- Welche Schmerzen behandelt der Orthopäde?
- Nicht jeder empfindet den Schmerz gleich
- Das Schmerzgedächtnis
- Wann sollte man mit Schmerzen zum Arzt?

Der Orthopäde ist der richtige Ansprechpartner für Schmerzen, die dem Bewegungsapparat zugeordnet werden. Dazu gehören das Skelett mit seinen Knochen und Gelenken, die Muskeln, die Sehnen und die Bänder. Oft zeigen die empfundenen Schmerzen recht gut an, in welcher Region sie entstanden sind und geben damit Hinweise auf ihre Ursache.
Welche Schmerzen behandelt der Orthopäde?
Nicht nur mit Schmerzen zum Orthopäden
Bei einigen orthopädischen Erkrankungen kann es zu einem gefährlichen Druck auf Nerven oder Nervenwurzeln kommen. Alarmzeichen dafür sind
- Taubheitsgefühle
- Missempfindung (Kribbeln, Ameisenlaufen)
- Lähmungserscheinungen
- plötzlich auftretende Probleme beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang.
Typische vom Orthopäden behandelte Krankheitsbilder sind beispielsweise Rückenschmerzen oder Knieschmerzen. Die Ursache findet der Orthopäde dann häufig genau an der schmerzenden Stelle, z. B. eine Spinalkanalstenose oder eine Kniegelenksarthrose.
Manchmal strahlen die orthopädischen Probleme jedoch zusätzlich in andere Regionen des Bewegungsapparates aus. Insbesondere Wirbelsäulenschmerzen wirken sich oft entsprechend der Lokalisation der betroffenen Nervenfasern auf weit entfernt liegende Körperareale aus – beispielsweise auf den Fußaußenrand, das Großzehengrundgelenk oder die Fußsohle. Veränderungen an der Halswirbelsäule können bis in die Fingerspitzen oder das Handgelenk ausstrahlen.
Ein häufiger Fall ist die Einengung des Spinalkanals im Rücken, die durch Druck auf das Rückenmark zu Schmerzen am Fuß führt – wenn der entsprechende Nerv dabei geschädigt wird. Gut bekannt für ein solches Ausstrahlen ist der Ischiasschmerz, der durch einen Bandscheibenvorfall im unteren Bereich der Wirbelsäule entsteht. Ein weiteres Beispiel sind Hüftgelenkserkrankungen, die in Richtung Oberschenkel oder Knie ausstrahlen können.

Schwindel und Kopfschmerzen durch orthopädische Probleme
Manchmal können orthopädische Probleme aber auch Schmerzen außerhalb des Bewegungsapparates auslösen. Dann kann es recht schwierig werden, den wahren Grund dahinter zu entdecken. Oftmals suchen die Betroffenen verschiedene Fachärzte auf, bis endlich der Orthopäde die richtige Diagnose stellt. Beispiele dafür sind:
Kopfschmerzen, Schwindel, Seh- oder Hörstörungen können aufgrund von Blockierungen der oberen Kopfgelenke bei Arthrose oder Fehlstellungen entstehen. Der ursächliche Mechanismus ist unklar. Bisher nahm man an, dass eine blockadebedingte Minderdurchblutung von Gefäßen der Schädelbasis oder des Gleichgewichtorgans dahintersteckt. Inzwischen wird vermutet, dass eher Nerven oder Muskeln daran beteiligt sind.
Einseitige Brustschmerzen werden zu Recht vor allem kardiologischen Ursachen (Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit) zugeordnet. Doch manchmal steckt hinter der vermeintlichen Herzinfarkt-Symptomatik zum Glück des Patienten nur eine Blockierung der Rippenwirbelgelenke.
Wenn die Leber die Schulter zwickt
Auch das Gegenteil ist der Fall, d.h., organische Erkrankungen können wie orthopädische Probleme einherkommen. Typisch ist das für unentdeckte Magengeschwüre, die Schmerzen am Übergang von Brust- zur Lendenwirbelsäule auslösen oder Lebererkrankungen, bei denen aufgrund spezieller Nervenverbindungen die rechte Schulter schmerzt.
Nicht jeder empfindet den Schmerz gleich
Die Einschätzung der Schmerzen wird auch dadurch erschwert, dass Schmerzempfindung etwas sehr Persönliches ist. Jeder Mensch hat eine ganz eigene Schmerzwahrnehmung und empfindet die Intensität von Schmerz unterschiedlich stark. Was für den einen ein leichtes Ziehen ist, lässt den anderen „durch die Decke gehen“. Zahlreiche Studien belegen die große Bandbreite der individuellen Schmerzempfindlichkeit.
Bei relativ schmerzresistenten Menschen besteht jedoch die Gefahr, dass Probleme zu spät erkannt und behandelt werden. Gerade bei Knorpelschäden oder Meniskusrissen, die wenig oder keine Schmerzen auslösen, empfiehlt es sich, vor allem auf sogenannte Sekundärsymptome zu achten. Dies können Bewegungseinschränkungen, Ergüsse und Einklemmungen sein, die wiederum Folgeschäden begünstigen.
Das Schmerzgedächtnis
Durch das sogenannte Schmerzgedächtnis des Körpers kann sich die individuelle Schmerzempfindung im Laufe des Lebens verändern. Vor allem bei chronischen Schmerzen bilden sich auf Rückenmarksebene neuronale Verknüpfungen, die selbst dann bestehen bleiben, wenn die Ursache des Schmerzes behoben und der auslösende Schmerzimpuls beseitigt ist.
Je mehr solcher Verknüpfungen angelegt wurden, desto reizempfindlicher reagiert der Organismus bei künftigen Schmerzen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu therapieren, damit sich die Schmerzspirale nicht immer weiter nach oben schraubt.
Durch unsere langjährige schmerztherapeutische Erfahrung stehen uns viele Möglichkeiten der Behandlung offen. Zum einen muss der Schmerz gestoppt und das Schmerzgedächtnis gelöscht werden. Dies kann medikamentös oder mit anderen, häufig naturheilkundlichen Methoden erfolgen. Zum anderen gilt es, die Ursache zu finden und zuverlässig zu beheben. Hierbei kommen die gesamte moderne Diagnostik und das volle Spektrum der konservativen und operativen Orthopädie sowie unsere langjährige Erfahrung zum Tragen.
Wann sollte man mit Schmerzen zum Arzt?
Sicherlich sollte man nicht hinter jedem Schmerz gleich eine schlimme Krankheit vermuten. Aber man darf die Warnsignale des Körpers auch nicht absichtlich übersehen. Es lohnt sich in jedem Fall, bei andauernden Schmerzen den Rat von einem Facharzt – auch aus verschiedenen Fachgebieten – einzuholen.
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