Tee aus Brennnesselblättern kann als Trinkkur angewendet werden. Brennnesselblätter eignen sich für die Zubereitung von Tees. In Brennnesselblättern sind große Mengen Kieselsäure mit dem Element Silizium enthalten. Tierexperimente zeigen, dass Silizium eine Bedeutung bei der Knochen- und Kollagenbildung besitzt. © stock.adobe.com/Lumixera

In der Gelenk-Klinik spielen pflanzliche Präparate wegen ihrer ausgezeichneten Verträglichkeit eine wichtige Rolle bei der Behandlung der frühen Arthrose.

Pflanzliche Wirkstoffe helfen den Patienten, die Dosierung an Schmerzmedikamenten aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) herabzusetzen. Die unerwünschten Nebenwirkungen von Schmerzmitteln verringern sich dadurch ebenfalls deutlich.

Inhalt: Naturheilmittel gegen Arthrose

Naturheilmittel bei Arthrose

Pflanzenstoffe haben teilweise einen verzögerten Wirkeintritt verglichen mit herkömmlichen Schmerzmitteln. Daher ist die Anwendung in Form einer mehrwöchigen Kur empfehlenswert, um eine spürbare Wirkung zu erzielen. Bei Arthrose finden folgende Pflanzen Anwendung:

  • Brennnesselblätter als Teezubereitung (Urticae Folium)
  • Extrakt aus der Weidenrinde (Salicis Cortex)
  • Extrakt aus der Wurzel der Teufelskralle (Harpagophytum Radix)
  • Kombinationen aus Pappel-, Eschenrinde und Goldrutenkraut
  • Arnika (Arnica montana), oft als Gel oder Salbe
  • weitere pflanzliche Zubereitungen wie Avocado-Soja-Extrakt, Ingwer (Zingiber officinale)

Aufgrund der Vielzahl an Inhaltsstoffen ist die Wirkung von pflanzlichen Präparaten bei Arthrose bisher nicht vollständig in Studien erforscht. Bei einer dauerhaften Anwendung sind Nebenwirkungen daher nicht komplett auszuschließen. Beispielsweise hilft die bekannte Heilpflanze Arnika bei Gelenk- und Rückenschmerzen. Bei längerer Einnahme kann es allerdings zu Hautausschlägen (Ekzemen) und allergischen Reaktionen kommen. Daher raten Ärzte bei der Einnahme von Zubereitungen mit Heilpflanzen zu einer kurmäßigen Anwendung.

Naturheilmittel ergänzen synthetische Schmerzmittel

Pflanzliche Arzneimittel und Naturheilmittel können über ihre entzündungshemmende Wirkung wirksam gegen Arthrose und Arthroseschmerzen sein. Vor allem im Anfangsstadium der Arthrose können diese Phytopharmaka eine Arthrosebehandlung gut ergänzen - immer in enger Rücksprache mit dem behandelnden Orthopäden. Naturheilmittel können den Verlauf der Arthrose sowie das Wohlbefinden des Patienten günstig beeinflussen.

Der Vorteil in der Anwendung von Naturheilmitteln gegen Arthrose besteht in der besseren Verträglichkeit sowie dem breiteren Wirkungsspektrum, verglichen mit synthetischen Schmerzmitteln.

Die Behandlung der Arthrose mit pflanzlichen Naturheilmitteln ist in der Regel nicht zeitlich begrenzt. Auch bei einer Arthrosetherapie mit synthetischen Schmerzmitteln sollte eine Ergänzung mit pflanzlichen Naturheilmitteln erwogen werden: Die erforderliche Dosis an synthetischen Schmerzmitteln kann mithilfe von Naturheilmitteln bei vielen Patienten deutlich gesenkt werden.

Brennnesselblätter blockieren Entzündungen

Brennnessel Brennnesselblätter (Urtica Folia) enthalten pflanzliche Wirkstoffe und können als Tee oder Sud zubereitet werden. © M. Schuppich, Adobe

Brennnesselextrakte beeinflussten im Laborversuch die entzündungsfördernden Botenstoffe (Zytokine) in Gelenkkapseln. Dabei muss die wirksame Dosierung für jeden Patienten individuell ermittelt werden, um Arthroseschmerzen wirksam zu verringern. Viele Patienten mit Arthrose beobachten bei einer Brennnessel-Behandlung die Linderung ihrer Schmerzen und eine bessere Beweglichkeit der Gelenke.

Weidenrinde als natürliches Aspirin®

Weidenrinde Die Wirkung von Weidenrinde ist mit Aspirin® vergleichbar. Weidenrinde ist für viele Arthrosepatienten besser verträglich. © Birgit Reitz-Hofmann, Adobe

Weidenrinde kann leichte Arthroseschmerzen lindern. Die Rinde wird in der Regel als Tee aufgebrüht und enthält eine Vielzahl an pharmakologisch wirksamen Stoffen. Dazu gehört u. a. Salicin, das die Grundlage für die synthetische Acetylsalicylsäure (ASS) bildet, die zum Beispiel in Aspirin® enthalten ist.

ASS wirkt fiebersenkend und schmerzlindernd und beeinflusst die Blutgerinnung. Aus diesem Grund sollten Patienten mit Gerinnungsstörungen oder Personen, die gleichzeitig Gerinnungspräparate einnehmen, ihren Arzt konsultieren.

Wissenschaftlich getestet wurde die Wirkung von Dragees aus Weidenrindenextrakten. Die Wirksamkeit des Weidenrindenextrakts gegen Arthroseschmerzen trat ohne Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich ein. Allerdings nahmen die Teilnehmer die doppelte Menge der Herstellerempfehlung ein, um die gewünschte Wirkung zu erzielen (4 statt 2 Dragees täglich).

Teufelskralle mit Langzeitwirkung

Tee aus der Wurzel der Teufelskralle Aus der Wurzel der Teufelskralle werden hauptsächlich Tees gegen Arthroseschmerzen hergestellt. © stock.adobe.com/ExQuisine

Vor allem für Präparate aus der Wurzel der Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) liegen zuverlässige Wirksamkeitsstudien vor. Die Teufelskralle stammt ursprünglich aus Afrika. Als Kur angewendet wirkt der Extrakt der Teufelskralle langanhaltend gegen Arthroseschmerzen. Die Schmerzen gehen zurück, Steifigkeit am Morgen und Anlaufschmerzen nehmen ab, der Verbrauch an synthetischen Schmerzmitteln kann durch Dragees der Teufelskralle oft deutlich gesenkt werden.

Diese Wirkungen halten auch nach Ende der Einnahme an. Teufelskrallenextrakt hat also einen günstigen Langzeiteffekt bei Arthroseschmerzen. Der Extrakt der Teufelskralle ist sehr verträglich und daher für die Langzeittherapie der Arthrose geeignet.

Ein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis für Teufelskralle gegen Arthroseschmerzen konnte für den Teufelskrallenextrakt erbracht werden. Flüssige Alkoholextrakte der Teufelskralle erwiesen sich bei Rücken- und Nackenschmerzen als besonders wirksam.

Die Einnahme der Teufelskralle sollte mindestens über 12 Wochen fortgesetzt werden. Erst dann tritt die volle Wirkung ein. Patienten mit Gallensteinen raten Ärzte von Zubereitungen mit Teufelskralle ab. Eine Behandlung mit Teufelskralle sollten Sie unbedingt mit Ihrem Hausarzt und Orthopäden besprechen. Die Dosierung anderer Medikakmente muss unter Umständen während der Einnahme von Teufelskralle angepasst werden.

Pappel, Esche und Goldrutenkraut helfen in Kombination

Zubereitungen aus Pappelblättern, Pappel- und Eschenrinde kombiniert mit Goldrutenkraut wird in der Volksmedizin als Mittel gegen Gelenkschmerzen angewendet. Derzeit sind noch keine Studien bekannt, die eine spezifische Wirksamkeit von Pappelblättern, Pappel-, Eschenrinde oder Goldrutenkraut bei Arthrose belegen.

Arnika - altbekannt und neu bewährt gegen Arthrose

Arnikazubereitungen Arnika wird häufig in Salbenform angewendet. © stock.adobe.com/behewa

Arnika wird nicht nur in der Volksmedizin als pflanzliches Mittel gegen Schmerzen eingesetzt. Auch in neueren Anwendungsbeobachtungen konnten Arnika-Auszüge seine Wirksamkeit gegen Arthrose- und Rheumaschmerzen zeigen. In einer dreiwöchigen Anwendung nahmen bei einer Studiengruppe aus 204 Arthrosepatienten sowohl Gelenkschmerzen wie auch -steifheit deutlich ab. Die Einnahme synthetischer Schmerzmittel konnte reduziert werden. Die maximale Gehstrecke und die Beweglichkeit im Alltag wurde durch Arnika deutlich verbessert. Bei langfristiger Anwendung hat aber auch das Arnika ein nicht unerhebliches Nebenwirkungspotential: Hautirritationen, die Bildung von Pusteln und allergische Reaktionen gehören dazu. Daher muss auch die Behandlung mit Arnika ärztlich überwacht werden. Eine kurmäßige Anwendung über drei Wochen ist bei Arnika sinnvoll, eine Daueranwendung ist nach dem derzeitigen Wissensstand nicht empfehlenswert.

Sprechen Sie mit Ihrem Orthopäden über Naturheilmittel!

Für eine nachweisbare Wirkung aller pflanzlichen Naturheilmittel gegen Arthrose ist eine hochwertige Aufbereitung und eine hohe Konzentration der Wirkstoffe erforderlich. Die wirksame Konzentration der Inhaltsstoffe der Naturheilmittel ist stark abhängig vom Hersteller. Allgemeine Therapie-Empfehlungen zu pflanzlichen Wirkstoffen gegen Arthrose sind daher nicht möglich und müssen vom Arzt individuell getroffen werden.

Arthrose hat vielfältige Ursachen. Diese reichen von orthopädischen Fehlstellungen, erblichen Ursachen bis hin zu unzureichend behandelten Sport- und Unfallverletzungen.

Ein Patient mit gesicherter Arthrose sollte daher auf jeden Fall eine pflanzliche Therapie nur in Absprache und unter medizinischer Überwachung mit seinem Facharzt durchführen. Sollte eine Gelenkfehlstellung oder eine unfallbedingte Knorpelverletzung für die Arthrose verantwortlich sein, könnte eine Selbsttherapie ohne exakte Diagnose kostbare Zeit kosten.

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