Für Knieschmerzen nachts oder Knieschmerzen in Ruhe sind oft entzündliche Prozesse im Kniegelenk verantwortlich. Auch Schmerzen, die von der Wirbelsäule her ausstrahlen - z. B. bei einer Spinalkanalstenose oder einem Bandscheibenvorfall - können Knieschmerzen in Ruhe oder Knieschmerzen nachts auslösen. Mögliche Ursachen für Knieschmerzen im Ruhezustand sind:
- entzündlich aktivierte Kniearthrose
- Rheuma oder rheumatoide Arthritis im Knie
- bakterielle Infektion im Knie
- Nervenwurzelreizung im Wirbelkanal
- Aseptische Knochennekrose im Knie: Morbus Ahlbäck
Entzündlich aktivierte Kniearthrose
Anfangs leiden Betroffene mit Knorpelverschleiß im Knie (Gonarthrose) nur unter Belastung an Knieschmerzen. Eine fortschreitende Kniearthrose sorgt dafür, dass das Kniegelenk zunehmend schlechter funktioniert und weniger belastbar ist. Die Knieschmerzen werden quälender, da immer mehr schützender Knorpel im Gelenk verloren geht. Ober- und Unterschenkelknochen reiben bei Bewegung schmerzhaft aneinander. An der Gelenkfläche bilden sich Knochensporne (Osteophyten), die zusätzlich die Beweglichkeit verringern. Das Aussehen des Kniegelenks verändert sich ebenfalls: es schwillt an und verliert an Kontur.
Die entzündlich aktivierte Arthrose im Knie stellt ein spätes Krankheitsstadium dar. Das Kniegelenk ist dann überwärmt, geschwollen und im Gelenkspalt kann der Arzt Knorpel- und Knochentrümmer feststellen. Das entzündete Milieu fördert den weiteren Knorpelabbau und die Knorpelerweichung.
Was tun bei entzündlich aktivierter Kniearthrose?
Bevor der Kniespezialist eine aktivierte Kniearthrose behandelt, muss er mithilfe einer Gelenkpunktion Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden wie zum Beispiel Rheuma und Gicht ausschließen (Differentialdiagnose).
- Anpassung der Ernährung und der Lebensweise an die Erkrankung: u. a. entzündungsfördernde Nahrungsmittel meiden, gelenkschonenden Sport treiben, Tragen von Schuheinlagen
- konservative Therapien mit Kälteanwendungen
- therapeutische Kniespiegelung (Arthroskopie)
- autologe Knorpeltransplantation oder Minced Cartilage
- Umstellungsosteotomie bei Fehlstellung der Beinachse
- Versorgung mit Knieteilprothese oder Knieendoprothese (Knie-TEP) je nach Ausmaß des Knorpelschadens
Rheuma oder rheumatoide Arthritis im Knie
Unter dem Begriff Rheuma werden verschiedene chronisch verlaufende Autoimmunerkrankungen des Körpers zusammengefasst. Autoimmun bedeutet, dass das außer Kontrolle geratene Immunsystem körpereigene Gewebe angreift und Entzündungen auslöst.
Die bekannteste Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis ist die rheumatoide Arthritis. Sie wird auch als Gelenkrheuma bezeichnet und kann alle Gelenke des Körpers befallen. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt und Experten gehen von einer genetischen Veranlagung aus. Unter einer rheumatischen Autoimmunerkrankung können sowohl Kinder als auch Erwachsene leiden und die Krankheit begleitet sie lebenslang.
Rheumatische Erkrankungen verlaufen typischerweise in Schüben, das bedeutet, an Phasen, in denen die Patienten ihre Erkrankung kaum spüren, schließen sich Zeiträume an, die von starken Gelenkschmerzen geprägt sind. Die entzündlichen Prozesse können jederzeit auf Organe wie Nieren, Darm oder Haut übergreifen.
Was tun bei Rheuma im Knie?
Bei einem derart vielschichtigen Krankheitsbild wie Rheuma ist die Diagnose durch einen Facharzt (Rheumatologen) sehr wichtig, um frühzeitig die Entzündungen im Körper aufzuhalten oder zu verlangsamen.
- konservative Therapie von Rheuma: Eigenübungen und Physiotherapie zum Erhalt der Gelenkbeweglichkeit
- medikamentöse Stufentherapie mit einer Kombination aus nichtsteroidalen Antirheumatika, Coxiben, Kortison und krankheitsmodifizierenden Medikamenten (DMARDs)
- physikalische Therapieformen (Bäder, Kälte, Stoßwellen), TENS, Akupunktur
- Hilfsmittel für den Alltag: Geh- und Anziehhilfen, Griffaufsätze, Duschhocker u.a.
- operative Eingriffe: Entfernung der erkrankten Gelenkschleimhaut (Synovialektomie), Verödung der entzündeten Synovialis (Radiosynoviorthese), Resektionsarthroplastik, Arthrodese, Implantation einer Knieendoprothese oder Teilprothese (Repicci-Prothese)
Anlaufschmerz und Morgensteifigkeit: typische Symptome für Arthrose und rheumatische Erkrankungen
Knieschmerzen nach Ruhephasen wie zum Beispiel dem Aufstehen vom Stuhl bezeichnet man als Anlaufschmerzen. Anlaufschmerzen verschwinden nach einigen Schritten oder nach dem Aufwärmen des Gelenks wieder und haben meist eine degenerative oder rheumatische Ursache.
Anlaufschmerzen sind wie die Morgensteifigkeit beim Aufstehen nach dem Schlafen typische Beschwerden bei älteren Patienten mit einer Schädigung des Knorpels im Knie (Chondromalazie). Zum Knorpelverschleiß (Kniearthrose) bzw. zur entzündlichen Veränderung kommen häufig ein unerkannter oder unbehandelter Meniskusriss, ein schwaches Kreuzband oder geschädigte Seitenbänder im Knie.
Bakterielle Infektion im Knie
Bakterielle Infektionen des Kniegelenks sind sehr gefährlich, weil sie unbehandelt zu einer fortschreitenden Zerstörung des Knorpels und im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Sepsis ("Blutvergiftung") führen können. Mögliche Ursachen für das Einschleppen von Bakterien ins Kniegelenk sind offene Brüche in Gelenknähe, eine Gelenkpunktion oder unsteril durchgeführte Operationen.
Das Knie fühlt sich bei einer bakteriellen Infektion überwärmt und geschwollen an, da sich ein Gelenkerguss gebildet hat. Patienten mit einer Infektion fühlen sich krank, erschöpft und haben in der Regel Fieber.
Was tun bei einer bakteriellen Infektion?
- Behandlung mit Antibiotika
- Gelenkspiegelung (Arthroskopie) zur Abtragung der geschädigten Gelenkschleimhaut
Nervenwurzelreizung im Wirbelkanal
Ein weiterer Auslöser für Knieschmerzen, die nachts oder nach dem Aufstehen am Morgen auftreten, ist die Reizung eines Spinalnerven im Wirbelkanal. Meist ist eine Bandscheibenvorwölbung oder ein Bandscheibenvorfall für die Einengung (Kompression) des Nerven verantwortlich. Betroffene leiden dann unter Knieschmerzen in Ruhe, wenn der gereizte Spinalnerv für die Versorgung der Knieregion verantwortlich ist. Da nicht immer gleichzeitig Rücken- und Knieschmerzen auftreten, stellt das diagnostisch hohe Ansprüche an den behandelnden Arzt.
Was tun bei Nervenwurzelreizung im Wirbelkanal?
In jedem Fall behandelt der Orthopäde bei Knieschmerzen, die aufgrund einer Nervenreizung entstehen, die zugrundeliegende Ursache.
- schmerzstillende, entzündungshemmende Medikamente aus der Gruppe der NSAR
- Physiotherapie, Wärmeanwendungen, Reizstromtherapie (TENS)
- operativer Eingriff je nach Ausmaß des Bandscheibenvorfalls und der Symptomstärke: endoskopische Bandscheibenentfernung (Nukleoplastie), Schmerzkatheter