufgaben im Rahmen einer orthopädischen Operation.

Protheseninfektionen entstehen über mehrere Wege. So können z. B. Krankheitserreger während der Operation eindringen. Manchmal gelangen die Keime auch aus anderen Infektionsherden im Körper (Herzklappen, Zahnfleisch) über die Blutbahn zum Implantat. In seltenen Fällen wandern Erreger aus infizierten benachbarten Strukturen ein.

Bedeutung der Hygiene bei der Verwendung von Implantaten

Bei vielen orthopädischen Operationen werden künstliche Implantate (Schrauben, Prothesen, etc.) in Knochen und Gelenke eingebracht. Da es schwierig ist, diese im Falle einer Infektion von Erregern zu befreien, nimmt bei solchen Operationen die Hygiene und Sterilität einen hohen Stellenwert ein.

Infektionen gefährden Menschen mit Prothesen- und Implantaten

Das menschliche Gewebe inkorporiert die modernen Materialien, die in der Orthopädie eingesetzt werden. Das bedeutet, dass das Implantat fest in die umgebenden Strukturen wie z. B. Knochen einwächst. Dennoch stellt das Material lebenslang Fremdmaterial dar. Sollte daher ein Patient mit einem orthopädischen Implantat an einer längeren bakteriellen Infektion leiden (z. B. Infektionen im Zahnbereich), können die Erreger über den Blutweg (hämatogen) bis an die Prothese gelangen und dort eine Infektion auslösen. Patienten mit orthopädischen Implantaten sollten daher im Falle einer bakteriellen Infektion sofort ihren behandelnden Hausarzt aufsuchen.

Erfolgreiche Infektionsvermeidung in der orthopädischen Gelenk-Klinik

Operateur beim Hände waschen vor der OP Hygienisches Arbeiten ist enorm wichtig für den Einsatz von Prothesen. © Roman, Adobe

Laut Literatur liegt die statistische Wahrscheinlichkeit für eine Infektion je nach Art und Ausmaß bei einer Operation in der Orthopädie und Unfallchirurgie bei 1–2 %, in der Gelenk-Klinik Gundelfingen bei zurzeit 0,5 %.

Die Gelenk-Klinik bietet Ihnen für Ihre orthopädische Operation den Standard eines zertifizierten Endoprothetikzentrums (EPZ) und Zentrums für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie (ZFS).

Das EPZ-Zertifikat wird ausschließlich an Kliniken vergeben, die umfangreiche Erfahrung im Gelenkersatz nachweisen, eine große Anzahl entsprechender Operationen durchführen und über speziell ausgebildete Chirurgen verfügen. Zudem müssen sie festgelegte Qualitätsstandards einhalten, ihre Behandlungsabläufe und Ergebnisse fortlaufend dokumentieren und regelmäßig von unabhängigen Stellen überprüfen lassen, um eine gleichbleibend hohe Patientensicherheit und Versorgungsqualität zu gewährleisten.

Eines der dabei genutzten Systeme ist das sogenannte KISS-Tool (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System). Dabei handelt es sich um ein Überwachungssystem, mit dem Infektionen in deutschen Krankenhäusern systematisch erfasst und analysiert werden. Die erhobenen Daten werden an das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Surveillance von nosokomialen Infektionen an der Charité in Berlin übermittelt und dort ausgewertet. Ziel ist, Infektionsrisiken zu erkennen, gezielte Maßnahmen dagegen zu entwickeln und die Qualität der Versorgung zu verbessern.

Auch das anonyme Berichts- und Lernsystem CIRS (Critical Incident Reporting System) hilft, die Infektionsgefahr zu verringern und damit die Patientensicherheit zu verbessern. Dabei können Mitarbeitende Fehler, kritische Ereignisse oder Fast-Fehler anonym über eine Online-Plattform melden. Die Daten werden analysiert, um Muster oder Schwachstellen zu erkennen. Nach anonymer Veröffentlichung von Ergebnissen und Empfehlungen können alle Einrichtungen daraus lernen und solche Fehler zukünftig vermeiden.

Hygiene durch Qualitätskontrolle und technische Investitionen

In der Gelenk-Klinik Gundelfingen achten wir bei jeder Operation auf höchste, standardisierte Sterilitätsbedingungen. Die Desinfektion der Operationsumgebung beginnt beim Patienten selbst. Kurz vor der Operation wird die Hautoberfläche des zu operierenden Gelenks zunächst durch eine Rasur von Körperhaaren befreit.

Unmittelbar vor der Operation werden die Hautoberfläche und die angrenzenden Körperanteile mit Desinfektionsmittel mehrfach nach standardisierten Verfahren eingerieben. Anschließend begrenzt man das Operationsfeld mit sterilen Abdeckungen und dichtet das eigentliche Operationsfeld mit bakterienreduzierender Folie ab. Die Umgebungsluft am Operationstisch wird mit einer „Laminar Airflow“-Technik abgesaugt und in einer keimreduzierenden Klimaanlage aufbereitet.

Routine, Erfahrung und eine gute Ausbildung garantieren hygienische Standards

steriles Helmsystem Das sterile Helmsystem vermeidet die Ausatmung der Operateure in die Atmosphäre des Operationssaals. © Gelenk-Klinik

Operateure und OP-Personal betreten den Operationssaal nur mit speziell gereinigter OP-Kleidung, Kopfbedeckung und Mundschutz. Sobald Gelenkprothesen implantiert werden, kommen zusätzlich Operationshelme zum Einsatz, die die Atemluft der Operateure direkt absaugen. Zusätzlich erhält der Patient vor der Operation einen prophylaktischen Schutz gegen Erreger durch eine verträgliche Infusion mit Antibiotika. Alle Personen, die direkten Kontakt mit der Operationswunde haben, waschen und desinfizieren Finger, Hände und Unterarme nach standardisierten Verfahren.

Hygiene ist grundlegender Bestandteil der Operationstechnik

Während der Operation wird die Wunde nach bestimmten Zeitabständen und Operationsschritten gesäubert und gespült. Die Operateure der Gelenk-Klinik achten auf höchste Sterilitätsbedingungen und schließen die Operation durch sorgfältige, eigenhändige Hautnähte ab. Die Operationsnarbe wird unter sterilen Bedingungen mit Wundpflastern abgedeckt, sodass sie auch nach der Operation möglichst keimfrei ist. Vor Entlassung des Patienten wird die Wundsituation nochmals abschließend evaluiert und postoperative Komplikationen ausgeschlossen. Nur bei absolut sauberen Wundverhältnissen darf der Patient die Klinik verlassen.

Literaturangaben
  • Hendrich, C., & Frommelt, L. (2004). Keim-orientierte Antibiotikatherapie bei Protheseninfektionen. Septische Knochen-und Gelenkchirurgie, 259–271. Springer, Berlin, Heidelberg.
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  • Renz, N., & Trampuz, A. (2015). Periprothetische Infektionen: aktueller Stand der Diagnostik und Therapie. Orthopädie & Rheuma, 18(6), 20–28.
  • Sendi, Zumstein, & Zimmerli. (2011). Protheseninfektionen-Eine Übersichtsarbeit für die Praxis. Praxis, 100(13), 787–792.
  • Trampuz, A. (2014). Aktuelle Leitlinien und internationales Konsensus-Treffen regeln Vorgehen bei Protheseninfektionen. Infect Dis, 56, e1–e25.