1. Wie lange hält eine Sprunggelenksprothese?
  2. Ursachen für einen Prothesenwechsel (Revision) im Sprunggelenk
  3. Ziel eines Prothesenwechsels im Sprunggelenk
  4. Symptome für eine Lockerung der Sprunggelenksprothese
  5. Fragen vor einem Prothesenwechsel am Sprunggelenk
  6. Diagnostik und Vorbereitungen vor dem Prothesenwechsel
  7. Nachsorge nach der Wechseloperation der Sprunggelenksprothese

Wie lange hält eine Sprunggelenksprothese?

Studien zeigen, dass 10 Jahre nach dem Einsetzen noch fast 90 % der Patienten über eine intakt funktionierende Prothese im Sprunggelenk verfügen. Jede 10. Sprunggelenksprothese wurden in diesem Zeitraum aus unterschiedlichen Gründen ausgetauscht oder in eine Arthrodese (Versteifung) umgewandelt.

Warum ist die Lebensdauer von Sprunggelenksprothesen begrenzt?

Künstliche Sprunggelenke wurden erst sehr viel später entwickelt wie Hüftprothesen oder Knieprothesen, mit denen seit über 70 Jahren medizinische Erfahrungen vorliegen. Ihre maximale Lebensdauer kann die Lebensdauer von Hüftprothesen oder Knieprothesen nur manchmal erreichen und liegt häufig darunter.

Bei einer Prothesenlockerung können die drei Komponenten der Sprunggelenksprothese - tibiaseitiges Implantat, talusseitiges Implantat und Polyethylen-Gleitkern - einzeln oder vollständig ausgetauscht werden.

Ursachen für einen Prothesenwechsel (Revision) im Sprunggelenk

Immer häufiger versorgen wir in der Gelenk-Klinik Patienten im Rahmen einer Revision der Sprunggelenksprothese, nachdem die erste Prothese versagt. Vor dieser Wechseloperation untersuchen wir die genauen Gründe für das Versagen der Prothese.

Warum Prothesenwechsel?

  • Aseptische Lockerung
  • Materialverschleiß
  • Knochenzysten unter der Prothese
  • Luxation (Ausrenkung) der Sprunggelenksprothese
  • Bakterielle Infektion (septische Lockerung)
  • Bruch nahe der Prothese (periprothetische Fraktur)

Aseptische Lockerung der Sprunggelenksprothese

Der häufigste Grund für eine Lockerung der Sprunggelenksprothese ist ein Knochenabbau, der nicht durch eine bakterielle Infektion ausgelöst wurde (aseptische Osteolyse). In der Folge lockert sich die Verankerung der Prothese im Sprunggelenk. Ursachen sind häufig nichtbakterielle (aseptische) Entzündungsreaktionen, die das Plastikmaterial der Prothese auslöst oder eine nicht optimale Platzierung der Prothesenkomponenten.

Materialverschleiß

Die Sprunggelenksprothese kann mit der Zeit verschleißen. Vor allem das Kunststoff-Inlay zwischen den beiden Metallkomponenten nutzt sich ab und versagt schließlich. Es muss dann ersetzt werden. Dieser Verschleiß beschleunigt sich bei Fehlbelastung durch eine Fehlstellung, die im Vorfeld nicht korrigiert wurde. Eine Instabilität im Sprunggelenk aufgrund einer Bandinsuffizienz erzeugt vermehrt Scherkräfte an der Sprunggelenksprothese. Dies erhöht ebenfalls die Belastung der Gleitflächen.

Knochenzysten unter der Prothese

Unter den Implantaten einer Sprunggelenkprothese bilden sich zum Teil Knochenzysten. Dies sind Hohlräume, die aus nicht geklärter Ursache entstehen. Eine Lockerung der Prothese ist bei diesen Zystenbildungen häufig nicht nachweisbar. Dieses Phänomen kann bis heute nicht abschließend erklärt werden. Bei einem Prothesenwechsel untersuchen wir daher stets Knochendichte und Knochenqualität.

Luxation (Ausrenkung) der Sprunggelenksprothese

Die Sprunggelenksprothese kann durch eine fehlerhafte Positionierung im Knochen weniger stabil sein. Auch durch eine unzureichende Funktion der Bänder, Sehnen und Muskeln kann die Prothese im Sprunggelenk instabil werden: Die Prothesenkomponenten, die bei der Sprunggelenksprothese nur durch die umliegenden Muskeln, Sehnen und Bänder in Position gehalten werden, können ihre Lage zueinander verändern. Die Luxation der Sprunggelenksprothese ist eher ein schleichender Prozess und kein plötzliches Ereignis, das etwa durch einen Fehltritt oder durch eine Fehlbelastung ausgelöst wird.

Bakterielle Infektion der Sprunggelenksprothese

In seltenen Fällen kann sich die Sprunggelenksprothese infizieren. Dies kann direkt nach Implantation einer Prothese, teilweise auch erst nach Jahren eintreten und ist mit starken Schmerzen und Schwellungen bei den Patienten verbunden. Dann muss die Sprunggelenksprothese komplett entfernt werden. Bevor ein Wechsel der Prothese vorgenommen werden kann, muss der der Arzt den Infekt mit Antibiotika behandeln.

Bruch nahe der Prothese (periprothetische Fraktur)

Ein Knochenbruch in der unmittelbaren Nähe der Sprunggelenksprothese nach einem Sportunfall oder Sturz auf das Sprunggelenk kann das Implantat lockern. Bei der Versorgung des Patienten muss dann die Fraktur an der Prothese stabilisiert und ggf. die gelockerte Sprunggelenksprothese ausgetauscht werden.

Die Spezialisten der Gelenk-Klinik prüfen zusätzlich die Bänder auf Instabilitäten und die Fußachsen des Patienten auf Fehlstellungen. Beides verschlechtert deutlich die Prognose für einen erfolgreichen Prothesenwechsel am Sprunggelenk. Unter Umständen ist der Patient erst nach begleitenden Korrekturen und Eingriffen bereit für einen Prothesenwechsel.

Ziel eines Prothesenwechsels im Sprunggelenk

Die Prothesenrevision ist ein operatives Verfahren, das dem Patienten wieder eine Vollbelastung des Sprunggelenks ohne Schmerzen ermöglicht. In der Gelenk-Klinik haben wir zunehmend positive Erfahrungen mit der Wechseloperation der Sprunggelenksprothese gesammelt.

Alternativ kann der Fuß- und Sprunggelenksspezialist statt einer Revision eine Versteifung (Sprunggelenksarthrodese) vornehmen. Es existiert keine konservative Behandlungsmöglichkeit gegen die Beschwerden einer gelockerten Prothese, denn sie kann nicht von alleine in den Knochen des Sprunggelenks einheilen.

Symptome für eine Lockerung der Sprunggelenksprothese

Anzeichen der Prothesenlockerung

  • Unterschenkelschmerzen
  • Knöchelschmerzen
  • Anlaufschmerzen
  • Klickgeräusche der Prothese
  • Haltungs- und bewegungsabhängige Schmerzen
  • Fehlstellung des Sprunggelenks
  • Beinlängenunterschied

Patienten mit gelockerter Sprunggelenksprothese spüren meist Schmerzen am Unterschenkel oder Sprunggelenkschmerzen. Die Sprunggelenksschmerzen treten bei Belastung, zum Beispiel nach längeren Gehstrecken, häufiger auf.

Teilweise treten Anlaufschmerzen am Sprunggelenk auf: Am Morgen und nach längerem Sitzen sind die ersten Schritte schmerzhaft. Diese Beschwerden können abhängig von bestimmten Fußstellungen sein: Beim Gehen mit einer gelockerten Sprunggelenksprothese ist entweder die frühe oder die späte Abrollphase im Gangzyklus schmerzhaft. Manchmal sind mechanische Klickgeräusche aus dem Sprunggelenk zu hören, die auf eine Prothesenlockerung hindeuten.

Außerdem kann eine Ganginstabilität Merkmal für den Verschleiß einer Sprunggelenksprothese sein. Häufig sind die Beschwerden im Unterschenkel lokalisiert. In manchen Fällen ist eine Veränderung der Beinlänge zu beobachten, die durch Einsinken der Prothese in den Knochen entsteht.

Fragen vor einem Prothesenwechsel am Sprunggelenk

Mit unseren Patienten bereiten wir den Prothesenwechsel mit folgenden wichtigen Fragen vor:

  • Können einzelne Komponenten getauscht werden oder ist der Austausch der gesamten Prothese erforderlich?
  • Ist die Knochenqualiät so gut, um eine weitere Prothese stabil zu unterstützen?
  • Gibt es Umstände, die für die Revision der Sprunggelenksprothese zu einer Sprunggelenksversteifung (Arthrodese) sprechen?
  • Sind die Belastungslinien im Sprunggelenk ausreichend gerade, um die maximale Lebensdauer einer Wechselprothese zu gewährleisten?
  • Gibt es Faktoren wie eine Fehlstellung des Fersenbeins oder Sprungbeins, die begleitende, stellungskorrigierende Eingriffe erforderlich machen?

Besondere Schwierigkeiten einer Wechseloperation der Sprunggelenksprothese

Die Revision einer Sprunggelenksprothese kann länger dauern und sich schwieriger gestalten als die Erstimplantation. Die Erstprothese muss teilweise oder ganz entfernt werden, bevor der Operateur sie ersetzen kann.

Einer der Hauptgründe für eine möglicherweise erschwerte Operation ist der sehr dünne Weichteilmantel um das Sprunggelenk. Durch Vernarbung nach einem Unfall oder nach vorangegangen Operationen kann die Heilungsfähigkeit reduziert sein. Der Operateur muss diese Voraussetzungen durch intensive Voruntersuchungen abklären und die Sprunggelenksprothese möglichst minimalinvasiv operieren.

Die Unterschenkelknochen Schienbein, Wadenbein und das Sprungbein können durch die Operation der vorhandenen Prothese geschwächt sein. Das ist möglicherweise ein Problem für das stabile Verwachsen der Wechselprothese mit den Knochen, die das Sprunggelenk bilden. Mittels Spender- oder Kunstknochen aus Keramik können wir diese Instabilität ausgleichen. Durch die Wahl spezieller, vor allem für Prothesenwechsel und schwierige Knochenverhältnisse geeigneter Sprunggelenksprothesen können wir im Bedarfsfall eine Schwäche des Knochens am Sprunggelenk korrigieren. Die Operateure der Gelenk-Klinik sind mit speziellen Firmen in engem Kontakt, die Revisionsimplantate herstellen. Der Metallsockel der Prothese kann dabei verstärkt werden, um für eine Revision besonders gut geeignet zu sein.

Diagnostik und Vorbereitungen vor dem Prothesenwechsel

Vor dem Sprunggelenkprothesenwechsel müssen eine Vielzahl von vorbereitenden Untersuchungen durchgeführt werden. Dazu gehören:

  1. Röntgenbilder von Fuß und Sprunggelenk unter Belastung.
  2. Pedobarographie (Fußabdruckmessung) zur Untersuchung der Druckverteilung beim Abrollen über den Fuß.
  3. Eine Computertomographie, wenn möglich unter Belastung, wie dies auch bei einer Digitalen Volumentomographie (DVT) möglich ist: So zeigen wir die innere Struktur des Knochens um die Prothese und die Stellung unter Belastung.

Die Computertomographie kann auch mit einer ergänzenden Knochenszintigrafie im Rahmen eines SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography) durchgeführt werden. Diese Kombination ermöglicht neben der genauen Darstellung der Knochenqualität auch eine Aussage über die Umbausituation des Knochens um das Gelenk. Lockerungen, aber auch starke Stressreaktionen des Knochens, können hier dargestellt werden. Die Bildgebung hilft, Schmerzursachen genauer zu untersuchen. Nicht jeder Schmerz bei einer Sprunggelenksprothese entsteht durch eine Lockerung.

Das Herz-Kreislauf-System wird auf Stabilität und allgemeine Narkosefähigkeit geprüft. Auch die Zähne werden zum Ausschluss möglicher Infektionsherde untersucht, da bei Protheseninfekten häufig das Gebiss der Ursprung der Bakterien ist. Laboruntersuchungen des Blutes können ebenfalls auf einen Infekt hinweisen. Eine Anpassung der Ernährung sowie eine Vermeidung von Alkohol und anderen Genussgiften erhöht die Fitness der Patienten für die Rehabilitation nach der Revision der Sprunggelenksprothese.

Nachsorge nach der Wechseloperation der Sprunggelenksprothese

Der Patient bleibt nach der Operation etwa 7 bis 9 Tage stationär, bevor er entlassen wird. Er trägt dann eine spezielle Schuhvorrichtung (einen sog. Nachbehandlungsschuh) und ist häufig nur an Unterarmgehstützen mobil. Die Rehabilitation erfolgt nach dem Wechsel der Sprunggelenksprothese – ähnlich wie bei der primären Implanation – erst nach Einheilung der Prothese nach 6 bis 12 Wochen.

Rehabilitation nach Wechseloperation der Sprunggelenksprothese

Nach der Operation hat die Wundheilung erste Priorität. Der Patient muss sein Sprunggelenk teilweise mit Gehstützen oder Gehhilfen entlasten. Regelmäßige Bewegung und Übungen sind wichtig für Heilung und Muskelerhalt. Nach 3 bis 6 Monaten sollte für die Patienten nach Sprunggelenksprothesenwechsel wieder ein möglichst schmerzfreies Gehen unter Vollbelastung ohne weitere Gehhilfen möglich sein.