1. Die Behandlung einer Bandscheibenprotrusion mittels Nukleotomie
  2. Wann muss die Bandscheibe nach einem Bandscheibenvorfall operiert werden?
  3. Was bedeutet Nukleoplastie?
  4. Wie ist der Ablauf einer Nukleoplastie?
  5. Wie sind die Erfolgschancen und welche Risiken gibt es?

Die Nukleoplastie ist ein operatives Verfahren zur Behandlung einer Bandscheibenvorwölbung (Bandscheibenprotrusion), das zu den interventionellen Schmerztherapien gezählt wird. Bei diesem inkompletten Bandscheibenvorfall wurde der Faserknorpelring (Anulus fibrosus), der den Bandscheibenkern schützend umgibt, noch nicht vom Gallertkern durchbrochen. Der Schmerz im Rücken entsteht durch die Vorwölbung der Bandscheiben aufgrund von degenerativen Prozessen. Diese vorgewölbten Bandscheiben können den Wirbelkanal verengen und auf die Rückenmarksnerven (Spinalnerven) drücken. Das Prinzip der Nukleotomie ist die Verringerung des Bandscheibengewebes, das die Nervenkompression auslöst, in einem minimalinvasiven Eingriff durch einen spezialisierten Facharzt für Wirbelsäulenchirurgie und Neurochirurgie.

Die Behandlung einer Bandscheibenprotrusion mittels Nukleotomie

Nukleoplastie Die Nukleoplastie ist ein minimalinvasives Verfahren zur Operation eines Bandscheibenvorfalls. Der Eingriff entlastet den eingeklemmten Nerv. © Viewmedica

Die Degeneration (altersbedingter Verschleiß) der Bandscheibe führt zu Vorwölbungen ihrer bindegewebigen Wand (Anulus fibrosus) in den Nervenkanal hinein. Eine fortgeschrittene Degeneration oder Überlastung der Bandscheibe kann diesen Ring aus Faserknorpel auch sprengen. Ein Teil des gallertartigen Kerns der Bandscheibe tritt beim Bandscheibenvorfall in den Nervenkanal oder in den Bereich der Nervenwurzeln der Wirbelsäule aus. Diese hervorgetretene Masse erzeugt entweder einen mechanischen Druck oder sie verändert das chemische Milieu in der Umgebung der Nerven derart, dass starke Rückenschmerzen und deutliche Funktionseinschränkungen der Wirbelsäule auftreten. Die Schmerzen können weit in andere Körperteile hinein ausstrahlen und dort von Lähmungen, Gefühlsstörungen und Kribbeln begleitet sein.

Wann muss die Bandscheibe nach einem Bandscheibenvorfall operiert werden?

In fast allen Fällen bildet sich das ausgetretene Bandscheibengewebe wieder von alleine zurück. Es wird vom Körper innerhalb weniger Monate resorbiert. Eine konservative Therapie mit Medikamenten und Physiotherapie ist in vielen Fällen völlig hinreichend. Manchmal sind die Auswirkungen auf das Nervensystem oder die dadurch ausgelösten Schmerzen aber so stark, dass der Bandscheibenvorfall operativ behandelt werden muss.

Als Standardbehandlung wird meist eine offene Bandscheibenoperation durchgeführt. Durch die zunehmende Entwicklung endoskopischer (minimalinvasiver) Methoden der Bandscheibenchirurgie ist es aber auch möglich, in bestimmten Fällen den Bandscheibenvorfall ohne offene Operation zu behandeln. Diese OP erfolgt durch eine Kanüle – eine Art Injektionsnadel – ohne Schnitt und Naht. Die Heilungszeit des Patienten im Vergleich zur offenen Bandscheiben-OP ist dadurch deutlich beschleunigt und die Komplikationsrate geringer.

Was bedeutet Nukleoplastie?

Die Nukleoplastie ist ein minimalinvasives Verfahren zur Therapie bandscheibenbedingter Rückenschmerzen und Beinschmerzen.

Behandelt werden kleinere Bandscheibenvorfälle oder Bandscheibenvorwölbungen, die den festen Faserring (Anulus fibrosus) der Bandscheibe nicht durchbrochen haben. Solche Bandscheibenprotrusionen therapiert der Rückenspezialist mittels Nukleoplastie, da sie einem offenen chirurgischen Verfahren mit operativer Entfernung des Bandscheibenmaterials nicht zugänglich sind.

Das Prinzip der Nukleoplastie beruht auf einer minimalen Schrumpfung des gallertartigen Bandscheibenkerns (Nucleus pulposus). Durch den eintretenden Schrumpfungseffekt zieht sich die nach hinten zum Rückenmark vorgewölbte Bandscheibe zurück. Dies entlastet den eingeengten Nerv und die Beinschmerzen und Rückenschmerzen klingen ab.

Wie ist der Ablauf einer Nukleoplastie?

Durchführung des Eingriffs

  1. Einführung der Leithülse in das betroffene Bandscheibenfach
  2. Vorschieben der Hochfrequenzsonde
  3. Entfernung von überschüssigem Bandscheibenmaterial durch kegelförmige Bewegung der Sonde unter Stromapplikation

Unter stetiger Röntgenkontrolle oder unter computertomografischer Durchleuchtung führt der Arzt eine wenige Millimeter starke Kanüle in das Bandscheibenfach ein. An der Spitze der Sonde ist die Applikation von hochfrequentem Strom möglich.

Über den sogenannten Coblationseffekt (Auflösung von Gewebe auf Molekülebene) wird nun schonend unter geringer Temperaturentwicklung Bandscheibengewebe aus der Bandscheibe verdampft und gleichzeitig abgesaugt.

Die Sonde ist am Ende leicht gebogen, sodass unter Drehung und mehrfachem Vor- und Zurückschieben zahlreiche Kanäle in der Bandscheibe entstehen.

Hierdurch entsteht ein Vakuumeffekt, der nach außen getretenes Bandscheibenmaterial in den Bandscheibeninnenraum zurückzieht. Die Bandscheibe verhält sich wie ein vollständig aufgeblasenen Luftballon, aus dem etwas Luft abgelassen wird. Die Funktion des Ballons bleibt erhalten, das Gesamtvolumen verringert sich nur etwas. Auf diese Weise verschwinden die mit hohen Drücken belasteten Vorwölbungen. Übertragen auf die Bandscheibe kommt es also zum Rückzug des vorgewölbten Bandscheibenkerns (Nucleus pulposus) und infolge auch zum Rückzug des Faserringes.

Der Druck auf die betroffene Nervenwurzel lässt nach, Rückenschmerzen und Beinschmerzen klingen ab.

Wie sind die Erfolgschancen und welche Risiken gibt es?

intensive physiotherapeutische Nachbehandlung Eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung führt auf lange Sicht zu deutlich besseren postoperativen Ergebnissen. © kritchanut, Fotolia

Die Erfolgschancen dieser Behandlung sind mit über 80 % zufriedener Patienten sehr gut. Jedoch kann auch dieses Verfahren nur bei strenger und differenzierter Indikationsstellung zum Erfolg führen. Die Nachbehandlung in Form einer intensiven Rehabilitation beim Physiotherapeuten ist zwingend erforderlich, um das erreichte Ergebnis zu halten, muskuläre Dysbalancen zu beseitigen und eine rückenschonende Lebensweise zu erlernen.

Grundsätzlich gibt es keine Operation ohne Risiko. Allerdings lassen sich die operationsspezifischen Risiken (zum Beispiel einer Nervenverletzung) auf ein Minimum reduzieren. Der Patient erhält während des Eingriffs nur eine Dämmerschlafnarkose, keine Vollnarkose. Dadurch ist die Möglichkeit der Kommunikation an entscheidenden Stellen der Operation mit dem Patienten möglich. Die vor allen Dingen vom Patienten gefürchtete Komplikation der Nervenverletzung mit Lähmungserscheinungen kann so vermieden werden.