Neben der genauen Position und Beweglichkeit spielen bei Schmerzen an der Kniescheibe (Patella) auch ihre Form und Position eine besondere Rolle. Eine Formabweichung der Kniescheibe vom normalerweise dreieckigen Umriss bezeichnet der Mediziner als Patelladysplasie. Die Fehlbildung der Patella ist meist angeboren. Nicht immer führt die Patelladysplasie zu Knieschmerzen oder muss orthopädisch behandelt werden: Viele Patienten mit Patelladysplasie sind symptomfrei und fühlen sich in ihrem Alltag nicht beeinträchtigt. Dennoch verursacht die einseitige Belastung des Gelenkknorpels zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen (patellofemorales Gelenk) häufig vordere Knieschmerzen, Kniescheibenarthrose und Kniearthrose (Gonarthrose).
Was ist eine Patelladysplasie?
Unter einer Patelladysplasie versteht man eine anlagebedingte abweichende Form der Patella. Diese Fehlbildung der Kniescheibe hat zunächst keinen Krankheitswert und kann schmerzlos und symptomlos verlaufen.
Erst wenn im Laufe des Lebens aufgrund von einseitiger Druckbelastung eine Knorpelschädigung unter der Rückseite der Kniescheibe anfällt, wird die Patelladysplasie zur Krankheitsursache.
Entscheidend ist das Ausmaß der Knorpelschädigung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung. Je früher der Orthopäde den vorzeitigen Verschleiß der Kniescheibe feststellt und je konsequenter er die Behandlung einleitet, umso besser wird langfristig das Resultat sein. Im Alter kann die unebene Oberfläche der Patella im Kniegelenk einen Knorpelschaden verursachen, die sogenannte Retropatellararthrose. Es ist wichtig, eine Patelladysplasie zu behandeln, bevor sich daraus eine Kniearthrose entwickelt. Die Patelladysplasie wird oft im Zusammenhang mit einer Patellaluxation beobachtet.
Stadien der Patelladysplasie nach Wiberg
In der radiologischen Diagnostik (Röntgenuntersuchung) unterscheidet man die unterschiedlichen Formen der Patelladysplasie in der Klassifikation nach Wiberg.
All diesen Formen gemein ist, dass es zu einer einseitigen Druckbelastung der Kniescheibenrückfläche kommt, welche einen vorzeitigen Knorpelverschleiß nach sich ziehen kann.
- Wiberg I: Bei dieser leichten Form der Fehlbildung weist die Kniescheibe eine annähernd symmetrische Form auf. Sie ist beschwerdefrei und bedarf in der Regel keiner Behandlung.
- Wiberg II: Die innere (mediale) Fläche der Kniescheibe ist auf der Rückseite etwas schmaler als die äußere. Dies kann sich auf die Oberschenkelmuskulatur auswirken. Eine gezielte physiotherapeutische Behandlung ist in der Regel ausreichend.
- Wiberg III: Die innere (mediale) Fläche der Kniescheibe ist schmaler als die Außenseite und sie ist insgesamt nach außen gewölbt.
- Wiberg IV: Medial ist die Kniescheibe deutlich schmaler und weist eine sichtbare Formstörung auf.
- Wiberg V: Die Patella ist seitlich verschoben und ihre innere Fläche verläuft sehr steil. Da wegen der deutlichen Formstörung keine Gelenkbildung mit dem Oberschenkelknochen existiert, kommt es schneller zur Patellaluxation. Aufgrund ihrer Form bezeichnet man diese Variante der Kniescheibe auch als Jägerhutpatella.
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Patella alta: Hochstand der Kniescheibe
Unter Patella alta versteht man einen Hochstand der Kniescheibe, welcher meist Folge von Gewalteinwirkung ist. Häufig ist eine traumatische Schädigung der Quadrizeps- oder Patellasehne Auslöser für eine Patella alta. Sie kann auch das Resultat einer mangelhaft ausgeführten Implantation einer Knieprothese (Knie-TEP) sein, bei der zuviel Knochen im Bereich des unteren Bereichs des Oberschenkelknochens (distaler Femur) abgetragen wurde. Therapeutisch versucht man, die normale Position der Kniescheibe zum Oberschenkelknochen wiederherzustellen. Dies gelingt durch die körperferne (distale) Versetzung der Knochenfortsätze des Schienbeinknochens (Tuberositas tibiae).
Patella baja: nach unten verschobene Kniescheibe
Eine tiefsitzende Kniescheibe (Patella baja) ist oft die Folge von Knochenbrüchen im Bereich der Kniescheibe oder von Verletzungen der Sehne des Musculus quadrizeps. Auch die Implantation einer Knieprothese, bei der zu viel Knochenmasse am Schienbeinkopf abgetragen wurde, kann ursächlich für die Verlagerung der Patella nach unten sein.
Was ist das Patellaspitzensyndrom?
Ein häufiges Krankheitsbild in der sportorthopädischen Sprechstunde ist das Patellaspitzensyndrom. Dabei handelt es sich um entzündliche Veränderungen im Ansatz der Patellasehne am Übergang zum unteren Ende der Patella. Die chronische Entzündung führt zu Schmerzen, insbesondere bei Kniebeugebelastung, z. B. beim Tennis spielen und auch bei knienden Tätigkeiten.
Der Hoffa-Fettkörper
Der Hoffa-Fettkörper im Inneren des Kniegelenks fühlt und koordiniert. Er ist von Gelenkschleimhaut überzogen. Das Fettkissen reagiert bei allen Knieerkrankungen mit Schwellung und teilweise sogar Verknöcherung. Eingelagerte Nervenendigungen sorgen dafür, dass der Hoffa-Fettkörper wichtige Beiträge Sensibilität des Knies leisten kann. Diese sensorischen Informationen tragen zur gut koordinierten Bewegung und Stabilität des Knies bei.
In der klinischen Untersuchung zeigt die verdickte Sehne meist eine ausgeprägte Druckschmerzhaftigkeit. Zudem sieht der Arzt eine Schwellung und Vergrößerung des Hoffa-Fettkörpers. Die Behandlung zielt konservativ mittels entlastenden Bandagen, Injektionen und physikalischer Therapie auf eine Reduktion des Entzündungsprozesses ab. Hilfreich ist hier auch oftmals die Hochenergie-Lithotripsie (Stoßwellenbehandlung).
Nur in ausgeprägten chronischen Fällen ist eine operative Denervierung bestimmter Nerven und arthroskopische Entfernung des entzündeten Gewebes notwendig. Liegt dem Patellaspitzensyndrom eine Achsfehlstellung oder Seitabweichung der Kniescheibe zugrunde, muss diese Ursache zunächst behoben werden, um langfristig eine Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Entzündung der Patellasehne
Die Patellasehnenentzündung entwickelt sich häufig bei Patienten, die vorwiegend kniende Tätigkeiten ausüben, wie beispielsweise Fliesenleger oder Gartenbauer. Aber auch langanhaltende sportliche Belastungen wie beim Tennis oder Rudern können ursächlich dafür sein, dass die Patellasehne sich entzündet. Symptome sind starke Schmerzen unter der Kniescheibe, die vor allem unter Belastung und beim Beugen des Knies auftreten. Konservativ behandelt der Arzt die Patellasehnenentzündung zunächst mithilfe von entzündungshemmenden Medikamenten. Zusätzlich können Kältetherapie und entlastende Bandagen (Patella-Bandage) die Beschwerden lindern.
Eine weitere Therapiemöglichkeit bietet die hochenergetische Stoßwellenbehandlung. Bei dauerhafter therapieresistenter und konservativ nicht beherrschbarer Erkrankung erfolgt die arthroskopische Entfernung des entzündeten Gewebes.