Frau mit chronischen Nackenschmerzen im Büro Menschen mit einem Bürojob sind häufig von chronischen Nackenschmerzen durch Verspannung betroffen. © fizkes, Adobe

Von chronischen Nackenschmerzen spricht man, wenn die Schmerzen bereits länger als drei Monate anhalten. Die häufigsten Ursachen für chronische Nackenschmerzen sind Bewegungsmangel und stundenlanges Arbeiten am PC. Die verkrampfte Sitzhaltung kann zu Nackenverspannungen und einem steifen Nacken führen. Im Spezialartikel "Steifer Nacken und Nackenverspannung: Ursachen und Behandlung" finden Sie weitere Informationen zum Thema. Regelmäßige, moderate sportliche Betätigung ist das beste Mittel gegen einen chronisch verspannten Nacken, dem keine strukturellen Schäden zugrunde liegen.

Weitere Auslöser von chronischen Nackenschmerzen können Schäden an der Wirbelsäule oder eine veränderte Knochensubstanz sein. Insbesondere bei Nackenschmerzen nach konkreten Ereignissen wie einem Autounfall oder mit Begleitsymptomen wie Taubheit, Kribbeln oder sogar Lähmungen müssen Sie umgehend einen Arzt aufsuchen!

Mögliche Ursachen

Chronische Nackenschmerzen durch rheumatische Erkrankungen

Rheuma und rheumatoide Arthritis sind chronische Erkrankungen, die vorrangig den Bewegungsapparat betreffen, aber sich auch in Organen, Gefäßen (Vaskulitiden), Haut (Kollagenosen) oder Wirbelsäule manifestieren können. Beispielsweise gehören Lupus erythematodes, Weichteilrheuma (Fibromyalgie), Psoriasisarthritis und Morbus Bechterew zu den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

Rheumatische Erkrankungen verlaufen chronisch und schreiten unbehandelt in sogenannten Rheumaschüben voran. Rheumatische Erkrankungen können bei Männern und Frauen, Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen auftreten und sollten von einem spezialisierten Facharzt (Rheumatologen) begleitet werden. Die Ursachen von Rheuma sind noch unbekannt, man nimmt aber eine starke genetische Komponente an.

Typischerweise lassen sich bei rheumatischen Erkrankungen Antikörper gegen körpereigene Gewebe nachweisen (Autoantikörper). Hierdurch wird eine chronische Entzündungsreaktion mit einer Vielzahl an individuellen Beschwerden ausgelöst, abhängig von Lokalisation und individuellen Risikofaktoren. Rheumatoide Arthritis befällt in der Wirbelsäule häufig die oberen beiden Halswirbel, Atlas und Axis, die für die Drehung und Neigung des Kopfes zuständig sind.

Symptome:

  • stechende Nackenschmerzen
  • Morgensteifigkeit: morgens nach dem Schlafen fallen Kopfbewegungen besonders schwer
  • Nackenschmerzen nachts
  • muskuläre Nackenverspannung mit Spannungskopfschmerzen
  • allgemeine Krankheitszeichen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, schwere Erschöpfung (Fatigue)

Was tun bei chronischen Nackenschmerzen wegen Rheuma?

Chronische Nackenschmerzen wegen Morbus Scheuermann

Verstärkte Kyphose der Brustwirbelsäule bei Morbus Scheuermann Bei Morbus Scheuermann ist die Brustwirbelsäule übermäßig gekrümmt (Kyphose) und der Patient hat einen sichtbaren Rundrücken. © olga, Adobe

Morbus Scheuermann ist eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule, die bereits im Jugendalter auftritt und Schätzungen zufolge etwa 10 Prozent der Deutschen betrifft. Bei Morbus Scheuermann wachsen einzelne Wirbelkörper an der Rückseite (dorsal) schneller als an der Vorderseite (ventral) und bilden sogenannte Keilwirbel aus. Mehrere Keilwirbel in Folge zwingen die Wirbelsäule in eine nach vorne gebeugte Krümmung (Hyperkyphose): Betroffene haben einen Rundrücken, im schlimmsten Fall einen Buckel. Die Scheuermann-Krankheit betrifft meist den unteren Abschnitt der Brustwirbelsäule, hat aber durch die veränderte Statik Auswirkungen auf die gesamte Wirbelsäule und den Bewegungsapparat.

Symptome:

  • muskuläre Nackenverspannungen
  • Rückenschmerzen
  • eingeschränkte Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule
  • bei starker Deformierung der Wirbelsäule: Atemprobleme

Was tun bei chronischen Nackenschmerzen wegen Morbus Scheuermann?

  • Physiotherapie, Muskelaufbau
  • Verhaltensänderungen wie Bauchlage beim Schlafen, Wahl der Sportart
  • Stützkorsett bei Jugendlichen
  • in Ausnahmefällen: operative Versteifung von Wirbelkörpern (Spondylodese)

Chronische Nackenschmerzen wegen Skoliose

Röntgenbild einer Wirbelsäule mit Skoliose Röntgenbild eines Patienten mit seitlicher Verkrümmung der unteren Brustwirbelsäule. © angkhan, Fotolia

Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Sie kann angeboren sein oder sich durch degenerative Prozesse wie Spondylarthrose im Laufe des Lebens entwickeln. Bei fast allen Skoliose-Patienten ist die Ursache unbekannt (idiopathisch). In den meisten Fällen sind die Brustwirbelsäule (BWS) oder die Lendenwirbelsäule (LWS) von Skoliose betroffen. Der Orthopäde erkennt Skoliose bei einem Patienten durch die Schiefstellung des Beckens, der Schulter oder der Hüfte. Die Schwere einer Skoliose bestimmt der Arzt über die Messung des Cobb-Winkels.

Symptome:

  • muskuläre Nackenverspannungen durch Fehlstellung
  • Nackenschmerzen mit Spannungskopfschmerzen

Was tun bei chronischen Nackenschmerzen wegen Skoliose?

Chronischen Nackenschmerzen wegen Tumor oder Metastasen

Tumoren und Tochtergeschwüre (Metastasen) im Halsbereich können in der Schilddrüse, in den Halswirbeln oder in den Rückenmarkshäuten auftreten. Besonders schnell wachsende Tumoren fordern mit der Zeit immer mehr Raum, wodurch die Gefahr einer Kompression und Druckschädigung von Rückenmark, Nervenwurzeln oder Spinalnerven besteht.

Symptome:

  • schmerzhafte Nackenverspannungen
  • schmerzhaft vergrößerte Lymphknoten am Hals
  • Schonhaltung
  • evtl. Kraftverlust in den Armen und Händen, Taubheitsgefühl oder Lähmungen

Was tun bei chronischen Nackenschmerzen wegen Tumoren?

  • ursachenbezogene Therapie
  • Entfernung des Tumors