- Warum Medikamente bei Kniearthrose?
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) gegen Kniearthrose: Mit Tabletten oder Creme gegen den Schmerz
- Knorpelschützende Spritzen bei Kniearthrose: Hyaluronsäureinjektionen
- Entzündungshemmende Spritzen bei aktivierter Kniearthrose: Kortisoninjektionen
- Enzympräparate, Pflanzenmedizin und Nahrungsergänzungsmittel gegen Kniearthrose
- Ernährung und Bewegung gegen Kniearthrose
Warum Medikamente bei Kniearthrose?
Bei Patienten mit Kniearthrose, bei denen eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten sowie eine Anpassung des Verhaltens an die Erkrankung nicht weiterhelfen, kommen weitere Maßnahmen zur Behandlung ihrer Kniearthrose zum Einsatz. Die Behandlungspyramide veranschaulicht die aufeinanderfolgenden Behandlungsstufen für Arthrosepatienten.

Medikamente - pflanzliche wie auch synthetische Arzneimittel - sollten wegen unerwünschter Neben- und Wechselwirkungen nicht ohne ärztliche Beratung eingenommen werden. Dennoch erfüllt die medikamentöse Therapie bei Kniearthrose zwei wichtige Aufgaben:
- Schmerzlindernde Präparate ermöglichen Patienten mit Kniearthrose, sich ausreichend zu bewegen, ihren Alltag schmerzfrei zu bewältigen sowie Beweglichkeit und Normalgewicht zu erhalten.
- Entzündungshemmende Wirkstoffe dämmen die entzündlichen Prozesse im Gelenk ein und stoppen damit den fortschreitenden Knorpelverschleiß.
Als Tabletten oder Kapseln werden vor allem nichtsteroidale Antirheumatika, Enzympräparate und pflanzliche Präparate verschrieben. Auch Cremes und Gele kommen zum Einsatz, insbesondere mit Wirkstoffen aus der Gruppe der NSAR, aber auch Pflanzliches (z. B. Arnika). Schlussendlich kann der Arzt Medikamente gegen Kniearthrose direkt in das Gelenk spritzen. Dazu gehören die knorpelschützende Hyaluronsäure und entzündungshemmendes Kortison.
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) gegen Kniearthrose: Mit Tabletten oder Creme gegen den Schmerz
Häufig verordnete NSAR
- Acetlysalicylsäure (Aspirin)
- Diclofenac
- Ibuprofen
- Naproxen
- Coxibe wie Etoricoxib oder Celecoxib
Zur Behandlung der Knieschmerzen bei Gonarthrose gehört eine spezifische Schmerztherapie mithilfe von synthetischen Medikamenten wie zum Beispiel den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). NSAR lindern nicht nur die Schmerzen, sie haben auch anti-entzündliche Effekte. Indem sie die Bildung bestimmter Botenstoffe (Prostaglandine) hemmen, stoppen sie die für eine aktivierte Arthrose typischen Entzündungsprozesse und die Übertragung von Schmerzsignalen. Damit haben die NSAR-Medikamente mehrere Wirkungsansätze, die bei Kniearthrose günstig sind. Ein weiterer Vorteil der NSAR ist, dass ihre Wirkung relativ schnell einsetzt.
NSAR sollte allerdings nur kurzfristig und mit Bedacht eingesetzt werden. Denn sie haben auch eine Kehrseite: Sie besitzen ein hohes Potential für unerwünschte Nebenwirkungen. Dazu gehören
- Magenschleimhautschädigungen bis hin zum Magengeschwür,
- Verschlechterung der Nierenfunktion, erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall,
- Hautausschläge, Asthmaanfälle bei vorbelasteten Personen, Leberschäden und eine verstärkte Blutungsneigung.
Wann NSAR kontraindiziert sind (Auswahl)
- aktive Magen-Darm-Geschwüre
- Herzinsuffizienz
- schwere Leberfunktionsstörung
- schwere Niereninsuffizienz
- entzündliche Darmerkrankungen
- Blutungsneigung
Zu den neueren Vertretern der NSAR gehören die Coxibe. Sie sind magenverträglicher als die anderen NSAR, zudem ist das Blutungsrisiko unter ihnen weniger stark erhöht. Allerdings steigern sie wie die anderen NSAR das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sollten deshalb ebenfalls mit Vorsicht angewendet werden. Kontraindiziert sind Coxibe deshalb bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit, koronarer Herzerkrankung und nach einem Schlaganfall.
Eine langfristige Therapie der Arthrose mit NSAR wird aufgrund der Gefahr von Nebenwirkungen in den meisten Fällen nicht empfohlen. Ausnahme ist eine entzündlich aktivierte Arthrose mit starker Überwärmung und Schwellung des Kniegelenks. Solch ein Schub kann durch eine hochdosierte Therapie mit Ibuprofen über einen bestimmten Zeitraum behandelt werden. In der Gelenk-Klinik kombinieren die Kniespezialisten NSAR stets mit Magenschutzmitteln, um den Nebenwirkungen vorzubeugen.
Salbe gegen Knieschmerzen: NSAR- Creme oder -Gel als verträglichere Alternative
Nichtsteroidale Antirheumatika wirken auch über die Haut. Schmiert man das Arthroseknie mit einer NSAR-haltigen Creme oder einem Gel ein, reichert sich der Wirkstoff im Gewebe an und entfaltet dort seine schmerzlindernde und antientzündliche Wirkung. Studien haben gezeigt, dass insbesondere die Kniearthrose durch die lokale, über die Haut einwirkende Therapie gelindert wird - ähnlich stark wie durch die Einnahme von NSAR-Tabletten. Für eine ausreichende Wirkung müssen die Cremes oder Gele drei- bis viermal täglich aufgetragen werden.
Ein großer Vorteil der lokalen Therapie: Die NSAR bleiben an einem Ort (lokal) und gelangen kaum in den Blutkreislauf und damit auch nicht in den restlichen Organismus. Auf diese Weise wird die Gefahr für Nebenwirkungen deutlich verringert. Auch wenn nicht alle Patienten davon profitieren - viele Ärzte empfehlen, einen Versuch damit vorzunehmen.
Knorpelschützende Spritzen bei Kniearthrose: Hyaluronsäureinjektionen
Hyaluronsäure ist ein wichtiger Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und wird von den Knorpelzellen gebildet. Bei einer Behandlung mit Hyaluronsäure spritzt der Orthopäde sie in das Gelenk ein, wodurch sie sich direkt am Ort des Knorpelschadens anreichert und ihrer wasserbindenden Funktion nachkommen kann.
Es werden 3-5 Injektionen im Abstand von je einer Woche vorgenommen. Die Injektion ins Gelenk ist erfahrungsgemäß effektiver als eine systemische Gabe, weil auf diese Weise die knorpelaufbauende Substanz dem Knorpel direkt und in höherer Konzentration zur Verfügung steht. Nach einer Hyaluronbehandlung ist eine Besserung der Beschwerden möglich, die von der individuellen Ursache der Kniearthrose abhängt.
Die medizinische Wirkung von Hyaluronsäure-Injektionen ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich nachgewiesen. Auch nach unserer Erfahrung findet durch die Injektion von Hyaluronsäure keine Knorpelbildung im Knie statt. Es wird aber die Viskosität (Zähflüssigkeit) der Gelenkflüssigkeit beeinflusst. Dies wirkt indirekt schmerzstillend und verbessert die Gelenkfunktion.
Die intraartikuläre Hyaluronsäureinjektion hat den Stellenwert einer symptomorientierten Therapie, welche die Ursache der Arthrose nicht beseitigt. Wenn wir durch eine Hyaluronsäureinjektion eine bessere Beweglichkeit und weniger Schmerzen für mindestens 5-6 Monate erreichen, empfehlen wir eine Wiederholung. Die Therapie mit Hyaluronsäure Injektionen ins Kniegelenk ist erprobt und Studien wiesen zumindest leichte Verbesserungen der Arthrosebeschwerden nach. Die Kosten einer Hyaluronsäurebehandlung werden von den gesetzlichen Krankenkassen bisher nicht übernommen.
Entzündungshemmende Spritzen bei aktivierter Kniearthrose: Kortisoninjektionen
Bei der Kortisontherapie wird dieses entzündungshemmende Hormon, das natürlicherweise im Körper vorkommt, in hoher Konzentration direkt in das entzündete Gelenk gespritzt. Das Kortison gelangt auf diese Weise genau und hochdosiert an seinen Wirkort. Nebenwirkungen im Gesamtorganismus werden so vermieden.
Es gibt jedoch lokale Nebenwirkungen durch die hochkonzentrierte Kortisongabe: Weichgewebe, Sehnen und Bänder werden durch Kortison geschwächt und instabil. Beim Hüftgelenk nehmen Orthopäden von Kortisoninjektionen wegen der Gefahr der Hüftkopfnekrose vollständig Abstand.
Diese entzündungshemmende Kortisontherapie wird als Dauertherapie nicht empfohlen. Durch diese Therapien wird der Knieschmerz reduziert, die Ursache wird jedoch nicht behandelt. Aufgrund der fehlenden Schmerzrückkopplung kann die Gefahr bestehen, dass sich der Abnutzungsprozess im Knie weiter beschleunigt.
Enzympräparate, Pflanzenmedizin und Nahrungsergänzungsmittel gegen Kniearthrose

Neben den synthetischen Medikamenten zum Einnehmen, Einreiben oder Spritzen stehen noch eine Reihe komplementäre bzw. naturheilkundliche Behandlungsoptionen zur Behandlung einer Kniearthrose zur Verfügung:
Pflanzliche Medikamente bei Kniearthrose
Pflanzliche Medikamente spielen aufgrund ihrer guten Verträglichkeit eine wichtige Rolle bei der Therapie der Kniearthrose: Pflanzliche Wirkstoffe können die Dosis von synthetischen Medikamenten verringern oder diese im besten Fall sogar ganz ersetzen. Damit stellen sie für Patienten mit einer Unverträglichkeit gegenüber herkömmlichen Schmerzmitteln eine gute Alternative dar. Dabei ist zu beachten, dass die Wirkung pflanzlicher Medikamente auf Schmerzen und Entzündungen - anders als bei synthetischen Arzneimitteln - oft nicht unmittelbar eintritt. Für eine Beurteilung der Wirkung ist eine längerfristige Einnahme erforderlich.
Pflanzen gegen Kniearthrose
Von folgenden pflanzlichen Arzneistoffen sind wissenschaftliche Studien mit einem Wirkungsnachweis bei Kniearthrose bekannt:
- Wurzel der Teufelskralle
- Pappelrinde
- Weidenrindenextrakt
- Brennnesselblätter
- Goldrutenkraut
- Hagebuttenpulver
- Avocado-Soja-Extrakt
- Arnika-Cremes
Anders als bei synthetischen Medikamenten ist der Wirkstoffgehalt bei pflanzlichen Medikamenten nicht exakt standardisiert. Das schränkt die universelle Einsetzbarkeit bei Kniearthrose ein. Eine Selbstmedikation mit Pflanzenmitteln ohne Rücksprache mit dem Arzt sollte deshalb nicht erfolgen. Es ist immer wichtig, diese begleitende Behandlung der Arthrose erst nach gründlicher Diagnose und unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen.
Häufig eingesetzt werden folgende Zubereitungen:
- Inhaltsstoffe aus der langen, knolligen Wurzel der Teufelskralle wirken sich günstig auf Arthroseschmerzen aus. Diese Bitter- und Farbstoffe der Teufelskralle wirken entzündungshemmend, abschwellend und leicht schmerzlindernd. Typische Beschwerden der Kniearthrose wie Morgensteifigkeit und Anlaufschmerzen werden weniger. Die Wirkung der Teufelskralle ist langfristig und überdauert den Einnahmezeitraum bei kurmäßiger Verwendung.
- Neben der Teufelskralle können auch andere pflanzliche Mittel wie Brennnessel- und Weidenrindenextrakt, Pappel- und Eschenrinde positive Effekte auf eine bestehende Kniearthrose ausüben. Wissenschaftliche Nachweise der Wirksamkeit beim Menschen stehen bei diesen Mitteln noch aus.
- Der Einsatz von Hagebutte als Einzelbestandteil oder in Kombination bei der Behandlung von Arthrose ist durch mehrere klinische Studien belegt. Mehrere Wirkstoffe der Hagebutte (Phenole, Terpenoide, Lipoide und Karotinoide) sind für ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften verantwortlich. Dazu gehört auch die Hemmung von COX-Enzymen und die Reduktion des C-reaktiven Proteins, das einen wichtigen Entzündungswert darstellt.
- Arnika-Creme hat verglichen mit nichtsteroidalen Antirheumatika eine ähnlich schmerzlindernde Wirkung. Daher lohnt es sich für Patienten mit Arthroseschmerzen, in Absprache mit ihrem behandelnden Arzt einen Therapieversuch zu unternehmen, um mithilfe einer pflanzlichen Therapie mit Arnika die Menge an Schmerzmittel zumindest verringern zu können.
Enzymtabletten bei Kniearthrose
Es stehen einige Enzymkombinationen im Apothekenfachhandel zur Verfügung, zum Beispiel eine Zusammenstellung von Trypsin, Bromelain und Rutosid. In einer wissenschaftlichen Studie mit 150 Patienten mit leichter bis schwerer Kniearthrose zeigte sich über 12 Wochen ein vergleichbar positiver Effekt auf die Knieschmerzen wie bei Teilnehmern, die herkömmliche Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR einnahmen. Dabei waren die Enzymtabletten wesentlich besser verträglich.
Knorpelschützende Nahrungsergänzungsmittel
Knorpelaufbaustoffe sind Bestandteile des Gelenkknorpels, die durch ihre Einnahme den Knorpelverschleiß verringern sollen. Ein eindeutiger Wirkungsnachweis, wie für Medikamente erforderlich, wurde aber für knorpelaufbauende oder knorpelschützende Substanzen noch nicht schlüssig erbracht.
Knorpelaufbauende Nahrungsergänzungsmittel
Glycosamin und Chondroitinsulfat sind natürliche Knorpelbestandteile. Sie können als Nahrungsmittel eingenommen werden und haben daher den Status von Nahrungsergänzungsmitteln. Die beiden Substanzen sind auch in Kombination zu erhalten. Nach ärztlicher Rücksprache sollte die Einnahme über einen längeren Zeitraum erfolgen und beobachtet werden. In Einzelfällen sind mit dieser Behandlung auch schon erhebliche Beschwerdebesserungen beobachtet worden. Die Wirksamkeit hängt eng mit Grad und Ursache der vorliegenden Kniearthrose zusammen.
In Einzelfällen sehen wir in der Praxis deutliche Verbesserungen bei Patienten mit Arthrose, die knorpelaufbauende Stoffe in ihrer Nahrung ergänzen. Allerdings kann dieser positive Effekt auch andere Ursachen haben: mehr Bewegung und Sport, Ernährungsumstellung oder psychische Faktoren.
Wir empfehlen unseren Patienten, eine bis zu dreimonatige Einnahme dieser Nahrungsergänzungsmittel zu versuchen. Wenn dann im Einzelfall noch keine Verbesserung des Befindens eingetreten ist, sollte die Einnahme nicht fortgesetzt werden.
Ernährung und Bewegung gegen Kniearthrose

Eine Arthrose kann auch über die Ernährung günstig beeinflusst werden. Es gibt z. B. Studien mit gesunden Teilnehmern, welche die knorpelschützende Wirkung von Lauch, Zwiebeln und Knoblauch bei Arthrose klar belegen. Ein spezieller Wirkstoff (Diallylsulfid), der in Lauchgemüsen in hoher Konzentration enthalten ist, hat in Laborexperimenten ebenfalls seine knorpelerhaltende Wirkung gezeigt. Knorpelabbauende Enzyme und Entzündungsstoffe wurden durch diesen Inhaltsstoff aus Lauchgemüse inaktiviert. Daraus kann man folgern, dass eine Ernährung mit viel Diallylsulfid-haltigen Nahrungsmitteln den Gelenkknorpel schützt.
Weitere knorpelschützende Nahrungsmittel sind zum Beispiel:
- Olivenöl und Leinöl: reich an ungesättigten Fettsäuren
- Kohl, Haferflocken: ballaststoffreiche Nahrungsmittel mit viel Vitamin C
- Blaubeeren, Curcuma: anti-entzündliche Wirkung einiger Inhalts- und Farbstoffe
- Meeresfisch: reich an entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren
Mehr Ernährungstipps und Rezepte für Menschen mit Arthrose finden Sie in unserem Spezialartikel zur Ernährung bei Arthrose.
Bewegung nicht vergessen!
Neben einer gesunden Ernährung ist auch bei Arthrose die körperliche Bewegung eine wichtige Säule der Behandlung. Nach der Beratung durch den behandelnden Arzt ist es häufig sinnvoll, spezielle Übungen auch zuhause durchzuführen. Die in unserem Spezialartikel aufgeführten Übungen gegen Kniearthrose sind für fast alle betroffenen Patienten geeignet.
Literaturangaben
Thema: Arthrose und Arthrose im Knie
- Arthrose: Gelenkerhaltende und knochenerhaltende Therapie
- Kniearthrose (Gonarthrose)
- Knorpeltransplantation (ACT) bei Arthrose
- Symptome der Arthrose im Kniegelenk
- Sport bei Kniearthrose
Therapie der Kniearthrose
- Kniearthrose: Medikamente, Nahrungsergänzung, Injektionen
- Übungen gegen Kniearthrose
- Operation bei Kniearthrose: Knorpeltransplantation, Gelenkerhalt und Knieprothese
- Retropatellararthrose (Kniescheibenarthrose)
- Knieendoprothese (Knie-TEP)
- Kniearthroskopie
- Laterale Knieteilprothese
- Knieteilprothesen