Was ist der Grund für die Schmerzen?
Schmerzen nach arthroskopischen Eingriffen können vielfältige Ursachen haben. Zunächst entsteht durch den Eingriff eine mehr oder minder ausgeprägte Blutung im Gelenk welche Verspannungen der Gelenkkapsel führt.
Da Flüssigkeiten anders als Gase nicht komprimierbar sind, wird das Flüssigkeitsvolumen zu einer Aufdehnung der Kapsel führen, welche insbesondere die Beugefähigkeit des Kniegelenkes nach der Operation einschränkt. Erst nach Resorption der intraartikulären Flüssigkeit stellt sich hier in der Regel eine verbesserte Beugefähigkeit und abnehmende Schmerzsymptomatik heraus. Nur in seltenen Fällen bringt die entlastende Punktion des Gelenkes eine dauerhafte Linderung. Meistens bauen sich die Ergüsse wieder bald auf und somit zeigt der entlastende Effekt der Punktion nur eine geringe, temporäre Wirkung.
Welche Risiken bestehen?
Da im Übrigen durch die Punktion ein - wenn auch geringes - Infektionsrisiko besteht, wird von uns die Punktion meistens vermieden. Nur, wenn die klinische und sonografische Kontrolluntersuchung eine starke intraartikuläre Ergussbildung zeigt, muss punktiert werden.Eine weitere, wenn auch zum Glück sehr seltene, Ursache für Schmerzen nach der Operation kann ein im Kniegelenk schleichender Infekt sein. Dieser zeichnet sich durch entsprechende Veränderungen der Laborparameter (Blutsenkung, C-reaktives Protein) zum Zweiten durch eine meist massive Berührungsempfindlichkeit des Gelenkes mit schmerzbedingter Belastungsinsuffizienz, sowie Bewegungseinschränkung an. Dazu kommen die typischen klinischen Zeichen Rubor (Rötung), Dolor (Schmerz), Calor (Überwärmung), welche sich jedoch nach unseren Erfahrungen erst später zeigen.
Die Ursache für chronische Beschwerden?
Fortbestehende Reizergüsse im Kniegelenk sowie Belastungsschmerzen nach arthroskopischen Eingriffen, sind meistens auf Knorpelschäden im Gelenk zurück zu führen, die oftmals vom Patienten bis zum Zeitpunkt der Operation nicht wahr genommen oder zu mindestens nicht richtig eingeschätzt wurden. In vielen Fällen wird zu lange mit der Operation gewartet, so dass erst operiert wird, wenn der Patient Beschwerden hat. Dann verbindet der Patient die Schmerzen mit dem operativen Eingriff, ohne sich dabei klar zu machen, dass diese Schmerzen auch ohne operativen Eingriff aufgetreten und sich meist sogar noch verstärkt hätten.
Über Monate bis zu 1½ Jahren nach der Operation andauernde Beschwerden sind auch oftmals Folge einer Narbenbildung im Bereich der Arthroskopiezugänge. Da beim Zugang nicht nur durch die Haut, sondern auch durch das unter der Haut gelegene Fettgewebe in das Kniegelenk eingedrungen wird, stehen hier verdickte und verhärtete Gewebsstrukturen, welche insbesondere bei Kniebeugung zu Schmerzen - meist lokalisiert unter der Kniescheibe - führen können. Da der Körper die hier lokalisierten Zellenstruktur im Laufe der Zeit umwandelt und somit 'weich' macht, verschwinden diese Symptome im Laufe der Zeit meist von selber. Der Umwandlungsprozess wird für den Patienten auch daran erkennbar, dass zum Einen die Überwärmung des Hautareales sich langsam zurück bildet und zum Zweiten die tastbare Verhärtung sich dem umliegenden weichen Gewebe anpasst.
Der Schmerz als Wechselwirkung
Der Patient hat zumeist das Bestreben, ihm unerklärliche Beschwerden in einen ursächlichen Zusammenhang zu stellen. So berichtet eine Frau, die beim Gynäkologen die Diagnose eines Mammakarzinoms gestellt bekommt, davon, dass dies unmöglich sei, da sie sich 2 Tage zuvor mit dem Besenstiel an der Brust angestoßen habe. Hierbei wird klar, dass die knotige Veränderung in der Brust bereits vorher bestanden haben muss, aber erst durch das Anstoßen mit dem Besenstiel der Patient sich dazu veranlasst sah, diese Stelle abzutasten. Selbstverständlich entstand die Geschwulst nicht durch das Trauma.
Ähnlich verhält es sich manchmal mit Schmerzen am Kniegelenk nach arthroskopischen Eingriffen, denn der Patient geht in der Regel erst dann zum Arzt, wenn das Beschwerdeniveau den Leidensdruck derart erhöht hat. Werden zuvor noch Medikamente eingenommen, so verzögert sich oftmals der Therapiebeginn mit der Folge, dass die Knorpelschäden noch deutlicher ausgeprägt sind. Bestehen dann im Anschluss an die Operation weiter Beschwerden, so wird gerne der operative Eingriff dafür verantwortlich gemacht. Die Eigenverantwortung, zu spät die richtigen Schritte eingeleitet zu haben, wird dann oftmals vom Patienten nicht übernommen.
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