- Symptome des Außenbandrisses im Knie
- Ursachen für den Außenbandriss im Knie
- Diagnose: Wie erkennt der Arzt den Außenbandriss im Knie?
- Behandlung: Was ist zu tun bei einem Außenbandriss im Knie?
- Wann ist eine Operation bei einem Außenbandriss im Knie notwendig?
- Heilungsdauer nach einem Außenbandriss im Knie
- Häufige Patientenfragen zum Außenbandriss im Knie an Prof. Dr. Sven Ostermeier von der Gelenk-Klinik
Synonyme zum Außenbandriss im Knie:
- Riss des lateralen Seitenbandes
- Ruptur des Ligamentum collaterale laterale
- Ruptur des Ligamentum collaterale fibulare
Bei einem Außenbandriss ist das an der Außenseite des Knies verlaufende Band (Ligamentum collaterale laterale = LCL) verletzt. Es entspringt am Oberschenkelknochen (Femur) und setzt am oberen Ende des Wadenbeins (Fibula) an. Der Außenbandriss tritt häufig als Begleitverletzung zusammen mit anderen Knieverletzungen auf. So gehen etwa 16 % aller vorderen Kreuzbandrisse mit einer Verletzung des Außenbandes einher.
Im Vergleich zum Innenband reißt das Außenband im Knie wesentlich seltener. Das Verhältnis der beiden Verletzungen beträgt etwa 16:1. Der Grund dafür liegt vor allem in der Anatomie: Während das Innenband mit dem Innenmeniskus verwachsen ist, verläuft das Außenband isoliert und ist nicht mit dem Außenmeniskus verbunden. Bei einer Verletzung des Außenmeniskus ist die Gefahr eines Außenbandrisses also geringer.
Die Behandlung des Außenbandrisses am Knie erfolgt in der Regel operativ. Nur inkomplette Bänderrisse oder Bandzerrungen, bei denen die Kontinuität des Bandes bestehen bleibt, lassen sich konservativ behandeln.
Symptome des Außenbandrisses im Knie
Wenn das Außenband reißt, treten stechende Knieschmerzen an der Außenseite auf. Möglicherweise nimmt der Betroffene ein hörbares Geräusch wahr. Die Verletzung kann mit einer Schwellung oder einem Bluterguss einhergehen. Da das Außenband das Knie zur Außenseite hin stabilisiert, fühlt sich das Knie nach einem Außenbandriss womöglich instabil an. Bei einer Belastung des Kniegelenks verstärken sich die Schmerzen. Dort, wo das Band an der Außenseite der Oberschenkelrolle (laterale Femurkondyle) entspringt, lässt sich häufig ein Druckschmerz auslösen.
Ursachen für den Außenbandriss im Knie
Risikofaktoren:
- Band- und Muskelschwäche
- weibliches Geschlecht
- genetische Veranlagung
- Schwächung des Kniegelenks durch eine frühere Verletzung
- Kontaktsportarten wie Volleyball, Fußball
- geringes Maß an körperlicher Bewegung
- Übergewicht
Die Verletzung des äußeren Seitenbandes kann seinen Verlauf oder seine Ansatzstelle am Knochen betreffen. Es ist auch möglich, dass bei einem Außenbandriss ein Stück des Knochens mit herausgerissen wird. Ursächlich für Seitenbandrisse oder -dehnungen im Knie sind meist Sportverletzungen, aber auch Unfälle oder Stürze.
Der typische Verletzungsmechanismus ist eine Krafteinwirkung von innen auf das Kniegelenk, wodurch der Unterschenkel nach innen gedrückt wird. Die inneren Gelenkanteile werden auf diese Weise gestaucht und die äußeren gedehnt. Die Krafteinwirkung erfolgt dabei senkrecht zur eigentlichen Bewegungsachse des Gelenkes.
Diagnose: Wie erkennt der Arzt den Außenbandriss im Knie?
Für die Diagnose eines Außenbandrisses wird der Orthopäde zunächst ein ausführliches Gespräch über den Unfallhergang, die Lokalisation der Schmerzen und eventuelle Vorerkrankungen mit Ihnen führen. Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung, wobei der Arzt das Kniegelenk vorsichtig abtastet (Palpation) und den Bewegungsumfang testet. Er achtet zudem auf Schwellungen, Blutergüsse (Hämatome) und sichtbare Anzeichen für eine Verletzung. Bei Verdacht auf Begleitverletzungen veranlasst der Kniespezialist weitere Untersuchungen wie Röntgen oder MRT.
Varus-Stress-Test
Im unverletzten Knie verhindern die Seitenbänder ein seitliches Aufklappen des Kniegelenks. Bei einem Außenbandriss lässt sich das Knie also nach außen hin aufklappen. Dieses Phänomen macht sich der Orthopäde in der klinischen Untersuchung mittels Varus-Stress-Test zunutze.
Für den Test liegt der Patient entweder mit gestreckten oder 30° gebeugten Beinen auf dem Rücken. Nun umfasst der Arzt den Knöchel des betroffenen Beines und schiebt den Unterschenkel vorsichtig nach innen. Der Oberschenkel wird dabei auf der Unterlage fixiert.
Die inneren Gelenkanteile werden durch diese Bewegung gestaucht und die äußeren gestreckt. Lässt sich das Kniegelenk auf diese Weise aufklappen, liegt ein Außenbandriss vor. Der Kniespezialist muss dabei immer auch die nicht verletzte Seite untersuchen, um einen Vergleichswert zu haben.
Besteht ein Druckschmerz an der Außenseite des Kniegelenkes, aber das Gelenk lässt sich nicht aufklappen, liegt eine Verletzung ersten Grades vor. Bei Grad 2 lässt sich das Gelenk leicht aufklappen. Eine vollständige Aufklappbarkeit spricht für eine Verletzung dritten Grades.
- Grad 1: Strukturveränderung des Bandes (Bandzerrung)
- Grad 2: Anriss des Bandes (Teilruptur)
- Grad 3: Kompletter Riss des Bandes (vollständige Ruptur)
Bildgebung
Bei einem unauffälligen Untersuchungsbefund besteht keine Indikation für eine Röntgenaufnahme. Vermutet der Arzt eine knöcherne Begleitverletzung, ist eine Bildgebung notwendig. Bei Verdacht auf eine Verletzung der Menisken oder anderer nicht-knöcherner Strukturen, veranlasst der Arzt meist eine Kernspinuntersuchung (MRT).
Differentialdiagnosen
Folgende Erkrankungen können ebenfalls Knieschmerzen auf der Außenseite verursachen:
- Kreuzbandriss
- Verletzung des Außenmeniskus
- Schleimbeutelentzündung (Bursitis) im Knie
- Kniearthrose auf der Außenseite (Valgusgonarthrose)
- seitliche Verlagerung der Kniescheibe: Patellasubluxation
- Fußfehlstellungen, zum Beispiel Knick-Senkfuß
Behandlung: Was ist zu tun bei einem Außenbandriss im Knie?
Die Sofortmaßnahmen nach der Verletzung des Außenbandes orientieren sich an der PECH-Regel:
Pause: Sie sollten das betroffene Bein nicht mehr belasten, damit sich die Verletzung nicht verschlimmert.
Eis: Kühlen wirkt schmerzlindernd und abschwellend. Die Gefahr einer Einblutung sinkt.
Compression: Legen Sie einen Kompressionsverband an, damit das Kniegelenk nicht weiter anschwillt.
Hochlagern: Lagern Sie Ihr Bein hoch, um die Blutzufuhr zu reduzieren.
Befolgen Sie die Maßnahmen unmittelbar nach der Verletzung, wirkt sich dies günstig auf den Heilungsverlauf aus. Ein Teilriss des Außenbandes oder eine Bandzerrung lassen sich meist konservativ mittels Entlastung, Schmerzmedikation und Kälteanwendungen therapieren. Sobald das Band vollständig gerissen ist, seine Kontinuität also nicht mehr gegeben ist, muss es jedoch operiert werden.
Die Phase der Entlastung dauert bei einem vollständigen Riss ohne Begleitverletzungen etwa 6 Wochen. Bei einer Zerrung oder Teilruptur genügt eine Ruhigstellung über wenige Tage. In dieser Zeit erhalten Sie Unterarmgehstützen und eine Orthese. Eine frühzeitige Mobilisation des Kniegelenks durch Physiotherapie ist ratsam, sobald das Kniegelenk nicht mehr geschwollen ist. Die knieumgebende Muskulatur sollte durch Kräftigungsübungen langsam wieder aufgebaut und trainiert werden.
Wann ist eine Operation bei einem Außenbandriss im Knie notwendig?
Bei Teilrissen oder Zerrungen des Außenbandes im Knie reicht eine konservative Behandlung aus. Folgende Umstände erfordern jedoch eine operative Vorgehensweise:
- Wenn eine Ruptur die gesamte Breite des Außenbandes betrifft (kompletter Riss), muss es mittels operativer Naht wieder zusammengeführt werden.
- Ausrisse des Bandes aus dem Knochen erfordern eine Refixation am Knochen.
- Bei einem Knochen-Knorpelschaden (osteochondrale Läsion) wird das ausgerissene Knorpel-Knochen-Bruchstück mittels Schrauben fixiert.
- Komplexe Knieverletzungen, bei denen neben dem Außenband noch weitere Strukturen wie z. B. Menisken verletzt sind, machen ebenfalls eine Operation erforderlich.
- Bei einer chronischen Instabilität des Außenbandes kann eine autologe (körpereigene) Sehnentransplantation die Stabilität im Kniegelenk wiederherstellen. Als Transplantat kommt ein Teil der Hamstring-Sehne aus der rückseitigen Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Muskulatur) infrage.
Heilungsdauer nach einem Außenbandriss im Knie
Die Heilungsdauer bei einem Außenbandriss im Knie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Komplette Risse benötigen mehr Zeit zum Heilen als Teilrisse oder Bandzerrungen. Zudem spielt die körperliche Verfassung des Patienten eine Rolle und ob der Außenbandriss operativ oder konservativ versorgt wurde.
Bei leichten Verletzungen des Außenbandes dürfen Sie Ihr Knie bereits nach 2 bis 3 Wochen wieder belasten und nach etwa 4 Wochen ist die Heilung abgeschlossen. Komplette Risse des Außenbandes im Knie erfordern jedoch eine längere Ruhigstellung von etwa 6 bis 8 Wochen. Die Heilungsdauer beträgt bei den meisten Patienten etwa 3 Monate.
Häufige Patientenfragen zum Thema Außenbandriss im Knie an Prof. Dr. Sven Ostermeier von der Gelenk-Klinik
Wie lange darf man nach einem Außenbandriss im Knie keinen Sport machen?
Wann Sie nach einem Außenbandriss wieder Sport machen dürfen, hängt von der Schwere der Verletzung und möglicher Begleitverletzungen sowie von der Art der Behandlung ab. Auch die ausgeübte Sportart spielt eine Rolle. Gelenkschonende Sportarten dürfen früher wieder aufgenommen werden als Kontaktsportarten oder Sportarten mit einer hohen Belastung des Kniegelenks.
Nach leichten Verletzungen des Außenbandes im Knie dürfen Sie möglicherweise bereits nach 6 Wochen wieder mit leichter sportlicher Betätigung beginnen. Die meisten Patienten kehren nach etwa 12 Wochen wieder in den Sport zurück. Je schwerwiegender die Verletzung, desto länger dauert der Heilungsprozess. In einigen Fällen ist eine Sportpause von bis zu einem Jahr ratsam.
Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt. Er wird Sie darüber beraten, wann Sie Ihren Sport wieder aufnehmen dürfen.
Wie lange dauert die Krankschreibung nach einem Außenbandriss im Knie?
Die Dauer der Krankschreibung nach einem Außenbandriss im Knie hängt von der Schwere der Verletzung und vom Beruf des Patienten ab. Wer in seinem Job eine vorrangig sitzende Tätigkeit ausübt, darf oft schon wenige Tage nach der Verletzung wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren. Patienten, die schwer körperlich arbeiten, erhalten eine längere Krankschreibung. Die Arbeitsunfähigkeit kann in einigen Fällen mehrere Monate betragen.
Welche Erfahrungen haben die Ärzte der Gelenk-Klinik mit dem Außenbandriss im Knie?
Die Orthopäden der Gelenk-Klinik sind auf die Diagnose und Behandlung von Knieerkrankungen spezialisiert. Mit über 20.000 Patienten und 2.500 Operationen im Jahr verfügen unsere Fachärzte über eine herausragende Erfahrung bei der Diagnose und Behandlung orthopädischer Erkrankungen. Qualität, Erfahrung und Fortbildung unserer orthopädischen Spezialisten wird regelmäßig durch unabhängige Experten überprüft.
Kann ein Außenbandriss im Knie ohne Schmerzen oder Schwellung auftreten?
Bei einem akuten Außenbandriss im Knie gehören Schmerzen und Schwellung an der Außenseite des Kniegelenks zu den häufigsten Symptomen. In seltenen Fällen reißt das Außenband auch ohne sichtbare Schwellung. Schmerzhaft ist diese Verletzung aber eigentlich immer.
Besteht jedoch eine chronische Instabilität des Außenbandes durch eine unbehandelte Verletzung in der Vergangenheit, kann diese Verletzung auch ohne Symptome wie Schmerzen oder Schwellung einhergehen.
Welcher Test stellt einen Außenbandriss im Knie fest?
Der Außenbandriss lässt sich mit dem Varus-Stress-Test relativ sicher diagnostizieren. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken und der Arzt drückt den Unterschenkel vorsichtig von sich weg, während er den Oberschenkel fixiert. Lässt sich das Kniegelenk auf diese Weise nach außen hin aufklappen, liegt ein Außenbandriss vor. Der Test kann mit gestrecktem oder 30 Grad gebeugtem Bein erfolgen.
Wann sollte man einen Außenbandriss im Knie operieren?
Teilrisse oder Zerrungen des Außenbandes im Knie heilen auch ohne eine Operation. Bei einem kompletten Riss sollte jedoch operiert werden. Ein operativer Eingriff ist auch notwendig, wenn Begleitverletzungen wie z. B. ein Meniskusriss vorliegen.
Literaturangaben zum Thema Außenbandriss im Knie
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