1. Die Disc-FX-Operation der Bandscheibe
  2. Kontraindikationen: Wann ist das Disc-FX Verfahren nicht anwendbar?
  3. Besonderheiten des Disc-FX-Verfahrens
  4. Vorteile der endoskopischen Bandscheiben-OP
  5. Was bewirkt die Disc-FX-Operation der Bandscheibe?
  6. Wann ist Disc-FX bei Bandscheibenprotrusion eingeschränkt wirksam?
  7. Heilungsverlauf nach der endoskopischen Disc-FX-Operation bei Bandscheibenvorwölbung
Bandscheibenvorfall im Ledenwirbelbereich Die Bandscheibenprotrusion (Vorwölbung der Bandscheibe) tritt häufig im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Werden die dort austretenden Nervenwurzeln komprimiert, kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen in den Beinen. © Henrie, Fotolia

Eine Bandscheibenvorwölbung oder ein Bandscheibenvorfall kann auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln an der Wirbelsäule drücken. Starke Rückenschmerzen sind die Folge. Nach Ausschöpfung aller konservativen Methoden zur Behandlung (Physiotherapie und Schmerztherapie) bietet die Nukleoplastie (Entfernung von Bandscheibengewebe) mittels Disc-FX-Verfahren eine minimalinvasive Behandlung dieser diskogenen, also von der Bandscheibe ausgehenden, Rückenschmerzen.

Terminologie und Begriffe

  • Disc-FX-Verfahren: Kombinationsverfahren aus einer mechanischen Entfernung von Bandscheibengewebe mit Mikrozangen und einer elektrothermischen Therapie mit lokaler Hitzeentwicklung (Verdampfung).
  • Bandscheibenprotrusion: Bandscheibenvorwölbung, die zu Druck auf die Nervenwurzeln oder das Rückenmark führen kann.
  • Diskogener Rückenschmerz: Rückenschmerzen durch Druck von Bandscheibenmaterial auf Nervenwurzeln oder Rückenmark.
  • Endoskopische Bandscheibenoperation: Schnitt- und nahtfreie Operation der Bandscheibe durch eine Kanüle (Hohlnadel) unter endoskopischer Sicht auf das Operationsgebiet.
  • Perkutane Nukleotomie: Minimalinvasive (endoskopische) Therapie zur mechanischen Entfernung von Material aus einer Bandscheibe bei Bandscheibenvorwölbung.
Aus einer Bandscheibenprotrusion kann sich ein Bandscheibenvorfall entwickeln. Gibt die zähe Bandscheibenhülle (Anulus fibrosus) unter dem Druck des Gallertkernes nach, wölbt sich die Bandscheibe vor. Eine Bandscheibenprotrusion entsteht, aus der sich im weiteren Verlauf ein Bandscheibenprolaps (Bandscheibenvorfall) entwickeln kann. © bilderzwerg, Fotolia

Die Disc-FX-Operation der Bandscheibe

Das Disc-FX-Verfahren ist eine perkutane endoskopische Nukleoplastie (Entfernung von Bandscheibengewebe). Das bedeutet, dass ohne chirurgischen Schnitt, sondern über eine Operationskanüle durch die Haut operiert wird.

Die Operation erfolgt in der Regel in Seitenlage des Patienten. Der Eingriff wird meist unter Lokalanästhesie durchgeführt. Während der OP ist ein Narkosearzt anwesend.

Über eine kleine Kamera in der Operationskanüle kann der Arzt das Operationsgebiet einsehen.

Eine Röntgenkontrolle sichert die Lage der Nadel. Nach Lagekontrolle erfolgt die Schrumpfung des Bandscheibenkerns und anschließend die Thermokoagulation des Faserringes.

Aufgrund der lokal eng begrenzten Hitzeentwicklung durch das thermische Verfahren tritt als gewünschter Nebeneffekt eine Beseitigung der Schmerzfasern des Faserringes auf. Auch Schmerzen, die durch die erkrankte Bandscheibe entstehen (diskogene Schmerzen), werden so ausgeschaltet.

Prinzipiell lässt sich die endoskopische Bandscheiben-Operation flexibel ohne weitere operative Zugänge um einen weiteren Therapieschritt erweitern: Über den gleichen Zugangsweg können, falls erforderlich, die entsprechenden Instrumente eingeführt werden. Der Rückenspezialist kann die Nervenwurzel durch das Endoskop direkt beurteilen.

Nach der Operation erfolgt der Verschluss durch Pflaster (ohne Naht). Das endoskopische Disc-FX-Verfahren minimiert somit die Narbenbildung in der Nähe der Wirbelsäule. Dies ist einer der Hauptvorteile der endoskopischen Operationsverfahren. Die Narben nach offenen Operationen an der Wirbelsäule können in diesem stark innervierten (durch Nerven versorgten) Gebiet zu langfristigen Irritationen und zu Störungen der Nervenfunktion führen. Die endoskopische Wirbelsäulenoperation kann also im Vergleich zur offenen mikrochirurgischen Operation der Wirbelsäule als schonend bezeichnet werden.

minimalinvasive, endoskopische Bandscheibenoperation Endoskopische Bandscheibenoperation: Der Zugang zum Operationsgebiet erfolgt über eine Hohlnadel durch die Haut.

Reduktion des Bandscheiben-Faserrings durch Disc-FX

Durch die flexible Sonde des Disc-FX-Systems ist es möglich, neben der Schrumpfung des Gallertkerns der Bandscheibe auch gezielt den Faserring zu behandeln.

Das thermische Verfahren (Thermokoagulation) verdickt den Faserring an seiner krankhaften Vorwölbung und lässt ihn schrumpfen. Auf diese Weise wird die Nervenwurzel entlastet (dekomprimiert). Das Verfahren reduziert also diskogene Rückenschmerzen und ausstrahlende Schmerzen in die Beine. Es kann zudem Schmerzfasern, die in die Bandscheibenwände eingewandert sind, reduzieren und so für Schmerzfreiheit sorgen.

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Kontraindikationen: Wann ist das Disc-FX Verfahren nicht anwendbar?

In jedem Fall muss Ihr Rückenspezialist vor der Durchführung des Disc-FX-Verfahrens alle Begleitumstände Ihrer Rückenschmerzen genau mit klinischen und bildgebenden Verfahren untersuchen.

Besonderheiten des Disc-FX-Verfahrens

Als minimalinvasive Wirbelsäulenoperation bietet Disc-FX eine schonende Methode zur Behandlung von Bandscheibenvorwölbungen. Über einen endoskopischen Arbeitszugang durch eine Hohlnadel mit einem Durchmesser von nur 2 mm kann der Arzt das Bandscheibengewebe innerhalb und außerhalb des Spinalkanals (Wirbelkanals) entfernen. Auch eine Veränderung des Bandscheibenfaserringes (Anulus fibrosus) ist möglich.

Das Disc-FX-Verfahren kombiniert 2 minimalinvasiv durchführbare Eingriffe an Bandscheibe und Wirbelsäule:

  1. thermisches Verfahren: Volumenminderung durch Verdampfung von Bandscheibengewebe (Ablation)
  2. mechanisches Verfahren: Entfernung von vorgewölbtem oder vorgefallenen Bandscheibengewebe durch chirurgische Mikrozangen (Nukleotomie)

Vorteile der endoskopischen Bandscheiben-OP:

  • keine Narbenbildung im Weichteilbereich
  • schnelle Wundheilung
  • keine chirurgische Naht, kein Fäden ziehen
  • flexibel einsetzbar für Bandscheibenvorwölbung, Bandscheibenvorfälle und Denervierung
  • keine oder geringe Operationsschmerzen nach dem Eingriff
  • keine stationäre Rehabilitation erforderlich
  • Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) möglich
  • mehrere Behandlungen in einer Sitzung möglich

Was bewirkt die Disc-FX-Operation der Bandscheibe?

  • Kleine Anteile des gallertartigen Bandscheibenkerns (Nucleus pulposus) werden durch hochfrequenten Strom verdampft.
  • Die vorgewölbte Bandscheibe schrumpft und stellt Ihre normale Form wieder her.
  • Der vorgewölbte Faserring der erkrankten Bandscheibe kann sich durch die Volumen- und Druckminderung zurückziehen.
  • Der Druck auf die Nervenwurzel durch die Bandscheibe nimmt ab.
  • Rückenschmerzen und ausstrahlende Beinschmerzen (Ischias-Schmerzen) gehen nach dem Eingriff zurück.

Wann ist Disc-FX bei Bandscheibenprotrusion eingeschränkt wirksam?

Alternativen zu Disc-FX:

  • Minimalinvasive Entfernung von Bandscheibengewebe (Nukleotomie)
  • Thermisches Verfahren durch Thermokoagulation nach Ray

Die Volumenreduktion der Bandscheibe ist bei manchen Patienten nicht ausreichend, um diskogene Rückenschmerzen zu lindern. Ähnlich wie ein überdehntes Gummiband ist der feste Faserring (Anulus fibrosus) der Bandscheibe nicht mehr in der Lage, sich nach Druckminderung in seine ursprüngliche Position zurückzuziehen. Dann können im ungünstigen Fall Restbeschwerden mit weiterhin ausstrahlenden Rückenschmerzen und Beinschmerzen verbleiben. Hier kommt ein erweitertes Therapieprinzip des Disc-FX-Verfahrens zum Tragen: die Straffung des Faserrings durch Thermokoagulation (Verdickung durch Wärme).

Heilungsverlauf nach der endoskopischen Disc-FX-Operation bei Bandscheibenvorwölbung

Studie zu Disc-FX-Bandscheibenoperationen

In einer Studie der Uniklinik München erfolgte die Verbesserung der Rückenschmerzen innerhalb von 2 Tagen nach der Disc-FX-Prozedur. Bei 82 % aller mit Disc-FX-behandelten Patienten verbesserten sich auch nach 2 Jahren die diskogenen Schmerzen.

Zusammenfassung der Studie

Die Erfolgschancen bei Disc-FX sind mit über 80 % zufriedener Patienten sehr gut. Jedoch kann auch dieses Verfahren nur bei strenger und differenzierter Indikationsstellung zum Erfolg führen.

In der Regel verschwinden die diskogenen Rückenschmerzen innerhalb der ersten 2 Wochen nach dem Disc-FX-Eingriff.

Auch ist die Nachbehandlung in Form einer intensiven Rehabilitation zwingend erforderlich, um das erreichte Ergebnis zu halten und muskuläre Fehlfunktionen bzw. Schwächen des Rückens zu beseitigen. Dazu ist es wichtig, eine rückenschonende Lebensweise zu erlernen.

Grundsätzlich gibt es keine Operation ohne Risiko: Allerdings lassen sich die operationsspezifischen Risiken, zum Beispiel die einer Nervenverletzung, auf ein Minimum reduzieren, da der Patient beim Eingriff nur eine Dämmerschlafnarkose erhält.

Dadurch ist die Möglichkeit der Kommunikation zwischen Arzt und Patient an entscheidenden Stellen der Operation möglich.

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