1. Wie verläuft die Operation der Kalkschulter?
  2. Gibt es Risiken bei der arthroskopischen Kalkdepotentfernung?
  3. Vorteile der arthroskopischen Kalkdepotentfernung
  4. Nachbehandlung nach der Operation der Kalkschulter
arthroskopische Operation der Kalkschulter Die operative Entfernung von Kalkdepots bei einer Kalkschulter erfolgt in der Regel arthroskopisch. Über minimale Hautschnitte führt der Operateur eine kleine Kamera und chirurgische Instrumente ein. © Gelenk-Klinik

Eine Kalkschulter zeichnet sich durch Kalkdepots im Bereich der Supraspinatussehne aus. Manchmal tritt die Kalkschulter (Tendinosis calcarea) auch als Begleitbefund bei Verschleißerscheinungen an der Rotatorenmanschette auf. Operativ entfernt werden Kalkdepots in der Schulter nur, wenn alle konservativen Therapien erfolglos waren und weiterhin ein Leidensdruck besteht. Die Operation erfolgt in der Regel arthroskopisch über minimale Hautschnitte.

Wie verläuft die Operation der Kalkschulter?

In der Regel werden Kalkdepots minimalinvasiv entfernt. Über zwei kleine Hautschnitte führt der Operateur eine Kamera mit Lichtquelle und spezielle chirurgische Instrumente in das Gelenk ein. Zuerst verschafft er sich einen Überblick über das gesamte Schultergelenk und den subakromialen Raum (Raum unter dem Schulterdach). Nachdem er das Kalkdepot lokalisiert hat, wird dieses eröffnet und entfernt. In einzelnen Fällen kann zusätzlich die Ortung mittels Röntgen-Bildwandler erforderlich sein. Anschließend werden die restlichen verbliebenen Kalkteilchen ausgespült.

Gelingt dies nicht, muss der Orthopäde das Kalkdepot über eine offene Operation entfernen. Dabei wird die Haut durch einen ca. 4 cm langen Hautschnitt eröffnet, das Fettgewebe und die Muskeln durchtrennt und das Kalkdepot aufgesucht. Nachdem das Depot entfernt und die Wunde gespült ist, vernäht der Operateur die einzelnen Schichten wieder.

Gibt es Risiken bei der arthroskopischen Kalkdepotentfernung?

Jede Operation birgt Risiken. Da der arthroskopische Eingriff an der Schulter eine verhältnismäßig kleine Operation ist, gelten die üblichen Risiken der minimalinvasiven Therapie. Dazu zählen Thrombosen oder Embolien, die jedoch am Arm nur sehr selten auftreten. Da die Operation ohne große Hautschnitte erfolgt, liegen die Infektionsrate und die Zahl der Wundheilungsstörungen unter einem Prozent.

Theoretisch kann es bei der Kalkdepotentfernung auch zu Blutungen kommen. Weil sich aber keine großen Gefäße im unmittelbaren Operationsgebiet befinden, ist auch dieses Risiko äußerst selten. Zur Blutstillung verwenden wir einen sog. Vaporisator. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das durch Strom Hitze erzeugt und so Blutgefäße verschließen (koagulieren) kann. Außerdem können Nerven in der Schulter durch die Hitze betäubt werden.

Vorteile der arthroskopischen Kalkdepotentfernung

  • Vermeiden weiterer Schäden an den Sehnen der Rotatorenmanschette (Dies ist vergleichbar mit der Entfernung eines kleinen Steines aus dem Schuh. Das bereits entstandene Loch in der Socke bleibt, jedoch kann der Stein keinen weiteren Schaden verursachen.)
  • Beseitigung der Ursache für eine wiederkehrende Schleimbeutelentzündung
  • keine Ablösung der Muskulatur (M. deltoideus) nötig, dadurch schnelle Mobilisation nach der Operation
  • geringes Trauma
  • geringe Vernarbungstendenz
  • geringes Infektionsrisiko
  • geringes Blutungsrisiko
  • gute Wundheilung
  • kosmetisch besseres Ergebnis

Nachbehandlung nach der Operation der Kalkschulter

Der Patient darf Arm und Schulter nach der Kalkdepotentfernung, soweit der Wundschmerz es zulässt, frei und aktiv bewegen. Der Arm wird nicht durch Schienen oder Schlingen ruhiggestellt. Medikamentöse Schmerztherapie und lokale Kältetherapie lindern die Schmerzen.

Im Rahmen der Physiotherapie erlernt der Patient nach passiven Bewegungen aktive Bewegungsübungen. Er führt Dehnungs- und Kräftigungsübungen durch und verbessert die Koordination durch Übungen für die Rotatorenmanschette und die schulterumspannende Muskulatur. So kann die Arbeitsfähigkeit bereits nach wenigen Wochen wieder erreicht werden. Besteht die berufliche Tätigkeit in körperlicher Schwerarbeit, sollte der Betroffene mit dem Arbeitsbeginn etwas länger warten.

Prognose nach Kalkdepotentfernung

Die Erfahrung zeigt, dass das Kalkdepot, wenn es einmal entfernt ist, keine Neigung zur erneuten Entstehung hat. Die sog. Rezidivrate ist also sehr gering. Statistisch ist jedoch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Kalkdepot an der Schulter der Gegenseite auftreten kann.

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