
Ob Gelenke, Muskeln, die Haut oder innere Organe betroffen sind: Bei entzündlichem Rheuma zerstören chronische Prozesse die Gewebe. Heute geht man davon aus, dass durch einen unbekannten Auslöser zunächst eine „normale“ Entzündung des Gewebes angestoßen wird. Im Fall der rheumatoiden Arthritis kann dies ein z. B. ein Atemwegsinfekt sein.
Diese Entzündung führt fälschlicherweise zu einer Autoimmunreaktion, durch die sich neue entzündliche Reaktionen gegen das eigene Gewebe richten. Die Autoimmunreaktion wird chronisch und greift dabei nicht nur das erste Zielgewebe an, sondern auch andere Körperstrukturen. Das ist der Grund, warum viele rheumatische Erkrankungen nicht auf die Gelenke beschränkt bleiben und auch Lunge, Niere oder Haut befallen.
Warum ein Infekt bei manchen Menschen eine solche Immunreaktion auslöst, ist noch nicht geklärt. Experten gehen davon aus, dass es nicht eine einzelne Ursache gibt, sondern viele Faktoren daran beteiligt sind. Weil einige der Erkrankungen familiär gehäuft auftreten, ist eine genetische Komponente wahrscheinlich. Dazu passt auch, dass bei Patienten mit bestimmten Krankheiten vermehrt gewisse genetische Merkmale wie das Protein HLA-B27 auf der Oberfläche von Körperzellen auftreten. Neben der Veranlagung spielen auch Umweltfaktoren eine große Rolle.
Die anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie beispielsweise Arthrose entstehen durch Verschleißprozesse. Bei Gicht, Hämochromatose oder Kristallarthropathien stoßen Ablagerungen von Uraten, Eisen und Kristallen die jeweiligen Veränderungen an.
Inhalt: Ursachen: Wie entsteht Rheuma?
Welche Risikofaktoren gibt es für Rheuma?
Rheumatische Erkrankungen werden von mehreren Faktoren begünstigt. Einige davon kann man nicht beeinflussen, wie beispielsweise Geschlecht und Alter. Ebenfalls unbeeinflussbar ist die genetische Veranlagung.
Einen bedeutenden Risikofaktor hat man jedoch selbst in der Hand: Das Rauchen. Raucher haben ein um 40 % erhöhtes Risiko, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken. Außerdem verstärkt Rauchen die Beschwerden bei der rheumatoiden Arthritis. Ähnlich negativ wirkt sich der Nikotinkonsum auf andere rheumatische Erkrankungen aus. Nachgewiesen wurde das beim Morbus Bechterew, beim systemischen Lupus erythematodes und bei der Psoriasisarthritis.
Auch Übergewicht gehört zu den beeinflussbaren Risikofaktoren. So erhöht Übergewicht das Risiko, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken. Bei fettleibigen Menschen verläuft eine rheumatoide Arthritis zudem schwerer, außerdem zeigen einige der sonst hochwirksamen Antirheumatika bei ihnen weniger Wirkung. Vermutlich liegt das an pro-entzündlichen Botenstoffen, die in den zusätzlichen Fettzellen vermehrt gebildet werden und die im Körper schwelende Dauerentzündung weiter fördern.
Neben den Risikofaktoren gibt es bei einigen rheumatischen Erkrankungen auch regelrechte Auslöser. So führen beispielsweise UV-Licht und Stress beim systemischen Lupus erythematodes oft zu Schüben, bei der Dermatomyositis können Virusinfektionen oder bestimmte Medikamente die Erkrankung anstoßen.
Ist Rheuma erblich?
Gene spielen bei rheumatischen Erkrankungen eine große Rolle. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nicht eine einzelne Genveränderung die Krankheit auslöst, wie es z. B. bei der Rot-Grün-Blindheit ist. Experten gehen davon aus, dass ein Zusammenspiel mehrerer Gene die Veranlagung für rheumatische Prozesse bedingt.
Ist ein Elternteil von Rheuma betroffen, erkrankt der Nachwuchs nicht automatisch auch daran. Häufig sind bestimmte Rheuma-Genvarianten auch bei mehreren rheumatischen Erkrankungen zu finden. Das bedeutet, dass diese Varianten nicht das Risiko für eine spezielle Erkrankungen, sondern allgemein für eine Autoimmunkrankheit erhöhen. Ob jemand Rheuma entwickelt, hängt zudem noch von Risikofaktoren wie seinem Lebensstil und Umweltfaktoren ab.
Im Allgemeinen gehen Experten heute davon aus, dass das Risiko für Kinder, von denen ein Elternteil an rheumatoider Arthritis leidet, um den Faktor 3 erhöht ist. Hat ein Elternteil Morbus Bechterew, beträgt das Risiko für die Kinder etwa 12-25 %, für den systemischen Lupus erythematodes liegt es bei etwa 8 %.