- Was ist ein Spitzfuß?
- Symptome des Spitzfußes
- Wie entsteht ein Spitzfuß?
- Diagnose des Spitzfußes
- Konservative Behandlung des Spitzfußes
- Operation der Spitzfußfehlstellung
Was ist ein Spitzfuß?
Der Spitzfuß (Pes equinus) ist eine Fußfehlstellung, bei der die Ferse beim Gehen den Boden nicht berührt. Man spricht von Fersenhochstand. Betroffene laufen praktisch auf Zehenspitzen. Die normale Abrollbewegung des Fußes beim Gehen und auch die Bewegungen im oberen Sprunggelenk sind beim Spitzfuß nur eingeschränkt möglich. Dazu zählen das Heben und Senken sowie das Anziehen des Fußes an den Körper (Dorsalflexion).
Was heißt Pes equinus?
Pes equinus ist lateinisch und bedeutet Pferdefuß. Pferde laufen natürlicherweise auf den Zehenspitzen, die sich zu verhornten Hufen entwickelt haben. Daher ist Pes equinus die medizinische Bezeichnung für Spitzfuß.
Der Spitzfuß kann angeboren oder erworben sein. Seine Behandlung durch den orthopädischen Fußspezialisten erfolgt individuell mit konservativer Therapie oder mithilfe einer Operation.
Symptome des Spitzfußes
Bei Patienten mit Spitzfuß ist der Fuß im Sprunggelenk meist übermäßig nach unten gebeugt (Plantarflexion). Es fällt ihnen schwer oder es ist gänzlich unmöglich, den Fuß anzuheben oder in Richtung Schienbein zu beugen.
Ein Spitzfuß führt zu einer erhöhten Belastung des Vorfußes, einem veränderten Gangbild und oft Knieschmerzen oder Hüftschmerzen aufgrund der Fehlbelastung. Der Spitzfuß schränkt Betroffene im Alltag abhängig von seiner Ausprägung mehr oder weniger ein. Die Spätfolgen eines Spitzfußes können gravierend sein: chronische Knieschmerzen, Kniearthrose, Rückenschmerzen und Arthrose im Sprunggelenk.
Wie entsteht ein Spitzfuß?
Die Spitzfußfehlstellung ist in seltenen Fällen angeboren. Häufig liegt die Ursache für einen Spitzfuß bei Neugeborenen in einer Fehlhaltung aufgrund übermäßiger Enge im Mutterleib oder in Entwicklungsstörungen von Unterschenkel oder Achillessehne.
Meist ist ein Spitzfuß erworben und es können folgende Gründe vorliegen:
- Neurologische Erkrankungen mit einer Schädigung des Nervus peroneus (Wadenbeinnerv),
- Lähmungen (Paresen), zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei infantiler Zerebralparese,
- Verletzungen der Wadenmuskulatur und zugehöriger Nerven,
- Teilkomponente des Klumpfußes oder
- lange Bettlägerigkeit ohne Fußbelastung und mit Verkürzung der Achillessehne.
Bei langem Liegen drückt die Bettdecke die Füße automatisch in eine Spitzfußstellung. Eine mögliche Spitzfußprophylaxe bei liegenden Patienten ist ein am Fußende schräg angebrachtes Brett, das einer Spitzfußhaltung entgegenwirkt.
Der Spitzfuß kann auch als Folge eines Kompartmentsyndroms am Fuß auftreten, bei dem in den Muskellogen der tiefen Unterschenkelmuskulatur Verkürzungen an Sehnen und Muskeln auftreten.
Daneben gibt es einen Spitzfuß, der sich gewohnheitsmäßig bei Kindern entwickelt und sich in den meisten Fällen ohne Behandlung wieder zurückbildet.
Folgen der Spitzfußfehlstellung
Der Spitzfuß führt zu einer veränderten Belastung des Fußes und der gesamten Beinachse. Langfristig können Betroffene eine Fehlhaltung entwickeln, die zu Knie-, Hüft- und Rückenschmerzen führen kann.
Die Fußbewegung nach oben wird von Patienten mit Spitzfuß als harter, blockierender Anschlag (Sprunggelenkimpingement) und Spannungsgefühl im vorderen Sprunggelenksbereich beschrieben. Nicht selten stellen die Orthopäden der Gelenk-Klinik bei Spitzfuß-Patienten einen Knorpelschaden und die Entwicklung einer Arthrose im Sprunggelenk fest.
Diagnose des Spitzfußes
Einen Spitzfuß erkennt der Orthopäde meist mit dem bloßen Auge. Zur exakten Abklärung der Auslöser für die Spitzfußfehlstellung führt der Fuß- und Sprunggelenksexperte neben einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung spezielle orthopädische Untersuchungen durch:
- Elektromyografie: Messung der Muskelspannung und -erregbarkeit mithilfe von auf der Haut befestigten Elektroden.
- Bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, mit deren Hilfe der Arzt beurteilt, in welchem Ausmaß die Fußknochen an der Spitzfußstellung beteiligt sind.
- Fußdruckmessung (Podometrie): Analyse der Druckverteilung an der Fußsohle und des Abrollvorgangs beim Gehen.
- Videogestützte Ganganalyse: Laufbandmessung, um abweichende Bewegungsmuster und Schonhaltungen zu erkennen
Konservative Behandlung des Spitzfußes
Die Therapie des Spitzfußes richtet sich wesentlich nach der Ursache der Fehlstellung. Ziel ist es, ein normales Gangbild wiederherzustellen und Spätfolgen wie Arthrose im Sprunggelenk oder benachbarten Gelenken zu vermeiden. Dabei bedarf eine neurologische Erkrankung einer anderen Behandlung als eine Spitzfußstellung nach Unfall.
Bei Nervenschädigungen kann eine intensive Physiotherapie gegen die Spitzfußfehlstellung helfen. Hierbei wird hauptsächlich die Unterschenkelmuskulatur gedehnt. Eine mögliche Therapie ist ein regelmäßig wechselnder Gipsverband, der den Spitzfuß in eine annähernd normale Ausrichtung bringt.
Operation der Spitzfußfehlstellung
Die operative Behandlung zieht der Fußspezialist in Betracht, wenn der Patient unter Schmerzen und großen Einschränkungen leidet oder wenn sich der Vorfußbereich anatomisch stark verändert hat.
Die Operation eines Spitzfußes kann im Rahmen einer minimalinvasiven Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt werden. Manchmal ist allerdings auch ein offen-chirurgischer Eingriff notwendig. Der Operateur verlängert beispielsweise die Achillessehne oder er führt einen versteifenden Eingriff am oberen Sprunggelenk durch (Arthrodese).
Literaturangaben
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- Strasser, A. (2023). Idiopathischer Spitzfuß–Pes equinus. In Fallbuch Physiotherapie: Pädiatrie (pp. 27-36). Urban & Fischer.