1. Was ist ein Klumpfuß?
  2. Wie können Eltern erkennen, ob ihr Baby einen Klumpfuß hat?
  3. Wie häufig ist der Klumpfuß und welche Ursachen hat er bei Säuglingen?
  4. Verdacht auf Klumpfuß: Wie geht es weiter?
  5. Welche Folgen hat ein unbehandelter Klumpfuß?
  6. Wie behandeln unsere Experten den kindlichen Klumpfuß?
  7. Wie gut sind die Erfolgsaussichten einer Klumpfußbehandlung?
  8. Was sind mögliche Ursachen von Rückfällen der Klumpfußbehandlung und wie behandeln unsere Experten diese Rückfälle?
  9. Perspektiven und Nachsorge beim kindlichen Klumpfuß: ein (fast) normales Leben

Was ist ein Klumpfuß?

Ein Kinderorthopäde stellt die Diagnose Klumpfuß bei einem fünf Tage alten Baby. Der Kinderorthopäde bestätigt die Verdachtsdiagnose Klumpfuß bei einem fünf Tage alten Säugling. © Gelenk-Klinik

Die Ausprägung eines Klumpfußes beim Säugling kann unterschiedlich stark sein, aber auch für Laien sind die Veränderungen zu gesunden Füßen unverkennbar: Der betroffene Fuß ist einwärts gedreht und häufig befindet sich eine tiefe Falte an der Fußsohle. Die Ferse fühlt sich weich an und steht wegen einer verkürzten Achillessehne nach oben. Besonders beim einseitigen Klumpfuß fällt auf, dass die Wade am betroffenen Fuß schmächtiger ist als auf der Gegenseite.

Der kindliche Klumpfuß ist eine Fußfehlstellung, die der Kinderorthopäde an charakteristischen Merkmalen erkennt:

verschobene Fußknochen unterhalb des Sprungbeins Die Ursache der komplexen Fußdeformationen beim Klumpfuß liegt in Verschiebungen der Knochen unterhalb des Sprungbeins (Talus), hier rot dargestellt. © Gelenk-Klinik

Diese Fehlstellungen haben ihre Ursache in einer Verschiebung der Knochen unterhalb des Sprungbeins. Zusätzlich sind beim Klumpfuß die Fußknochen oft auch in ihrer Form verändert. Die Bänder und Muskeln des inneren Fußrandes, insbesondere des hinteren Schienbeinmuskels (Musculus tibialis posterior), weisen deutliche strukturelle Veränderungen auf und ähneln dabei einem Narbengewebe.

Wie können Eltern erkennen, ob ihr Baby einen Klumpfuß hat?

Die anstrengende Zeit der letzten Schwangerschaftswochen ist überstanden und die Geburt verlief ohne Probleme – trotzdem ergibt sich bei manchen Familien eine neue Komplikation: eine auffällig nach innen gedrehte Fußhaltung beim Baby. Aber nicht alles, was aussieht wie ein Klumpfuß, ist auch einer.

Klumpfuß und Kletterfüßchen – ähnlich, aber nicht gleich

Nicht zu verwechseln mit einem echten Klumpfuß sind die sogenannten Kletterfüßchen bei Neugeborenen. Sie können sich bei Platzmangel oder einer ungünstigen Position im Mutterleib entwickeln und führen beim Baby zu einer Klumpfußhaltung.

Eltern können mit vorsichtigem Biegen des Fußes zurück in die Normalstellung ganz einfach testen, was bei ihrem Baby vorliegt: Kletterfüßchen sind manuell voll ausgleichbar und normalisieren sich innerhalb weniger Wochen durch selbstständige Redressionsübungen und Krankengymnastik. Der meist angeborene Klumpfuß ist dagegen durch Biegebewegungen nicht ausgleichbar.

Wie häufig ist der Klumpfuß und welche Ursachen hat er bei Säuglingen?

Der Klumpfuß ist nach der Hüftdysplasie die zweithäufigste angeborene Fehlbildung bei Neugeborenen. Etwa ein bis zwei von 1000 Säuglingen kommen mit dieser Fußdeformation auf die Welt. Bei etwa der Hälfte der Fälle besteht ein beidseitiger Klumpfuß, wobei Jungen mehr als doppelt so häufig betroffen sind wie Mädchen.

Klumpfüße: genetische Veranlagung oder Folge anderer Erkrankungen?

Fußexperten grenzen den meist angeborenen, primären Klumpfuß vom sekundären Klumpfuß als Folge von anderen Verletzungen oder Erkrankungen ab. Die genauen Ursachen des primären Klumpfußes sind nach wie vor unklar und wahrscheinlich durch mehrere Faktoren begründet.

Genetische Ursachen des Klumpfußes

Sicher belegt ist eine familiäre Häufung. Das Risiko eines Klumpfußes ist 17-fach erhöht, wenn ein Elternteil ebenfalls einen Klumpfuß hat und immer noch 6-mal höher, wenn ein Großelternteil betroffen war. Bei eineiigen Zwillingen beträgt das Risiko 33 %, dass beide Kinder einen Klumpfuß entwickeln. Bei zweieiigen Zwillingen und Geschwistern liegt es bei jeweils 3 %.

Ethnische Abstammung als Risikofaktor für Klumpfüße

Auch die ethnische Herkunft beeinflusst die Wahrscheinlichkeit, einen Klumpfuß zu entwickeln. Bei Polynesiern und Aborigines liegt das Risiko für diese Fußfehlbildung deutlich höher als in der weißen Bevölkerung. Menschen asiatischer Herkunft sind hingegen seltener betroffen.

Amniozentese als mögliche Ursache des Klumpfußes

Eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) kann in der empfindlichen Entwicklungsphase (ca. 8. bis 14. Schwangerschaftswoche) zu einem Bewegungsmangel des Fötus führen. Auch die Verringerung des Fruchtwassers oder mechanische Einflüsse können die Ausformung regelrechter Knochen und Gelenke verhindern und ihre Beweglichkeit reduzieren. Dadurch kann es zu Deformationen der Gelenke und Extremitäten beim Kind kommen.

Rauchen während der Schwangerschaft ist riskant

Kinder von Müttern, die in ihrer Schwangerschaft rauchen, sind ebenfalls mit einem höheren Risiko für Klumpfüße belegt.

Sekundärer Klumpfuß bei Erwachsenen

Ein sekundärer Klumpfuß kann eine Vielzahl an Ursachen haben:

  • Nerven- und Muskelerkrankungen mit verändertem Muskeltonus
  • Verletzungen von Nerven wie beispielsweise eine Fußheberschwäche (Peroneuslähmung)
  • unfallbedingte Fußdeformationen beim Kompartmentsyndrom
  • knöcherne Verletzungen mit Fehlstellungen
  • Sehnenverletzungen mit verminderter Muskelkraft am Fuß
  • Fehlstellung der Füße aufgrund von Hautkontraktionen nach Verbrennungen

Verdacht auf Klumpfuß: Wie geht es weiter?

Ultraschall bringt Klarheit

Die Diagnose Klumpfuß wird häufig schon bei einer Ultraschalluntersuchung im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge gestellt. Beim ersten Praxisbesuch nach der Geburt ist es dann möglich, entzündliche Prozesse an hautnahen Strukturen als Ursache der Fehlstellung auszuschließen. Schweregrad und Komplexität eines Klumpfußes werden auf diese Weise ohne Strahlenbelastung des Kindes bestimmt. Die Gelenk-Klinik bietet neben der Sonografie (Ultraschall) auch weitere bildgebende Verfahren an.

Ganz wichtig: Ruhe bewahren! Auch wenn ein Baby mit einem Klumpfuß zur Welt kommt, gibt es keinen Grund für übereiltes Handeln. Die ersten, ganz besonderen Tage nach der Geburt sollten Eltern mit ihrem Kind in erster Linie genießen. Beim Klumpfuß liegt kein orthopädischer Notfall vor und in den allermeisten Fällen erzielt der Orthopäde mit der etablierten Ponseti-Methode hervorragende Ergebnisse beim Kind.

Noch im Kreißsaal führt der Kinderarzt die erste Früherkennungsuntersuchung U1 durch und erkennt so frühzeitig Fehlstellungen im Bereich der Füße. Er veranlasst dann eine Vorstellung beim Orthopäden, der eine exakte Diagnose trifft und eine spezifische Therapie entwickelt. Folgende Fehlbildungen oder Fehlstellungen können am Fuß von Neugeborenen vorliegen:

Der Facharzt bespricht mit den Eltern das weitere Vorgehen und erstellt einen Zeitplan. Immens wichtig ist die Bereitschaft der Eltern, dem Arzt bei der Behandlung des Klumpfußes unterstützend zur Seite zu stehen.

Welche Folgen hat ein unbehandelter Klumpfuß?

Jeder Klumpfuß muss zwingend vom Facharzt behandelt werden, da sich sonst massive Fehlstellungen im Erwachsenenalter ausbilden. Das Gehen und die reguläre Funktion des Fußes sind stark eingeschränkt und bei beidseitigem Klumpfuß ist das Gehen nur noch mit Unterarmstützen möglich. Als Folge der enormen Fehlbelastungen am gesamten Skelettsystem treten ohne Ausnahme schwere Knochenschäden auf.

Spätfolgen im Erwachsenenalter

Erwachsene mit ein- oder beidseitigem Klumpfuß können nur deutlich erschwert und unter Schmerzen gehen. Die Abrollbewegung beim Laufen erfolgt bei ihnen hauptsächlich über den äußeren Fußrand und in schweren Fällen manchmal sogar über den Fußrücken. In der Folge bilden sich dicke Schwielen an den betroffenen Hautbereichen.

Die Kombination aus einer schweren Fußfehlstellung mit dem sehr straffen, inneren Bandapparat und einer verkürzten Muskulatur verursacht massive Einschränkungen in der Beweglichkeit der Gelenke zwischen Mittelfuß und Rückfuß. Ein vorzeitiger Gelenkverschleiß (Sprunggelenksarthrose) ist unausweichlich und in vielen Fällen ist das Gehen ausschließlich mit orthopädischen Maßschuhen möglich.

Wie behandeln unsere Experten den kindlichen Klumpfuß?

Wann ist der beste Zeitpunkt für den Beginn einer Behandlung?

Der Beginn der Therapie liegt meist in der ersten oder zweiten Lebenswoche, wenn sich Mutter und Kind von den Strapazen der Geburt erholt haben und sich kräftig genug fühlen, einen Kinderorthopäden aufzusuchen. Der Kinderorthopäde ist der richtige Ansprechpartner für Eltern, deren Säugling einen Klumpfuß hat oder bei dem der Verdacht besteht. Dem Kinderorthopäden stehen andere Behandlungsmethoden wie dem Orthopäden zur Verfügung und er ist auf Krankheiten des kindlichen Skeletts spezialisiert.

Einteilung in verschiedene Schweregrade

Der Experte stellt in einem ersten Schritt den Schweregrad der Fußdeformation fest. Mit dem Pirani-Score bewertet der Arzt jeweils drei Kriterien für den Vor- und den Rückfuß mit 0 Punkten (= normal), ½ (= mäßig verändert) oder 1 Punkt (= abnormal). Er untersucht dabei die Krümmung des Fußaußenrandes, die Faltentiefe in der Sohlenmitte, die Tastbarkeit des äußeren Sprungbeinkopfes bzw. die dorsale (rückseitige) Rückfußfalte, die Fersenbeinstellung und die Beweglichkeit des Spitzfußes.

Erfassungsbogen nach Pirani für den Mittelfuss Erfassungsbogen nach Pirani für den Mittelfuß. © Gelenk-Klinik Erfassungsbogen nach Pirani für den Rückfuß Der behandelnde Orthopäde erfasst den Schweregrad der Fußdeformation beim Klumpfuß häufig mit einem Erfassungsbogen nach Pirani. Die Punktzahlen von Mittelfuß und Rückfuß werden addiert. Für jeden Fuß werden eigene Bögen ausgefüllt. © Gelenk-Klinik

Der Arzt dokumentiert die Ausgangssituation meist noch im Bild. Speziell bei Klumpfüßen wird zusätzlich das sogenannte Dimeglio-Raster angewendet. Der Orthopäde beurteilt die vier Hauptkomponenten des Klumpfußes (Equinus, innere Rotation, Pes varus, Pes adductus) und nimmt eine Einstufung in jeweils vier Schweregrade vor.

Über die Gesamtpunktzahl lässt sich eine objektive Aussage treffen, wie effektiv eine orthopädische Behandlung bzw. eine Operation sein wird: Füße der Klasse 1 (gutartige oder weiche Füße) mit 0 bis 5 Punkten sind besser durch eine orthopädische Behandlung korrigierbar als Füße der Klasse 4 (sehr schwere Klumpfüße) mit 15 bis 20 Punkten.

Welche Erfahrungen hat die Gelenk-Klinik mit den verschiedenen Schweregraden des Klumpfußes?

Je schwerwiegender der Facharzt den Klumpfuß des Kindes einstuft, desto länger wird die nachfolgende Gipsbehandlung wahrscheinlich dauern. Außerdem besteht eine größere Gefahr für eine Verschlechterung der Erkrankung während der Behandlung (Rezidiv oder “rebellischer” Klumpfuß). Insbesondere bei sekundären Klumpfüßen mit einer anderen Erkrankung als Ursache ist die Behandlung erschwert.

Therapie der Wahl: die Ponseti-Behandlung

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Ponseti-Behandlung als Goldstandard in der Klumpfußtherapie durchgesetzt. Die schonende, weltweit anerkannte und hoch effektive Methode setzt sich aus drei Bausteinen zusammen, die aufeinander aufbauen:

  1. Gips-Redressionsbehandlung mit wöchentlichem Wechsel für cirka 4 bis 6 Wochen: Bei einer Redressionsbehandlung wird ohne OP, nur mithilfe eines Gipses eine Umstellung herbeigeführt.
  2. Minimalinvasive Durchtrennung der Achillessehne(n): Diese Maßnahme ist bei 9 von 10 Kindern notwendig.
  3. Abschließende Schienenbehandlung: Das Kind trägt die Schiene drei Monate lang für 24 Stunden am Tag, anschließend bis zum 4. Lebensjahr nur zu den Schlafenszeiten.

Voraussetzung für die beeindruckenden Ergebnisse einer Ponseti-Behandlung ist die konsequente Einhaltung der einzelnen Therapieschritte, genaue Kenntnis der manuellen Korrekturgriffe (Redressionsgriffe) sowie die uneingeschränkte Mitarbeit der Eltern. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Orthopäden bis zum Einschulungsalter sind ebenfalls fester Bestandteil des Behandlungsplans.

Ablauf der Gipsbehandlung des Klumpfußes nach Ponseti

Finger markiert 1. zehenstrahl am Fuß Darstellung der Fußkorrektur mithilfe des 1. Gipsverbandes: Anheben des ersten Strahls zur Hohlfußkorrektur. Das Sprungbein (Talus) ist rot dargestellt. © Gelenk-Klinik Finger markiert Sprungbein am Fuß Darstellung der Fußkorrektur mithilfe des 3. Gipsverbandes: Der Druck auf das Sprungbein (Talus, hier rot dargestellt) mit Abspreizen des Fußes korrigiert die Sichelfußkomponente. © Gelenk-Klinik

Mit dem ersten Gips wird der erste Mittelfußknochen beim Kind angehoben, um auf diese Weise den Vorfuß und den Rückfuß in die gleiche Ausrichtung und Ebene zu bringen. Diese Maßnahme korrigiert die Hohlfußkomponente des Klumpfußes.

Aufgrund der Kopplung zwischen Vor- und Rückfuß normalisiert ein weiteres Abspreizen des Vorfußes die Fersenbeinstellung.

Zum Schluss versucht der Kinderorthopäde durch vorsichtige Redressionsgriffe, die Spitzfußstellung zu korrigieren. Dabei darf er nicht zu forciert drücken, damit sekundär kein Schaukelfuß (Tintenlöscherfuß) entsteht. Durch zu große Krafteinwirkung bei der Dorsalextension (manuelle Bewegung des Fußrückens zum Schienbein) kann das Sprungbein (Talus) Wachstumschädigungen erleiden. Da das Sprungbein zusammen mit dem Schien- und Wadenbein das obere Sprunggelenk bildet, wäre dieses Gelenk lebenslang in seiner Beweglichkeit eingeschränkt (Flat-top-Talus). Röntgenkontrollen helfen dabei, weitere Fußfehlstellungen wie eine Parallelstellung von Sprung- und Fersenbein und starke Drehfehlstellungen der Sprunggelenksgabel auszuschließen.

Der Fuß wird während der Gipsbehandlung laufend redressiert und wöchentlich in einem gepolsterten Gips fixiert. Auf diese Weise dreht sich der Fuß über die mehrwöchige Behandlungsdauer langsam immer ein Stück weiter in die richtige Richtung.

Wie viele Arztbesuche sind für die Gipsbehandlung notwendig?

Es sind etwa 4 bis 6 verschiedene Gipse mit einer 90-Grad-Kniebeugung bis zum Erreichen einer nahezu vollständigen Korrektur erforderlich. Die Gipse reichen dabei vom Oberschenkel über den Unterschenkel und schließen den gesamten Fuß des Kindes ein.

Verlauf der Gipsbehandlung nach Ponseti (5 Bilder) Neugeborenes Baby mit angeborenen beidseitigen Klumpfüßen. Bild 1: Zustand vor Behandlung (Tag 5), Bild 2: erster Gipsverband nach Ponseti (Tag 5), Bild 3: dritter Gips (Tag 19), Bild 4: fünfter Gips (Tag 33), Bild 5: Zustand der Füße nach Abschluss der Gipstherapie. © Gelenk-Klinik

Warum schließen die Gipse die Oberschenkel mit ein?

Bei der Ponseti-Behandlung verwenden die Kinderorthopäden Gipse, die den Oberschenkel mit einschließen. Auf diese Weise können die Gipse kaum verrutschen und halten den Fuß in einer stabilen Position. Ein weiterer Vorteil besteht in der fixierten 90-Grad-Kniebeugung. Diese Stellung entspannt den zweiköpfigen Wadenmuskel, der seinen Ursprung an der unteren Rückseite des Oberschenkels auf der Seite der verkürzten Achillessehne hat.

Durchtrennen der Achillessehne: bei den meisten Kindern unvermeidbar

Bei 90 % der Kinder mit einer Klumpfußerkrankung ist eine Durchtrennung (Tenotomie) der Achillessehne am betroffenen Fuß notwendig. Bei ihnen kann der Arzt eine Beugung des Fußes in Richtung Schienbein (Dorsalextension) um 15° nicht erreichen.

Bei Fällen mit einer Dorsalextension über 15° sichert ein seitliches Röntgenbild die Beurteilung der tatsächlichen Rückfußkorrektur ab und hilft, eine mögliche Tendenz zum Schaukelfuß (Tintenlöscherfuß) zu verhindern.

minimalinvasive Durchtrennung der Achillessehne Der Kinderorthopäde durchtrennt in einer minimalinvasiven Operation die freigelegte Achillessehne (Tenotomie). © Gelenk-Klinik

In Kurznarkose durchtrennt der Kinderorthopäde die Achillessehne minimalinvasiv etwa 1 cm oberhalb des Sehnenansatzes mit einer Schnittlänge von 1 cm. Im Rahmen der Heilungsphase bleibt der letzte Gips für drei Wochen bestehen und sollte mit maximalem Abspreizen und Überstrecken des Fußes angebracht werden. Körpereigenes Gewebe schließt in dieser Zeit die Lücke in der Achillessehne vollständig und in gerader Verlängerung.

Abschließende Schienenbehandlung für langfristigen Erfolg

Nach der Entfernung des letzten Gipses wird dem Kind eine Fußabspreizschiene angepasst. Dabei handelt es sich um eine speziell entwickelte Kombination aus weichen Schuhen und einem stabilen Schienensystem.

Spezialschuhe zur Behandlung von Klumpfüßen Geschnürte Spezialschuhe für die Behandlung von Klumpfüßen bei Kindern. Die Fußhalterungen werden über einen Klickmechanismus auf einer Schiene montiert. Mit freundlicher Genehmigung von Storch + Beller

Beim einseitigen Klumpfuß wird der erkrankte Fuß in 60°-Außendrehung auf der Schiene fixiert, während der gesunde Fuß bei einseitigem Klumpfuß auf 40° eingestellt wird. Die Schiene wird jeweils auf die Schulterbreite des Kindes eingestellt. Ein Klickmechanismus befestigt die speziellen Schuhe in korrigierender Stellung sicher auf der Schiene.

auf einer Schiene montierte Spezialschuhe Fertige Schienenorthese: Spezialschuhe sind auf einer stabilen Schiene schulterbreit montiert. Der korrigierende Winkel, in dem die Schuhe montiert sind, wird individuell eingestellt. Mit freundlicher Genehmigung von Storch + Beller

Die Schiene muss in den ersten 3 Monaten Tag und Nacht getragen werden, mit zunehmender Verbesserung bis zum 4. Lebensjahr trägt das Kind die Schiene nur noch nachts beim Schlafen. Erfahrungsgemäß ist bis zu diesem Lebensalter die Gefahr eines Rezidivs (erneute Verschlechterung) am größten und die Kinder tolerieren in diesem Alter die Schiene meist problemlos. Die Füße werden mit der Schienenorthese langsam und recht behutsam in die richtige Richtung gedreht.

Die gute und konsequente Mitarbeit der Eltern während der gesamten Klumpfußbehandlung ist die Voraussetzung für ein gutes Ergebnis. Die Eltern wenden erlernte Redressionsübungen am kindlichen Fuß an und nehmen regelmäßig Termine beim Physiotherapeuten wahr. Insbesondere dürfen die Eltern nicht nachlässig werden mit der Schienentherapie: Auch ein vollständig korrigierter Klumpfuß kann sich bei Nichteinhalten des Therapieplans verschlechtern und den bisherigen Erfolg zunichtemachen. Die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen durch den Orthopäden bis ins Einschulungsalter garantieren, dass Verschlechterungen (Rezidive) frühzeitig erkannt werden.

Hat die Schienenbehandlung Nachteile für die motorische Entwicklung des Kindes?

Natürlich ist das Tragen einer Orthese, bei der beide Beine in einer fixierten Stellung gehalten werden, eine ungewohnte Situation für das Kind. Das Tragen einer Beinschiene beeinflusst in keinster Weise die normale körperliche Entwicklung des Kindes. Gehen und Laufen erlernt ein an Klumpfüßen erkranktes Kind nicht später als seine gesunden Altersgenossen.

Wie häufig ist eine zusätzliche Operation notwendig?

Eine Versetzung der Tibialis-anterior-Sehne ist bei etwa 20 Prozent der betroffenen Kinder erforderlich und erfolgt in der Regel zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr. Diese Operation kompensiert die oft vorhandene, ausgeprägte Schwäche der Peronealmuskulatur (Fußaußenrandheber).

Welche Erkrankungen treten kombiniert mit Klumpfüßen auf?

Sekundäre Klumpfüße können als Folge anderer auslösender Erkrankungen beim Kind auftreten, zum Beispiel bei:

Die Gefahr für ein Rezidiv (erneute Verschlechterung) im Behandlungszeitraum ist für sekundäre Klumpfüße deutlich höher als für den meist angeborenen primären Klumpfuß.

Kann ein Klumpfuß als Folge einer anderen Fußerkrankung entstehen?

Die iatrogene (ärztliche) Überkorrektur einer Knickfuß-Behandlung kann in seltenen Fällen zu einer Klumpfußstellung führen. Häufiger beobachtet man eine Restfehlstellung nach einer erfolgten Klumpfußtherapie oder aufgrund eines Rezidives (erneute Verschlechterung). Aus diesem Grund sind die Kontrolltermine in der orthopädischen Praxis so wichtig, denn eine frühzeitige Behandlung verhindert irreversible Folgeschäden.

Welche operativen Korrekturmöglichkeiten bestehen beim älteren Kind?

Etwa ab dem 4. Lebensjahr sind reine Weichteileingriffe an Sehnen, Kapseln und Bändern zur Korrektur des Klumpfußes häufig nicht mehr ausreichend. Beim älteren Kind und beim Erwachsenen sind oft zusätzlich knöcherne Korrekturen notwendig.

Ein operativer Eingriff am Fersenbein (Dwyer-Osteotomie) korrigiert eine Fehlstellung des Rückfußes. Mittels einer Verschiebung (Osteotomie) des Fersenbeins und der Fixierung durch Schrauben lassen sich Fußdeformationen behandeln, die auf herkömmlichem Weg nicht behebbar sind. Überwiegt hingegen die Sichelfuß-Komponente des Klumpfußes, ist eine Keilentnahme am Würfelbein an der Fußaußenseite, kombiniert mit dem Einsatz eines Keiles am Fußinnenrand, sinnvoll.

Wie gut sind die Erfolgsaussichten einer Klumpfußbehandlung?

Trägt ein Kleinkind nach erfolgreicher Gipsbehandlung die Schienen verlässlich und konsequent, ergibt die Ponseti-Methode langfristig sehr gute Ergebnisse. Sie ist insbesondere dem aufwendigen, klassisch-operativen Eingriff (peritalare Arthrolyse) deutlich überlegen und die behandelten Füße zeigen eine bessere Beweglichkeit.

Behandlungsergebnis bei einseitigem Klumpfuß rechts Die Behandlung eines einseitigen Klumpfußes rechts zeigt bei diesem Kleinkind ein sehr gutes Ergebnis. © Gelenk-Klinik

In den meisten Fällen sind die Füße der Kinder nach erfolgreicher Klumpfußtherapie voll funktionsfähig. Bei einseitigem Klumpfuß bleibt der betroffene Fuß etwas kleiner und die Wadenmuskulatur etwas dünner (Klumpfußwade).

Wichtige Bedeutung der Kontrolluntersuchungen

Ergebnis nach erfolgreicher Behandlung eines einseitigen Klumpfußes Kleinkind nach erfolgreicher Therapie eines einseitigen Klumpfußes: Gut sichtbar sind die unterschiedlich großen Füße und die etwas verkümmerte Wadenmuskulatur (Klumpfußwade). © Gelenk-Klinik.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen alle 3 bis 4 Monate durch den Orthopäden dienen in den ersten vier Jahren dazu, den Behandlungserfolg zu sichern und gegen Rezidive frühzeitig anzugehen. Nach dem 4. Lebensjahr bis mindestens zur Einschulung des Kindes empfehlen Experten halbjährliche Termine.

Was sind mögliche Ursachen von Rückfällen der Klumpfußbehandlung und wie behandeln unsere Experten diese Rückfälle?

Wie häufig sind Rückfälle beim kindlichen Klumpfuß?

Bei mehr als 9 von 10 Kleinkindern ist die Ponseti-Therapie des Klumpfußes erfolgreich; Kinder mit angeborenen Klumpfüßen erleben ein normales Heranwachsen mit Toben, Spielen und vielen sportlichen Aktivitäten. Arthrotische Spätschäden im Erwachsenenalter durch ein krankhaft verändertes Gangbild beobachtet man bei ihnen kaum oder gar nicht.

Bei 10 bis 30 Prozent der Neugeborenen kommt es dagegen im Verlauf der Behandlung zu einer Verschlechterung. Es liegt ein so genannter “rebellischer” Klumpfuß vor.

Wovon hängt die Rückfallrate ab?

Die Häufigkeit, mit der sich eine Verschlechterung nach Klumpfußbehandlung (Rezidiv) einstellt, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Wie gravierend war der Ausgangsbefund und welchen Schweregrad hat der Orthopäde bei seiner ersten Untersuchung festgestellt?
  • Wurden die einzelnen Therapieschritte exakt eingehalten oder gab es zum Beispiel Behandlungspausen?
  • Liegt eine auslösende Grunderkrankung vor, sodass eine alleinige Klumpfußbehandlung nicht ausreicht?
  • Unterstützen die Eltern den ärztlichen Behandlungsplan uneingeschränkt oder gab es Phasen, in denen sich ein nachlässiger Umgang mit dem Anlegen der Schienenorthese einschlich?

Wie behandelt der Kinderorthopäde den Rückfall des Klumpfußes ohne Operation?

Stellt der Orthopäde in der Sprechstunde eine Verschlechterung zum bisherigen Behandlungserfolg fest, beginnt er zunächst mit einer erneuten Gipsbehandlung nach Ponseti. Auch bei Kindern, die bereits im Laufalter sind, führt der Arzt eine wöchentliche, manuelle Redressions-Gipsbehandlung mit integriertem Oberschenkelgips durch. Der Winkel bei der Dorsalextension, also der Bewegung des Fußes im Sprunggelenk in Richtung Fußrücken, entscheidet über das weitere Vorgehen: Ist eine Dorsalextension von 15° nicht möglich, kann bis zum 2. Lebensjahr erneut eine Durchtrennung der Achillessehne erfolgen. Die anschließende Gipsruhigstellung dauert in diesem Fall 4 Wochen und es schließt sich eine Schienenbehandlung bis zum 4. Lebensjahr an.

Wann ist eine Operation notwendig, um einen Rückfall zu beheben?

Bei Kindern ab dem 2. Lebensjahr wird die Achillessehne z-förmig verlängert. Zusätzlich versetzt der Orthopäde bei einigen Fällen die Tibialis-anterior-Sehne Richtung Fußaußenseite, damit sich die Zugwirkung der Sehne nach außen verlagert. Anschließend folgt eine Schienenbehandlung.

Erst bei einer erneuten Verschlechterung oder einer stark ausgeprägten Fußfehlstellung wird eine komplexe, korrigierende Weichteil-Fußoperation (peritalare Arthrolyse mit Sehnenverlängerungen) über den Cincinatti-Zugang empfohlen und ggf. mit knöchernen Korrekturen ergänzt.

Wie erfolgt eine Weichteil-Operation beim Klumpfuß über den Cincinnati-Zugang?

Der operative Eingriff stellt die traditionelle Maßnahme beim rebellischen Klumpfuß oder starken Fußdeformationen dar. Er erfolgt jeweils über einen bogenförmigen Schnitt auf der Innen- und Rückseite des Fußes, den so genannten Cincinnati-Zugang.

Bei diesen aufwendigen Operationen löst der Kinderorthopäde Kapsel- und Bandstrukturen rund um das Sprungbein bzw. am inneren Fußrand. Zusätzlich verlängert er die Achillessehne, die Tibialis-posterior-Sehne (Klumpfußmuskel/hintere Schienbein-Sehne) und eventuell die Flexor-hallucis-Sehne (Großzehenbeuger-Sehne). Teilweise wird auch die plantare Faszie (Bindegewebe zwischen Ferse und Zehengrundgelenk) eingekerbt.

Der Operateur entscheidet dabei je nach vorliegendem Befund über die Notwendigkeit der einzelnen Schritte. Diese Vor-Ort-Einschätzung ist enorm wichtig für das Resultat: Ein Zuviel führt zu einer Überkorrektur mit resultierender Knick-Plattfuß-Stellung, ein Zuwenig hat eine Restfehlstellung mit der Gefahr eines Rezidivs zur Folge. Die Nachbehandlung läuft über eine Ruhigstellung im Gips für 6 Wochen und dem anschließenden Tragen einer Nachtlagerungsschiene für ein halbes Jahr.

Links: Gipsverband. Rechts: Kopenhagener Nachtlagerungsschiene. Nach peritalarer Arthrolyse wird der Fuß des Kleinkindes mit einem Gipsverband ruhig gestellt, der vom Oberschenkel bis zum Fuß reicht. Im Anschluss an die Gipsbehandlung trägt das Kind noch etwa 6 Monate die Kopenhagener Nachtlagerungsschiene. © Gelenk-Klinik

Ärzte empfehlen eine begleitende physiotherapeutische Behandlung und vierteljährliche Besuche beim behandelnden Orthopäden. Die Ergebnisse dieser dorsomedialen oder peritalaren Arthrolyse sind nicht ganz so gut wie die Ponseti-Behandlung, weil sich durch den großflächigen operativen Eingriff Narbengewebe mit schlechterer Beweglichkeit bildet.

Wie verhindern wir Rückfälle beim Klumpfuß?

Eine wiederkehrende Fehlstellung trotz ausreichender Korrektur des Klumpfußes nennt man ein Klumpfuß-Rezidiv. Die beste Vorsorge gegen Klumpfuß-Rezidive bleibt die konsequente konservative und operative Behandlung sowie Nachsorge durch den Orthopäden. Nur, wenn Eltern die ärztlichen Instruktionen unterstützen und befolgen, erreicht ihr Kind das optimale Behandlungsergebnis.

Perspektiven und Nachsorge beim kindlichen Klumpfuß: ein (fast) normales Leben

Während der ersten Praxisbesuche von Eltern und Kind findet neben ärztlichen Untersuchungen, Schweregradeinteilungen und der Planung individueller Behandlungsschritte noch ein weiterer bedeutsamer Schritt statt: Eltern und behandelnder Arzt einigen sich zum einen auf einen verbindlichen Zeitplan für die Klumpfußbehandlung des Kindes. Zum anderen sprechen sie über die Korrekturerfolge, die im besten Fall nach einer Klumpfußbehandlung zu erwarten sind.

Mit geringen Einschränkungen muss sich das Kind und später der Erwachsene arrangieren, da ein Klumpfuß zeitlebens nie ein ganz normaler Fuß wird – trotz optimaler Therapie. Beim Klumpfuß handelt es sich nicht um eine Fehlhaltung, sondern es liegt eine Deformation (Fehlstellung) mit strukturellen Veränderungen bei Muskeln und Bändern vor. Die etwas schmächtigere Wade auf der Klumpfußseite ist beispielsweise nie vollständig auftrainierbar und wird immer ein Zeichen für die durchgemachte Erkrankung bleiben. Der ehemalige Klumpfuß wird auch 1 bis 2 Schuhgrößen kleiner ausfallen als sein gesundes Pendant.

Vor allem während der Wachstumsphase des Kindes bedürfen Klumpfüße regelmäßiger orthopädischer Kontrollen. Das Wiederauftreten von Fußfehlstellungen kann so vom Arzt rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Das gemeinsame Ziel von Eltern, Ärzten und Kind ist ein dauerhaft funktionsfähiger und schmerzfreier Fuß und ein normales Gangbild.

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