- Bandscheibenprothese: bewegliche Wirbelsäule trotz Bandscheibendegeneration
- Wem kann die Bandscheibenprothese helfen?
- Vorteile der Bandscheibenprothese gegenüber der Wirbelsäulenversteifung
- Risiken der künstlichen Bandscheibe
- Kontraindikationen: Wann ist die Bandscheibenprothese nicht möglich?
- Rehabilitation und Prognose der Bandscheibenprothese

Zeichen einer milden Bandscheiben-Degeneration
- Verspannungen
- gelegentliche Kopfschmerzen
- Nackensteifheit
- gelegentliche Schulterschmerzen
Die Bandscheibenprothese wird eingesetzt, wenn die Patienten an Rückenschmerzen durch eine degenerierte Bandscheibe leiden. Meist tritt dieser Schmerz in einem einzigen Segment der Wirbelsäule auf.
Die wichtigen nichtoperativen Behandlungsmethoden von Rückenschmerzen sollten vor der OP-Entscheidung vollständig ausgeschöpft worden sein. Meist muss ein Schmerz bereits über sechs Monate trotz konservativer Behandlung andauern, bevor die Operation der Bandscheibenprothese erwogen wird.
Immer öfter wird die Bandscheibenprothese auch auf 2 oder 3 Segmenten der Wirbelsäule eingesetzt, wenn eine multisegmentale Bandscheibendegeneration vorliegt.
Die meisten Menschen machen beim Älterwerden einen milden Verlauf der Bandscheibendegeneration durch: Das ist noch kein Grund zur Besorgnis. Mit leichten Verspannungen und gelegentlicher Nackensteife oder Kopfschmerzen können die meisten Patienten leben. Hier kann Physiotherapie (Übungen) helfen. Dieses Training unterstützt den Patienten im Alltag.
Für viele Patienten hat der Funktionsverlust der Bandscheibe aber einschneidende Folgen und kann den Alltag stark beeinträchtigen. Das trifft vor allem für die hochbeweglichen Wirbel der Halswirbelsäule zu. Hier führt ein Verlust der Bandscheibenfunktion sehr viel schneller als im Lendenwirbelbereich zu chronischen Schmerzen, Nervenkompression, Verlust der Nervenfunktion, Gefühlstaubheit und Lähmung (Radikulopathie). Folgerichtig werden auch die meisten – über 90 % – der Bandscheibenprothesen an der Halswirbelsäule operiert.

Vor allem nach einem Bandscheibenvorfall (Discusprolaps) kann die Entfernung der Bandscheibe teilweise oder ganz erforderlich sein. Ziel der Operation ist es, Schmerzen und neurologische Ausfälle durch Druck der Bandscheibe auf Rückenmark und Nervenwurzeln der Umgebung zu vermindern.
Die Bandscheibe übernimmt wichtige Funktionen als mechanischer Puffer (Stoßdämpfer) zwischen den Gelenkkörpern der Wirbelsäule. Fehlen die Bandscheiben oder verlieren sie an Höhe, leidet der Patient gelegentlich oder häufig an Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, bis hin zu Sensibilitätsverlust und Kraftverlust.
Empfehlung der Bandscheibenoperation immer nur bei konkreten langanhaltenden Beschwerden des Patienten
Vorsicht bei radiologischen Befunden
Gerade in der Behandlung der Wirbelsäule dürfen nie radiologische Bilder (Röntgenbilder und MRT) behandelt werden, sondern immer nur die Patienten. Zu einer OP-Empfehlung gehören also stets entsprechende klinische Beobachtungen. Der Arzt muss erhebliche Einschränkungen über längere Zeit beobachten und ein entsprechender Leidensdruck des Patienten muss gegeben sein, um die OP-Entscheidung zu rechtfertigen.
Wichtig für alle Patienten, die mit Schmerzen und Beeinträchtigungen nach Bandscheibenerkrankung den Wirbelsäulenexperten aufsuchen: Eine mögliche operative Behandlung wird stets durch das Befinden des Patienten begründet. Manche Patienten haben auch mit verminderter Bandscheibenhöhe ein gutes Allgemeinbefinden. Hier wird stets nur physiotherapeutisch und präventiv behandelt. Aus dem radiologischen Bild (Röntgen oder MRT) der Wirbelsäule alleine kann ein Arzt die Empfehlung einer operative Behandlung also nicht ableiten. Entscheidend sind die Schmerzen, Lähmungen und Bewegungseinschränkungen, die behandelt werden müssen.

Zustand nach Diskektomie: Leben nach Bandscheibenentfernung
Wodurch wird die Neu-Operation der Bandscheibe wahrscheinlicher?
- Jüngere Patienten unter 35 Jahren werden öfter nachoperiert.
- Je mehr Bandscheiben-Material entfernt wurde, umso wahrscheinlicher ist das Auftreten von Folgebeschwerden.
- Verminderte Bandscheibenhöhe resultiert in mehr Schmerzen.
Eine teilweise Entfernung der Bandscheibe kann nach Bandscheibenvorfall nötig sein. Für die meisten Patienten – über 80 % – ist die Situation aber bis zu 10 Jahre und länger nach der Dekompression (Bandscheibenentfernung stabil).
Ist die Höhe der verbleibenden Bandscheibe aber erst einmal vermindert, kann sich die weitere Degeneration der Bandscheibe – bis hin zum Kollaps – fortsetzen. Je nach Studie müssen zwischen 7 und 25 % der Patienten innerhalb der ersten 10 Jahre nach Bandscheiben-Operation aufgrund Ihrer Beschwerden erneut operiert werden. Je mehr Bandscheiben-Material bei der Bandscheiben-Dekompression entfernt wurde, umso wahrscheinlicher ist es, dass das verschlechterte Befinden eine erneute Operation notwendig macht. In diesen Fällen wurde historisch eine Fusion der Wirbelkörper (Wirbelsäulenversteifung) empfohlen, um die erkrankte Bandscheibe zu ersetzen.
Wann ist Bandscheibenverschleiß wirklich behandlungsbedürftig?
Diese Symptome weisen auf eine OP-Indikation:
- Ameisenlaufen
- Taubheit und Gefühlsverlust
- Schwäche in Armen und Beinen
- Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen
- Muskelschwäche
- stechende Armschmerzen
- Lähmung der Hände
Wird der Abstand zwischen den Wirbelkörpern durch Bandscheibendegeneration jedoch zu zu gering, können Nerven eingeklemmt werden (Radikulopathie). Taubheit, chronische Schmerzen, Muskelschwäche und schließlich Lähmung sind mögliche Folgen.
Nur in diesen Fällen, wo die Lebensperspektive der Patienten grundsätzlich in Frage gestellt ist, muss der Arzt eine operative Behandlung der Bandscheibenerkrankung anbieten.
Beim Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule wird meist konservativ (Schmerztherapie und Krankengymnastik) oder durch eine mikrochirurgische oder endoskopische Entfernung des Vorfalls behandelt. Der lumbale Bandscheibenvorfall ist keine unmittelbare Indikation, die Stabilität der Bandscheibe ist dabei meist nicht sofort gefährdet.
Der Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule stellt dagegen häufig eine Indikation für die künstliche Bandscheibe dar.