Frau mit Infekt und Rheuma Ein harmloser Atemwegsinfekt kann Rheuma anstoßen. © drubig-photo, Adobe

Experten gehen davon aus, dass es nicht eine einzelne Ursache für Rheuma gibt, sondern viele Faktoren daran beteiligt sind. Ob Gelenke, Muskeln, Haut oder innere Organe: Bei entzündlichem Rheuma zerstören chronische Prozesse das Gewebe. Heute nimmt man an, dass durch einen unbekannten Auslöser zunächst eine Entzündung des Gewebes angestoßen wird. Im Fall der rheumatoiden Arthritis kann dies ein z. B. ein Atemwegsinfekt sein.

Hinzu kommen weitere Faktoren wie Umwelteinflüsse, Rauchen oder die genetische Veranlagung. Auch Alter und Geschlecht spielen eine Rolle.

Inhalt: Ursachen: Wie entsteht Rheuma?

Entstehungsmechanismus von Rheuma

Eine harmlose Entzündung wie beispielsweise ein Atemwegsinfekt kann Auslöser einer Rheumaerkrankung sein. Es kommt fälschlicherweise zu einer Autoimmunreaktion, durch die sich neue entzündliche Reaktionen gegen körpereigenes Gewebe richten. Die Autoimmunreaktion wird chronisch und greift dabei nicht nur das fremde Gewebe des Erregers an, sondern auch andere Körperstrukturen. Deshalb sind viele rheumatische Erkrankungen nicht auf die Gelenke beschränkt, sondern betreffen auch Lunge, Niere oder Haut.

Warum ein Infekt bei manchen Menschen eine solche Immunreaktion auslöst, ist noch nicht geklärt. Weil einige der Erkrankungen familiär gehäuft auftreten, ist eine genetische Komponente wahrscheinlich. Dazu passt auch, dass bei Patienten mit bestimmten Krankheiten vermehrt gewisse genetische Merkmale wie das Protein HLA-B27 auf der Oberfläche von Körperzellen auftreten. Neben der Veranlagung spielen auch Umweltfaktoren eine große Rolle.

Andere Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie beispielsweise Arthrose entstehen durch Verschleißprozesse. Bei Gicht, Hämochromatose oder Kristallarthropathien stoßen Ablagerungen von Uraten, Eisen und Kristallen die jeweiligen Veränderungen an.

Welche Risikofaktoren gibt es für Rheuma?

Risikofaktoren:

  • genetische Veranlagung
  • Alter zwischen 40 und 60
  • weibliches Geschlecht
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • einseitige Ernährung
  • Umweltgifte wie z. B. Stickstoffdioxid
  • Infektionen
  • Diabetes mellitus

Mehrere Faktoren begünstigen rheumatische Erkrankungen. Einige davon sind nicht beeinflussbar, wie beispielsweise Geschlecht und Alter. Auch die genetische Veranlagung können Sie nicht beeinflussen.

Einen bedeutenden Risikofaktor haben Sie jedoch selbst in der Hand: das Rauchen. Raucher haben ein um 40 % erhöhtes Risiko, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken. Außerdem verstärkt Rauchen die Beschwerden einer rheumatoiden Arthritis. Ähnlich negativ wirkt sich der Nikotinkonsum auf andere rheumatische Erkrankungen aus. Nachgewiesen wurde das beim Morbus Bechterew, beim systemischen Lupus erythematodes und bei der Psoriasisarthritis.

Auch Übergewicht gehört zu den beeinflussbaren Risikofaktoren. So erhöht Übergewicht das Risiko, an rheumatoider Arthritis zu erkranken. Bei fettleibigen Menschen verläuft eine rheumatoide Arthritis zudem schwerer. Außerdem zeigen einige der sonst hochwirksamen Antirheumatika bei übergewichtigen Menschen weniger Wirkung. Vermutlich liegt das an pro-entzündlichen Botenstoffen, die in den zusätzlichen Fettzellen vermehrt gebildet werden und die im Körper schwelende Dauerentzündung weiter fördern.

Neben den Risikofaktoren gibt es bei einigen rheumatischen Erkrankungen auch regelrechte Auslöser. So führen beispielsweise UV-Licht und Stress beim systemischen Lupus erythematodes oft zu Schüben, bei der Dermatomyositis können Virusinfektionen oder bestimmte Medikamente die Erkrankung anstoßen.

Ist Rheuma erblich?

Genetische Beteiligung bei Rheuma Bei den meisten rheumatischen Erkrankungen nehmen Experten eine Beteiligung der Gene an. © Billion Photos.com, stock.adobe.com

Gene spielen bei rheumatischen Erkrankungen eine große Rolle. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nicht eine einzelne Genveränderung die Krankheit auslöst, wie es z. B. bei der Rot-Grün-Blindheit ist. Experten gehen davon aus, dass ein Zusammenspiel mehrerer Gene die Veranlagung für rheumatische Prozesse bedingt.

Ist ein Elternteil von Rheuma betroffen, erkrankt der Nachwuchs nicht automatisch auch daran. Häufig sind bestimmte Rheuma-Genvarianten bei mehreren rheumatischen Erkrankungen zu finden. Das bedeutet, dass diese Varianten nicht das Risiko für eine spezielle Erkrankung, sondern allgemein für eine Autoimmunkrankheit erhöhen. Ob jemand Rheuma entwickelt, hängt zudem noch von Risikofaktoren wie seinem Lebensstil und Umweltfaktoren ab.

Im Allgemeinen gehen Experten heute davon aus, dass das Risiko für Kinder, von denen ein Elternteil an rheumatoider Arthritis leidet, um den Faktor 3 erhöht ist. Hat ein Elternteil Morbus Bechterew, beträgt das Risiko für die Kinder etwa 12–25 %, für den systemischen Lupus erythematodes liegt es bei etwa 8 %.