Insbesondere Laufsportler leiden unter Knieschmerzen nach dem Joggen. Bei Trainingsanfängern oder nach längerer Sportpause sind leichte Knieschmerzen durchaus normal und nicht besorgniserregend. Das Lauftraining fordert untrainierte Muskelgruppen und Bindegewebe und Knorpel wird ungewohnt belastet. Regelmäßiges, leichtes Ausdauertraining hilft in den meisten Fällen, die anfänglichen Knieschmerzen nach dem Sport zu beseitigen.
4 Tipps, auf die Sie bei Knieschmerzen nach dem Joggen achten sollten
- Die Knieschmerzen sollten über Nacht wieder zurückgehen.
- Könnte Übergewicht die Ursache Ihrer Knieschmerzen nach dem Joggen sein? Streben Sie vor dem Lauftraining ein normales Körpergewicht an.
- Dauert der Knieschmerz länger als drei Tage an, nehmen Sie das als Warnsignal. Hinter Ihren Knieschmerzen kann eine behandlungsbedürftige Knieerkrankung stecken wie zum Beispiel eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) oder ein bisher unerkannter Knorpelschaden.
- Wenn zu Ihren Knieschmerzen nach dem Laufen noch eine Schwellung oder Erwärmung des Kniegelenks hinzu kommen, sollten Sie unbedingt einen Kniespezialisten aufsuchen.
Ursachen für chronische Knieschmerzen nach dem Sport
Beim Joggen und Laufen sind die auf das Knie wirkenden Kräfte nicht so hoch wie bei Kontaktsportarten, bei denen Sprints, Zweikämpfe und Richtungswechsel das Kniegelenk stark fordern.
Dafür werden beim Joggen die Sehnen, Knorpel und Muskeln am Kniegelenk über mehrere Stunden immer wieder auf die gleiche Art und Weise belastet. Das stellt hohe Anforderungen an die Sehnenansätze am Knochen (Enthesen), die Sehnenscheiden sowie die für die Beweglichkeit der Gewebe zuständigen Schleimbeutel im Kniegelenk (Bursae). Folgende Erkrankungen können für immer wiederkehrende Knieschmerzen nach dem Joggen verantwortlich sein:
- Schleimbeutelentzündung an der Kniescheibe
- Fehlform der Kniescheibe: Patelladysplasie
- Springerknie: Patellaspitzensyndrom
- Läuferknie: Reizung des iliotibialen Bandes
- Knochen-Knorpelschaden im Knie: Osteochondrosis dissecans
- selten: aseptische Knochennekrose im Knie: Morbus Ahlbäck
Knochen-Knorpelschaden im Knie: Osteochondrosis dissecans
Sterben Knochenbezirke unterhalb des Gelenkknorpels ab, bezeichnet man das als Osteochondrosis dissecans. Es ist wichtig, dass dieser Knochendefekt frühzeitig vom orthopädischen Facharzt erkannt und behandelt wird, damit sich Spätfolgen wie vorzeitiger Gelenkverschleiß im Knie (Kniearthrose) vermeiden lässt.
Typischerweise betrifft eine Osteochondrosis dissecans vor allem sportlich aktive Kinder und Jugendliche. Daher muss bei Knieschmerzen nach dem Sport bei Kindern immer auch an eine Osteochondrosis dissecans gedacht und diese sicher ausgeschlossen werden. Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie, CT und SPECT-Untersuchung unterstützen den Arzt bei seiner Diagnose.
Was tun bei Osteochondrosis dissecans im Knie?
- bei noch nicht geschlossenen Wachstumsfugen: konservative Therapien wie Sportpause, Entlastung, Unterarmgehstützen, Schmerztherapie mit NSAR, Physiotherapie
- operative Befestigung eines abgelösten Dissekates (Refixation)
- Mikrofrakturierung
- autologe Knorpelzelltransplantation (ACT)
- Knorpel-Knochentransplantation (OATS)
Aseptische Knochennekrose im Knie: Morbus Ahlbäck
Wenn Knochen im Knie nur noch mangelhaft durchblutet wird, ohne dass Bakterien der Auslöser sind, spricht man von aseptischer Knochennekrose oder Morbus Ahlbäck. Der absterbende Knochen ist insgesamt geschwächt und weniger tragfähig. Aus diesem Grund entwickelt sich häufig aus einer Knochennekrose langfristig eine Arthrose im Kniegelenk (Gonarthrose). Patienten mit Morbus Ahlbäck leiden besonders unter Belastung und nachts unter Knieschmerzen.
Die Ursachen für Morbus Ahlbäck sind noch weitgehend unklar, allerdings sind unseren Erfahrungen zufolge etwa 3-mal mehr Frauen wie Männer betroffen. Eine Knochennekrose im Jugendalter wird medizinisch als Osteochondrosis dissecans eingeordnet, erst ab dem 4. Lebensjahrzehnt spricht man von Morbus Ahlbäck.
Was tun bei Morbus Ahlbäck?
- nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zur entzündungshemmenden Schmerzmedikation
- Schienen (Orthesen) oder Schuhranderhöhungen zur Entlastung des Knies
- Stoßwellentherapie (ESWT)
- hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)
- operative Eingriffe je nach Stadium der Erkrankung: Korrektur der Beinachse (Osteotomie), Knorpeltherapien wie Pridie-Bohrung, autologe Knorpeltransplantation (ACT), Knochenersatz mit Spongiosaplastik
Schmerzmittel bei Knieschmerzen nach dem Sport
Ehrgeizige Laufsportler nehmen bei chronischen Knieschmerzen nach dem Joggen oder Laufen frei verkäufliche Schmerzmittel mit beispielsweise den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure (kurz ASS) oder Ibuprofen, um ihren Trainingsplan nicht zu gefährden.
Diese Selbstmedikation gegen Knieschmerzen nach sportlicher Belastung können wir keinem Sportler empfehlen. Bei längerfristiger Einnahme dieser Medikamente sind schwere Nebenwirkungen an Nieren oder Magen zu befürchten. Zusätzlich verschleiern Schmerzmittel die wahre Ursache der Knieschmerzen, wodurch sie sich weiter verschlechtern können.
Tipps zur Vorbeugung gegen Knieschmerzen
Ein hohes Körpergewicht kann bei Laufsportlern heftige Knieschmerzen verursachen. Eine Gewichtsreduktion mit gleichzeitigem Muskelaufbau ist daher unverzichtbar, um Knieschmerzen gar nicht erst entstehen zu lassen. Eine proteinreiche Ernährung unterstützt die Muskelkräftigung und verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit.
Bis das Normalgewicht erreicht ist, sollten Jogger ihre Trainingsmethode variieren: Regelmäßige ergänzende Trainingseinheiten auf dem Fahrrad entlasten die Gelenke und fördern Ausdauer und Fitness. Ein wöchentlicher Gang ins Hallenbad bringt weitere Abwechslung und trainiert das Herz-Kreislaufsystem.
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