1. Ablauf der Sehnenkorrektur an der Kniescheibe
  2. Erfahrungen mit der operativen Sehnenkorrektur an der Kniescheibe
  3. Wie wird der Erfolg der Sehnenkorrektur nachgewiesen?
  4. Welche Risiken hat die operative Sehnenkorrektur?
  5. Ist eine Nachbehandlung erforderlich?
  6. Wie lange dauert die Krankschreibung nach einer Sehnenkorrektur an der Kniescheibe?
Aufhängung der Kniescheibe an Bändern Die Kniescheibe ist ein dreieckiger Knochen, der seitlich durch Haltebänder und vertikal in der Patellasehne aufgehängt ist. © BigBlueStudio, Adobe

Fehlstellungen oder Ausrenkungen der Kniescheibe (Patellaluxation) lösen bei den Betroffenen starke vordere Knieschmerzen aus. Eine mögliche Ursache kann ein zu weit außen (lateral) liegender Ansatz der Kniescheibensehne am Unterschenkel sein.

Die operative Sehnenkorrektur bei Patellaluxation ist ein Eingriff, durch den dieser knöcherne Ansatz am Schienbein (Tuberositas tibiae) nach innen (medial) versetzt wird. Abhängig von der bestehenden Fehlstellung kann auch ein Knochenversatz nach distal notwendig sein. Durch den korrigierten Sehnenzug verschiebt sich die Kniescheibe in Richtung der Gleitrinne und die Knieschmerzen bessern sich deutlich. Die Kniespezialisten der Gelenk-Klinik führen die Operation durch, wenn sie durch die Verlängerung der seitlichen Haltebänder der Kniescheibe (laterale Retinakulumverlängerung) keine ausreichende Zentrierung der Patella erreichen können.

Ablauf der Sehnenkorrektur an der Kniescheibe

Springt die Kniescheibe häufig aus ihrer Führung (Patellaluxation), kann ein falscher Zug der senkrecht verlaufenden Patellasehne (Retinaculum patellae) die Ursache sein. Um langfristig Knieschmerzen und Kniescheibenarthrose (Retropatellararthrose) aufgrund einer Fehlstellung der Patella zu vermeiden, kann ein Orthopäde die Position der Kniescheibe operativ korrigieren, sodass sie wieder optimal in ihrer Gleitrinne zentriert ist.

OP nach Blauth Röntgen nach Versatz des knöchernen Ansatzes der Patellasehne. © Gelenk-Klinik

Bei der Sehnenkorrektur an der Kniescheibe (Patella) versetzt der Operateur den zu weit außen liegenden knöchernen Ansatz der Patellasehne am Schienbeinknochen (Tibia) nach innen. Dann wird der Ansatz der Patellasehne in seiner neuen Position mit Schrauben fixiert, sodass die Patella aufgrund der geänderten Zugrichtung nicht mehr aus der Gleitrinne im Oberschenkelknochen (Femur) herausspringen kann.

Erfahrungen mit der operativen Sehnenkorrektur an der Kniescheibe

Der operative Eingriff kann die Stellung der Patella verbessern und dadurch einer frühzeitigen Arthrose vorbeugen. Da die Schrauben wieder entfernt werden, verbleiben keine Fremdkörper im Bein. Die Beweglichkeit des Kniegelenks verbessert sich durch den Eingriff in der Regel deutlich und Knieschmerzen werden reduziert.

Wie wird der Erfolg der Sehnenkorrektur nachgewiesen?

OP nach Blauth Kontrollaufnahme nach Sehnenkorrektur: Die rechte Kniescheibe wurde durch den Eingriff in der Gleitrinne zentriert. Gut sichtbar sind die Befestigungsschrauben. © Gelenk-Klinik

Zur Darstellung der Kniescheibe fertigt der Kniespezialist eine Defilee-Aufnahme an. Hierbei handelt es sich um ein spezielles Röntgenbild, welches das Ausmaß der seitlichen Abweichung der Kniescheibe aus der Mittellinie und die Kippfehlstellung zeigt. Etwa sechs Wochen nach dem Eingriff zeigt ein erneutes Röntgen die Korrektur der zentrierte Lage der Patella in der Gleitrinne im Vergleich zum Ausgangsbefund. Die Schmerzen im Knie sollten dann deutlich zurückgegangen sein.

Welche Risiken hat die operative Sehnenkorrektur?

Wie jede Operation birgt auch die operative Sehnenkorrektur an der Kniescheibe gewisse Risiken. Dazu zählen Thrombose, Embolie, Blutungen, Infektionen sowie Wundheilungsstörungen. Des Weiteren können Schäden an Weichteilen (z. B. Muskeln, Sehnen) entstehen. Da die Sehne vom Knochen abgelöst und weiter medial (innen) wieder fixiert wird, kann es zu einer vorübergehenden Muskelschwäche im Bereich des Kniegelenks kommen. Diese kann anschließend durch Physiotherapie und Krafttraining wieder behoben werden. Um die Sehne am Schienbeinknochen zu verankern, wird sie mit Schrauben fixiert. Die Schraubenköpfe können beim Knien stören.

Nach ca. 6 Monaten müssen die Schrauben wieder entfernt werden. Hat der Patient ein O-Bein, kann die Versetzung der Sehne zur Mitte hin einen erhöhten Druck innerhalb des medialen (inneren) Gelenkabschnittes verursachen. Dies erhöht das Risiko für eine Arthrose, wenn die Beinfehlstellung nicht gleichzeitig korrigiert wird. Eine umfassende Diagnostik und klinische Untersuchung im Vorfeld ist also unerlässlich, um Spätfolgen zu vermeiden.

Antithrombosestrumpf Um das Thromboserisiko möglichst gering zu halten, tragen Patienten nach der Operation Antithrombosestrümpfe und erhalten eine Thromboseprophylaxe. © Gelenk-Klinik

Ist eine Nachbehandlung erforderlich?

Bereits unmittelbar nach der Operation kann der Patient mit der Mobilisierung und Physiotherapie beginnen. Etwa 3 Wochen lang sollten Patienten die Belastung ihres Kniegelenks durch den Einsatz von Unterarmgehstützen reduzieren. In den ersten 6 Wochen tragen sie zusätzlich eine spezielle Schiene (Orthese), die das Kniegelenk entlastet. Nach ca. 6 Monaten, wenn die Sehne gut angewachsen ist, entfernt der Orthopäde die Schrauben.

Wie lange dauert die Krankschreibung nach einer Sehnenkorrektur an der Kniescheibe?

Der stationäre Aufenthalt nach einer Operation der Kniescheibe dauert ca. drei Tage. Je nach beruflicher Belastung erhalten die Patienten eine Krankschreibung für etwa vier Wochen. Schwer körperlich arbeitende Menschen benötigen häufig eine längere Krankschreibung, bevor sie in ihren Beruf zurückkehren können.

Sanfte Sportarten wie Walken oder Radfahren sind etwa drei Monate nach der Operation wieder erlaubt, sofern das Röntgenbild den Erfolg der Operation nachgewiesen hat.

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