Fersenschmerzen beim Auftreten, Stehen und Laufen
Fersenschmerzen, die beim Auftreten, Gehen und während des Lauftrainings auftreten, haben meist einen Auslöser, der im orthopädischen Bereich zu suchen ist. Das bedeutet, die Schmerzursachen liegen in Veränderungen der Knochen, Gelenke, Sehne, Muskel und Schleimbeutel begründet. Überlastungen oder Fehlbelastungen in Beruf oder Sport können zu Fersenbeinbruch, einem unteren Fersensporn (Plantarfasziitis), einem Überbein am Fersenbein (Haglundferse), Sehnenentzündungen oder Sehnenrissen im Fersenbereich führen.
Mögliche Ursachen für Fersenschmerzen beim Auftreten, Stehen und Laufen:
- Bruch des Fersenbeins (Calcaneusfraktur)
- Unterer Fersensporn mit Entzündung der Sehnenplatte an der Fußsohle (Plantarfasziitis)
- Schmerzen im Bereich der Achillessehne (Achillodynie)
- Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne (Achillobursitis)
- Haglundferse (Haglundexostose)
Bruch des Fersenbeins (Calcaneusfraktur)
Symptome des Fersenbeinbruchs:
- akut: Schmerzen im Rückfuß, an Ferse und Außenknöchel, starke Schwellungen und Blutergüsse (Hämatome)
- Auftreten und Gehen kaum möglich
- nach Ausheilung: diffuse Restschmerzen im Fuß, stechende Schmerzen im Knöchel
- Fersenschmerzen beim Auftreten und Gehen
- Steifheit und Schmerzen im Sprunggelenk
- evtl. sichtbare Fehlstellung des Fersenbeins
Der Fersenbeinbruch (Calcaneusfraktur) zählt zu den häufigsten Brüchen der Fußwurzelknochen. Er ist häufig die Folge von Unfällen: Ein Sturz aus großer Höhe, ein Auffahrunfall mit direkter Stauchung des Fußes und Arbeitsunfälle mit Umknicken sind typische Ursachen für einen Fersenbeinbruch. Wegen der starken Schmerzen können Betroffene nicht mehr auftreten und suchen schnellstmöglich einen Arzt auf.
Ein offener Fersenbeinbruch muss sofort medizinisch versorgt werden. Unter Umständen können zusätzlich Sehnenansätze am Fersenbein an- oder abgerissen sein. Die Schilderung des Unfallhergangs gibt dem Arzt erste Hinweise auf die Fersenbeinfraktur. Er prüft, ob sich durch Begleitverletzungen der Weichteile ein Kompartmentsyndrom am Fuß entwickelt hat. Dieses kann Muskeln und Nerven im Unterschenkel dauerhaft schädigen.
Unkomplizierte Fersenbeinbrüche, bei denen sich das Fersenbein nicht verschoben hat, behandelt der Orthopäde in der Regel konservativ. Sehr oft betrifft ein Fersenbeinbruch allerdings die Gelenkfläche zwischen Fersenbein und Sprungbein, das subtalare Gelenk. Komplizierte Frakturen, Trümmerbrüche und verschobene Bruchfragmente erschweren die Heilung eines Fersenbeinbruchs und führen langfristig oft zur Sprunggelenksarthrose.
Was tun bei Fersenbeinbruch?
Eine Fersenbeinfraktur ist eine langwierige und für die Patienten sehr belastende und einschränkende Erkrankung. Der orthopädische Experte versucht mit konservativen und operativen Strategien, die nach der Ausheilung verbleibende Fehlstellung des Fersenbeins so gering wie möglich zu halten, um Schäden im Sprunggelenk und die Entwicklung einer Arthrose zu vermeiden oder hinauszuzögern.
- Ruhigstellung, wobei hier die Gefahr einer Verheilung in Fehlstellung besteht
- medikamentöse Schmerztherapie
- Versorgung mit Einlagen, stützenden Fersenkappen und speziellen Schuhzurichtungen, um den bestehenden Knick-Plattfuß zu behandeln
- Physiotherapie und Eigenübungen zur Kräftigung von Fuß- und Unterschenkelmuskulatur
- evtl. Arthroskopie des unteren Sprunggelenks, in frühem Stadium mit Knorpeltherapie
- Versteifung (Arthrodese) mit Stellungskorrektur des unteren Sprunggelenks bei starker Schmerzbelastung
Unterer Fersensporn mit Entzündung der Sehnenplatte an der Fußsohle (Plantarfasziitis)
Symptome des Fersensporns mit Plantarsehnenentzündung:
- Stechende Schmerzen beim Auftreten, Stehen und Laufen
- Anlaufschmerzen
- Belastungsabhängige Schmerzen
- Schmerzfreiheit in Ruhe
- Unterer Fersensporn: Schmerzen an der Fußsohle vor dem Fersen-Fettpolster
Beim unteren Fersensporn leiden die Betroffenen unter messerstichartigen Schmerzen im Fersenbereich an der Fußsohle. Der untere Fersensporn hat seinen Namen auf Grund eines im Röntgenbild häufig sichtbaren Kalksporn am Sehnenansatz der Plantarsehne.
Der Sehnenansatz der Plantarsehne ist beim Fersensporn sehr druckschmerzempfindlich. Häufig entsteht der untere Fersensporn bei übergewichtigen oder sehr großgewachsenen Menschen. Auch Läufer und Sportler leiden nicht selten an stechenden Fersenschmerzen an der Fußsohle, die sich nach Trainingsbeginn teilweise wieder bessern.
Nach dem Einlaufen nehmen die Fersenschmerzen häufig wieder ab oder verschwinden ganz.
Im Gegensatz dazu verspürt der Patient beim oberen Fersensporn Schmerzen im Bereich der Ferse. Der Ansatz der Achillessehne ist entzündet und verursacht häufig Druckschmerzen beim Tragen von Schuhen.
Mit der Ultraschalluntersuchung kann der Fußspezialist die krankhafte Verdickung der schmerzenden Plantar- oder Achillessehne eindeutig nachweisen.
Was tun bei Fersensporn und Plantarfasziitis?
Patienten mit Plantarsehnenentzündung sollten ihren Fuß entlasten. Nicht in den Schmerz hineintrainieren oder ihn ignorieren! Dehnungsübungen der Plantarsehne beugen dem Fersensporn vor oder unterstützen die Heilung. Schuheinlagen entlasten den Sehnenansatz an der Ferse. Die Stoßwellentherapie kann die Heilung beschleunigen.
- Einlagenversorgung zur Entlastung des Plantarsehnenansatzes bzw. des Achillessehnenansatzes bei Fersensporn
- Stoßwellentherapie mit hochfrequentem Ultraschall
- Zellbiologische Regulationstherapie (ZRT®-Matrix-Therapie)
- Dehnungsübungen und Physiotherapie
- Botulinumtoxin-Injektion gegen Fersensporn
- Endoskopische Operation oder Radiofrequenztherapie
Schmerzen im Bereich der Achillessehne (Achillodynie)
Symptome der Achillodynie:
- stechende Anlaufschmerzen beim Auftreten und Laufen
- Verdickung 3 cm über dem Sehnenansatz
- Rötung und Überwärmung der Haut
- hörbares Knirschen der Sehne (Krepitation)
- Frühstadium: Belastungsschmerzen
- Spätstadium: Ruheschmerz/Dauerschmerz
Die Achillodynie tritt stets als stechender Anlaufschmerz im Fersenbereich zu Beginn einer Belastung auf. Das ist trügerisch: Auch wenn der Schmerz während des Laufens oder dem Training wieder verschwindet, wird die Achillessehne immer anfälliger und brüchiger, je länger die Achillodynie unbehandelt bleibt. Es droht ein Riss (Ruptur) der Achillessehne.
Die Achillessehne entzündet sich häufig nach ungewohnter Trainingsbelastung, aber auch Fuß- und Beinfehlstellungen wie ein Knick-Senkfuß oder eine X-Bein-Stellung lösen eine Sehnenreizung aus. Diabetes und Übergewicht begünstigen zusätzlich eine Achillodynie.
Von einer Achillodynie sind meist Menschen im Alter zwischen 35 und 45 Jahren betroffen, hauptsächlich Männer. Diese schmerzhafte Degeneration der Achillessehne ist ein Warnzeichen und meist gut vom Orthopäden zu diagnostizieren. Die Bestimmung des genauen Stadiums der Achillodynie kann dabei sehr anspruchsvoll sein. Typischerweise wechseln schmerzhafte Krankheitsphasen mit beschwerdefreien Zeiträumen ab.
Was tun bei Achillodynie?
Reduzieren Sie unbedingt Ihre Laufbelastung. Akute Entzündungen können Sie mit schmerzstillenden Antirheumatika wie z. B. Ibuprofen behandeln.
- Ruhe und Entlastung der Achillessehne
- Entzündungshemmende Medikamente
- Schuheinlagen (Absatzerhöhung, Überpronationsschutz)
- Physiotherapie
- Exzentrische Dehnübungen der Wadenmuskulatur
- Stoßwellentherapie
- Operative Entfernung von entzündetem Gewebe
- Operation nach Achillessehnenruptur: Wiederherstellung durch Achillessehnenplastik
Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne (Achillobursitis)
Symptome der Achillobursitis:
- Schwellung im Fersenbereich
- Überwärmung und Rötung der Haut
- Stechende Fersenschmerzen beim Auftreten, Laufen und im Schuh hinten an der Fersenkappe
Auch schmerzhafte Entzündungen der Schleimbeutel (Bursitis) im Bereich der Achillessehne können zu belastungsabhängigen Fersenschmerzen beitragen. Schleimbeutel sind flüssigkeitsgefüllte Gewebe, die die Beweglichkeit von Sehnen, Muskeln und Haut gewährleisten. Sie schützen die Weichteile vor Druck und Prellungen.
Die Entzündung der Schleimbeutel (Bursitis) am Fuß ist sehr häufig für Rückfußschmerzen verantwortlich. Die Achillessehne ist in ihrem Verlauf über dem Fersenbein zwischen zwei Schleimbeuteln gelagert, die sich bei sich Druck oder Überlastung entzünden können. Eine solche Achillobursitis löst in der Regel Schmerzen an der Ferse aus.
Was tun bei Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne?
- Entlastung, Kühlung, Ruhigstellung
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie z. B. Ibuprofen
- Stoßwellentherapie: hochbeschleunigte Ultraschallwellen
- Punktion des entzündeten Schleimbeutels
- Operative Entfernung des Schleimbeutels
Schuhe mit zu enger Fersenkappe sollten Sie ersetzen und den Fersenbereich durch Einlagen polstern. Entzündungshemmende Schmerzmitteln reduzieren die Reizung der Achillessehne. Um den Fuß zu entlasten, sollten Sie nur eingeschränkt Sport treiben. In schweren Fällen entfernt der Arzt den Schleimbeutel am Rückfuß operativ.
Haglundferse (Haglundexostose)
Symptome der Haglundferse:
- stechende Fersenschmerzen beim Auftreten und Laufen
- Schwellung und Rötung der Ferse
- Druckschmerz
- Überwärmung, Rötung
Für stechende Schmerzen an der Ferse, die sich bei Druck verstärken, gibt es neben dem Fersensporn und der Achillodynie weitere Ursachen. Fußfehlstellungen wie der Hohlfuß führen zu einem verstärkten Hervortreten des Fersenbeinknochens. Weiche Gewebe wie Schleimbeutel oder die Achillessehne werden gereizt und entzünden sich. Der Hohlfuß erhöht daher die Anfälligkeit für die Haglundferse. Ungeeignetes Schuhwerk und schlecht angepasste Laufschuhe mit zu engen Fersenkappen können dieses Problem verstärken.
Was hilft bei der Haglundferse?
Vor allem Laufsportler leiden häufig an einer Haglundferse. Betroffene sollten das Training nicht fortsetzen und den Fuß entlasten. Folgende konservative Therapien helfen zusätzlich bei einer Haglundferse:
- Fersenpolster
- Einlagenversorgung
- Physikalische Therapie mit Kälte- oder Stromreizen
- Antirheumatische Schmerzmittel
- operativer Eingriff (z. B. Knochenabtragung, Schleimbeutelentfernung, Sanierung der Achillessehne)
Was tun Laufsportler bei Fersenschmerzen?
Für alle Patienten mit Fersenschmerzen und besonders für Laufsportler gilt: Bei akuten oder chronischen Schmerzen nicht einfach mit dem Training weitermachen! Nehmen Sie Schmerzsignale ernst und lassen Sie die Schmerzursache abklären und vom Spezialisten behandeln, bevor sich bleibende Schäden ausbilden. Wichtig ist eine sofortige Verringerung der Belastung. Auf keinen Fall sollten Sie bei Sehnenschmerzen entzündungshemmende Schmerzmittel nehmen, ohne die Belastung zu reduzieren. Wettkampf und Training unter Schmerzmitteln sind sehr schädlich für die entzündete Achillessehne.