1. Diagnose eines Hammer- bzw. Krallenzehs
  2. Wann kommt eine Operation der Hammerzehe infrage?
  3. Ablauf einer Operation der Hammerzehe
  4. Operation nach Hohmann: Verkürzung des Zehenknochens
  5. Operation nach Weil: Osteotomie und Korrektur der Fehlstellung
  6. Operation nach Girdlestone: Verlagerung der Zehenbeugesehne bei Krallenzeh
Hammerzeh Der Hammerzeh betrifft meist den 2. bis 4. Zeh. Er äußert sich durch eine Fehlstellung des Mittelglieds nach oben, sodass es zu dem typischen krallenartigen Aussehen des Zehs kommt. © Henrie, Fotolia

Krallenzehen und Hammerzehen sind weitverbreitete Zehenfehlstellungen. Bei Hammerzehen ist der Zeh im Endgelenk dauerhaft gebeugt. Krallenzehen sind im Grundgelenk stark überstreckt und im Mittel- oder Endgelenk dauerhaft gebeugt. Die verkümmerten Zehen berühren unter Belastung den Boden nicht mehr und haben somit keine Funktion mehr beim Gehen, Balancieren und Ausgleichen von Bodenunebenheiten.

Hauptursachen der Ausbildung von Hammerzehen oder Krallenzehen ist permanentes Tragen von engen, spitz zulaufenden Modeschuhen. Hohe Absätze begünstigen die Ausbildung eines Spreizfußes oder eines Hallux valgus, die häufig im Zusammenhang mit Krallen- oder Hammerzehen auftreten. Die kleinen Fußmuskeln, deren Aufgabe es ist, die Position der Zehen und das Fußgewölbe aufrechtzuerhalten, verkümmern durch diese jahrelange Unterforderung. Durch gymnastischen Ausgleich und gezieltes Fußtraining oder barfuß laufen kann man diesen Zehenfehlstellungen entgegenwirken.

In aller Regel behandeln wir Hammerzehen und Krallenzehen daher konservativ. Übungen für die Fußsohle können den Bewegungsspielraum der Zehen wieder erhöhen und Schmerzen lindern. Wenn die Beschwerden aber immer stärker werden, hilft in vielen Fällen nur noch eine operative Korrektur der Fehlstellung.

Diagnose des Hammer- bzw. Krallenzehs

Klinisches Bild eines Hammerzehs Anhand des charakteristischen Aussehens des Hammerzehs, erkennt der Arzt die Zehenfehlstellung in der Regel per Blickdiagnose. © Gelenk-Klinik

Meist diagnostiziert der Arzt den Hammerzeh bzw. Krallenzeh in der klinischen Untersuchung mittels Blickdiagnose. Das typische Erscheinungsbild der Zehenfehlstellung ist in der Regel ausreichend, um die Diagnose zu sichern. Zudem bestehen oftmals Schwielen und Druckstellen, die typisch für Hammer- und Krallenzehen sind.

Ein Röntgenbild bestätigt die Diagnose zusätzlich und hilft dem Arzt, das Ausmaß der Fehlstellung einzuschätzen.

Wann kommt eine Operation der Hammerzehe infrage?

Vor der Entscheidung zu einer Operation der Hammerzehe fallen verschiedene diagnostische und therapeutische Maßnahmen an.

Erst wenn die konservativen Therapiemaßnahmen mit Einlagenversorgung, Nachtschiene sowie entlastender Schuhe ausgeschöpft sind, kommt eine Operation infrage.

Die Hautpflege, das heißt regelmäßige Abtragung von Hornhaut am Fuß und die Anwendung von Keratolytika (Medikamente zur Abtragung der Hornhaut), ist ohne die eigentliche Ursachenbeseitigung zwecklos. Daher sind konservative Therapiemaßnahmen für den Patienten oft unbefriedigend.

Ablauf einer Operation der Hammerzehe

Wir entscheiden je nach Untersuchungsbefund straffe Fehlstellungen (kontrakte Fehlstellungen) von flexiblen Fehlstellungen (bewegliche Fehlstellungen im Gelenk). Je nach Diagnose kommen unterschiedliche operative Verfahren zum Einsatz.

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Operation nach Hohmann: Verkürzung des Zehenknochens

Beim Operationsverfahren nach Hohmann verkürzt der Arzt den Zehenknochen. Diese Form des Eingriffs verhindert die Bildung einer Pseudarthrose (Falschgelenkbildung). Die Entfernung von Knochensubstanz verändert die Zehenstellung und bewirkt somit eine Entspannung der Weichteile.

Ablauf der Operation nach Hohmann:

Zunächst durchtrennt der Arzt die Strecksehne in Längsrichtung. Nach Freilegung des Gelenkes entfernt er die Seitenbänder beidseits und entnimmt das Köpfchen des Mittelgliedes, wodurch sich der Knochen insgesamt verkürzt. Die Beugesehnen werden dabei besonders geschützt. Eine Sicherung mit einem Draht durch die Haut führt man nur dann durch, wenn eine sehr straffe Fehlstellung vorliegt. Nach der Sehnennaht verschließt der Arzt das Operationsgebiet mit einer Hautnaht

Wie erfolgt die Nachbehandlung nach einer Operation nach Hohmann?

Um den korrigierten Zeh in seiner Position zu halten, legen wir einen Pflasterzügelverband an, da wir meist keine Drähte im Zeh verwenden. In den ersten Tagen ist auf eine Hochlagerung zu achten, um ausgeprägte Schwellungen des Vorfußes zu vermeiden. Etwa zwei Wochen nach der Operation nach Hohmann darf der Patient seinen Fuß leicht belasten und beim Gehen abrollen. Häufig besteht während der ersten Zeit eine Schwellneigung, insbesondere des operierten Zehs.

Operation nach Weil: Osteotomie und Korrektur der Fehlstellung

Bei flexibler Fehlstellung und Mittelfußbeschwerden führt man eine Knochendurchtrennung im Bereich des Mittelfußköpfchens durch. Danach können in Abhängigkeit von der vorhandenen Fehlstellung der Zehe und der Reizsymptomatik unter dem Mittelfuß Verkürzungen und Seitverschiebungen sowie Anhebungen am Mittelfußknochen vorgenommen werden.

Wie verläuft die Operation nach Weil?

Grafik: Weil-Osteotomie 1. Fehlstellung des Mittelfußköpfchens. 2. Durchtrennen des Knochens. 3. Verschieben des Mittelfußköpfchens. 4. Verschrauben des Knochens und Reposition des Zehengrundgelenkes. © Gelenk-Klinik

Ein Hautschnitt legt das erkrankte Gelenk zwischen Mittelfußknochen und Zehenbasis frei. Dann öffnet der Operateur die Gelenkkapsel und führt im oberen Abschnitt des Mittelfußknochens eine parallel zur Fußsohle verlaufende Osteotomie (Knochendurchtrennung) durch. Die Planung der Operation erfolgt vor dem Eingriff am Röntgenbild. Je nach Ausmaß der Fehlstellung sind Korrekturen in verschiedenen Raumebenen möglich und notwendig. Nach Verschieben in die gewünschte Position befestigt der Arzt den Knochen mit einem Titanimplantat, welches in der Folge belassen werden kann. Am Ende der Operation erfolgt ein schichtweiser Wundverschluss. Dabei wird auch die Gelenkkapsel nach Abtragung des Knochenüberstandes dorsal (zum Fußrücken hin) verschlossen.

Nachbehandlung nach der Weil-Operation

In den ersten 4 Wochen nach dem Eingriff ist eine Vorfußentlastung dringend notwendig. Der Patient sollte seinen Fuß in der Frühphase zur Abschwellung hochlagern und eine Lymphdrainage durchführen lassen. Die Fadenentfernung erfolgt nach 12 Tagen. Bis zur sicheren Ausheilung des Knochens ist eine röntgenologische Verlaufskontrolle indiziert. Nach 4 Wochen ist ein Belastungsaufbau vorgesehen.

Operation nach Girdlestone: Verlagerung der Zehenbeugesehne bei Krallenzeh

Schematisches Bild eines Krallenzehs Die Zehenstrecksehne an der Oberseite des Zehs verkürzt bei einem Krallenzeh mit der Zeit, wodurch es zu einer Überstreckung im Grundgelenk kommt. © Gelenk-Klinik

Bei der seltenen Krallenzehenfehlstellung, die im betroffenen Grundglied beweglich ist, ist eine operative Verlagerung der Sehne eine sinnvolle Maßnahme. Nachdem der Arzt die Gelenkkapsel im Grundglied der betroffenen Kleinzehe gelöst hat, erfolgt über einen an der Fußsohle der Zehe liegenden Schnitt die Freilegung der langen Beugesehne. Diese verknotet er an der Basis des Grundgliedes auf der Fußrückenseite.

Die Verlagerung der langen Zehenbeugesehne auf die Strecksehne der Zehe bewirkt bei Aktivierung des Muskels eine Geradestellung im Gelenk des Grundgliedes.

Nachbehandlung des Eingriffs nach Girdlestone

Zur Fixierung des Zehs in der korrigierten Position empfehlen wir in den ersten 6 Wochen einen Zügelverband. Zudem sind Hochlagerung und abschwellende Maßnahmen dringend notwendig.

 

Literaturangaben
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